Hallo Leute,
jetzt am Wochenende ist es passiert. Aus allgemeiner Unzufriedenheit habe ich mit meinem Freund am Donnerstag gesprochen, eigentlich, um mal zu hören, wie er unser Tief wahrnimmt und was er dazu sagt. Es war gar nicht so, wie ich befürchtet hatte, er ist ruhig und sachlich geblieben. Aber nach langem Gespräch kam heraus, daß unsere Lebensstile und -einstellungen völlig unterschieden und nicht vereinbar sind. Ich (23) suche noch meinen Weg im Leben, was mit so vielen Dingen, von samstags Party machen bis berufliche Orientierung zu tun hat. Er (38) hat seinen Weg im Leben und im Job schon gefunden, möchte eher ein bißchen ruhiger werden und schätzt Zuverlässigkeit daher mehr als Spontanität. Und aufgrund seiner beruflichen Verpflichtungen kann er auch nicht viel an sich ändern. Und so mußten wir den notwendigen Schritt tun und uns trennen.
Ich habe mich danach dermaßen schei. gefühlt, so hilflos, weil ich nicht in der Lage war, eine annehmbare Lösung für uns beide zu finden, so enttäuscht, weil er nicht um micht gekämpft hat und mir den gesamten Entscheidungsprozeß überlassen hat und so traurig, weil ich doch noch so viel für ihn empfinde.
Freitag morgen habe ich es nicht mehr ausgehalten und wir haben nochmal geredet. Wieder war er ruhig und hat nichts von seinen Gefühlen preisgegeben. Dafür habe ich um so mehr geheult und alles bereut, und er hat mich in den Arm genommen und mir gesagt, ich solle mir doch ein bißchen Zeit nehmen und das ganze nochmal überdenken. Das habe ich mir dann auch zu Herzen genommen, habe mich ins Exil zu meiner Freundin verzogen, viel nachgedacht und viel mit Freunden geredet und kam dann zu dem Schluß, daß wir noch eine Chance haben, wenn wir uns beide bemühen, beide Abstriche machen und aufeinander zugehen.
Also habe ich ihn dann gestern nochmals um ein Gespräch gebeten, aber wir sind auf keinen grünen Ast gekommen. Er sagt, er kann sich nicht ändern und an seiner Lebenseinstellung kann er auch nichts tun. Und wenn ich keine andere Lösung parat hätte, sähe er keinen Sinn darin. Das habe ich gezwungenermaßen eingesehen und mich bemüht, daß so vernünftig wie möglich zu akzeptieren. Wir saßen dann noch lange zusammen auf einer Mauer und machten Pläne und Späße, die vor Galgenhumor trieften. Aber ich hatte das Gefühl, das ist eine Lösung, mit der wir beide, zwar mehr schlecht als recht aber immerhin, leben können.
Und dann habe ich den Fehler gemacht und ihn gefragt, ob ich heute ein paar Sachen holen könnte (er hatte vorher betont, daß ich mich nicht stressen sollte, mit neuer Wohnung und so, die Sachen würden bei ihm ja nicht stören). Und dann ist er ohne ein Wort und alles abgezogen. Und ich stand da wie blöd.
Na ja, das ist der Stand der Dinge im Moment. Ich fühle mich immer noch schei., weil der Verlust einfach so unterträglich ist. Ich liebe ihn noch so sehr und kann mir meine Zukunft ohne ihn kaum vorstellen, ohne seine Zuneigung, Berührungen, Küsse.
Und dann stelle ich mir vor, wie er zu Hause die Bilder von mir abhängt, meine Seite des Bettes frisch bezieht und unseren Ring auszieht, und dann krampft sich in mir alles zusammen. Ich weiß, das ist Schwachsinn, aber ich bin so verwirrt, daß er nicht mit einem Ton versucht hat, mich davon zu überzeugen, bei ihm zu bleiben. Als ob er nichts für mich empfinden würde. Und ich komme mir so schuldig vor, weil ich die Entscheidung komplett alleine treffen mußte, weil er dazu eigentlich nichts gehaltvolles gesagt hat.
Ich weiß nicht, wie es jetzt weitergehen wird, weitergehen muß, weitergehen kann. Es ist unaussprechlich schwer für mich, morgens aufzustehen, zur Arbeit zu gehen und halbwegs die Fassung zu bewahren. Und abends nach Hause zu kommen und nicht in seine Arme zu fallen. Nachts nicht an seiner Seite und mit seinem Atem im Nacken einschlafen zu können.
Ich habe es tierisch unterschätzt, sich rein aus Vernunft von jemandem zu trennen, mit dem einen so viele Gefühle verbinden. Ich wünsche niemandem, so zerrissen zu sein zwischen Gefühlen und Verstand. Denn ich habe keine Ahnung, wie ich weiterleben soll ohne ihn und seine Liebe, obwohl ich mich getrennt habe um weiter leben zu können.
Verrückt...
30.08.2004 09:12 •
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