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Wenn Ängste stärker sind als Liebe

NewLife16
Jetzt möchte ich auch mal ein eigenes Thema eröffnen, weil ich das Gefühl habe, die Ganze Sache einfach nicht objektiv beurteilen zu können und die Sicht von unbeteiligten Dritten brauche, um meine Gedanken zu ordnen.

Angefangen hat es vor über drei Jahren. Ich war im Trennungsjahr und meine Scheidung war fast durch. Dann war da dieser Mann, in den ich mich verguckt habe. Damals war er aber noch in einer Beziehung. Diese hatte allerdings wegen Vetrauensbrüchen keine Chance und ist dann auch auseinandergegangen. Zu der Zeit hatten wir uns schon getroffen, aber nichts miteinander. Nur viel geredet. Ich mochte ihn und wollte für ihn da sein. Auch, wenn es mich damals schon innerlich zerrissen hat, dass nicht ich seine Freundin war.

Kurz nach seiner Trennung hat er dann mit mir angebandelt. Allerdings mit viel Heimlichtuerei. Keiner sollte erfahren, dass er jetzt schon wieder jemanden hat und dann gerade mich (wesentlich jünger als er).
Ich bekam das Gefühl, er schämt sich für mich. Doch ich habe gehofft, das geht vorbei.
Mit der Zeit - für mich hat es sich unendlich lang angefühlt - hat er mich dann auch immer mehr Leuten vorgestellt und öfter irgendwohin mitgenommen.

Dann gab es Probleme mit der Wohnsituation. Es war eine ganz doofe Pendelei im Dreieck und ich schlug nach ca. einem halben Jahr vor, dass wir doch zusammenziehen könnten. Er wollte partout nicht aus seiner Wohnung und ich habe das akzeptiert und zog bei ihm ein. Ich dachte, es wäre für ihn auch ok.
Im Nachhinein habe ich erfahren, dass er eigentlich gerne allein wohnen wollte, sich aber nicht getraut hat, es mir zu sagen.
Zudem hatte er seine letzte Trennung kein bisschen verarbeitet und war nur so rasch mit mir zusammen gekommen, weil er Angst hatte, dass ich - jung, attraktiv, intelligent - sofort einen Neuen hätte.
Bevor er mein Partner wurde, hatte ich auch einige Dates. Habe aber alle auf Distanz gehalten, weil ich eben ihn liebte und mir Hoffnungen machte.

Nun gut, wir zogen zusammen - in seine Wohnung - und dann ging alles bergab. Er hatte Angst, ich könnte ihn (wie wohl schon Exen zuvor) - verdrängen. Ich habe komplett alle meine Möbel verkauft und ihm gesagt, es ist ok. Er kann alles von sich stehen lassen. Ich möchte ihn nicht verdrängen. Und das war in Ordnung für mich.
Allerdings wurde ich dann mehr und mehr verdrängt. Ich habe genau ein viertel des Kleiderschranks bekommen. Es war ok für mich. Eine Schublade und ein viertel vom Spiegelschrank im Badezimmer. Ok. Keinen Platz im Bücherregal, meine könnten ja in den Keller. Das war nicht mehr ok und ich habe mir zumindest ein Fach erkämpft.

Ich habe mich nicht zuhause gefühlt. Eher geduldet als gewollt. Es gab immer öfter Streit und mit der Zeit erkämpfte ich mir Platz in der Wohnung.

Dann fing sein Gefühl an, eingeengt zu werden. Ich hatte keine gute Kindheit und damals noch ein sehr großes Problem damit jemanden zu berühren, der nach Alk. riecht. Ich habe ihm natürlich nicht verboten, etwas zu trinken oder mit Kumpels wegzugehen. Allerdings sagte ich ihm einmal, als eine richtige Partywoche war und er mehrere Tage hintereinander mit Fahne (aber nicht sturzbetrunken!) Heim kam, dass mir das zu viel ist und ich mir wünsche, dass er zwischendrin immer mal wieder einen Tag nicht nach Alk. riecht. Es hat mich einfach angeekelt.
Für ihn war das der Overkill. Es gab nur noch Streit. Ich mache ihm Vorschriften, ich schränke ihn ein...

So ging es eine Ganze Zeit weiter. Wir haben viel geredet und es ist oft im Streit geendet. Ich habe natürlich auch viele Fehler gemacht. Durch meine schlechten Erfahrungen ist für ihn der S... lange Zeit viel zu kurz gekommen. Am Anfang konnte ich gar nicht. Doch weil ich ihn nicht verlieren wollte, habe ich eine Therapie gemacht.
Gegen Ende unserer Beziehung hatten wir immer öfter S... und es war auch schön. Ich dachte, das würde helfen.

Doch da war bereits zu viel vorgefallen. Er hatte panische Angst vor Konflikten und wenn ich ein Gespräch über die Zukunft führen wollte (eigentlich hatten wir gleiche Vorstellungen mit dem Unterschied, dass ich gerne heiraten würde und er nicht) oder ein Problem angesprochen habe, hat er komplett blockiert. Dabei wollte ich nicht streiten. Im Gegenteil. Ich wollte alles sofort klären, damit sich nichts aufstaut.

Er hat auch immer öfter wegen dummen Kleinigkeiten gelogen und das tat mir weh, weil er meinte er schäme sich vor mir und ich würde ihm das Gefühl geben, dumm und wertlos zu sein. Er wisse nicht, warum ich überhaupt bei ihm bleiben würde.
Natürlich habe ich auch schon im Streit Dinge gesagt, die mir leid tun. Und er reagiert auf Stress ganz sensibel mit dem Magen und ich habe mich sehr, sehr oft hilflos gefühlt und es gab lange Streit, bis er sich mal vom Arzt hat durchchecken lassen.
Aber das war doch nur, weil er mir wichtig ist! Weil ich ihn toll finde, so wie er ist. Ein wirklich lieber und wundervoller Mensch.
Mit Problemen, ja. Aber die habe und hatte ich auch. Und ich dachte, wir könnten sie gemeinsam lösen.

Letztendlich hat er sich von mir getrennt. Weil wir beide so nicht glücklich waren. Er sagte selbst, er muss mal wieder Single sein, das hätte er nach der letzten Trennung eigentlich schon tun müssen. Er kann nicht mehr ohne Angst und Vorbehalte mit mir reden. Er braucht Zeit und Raum für sich.

Das kann ich verstehen. Ich war aber nach der Trennung so einsam, dass ich ihn noch kontaktiert habe. Dann trafen wir uns noch ein paar Mal, sprachen, hatten auch S... und ich dachte, so wäre es ok. Er hatte keine Verpflichtungen und ich hatte ihn, Irgendwie. Bis wir in alte Muster zurückgefallen sind. Er sagte, er empfindet etwas für mich, aber keine Liebe. Er vermisse mich im Moment auch nicht und genieße einfach das Single-sein. Das hat mich so verletzt, dass ich nun vorerst den Kontakt vollkommen abgebrochen habe.

Ich kann das Ganze nicht verstehen. Wir hätten wunderbar zusammengepasst. Wir haben so viel miteinander gelacht, konnten so viel miteinander machen, so viel teilen. Er war für mich Partner und Kumpel zugleich.
Doch irgendwelche alten Ängste und schlechten Erfahrungen scheinen so eine Keil zwischen uns getrieben zu haben - schon bevor es eigentlich schön werden konnte - das alles nur kaputt gehen konnte.

Ich habe ihn darum gebeten, sich professionelle Hilfe zu holen. Schon öfter. Ich hoffe, er geht diesen Schritt.
Meine Liebe zu ihm ist ungebrochen. Ich trauere jeden Tag um das, was hätte sein können. Und frage mich, was ich tun könnte, um der Liebe meines Lebens zu helfen. Ihm das Gefühl zu geben, wertvoll zu sein.
Und ich wünsche mir so sehr, dass er mich endlich richtig lieben kann und zurück zu mir kommt

Gab es hier Leute unter euch, die auch schon solche Erfahrungen gemacht haben? Wo eigentlich alles hätte passen könnte, nur die Barrieren im Kopf scheinbar unüberwindbar groß waren?
Es tut einfach so weh, ich möchte diesen tollen Menschen nicht verlieren

20.04.2016 07:23 • x 1 #1


L
Hallo @NewLife16 ,

ersteinmal schön, dass Du hier bist. Schade, dass es eine Geschichte dazu gibt.

Nach einer Trennung fehlen einem besonders die Zweisamkeiten und die Zuneigung eines anderen Menschen. Das weißt Du bestimmt auch, schließlich geht es Dir jetzt so. Und genau deshalb benötigst Du jetzt Zeit für Dich!

Mit eurer Wohnungssituation war es so, dass er, wie Du bereits angemerkt hattest, alleine Leben wollte. Sei Dir bewusst, dass es sich nicht, wahrscheinlich sogar niemals, geändert hätte. Du wärst immer nur Gast bei ihm gewesen. Du hättest es nicht ändern können; in keinster Weise, tut mir leid.
Wenn Du mit deinem Partner zusammenziehst und dich nicht Zuhause fühlst bzw. nicht wohlfühlst, dann wird es auch mit eurer Beziehung nichts. Aber wichtig ist: Es liegt nicht an Dir!
Du wirkst sehr herzlich und einfühlsam, trotz deiner schlechten Erfahrungen, die Du bereits durchmachen musstest.

Das wichtigste für Dich ist jetzt, dass Du dich auf Dich konzentrierst. Du solltest tun, worauf Du lust hast. Schonmal an eine Kontaktsperre gedacht? Ist nicht jedermanns Sache, jedoch solltest Du versuchen, dich auf dein Leben zu konzentrieren; auf ein Leben ohne ihn.
Klingt hart, weiß ich, aber es wird das beste für Dich sein!

Rette ihn nicht! Er will nicht gerettet werden, braucht es vielleicht sogar garnicht.

Rette Dich selbst! Schreibe deinen Freunden, deiner Familie. Bretzel Dich auf und dann ab in nen Club mit deinen Mädels! Wochenende steht vor der Tür!

Was ich damit sagen will ist, dass Du versuchen musst, ihn zu vergessen, so hart es auch klingt. Und es wird hart sein für Dich, das glaub' mir.

Ich wünsche Dir viel Kraft, das alles durchzustehen. Das Forum ist immer für Dich da. Deine Freunde und Familie aber auch!

Wie geht's deiner Mama? Was machen deine Mädels am Wochenende?

20.04.2016 07:56 • #2


A


Wenn Ängste stärker sind als Liebe

x 3


U
Wie steht es um Deine Verlustängste aus der Kindheit? Hast Du Dich da schon mal, vielleicht mit einer Gesprächstherapie, intensiver mit beschäftigt?

Die Weichen für die Probleme wurden bei euch beiden nämlich schon weit vor der Beziehung gestellt.

20.04.2016 08:02 • #3


SilentOne78
Hallo NewLife,

mein Eindruck ist, eure Beziehung war von Anfang an geprägt von Problemen...

Du schon verliebt in ihn - er noch in Beziehung.
Er kommt mit Dir zusammen - bekennt sich aber nicht zu Dir
Er bekennt sich zu Dir - aber die Wohnsituation macht Dich unglücklich
Zu ziehst zu ihm - fühlst Dich aber nicht zuhause
Du erkämpfst Dir Deinen Platz - er fühlt sich eingeengt und distanziert sich
Er trennt sich, will Freiraum und Zeit für sich - Du willst ihn zurück
Du vermisst ihn - er ist zufrieden wie es ist.

Gab es in eurer Beziehung überhaupt schon mal einen Zeitpunkt, wo ihr beide rundum zufrieden ward miteinander und es gut war, so wie es ist?
Was lässt Dich glauben, das ihr da jemals hinkommen könntet?

Du kannst aus einer Katze keinen Hund machen. Er ist nicht krank, er braucht keine Hilfe. Er tickt einfach anders als Du. Nicht besser, nicht schlechter, einfach anders. Das Problem bist nicht Du, das Problem ist nicht er. Das Problem ist, dass ihr auf keinen gemeinsamen Nenner kommt.
Euch an den Punkten aufreibt, wo es nicht einfach so passt. Und nach Deiner Schilderung hab ich das Gefühl, das sind ziemlich viele Punkte... insofern wundert mich Dein wir hätten wunderbar zusammen gepasst.

Dein Schmerz tut mir ehrlich leid... ich weiß, das sowas verdammt weh tut.
Aber mein Eindruck ist, Du trauerst nicht um etwas, das hätte sein können, sondern um einen Wunschtraum, der im realen Leben keinen Bestand hat.

20.04.2016 09:01 • x 1 #4


NewLife16
Erst einmal herzlichen Dank für eure Antworten!

Auch wenn mich ein paar Aussagen ehrlich geschockt haben

@ Lescheck

Zitat:
Mit eurer Wohnungssituation war es so, dass er, wie Du bereits angemerkt hattest, alleine Leben wollte. Sei Dir bewusst, dass es sich nicht, wahrscheinlich sogar niemals, geändert hätte. Du wärst immer nur Gast bei ihm gewesen. Du hättest es nicht ändern können; in keinster Weise, tut mir leid.
Wenn Du mit deinem Partner zusammenziehst und dich nicht Zuhause fühlst bzw. nicht wohlfühlst, dann wird es auch mit eurer Beziehung nichts.


Ich sehe das nicht so. Er kam gerade frisch aus einer Beziehung, wo ihm das Zusammenleben nicht gut getan hat, weil er tatsächlich verdrängt wurde. Alle seine Möbel verschwanden in den Keller. Ich denke nicht, dass er generell nicht oder niemals zusammenziehen wollte. Es war einfach nur zu früh für ihn und er traute sich nicht, es mir zu sagen. Im Nachhinein meinte er, er hat quasi noch nie allein gelebt und wollte das mal. Er hat aber befürchtet, ich sehe das als Ablehnung gegen mich.
Ich fühle mich in seiner Nähe extrem wohl. Und ich glaube, es wäre anders gelaufen, wenn wir noch 1-2 Jahre gewartet hätte und dann eine gemeinsame, neue Wohnung gesucht hätten.
Es war eben nicht unsere Wohnung, sonder seine.

Zitat:
Das wichtigste für Dich ist jetzt, dass Du dich auf Dich konzentrierst. Du solltest tun, worauf Du lust hast. Schonmal an eine Kontaktsperre gedacht?


Jep, sehe ich auch so. Habe ihn seit fast drei Tagen nicht mehr kontaktiert und auch auf WhatsApp blockiert. Es tut weh, aber mir ist klar, dass es sein muss.

Zitat:
Rette ihn nicht! Er will nicht gerettet werden, braucht es vielleicht sogar garnicht.


Ich habe nicht vor, ihn zu retten. Ich liebe ihn aber und würde gerne meine Zukunft mit ihm verbringen. Doch dazu müsste jeder an seinen bereits bestehenden Problemen arbeiten.
Was so oder so notwendig ist, wie ich denke, denn seine eigenen Probleme nimmt man mit, auch in neue Beziehungen.

Zitat:
Ich wünsche Dir viel Kraft, das alles durchzustehen. Das Forum ist immer für Dich da. Deine Freunde und Familie aber auch!


Danke dafür! Und das Forum hilft mir auch sehr.
Eine Familie habe ich leider nicht. Nur Kontakt zu meinem Vater, doch er hat eine neue Familie und wir sehen uns vielleicht einmal im Monat. Mutter und Brüder sind leider Alk./Medikamenten-/Dro.abhängig und ich habe den Kontakt bereits lange abgebrochen.
Mädels habe ich auch keine. Einige gute Kumpels, mit denen ich zB mal abends was trinke oder mich zum Lernen treffe. Darum fiel mir auch Anfangs so schwer IHN nicht mehr zu kontaktieren. Er war immer auch mein bester Freund.

@urmeliii

Zitat:
Die Weichen für die Probleme wurden bei euch beiden nämlich schon weit vor der Beziehung gestellt.


Danke dir!
Exakt das ist es. Wir waren beide zu Problembeladen. Und ich arbeite auch wirklich hart an meinen. Denn sonst verbaue ich mir so viele Chancen.

@ SilentOne78

Zitat:
Gab es in eurer Beziehung überhaupt schon mal einen Zeitpunkt, wo ihr beide rundum zufrieden ward miteinander und es gut war, so wie es ist?
Was lässt Dich glauben, das ihr da jemals hinkommen könntet?

Du kannst aus einer Katze keinen Hund machen. Er ist nicht krank, er braucht keine Hilfe. Er tickt einfach anders als Du. Nicht besser, nicht schlechter, einfach anders. Das Problem bist nicht Du, das Problem ist nicht er. Das Problem ist, dass ihr auf keinen gemeinsamen Nenner kommt.
Euch an den Punkten aufreibt, wo es nicht einfach so passt. Und nach Deiner Schilderung hab ich das Gefühl, das sind ziemlich viele Punkte... insofern wundert mich Dein wir hätten wunderbar zusammen gepasst.


Mir ist nicht ganz ersichtlich, wo ich aus einer Katze einen Hund machen möchte. Ich betone doch, dass ich ihn so liebe, wie er ist. Jeder Mensch hat Macken und Probleme.

Warum ich denke, dass es gepasst hätte: Weil wir menschlich wirklich gut zueinander gepasst haben. Wir haben den selben Humor, viel gelacht, die gleichen Dinge gemocht, die selben Clubs, Freizeitaktivitäten, Serien, Musik, wir waren beide nicht eifersüchtig, haben den anderen nichts verboten (er konnte mit seinen Kumpels die ganze Nacht weg oder mal ne Woche in den Urlaub, ich konnte das ebenso), jeder fühlt sich vom anderen körperlich stark angezogen, jeder von uns mochte das Gefühl, vom anderen berührt zu werden,...
Es hat menschlich absolut alles gepasst. Mehr, als ich mir bei jedem anderen vorstellen könnte.

Ich sehe das Problem in alten Ängsten und dem falschen Zeitpunkt. Ich denke, wenn wir uns erst kennengelernt hätten, wenn er schon ein Jahr Single gewesen wäre und einige Zeit allein gelebt hätte und erst, nachdem ich meine körperlichen Ängste überwunden hatte - ich denke, dann wäre alles ganz anders gelaufen.

Es gab auch einen Zeitpunkt, an dem wir miteinander extrem glücklich waren: Bevor wir zusammengezogen sind. Allerdings war sein Problem da noch die frische Trennung und meines die Pendelei. Miteinander hatten wir keinerlei Probleme.
Erst, als ich zu ihm gezogen bin, weil er es ja eigentlich noch nicht wollte und konnte.
Aber ich hätte ihn auch nicht weniger geliebt, wenn er mir das klar gesagt hätte. Dann hätte ich mir eben erst einmal allen eine Wohnung gesucht, die günstiger gelegen hätte...

20.04.2016 12:24 • #5


Urmel_
Zitat:
Wir waren beide zu Problembeladen. Und ich arbeite auch wirklich hart an meinen. Denn sonst verbaue ich mir so viele Chancen.


Diese Sicht der Dinge hebt Dich von vielen anderen Menschen ab.

Und wenn Du es wirklich so meinst wie Du es sagst, dann bist Du schon sehr weit darin, Dich und Deine Verantwortung in einem gesunden Kontext zu sehen.

Und ja, Du hast Recht, Du verbaust Dir schlichtweg eine sehr entspannte Art des Glücks im Leben, wenn Du nicht an Deinen Baustellen arbeitest.

Mal aus Interesse: Stell Dir vor Du hättest jetzt einen Mann zur Auswahl, der Dich auch so nimmt, wie Du jetzt bist. Denkst Du, die Sache würde gut gehen? Denkst Du, Du wärst auf lange Sicht glücklich? Denkst Du, ein anderer Mensch könnte Dein Defizit an Glück ausgleichen?

Die Antwort kennen natürlich wir beide. Aber ich bin neugierig, wie Du für Dich den Sprung geschafft hast, statt Rosa Brille auf Realität umzuschalten. Und insbesondere würde mich Deine Beziehung zu Deinem Vater interessieren. (war nie da, hat mich viel gelehrt, ... sowas meine ich).

20.04.2016 14:19 • x 2 #6


NewLife16
Zitat:
Mal aus Interesse: Stell Dir vor Du hättest jetzt einen Mann zur Auswahl, der Dich auch so nimmt, wie Du jetzt bist. Denkst Du, die Sache würde gut gehen? Denkst Du, Du wärst auf lange Sicht glücklich? Denkst Du, ein anderer Mensch könnte Dein Defizit an Glück ausgleichen?


Ich denke, es würde mich glücklich machen, wenn ich nicht allein an mir und meinen Ängsten arbeiten müsste. Wenn ich wüsste, da ist jemand, den ich auch mal verheult anrufen und bitten kann, zu mir zu kommen und mich in den Arm zu nehmen. Ohne, dass diese Person in der Pflicht wäre, meine Probleme für mich zu lösen.
Umgekehrt würde ich natürlich dem Menschen, der mir Liebe und Zuneigung entgegen bringt ebenfalls gerne eine Unterstützung sein.

Denn meiner Ansicht nach ist es nichts Anderes. Partner geben einem Rückhalt, während man mit dem eigenen Leben klar kommt. Jeder trägt seine Päckchen und es gibt in jeder Lebensphase neue Probleme. Und die kann man immer nur selbst lösen. Das kann nie ein Anderer für einen tun. Aber warum allein? Es könnte doch so viel einfacher sein, wenn man jemanden an seiner Seite hat. Und man sich gegenseitig Mut macht, an den Dingen zu arbeiten und auch mal zusammen einfach ein paar Stunden vor Problemen flüchtet, die nicht lösbar sind.

Für mich ist Beziehung ein Prozess, in dem sich zwei Menschen gegenseitig helfen, jeweils das eigene Leben so gut es geht zu meistern und es für den Anderen gerne tun.
Beide Seiten sollten dem Anderen Geborgenheit, Wärme und Zuflucht bieten wollen.

Zitat:
Aber ich bin neugierig, wie Du für Dich den Sprung geschafft hast, statt Rosa Brille auf Realität umzuschalten. Und insbesondere würde mich Deine Beziehung zu Deinem Vater interessieren. (war nie da, hat mich viel gelehrt, ... sowas meine ich).


Zu meinem Vater hatte ich eigentlich immer eher ein kumpelhaftes Verhältnis. Schon früh zusammen in die Kneipe, zum Tätowierer, zum Sport,...
Meine Mutter ist und war schwer psychisch krank und es gab auch viel Gewalt bei uns. Mein Vater ist oft geflohen und hat uns Kinder mit ihr allein gelassen, was ich ihm lange übel genommen habe. Ich bin selbst schon früh und oft geflüchtet und in eine eigene Wohnung gezogen, lange bevor ich 18 geworden bin.
Ich habe zugesehen, wie meine älteren Brüder an dem Dilemma zerbrochen sind und mir war klar, dass ich mich nur selber retten kann und mein Leben allein in den Griff bekommen muss.Und ich habe mein Leben zum größten Teil besser im Griff als viele andere Menschen, die ich kenne.

Nichts desto trotz wünsche ich mir diesen einen, besonderen Menschen dabei an meiner Seite...

20.04.2016 14:34 • x 1 #7


Urmel_
Zitat:
Zu meinem Vater hatte ich eigentlich immer eher ein kumpelhaftes Verhältnis. Schon früh zusammen in die Kneipe, zum Tätowierer, zum Sport,...


Also die Sache mit Deiner Mutter ist sicherlich eine Wunde in Dir, die auch heute noch für Unsicherheit sorgt. Aber alleine, dass Du Dir der Situation bewusst bist, in Kombination mit Deinem relativ jungen Alter, ist eine positive Ausgangslage, alles zu verarbeiten. Ich bin mir sicher, dass Du das in den Griff bekommst - auch ohne starken Partner an Deiner Seite.

Und Dein Ansatz, bei dem Du konstruktiv an Dir arbeiten willst, hat meines Erachtens ganz deutliche Anteile Deines Vaters. Oder besser gesagt, der gesunde Umgang mit der männlichen Bezugsperson im Rahmen der euch gegebenen Möglichkeiten. Das ist etwas gutes.

20.04.2016 14:49 • x 2 #8


Urmel_
PS: Mir steht es natürlich nicht zu, mich aus der Entfernung in eine Tochter/Vater-Beziehung einzumischen...aber Dein Vater hat sicherlich keine Alternative mehr gesehen, als sich aus der Situation zu entziehen.

Aber ich kann Dir versichern, dass er auf seine Tochter sehr stolz ist. Also ich wäre auf Dich stolz, wenn Du meine Tochter wärst. Und vielleicht kannst Du ihm ja etwas von den Schuldgefühlen nehmen, in dem Du ihm mal sagst, dass Du verstehst, warum er gegangen ist.

Worauf ich hinaus will: Der Stolz und der Rückhalt durch Deinen Vater ist ein Weg, Deine Unsicherheit in den Griff zu bekommen, ohne die Probleme in eine Partnerschaft hinein zu tragen.

Wenn Du mit ihm zusammen die Wunden eurer Vergangenheit reinigt, werdet ihr beide (Du und Dein Vater) davon profitieren.

20.04.2016 14:59 • x 1 #9


NewLife16
Ich habe mit meinem Vater bereits darüber geredet. Er hat sich auch entschuldigt und ich habe ihm zu verstehen gegeben, dass ich das ihn Nachhinein natürlich auch irgendwo verstehen kann.

Aber er ist eben auch mehr so der harte Typ und emotional mit ihm reden kann ich nicht. Auch jetzt bei meiner Trennung hat er total abgeblockt, was Emotionen angeht. Er sagte, er sei für mich da, ich könne jederzeit kommen und wenn ich ihn dann mal angerufen habe und mit ihm reden wollte, hat den doofen Teil immer gekonnt übersprungen. Sprich, wenn es emotional wurde, Themenwechsel.
Was okay ist, wir hatten nie diese tiefe emotionale Bindung und er ist auch mehr der Choleriker und wenn er emotional wird, steigert er sich total und wütend in alles rein. Damit kann ich schlecht umgehen.


Ich mag ihn. Ich weiß, dass er mich auch mag. Aber er hat ein neues Leben. Neu geheiratet, kümmert sich super um seine Stieftochter. Und ich freue mich für ihn. Und ich habe mein Leben.

20.04.2016 15:07 • #10


Urmel_
Zitat:
Damit kann ich schlecht umgehen.


Er ist sich unsicher. Und wenn wir Männer unsicher sind, aber an sich eher die harte Natur pflegen, dann vermeiden wir.

20.04.2016 15:10 • x 2 #11


NewLife16
Ja, ich weiß. Und es ist ok. Er hat die letzten Jahre auch viel durchgemacht. Und nach meiner Scheidung, als ich nicht wusste wo ich hin sollte, durfte ich mich auch in seiner damaligen kleinen Single-Bude auf die Couch pflanzen. Er hat mir schon oft geholfen. Nur eben den Emotionalen Teil kann er einfach nicht geben. Konnte er noch nie. Das nehme ich ihm nach dem ganzen Familiendrama aber auch wirklich nicht übel.

Ich bin froh, dass er sich seiner neuen Frau öffnen kann und so gut mit seiner Stieftochter (ist in meinem Alter und wohnt jetzt bei den beiden) auskommt.

20.04.2016 15:15 • #12


E
Zitat von Urmel_:
Zitat:
Damit kann ich schlecht umgehen.


Er ist sich unsicher. Und wenn wir Männer unsicher sind, aber an sich eher die harte Natur pflegen, dann vermeiden wir.


Warum?

20.04.2016 15:39 • #13


B
Zitat von frischgeföhnt:
Zitat von Urmel_:
Zitat:
Damit kann ich schlecht umgehen.


Er ist sich unsicher. Und wenn wir Männer unsicher sind, aber an sich eher die harte Natur pflegen, dann vermeiden wir.


Warum?


Weil es so ist ...

20.04.2016 15:42 • #14


NewLife16
Ich würde mal sagen, das Thema mit meinem Vater ist abgehakt. Das mit meinem Ex ist im Moment doch irgendwie akuter und das eigentliche Problem...

20.04.2016 15:55 • #15


A


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