Liebe Camem, ich bin mir nicht ganz sicher, ob Du mich meinst, aber da mein Alias hier im Verlauf am ähnlichsten klingt wie Herzschmerz gehe ich mal davon aus...
Erst einmal vielen Dank für Deine lieben Worte. Es ist schön zu lesen, dass Dir mein Text in irgendeiner Form etwas bedeutet und es macht mich gleichzeitig auch ein wenig traurig, denn der Anlass ist ja kein Schöner.
Diese Trennung ist inzwischen einen guten Monat her...was nicht heissen soll, ich hätte ständig wechselnde Beziehungen. Vor dieser Beziehung war ich gute 7 Jahre mit meiner vermeintlich grossen Liebe zusammen. In dieser Beziehung habe ich mich nahezu völlig selbst verloren. Der Erkenntnisprozess hat damals sehr lange gedauert, weil ich, wie Du, mein Glück über diese Beziehung definiert habe. Nach der damaligen Trennung habe ich sehr lange gebraucht, um mich selbst wiederzufinden und wieder aufzustehen. Ich war fest davon überzeugt, mich niemals wieder auf jemanden einlassen zu wollen oder zu können, geschweige denn, für jemanden soetwas wie verliebt sein empfinden zu können.
Doch nach einer längeren Zeit traf ich dann meine aktuelle Ex-Freundin...klingt irgendwie komisch, aber ich weiss nicht, wie ich es sonst nennen soll... Plötzlich war das Gefühl wieder da und ich sagte mir, trau dich das Gefühl zuzulassen...also habe ich mich darauf eingelassen... nach den ersten paar Monaten habe ich gespürt, dass zwischen uns etwas nicht stimmt. Es waren sehr viele sehr schöne Momente dabei, aber in Summe war ich nicht glücklich. Und ich muss dazusagen, dass ich völlig vorbehaltslos in diese Beziehung bin, ohne irgendetwas aus meiner Vergangenheit nachzutrauern.
Wenn ich eines aus der 7-Jährigen Beziehung und der Hölle danach gelernt habe, dann ist das Nein-sagen. Und das habe ich diesmal angewandt. Ich habe eben nicht mehr Verhaltensweisen akzeptiert, die mich gestört oder gar verletzt haben. Ich hatte endlich die Selbstsicherheit zu thematisieren, wenn mich etwas gestört hat. Und vorallem hatte ich den Mut, die mögliche Konsequenz einer Trennung zu tragen. Das hört sich alles seltsam an, aber jetzt kommt die Erkenntnis:
Ein befreundeter Psychologe hat mir mal bei einem B. etwas erklärt, als ich ihn gefragt habe, warum ich immer an die selben Frauen hinlaufe. Er meinte - und das klingt schon etwas Eso-mässig - vielleicht musstest Du noch etwas lernen... aber er hat Recht. In der harten Zeit dieser 7 Jährigen Beziehung habe ich schmerzhaft erfahren, dass man nicht alles aushalten muss und manchmal Stop oder nein sagen muss...dann kam die Beziehung danach, die witziger Weise 7 Monate gedauert hat, und da habe ich es angewandt...vielleicht ist auch blödsinnig was ich schreibe, aber im Grunde war es für mich sowas wie ne Übung... Dass sie quasi nahtlos nach unserer Trennung gleich mit dem Nächsten in die Kiste hupft ist eine andere Geschichte, zeigt mir aber, dass das keine echte Zuneigung war. Natürlich kratzt das am Stolz, obwohl ich der Initiator der Trennung war...aber man sieht an ihr, dass sie auf eine andere, mir fremde Art und Weise die Trennung versucht zu verabeiten, in dem sie auf der Suche nach Selbstbestätigung sich durch die Weltgeschichte *beep* lässt von Hinz und Kunz.
Du siehst also, es kommt bei Trennnungen und Verarbeitungen nicht auf die Länge des Zeitraums an, das ist immer individuell. Dass Du etwas länger benötigst ist ja kein Zeichen von Schwäche, sondern zeigt lediglich, dass Du ein sehr grosses Herz hast, das eben leicht sich selbst vergisst...und das tut Dir au Dauer nicht gut. Du musst anfangen, auf Dich selber aufzupassen. Vielleicht hast Du ja in irgendeiner Form ein Trauma aus Deiner Vergangenheit, das es Dir heute eben so schwer macht, loszulassen. Sowas wie Scheidung der Eltern etc... Aber, da kann ich Dir Hoffnung machen, daran kann man arbeiten. Du kannst Dir Hilfe holen. Du musst das so sehen: wenn man Schlimmen Schnupfen hat geht man auch zum Arzt. Es ist kein Zeichen von Schwäche sondern von Stärke, wenn man den Mut hat, sich auf professioneller Ebene mit sich selbst auseinanderzusetzen. Nur verstehen das viele Leute nicht, drum sollte mans niemandem sagen. Aber ich kann Dich dazu nur ermutigen. Ruf bei Deiner Krankenkasse an, sag Du hast ein Burnout, dann schicken die Dir ne Liste...die ersten 10h übernimmt die Kasse, mehr brauchst Du nicht...ist so wie ein Coaching. Hätte ich nach den 7 Jahren auch machen sollen, habe ich nicht, drum hats so lang gedauert...hinterher ist man immer klüger.
Jetzt hab ich viel zu viel geschrieben...hoffe es hilft Dir, viel Glück! Fang an an Dich zu denken und an Dich zu glauben.
Alles Liebe.
18.09.2017 09:06 •
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