Hallo liebes Forum,
ich lese hier schon sehr lange immer wieder mit, war quasi meine Therapie seit 4 Jahren. Allerdings komme ich jetzt nicht mehr weiter, bzw. holt mich der Betrug meines Mannes immer wieder ein, obwohl seit entdecken mittlerweile fast 4 Jahre vergangen sind. Immer wieder passieren kleine Dinge, die mein Bauchgefühl triggern und mich an alles erinnern, mich glauben lassen, dass er wieder lügt oder mir etwas verheimlicht.
Hintergrund: beide Anfang 40, zusammen seit 2008, geheiratet 2010. Sein Betrug begann 2012 als wir uns gerade eine Immobilie gekauft hatten und diese neben der Arbeit und meines Studiums kernsaniert haben. Naja, zumindest konnte ich es durch nicht gelöschte Mails bis zu dieser Zeit zurückverfogen. Ob es von Anfang an so war, weiß ich nicht. Wir haben keine Kinder, weil ich mich aus irgendeinem innerlichen Grund immer dagegen entschieden habe. (Er hat zwei aus 1. Ehe, mittlerweile 17 und 15 Jahre alt, die er allerdings nie sieht und nur Geld überweist.) Heute weiß ich natürlich, dass meine Entscheidung gegen Kinder mit ihm, eindeutig das richtige Bauchgefühl war. Der ganze Betrug und das sogenannte Doppelleben ging bis 2018 (bis ich alles entdeckte). Hatte es durch Zufall entdeckt, als ich über tausende Nachrichten (immer wieder andere Personen) gestolpert bin und ihn dann nach ein paar Tagen Schockstarre darauf angesprochen hatte.
Die letzten Jahre vor dieser Entdeckung waren auch eigentlich offensichtlich, unsere Beziehung war tot. Ich habe gekämpft, Gespräche geführt, nach den Ursachen gesucht, an meinem Verhalten gedoktert und er hat mich mit allem (putzen, Haus in Ordnung halten etc.) neben meinem Studium allein gelassen. War ekelhaft, eiskalt und zunehmend abwesend. S. gab es in dieser Zeit kaum, da ich durch sein aggressives, streitsüchtiges, abweisendes Verhalten immer weniger Lust auf ihn hatte. Sein Handy war zu dieser Zeit, bzw. seit Jahren sein wichtigtser Begleiter und Zeitvertreib. Ich habe gekocht, geputzt, organisiert etc. während er ständig am Handy hing, weil es aller 10min. gepiepst hat. Er hat es gehütet wie seinen Augapfel, gesperrt war es sowieso und sobald ich es mal nutzen wollte (z.B. unterwegs mal schnell über Maps was suchen, war er extrem nervös und hat es mir sehr schnell aus der Hand genommen.) Auch hatte er damals eine Arbeitsstelle, bei er sich den ganzen Tag sonst wo rumtreiben konnte und er mit Geschäftswagen sehr viel Freiheiten hatte, also auswärts gearbeitet hatte. Also geahnt habe ich zu dieser Zeit natürlich schon, dass irgendetwas nicht stimmt. Auf regelmäßiges Nachfragen, ob bei ihm mit mir noch alles ok sei, bekam ich immer nur ja Schatz, alles ok zu hören. Doch sein Verhalten sprach eine andere Sprache. Nichts war ok. Wir stritten nur noch, und jeder hat so vor sich hin gelebt. Ich musste sehr viel Zeit in mein Studium und danach den neuen Arbeitsplatz stecken, war eigentlich mit allem völlig überlastet und er hat sein Ding gemacht. Ein faules Leben geführt, auf Arbeit und Zuhause.
Irgendwann gab ich auf, für mich stimmte nichts mehr an dieser Ehe und ich habe dann die Trennung ausgesprochen, mir eine Wohnung gesucht und zuhause sind wir uns aus dem Weg gegangen. Diese Trennungsphase ging ca. 4 Monate und damals habe ich ein schreckliches Gesicht bei ihm erlebt. Eiskalt wollte er mich finanziell abzocken, ich sollte auf alles verzichten und er wollte mich mit 10.000,-Euro abspeisen, obwohl unser gemeinsames Haus (gemeinsamer Kredit etc.) mindestens das zehnfache für jeden ergeben hatte. Ich war nur noch hilflos und wäre beinahe auf alle Forderungen eingegangen, weil ich nur noch weg wollte, diesen Mensch nicht verstanden hatte und ihn fast schon gehasst hatte. Er war zu dieser Zeit eigentlich nur noch weg und ich habe mich wieder mal allein um das Organisatorische gekümmert. Auch darum, mich zu lösen, ein neues Leben aufzubauen.
Da ich zur dieser Zeit allerdings sehr krank war, war ich eigentlich hilflos und hatte Angst vor meinem neuen Leben. Er hatte damals sofort eine Next, deren Besitztümer sofort in unsere Garage eingezogen sind. Was ich allerdings erst nach 2 Monaten gemerkt hatte. Sie hatte mit allen Mitteln gekämpft, mich schlecht gemacht, und ihm Zeug eingeredet, die unter aller Sau waren. Er ist von Natur aus sehr schnell für etwas begeistert und lässt sich einlullen. Er hat auch Lügen über unsere Ehe und mich erzählt, wie im schlechten Film. Unglaublich eigentlich.
Seltsamerweise wollte ich ihn dann plötzlich unbedingt wieder zurück, als ich merkte, dass da bereits eine Next gräbt und sich in unsere kleines Paradies Zuhause einnisten wollte. Geschieden waren wir ja auch noch nicht. Dann habe ich gekämpft - was auch immer das eigentlich bewirken soll. Dann hatte ich eine große OP, durch die ich danach leider sehr auf Hilfe angewiesen war. Als ich ihm das nebenbei bei einem oeganisatorischen Gespräch erzählt hatte, sagte er plötzlich ich helfe dir dabei, bleib hier, wir stehen das zusammen durch!
Ich weiß bis heute nicht, ob er mich aus finanziellen Gründen (denn nachdem ich von der Next wusste, wars vorbei mit Verzicht auf meinen Anteil hier), Mitleid oder tatsächlicher Liebe zurückkommen lassen hat.
Naja, und dann kam im Dezember 2018 (also 4 Monate nach unserem Neuanfang) mein großes Erwachen, als ich diese tausenden Mails im Postfach einer geheimen Emailadresse und ein altes Zweithandy entdeckte. Schockstarre mehre Tage lang. Irgendwann habe ich das Gespräch gesucht, er alles abgestritten, bis ich ihm schwarz auf weiß alle Beweise auf den Tisch gelegt hatte. Die nächsten Monate kam immer mehr raus, auch im aktuellen Handy waren mindesten 10 weibliche Kontakte mit eindeutigen Texten, die in einer Ehe bzw. unserem Neuanfang nichts zu suchen haben. Er war anfangs auch der Meinung, es sei doch nicht schlimm, wenn er mit anderen Frauen freundschaftlichen Kontakt hat. Ich war monatelang fassungslos und habe ihm immer wieder erklären müssen, dass wenn er diese Ehe wirklich will, er wirklich will, dass ich irgendwann wieder Vertrauen kann, er mit dieser Vergangenheit wohl besser auf sämtliche Kontakte, die ich nicht kenne oder er jemals erwähnt hat, verzichten sollte. Eigentlich alles Dinge, die keiner Erklärung bedürfen! Es gab wenige Gespräche, die ich mit viel Mühe, Tränen und Wut fast immer erzwingen musste, um alles aufzuarbeiten, zu klären wie wir unsere Beziehung besser führen können. Welche Motive er hatte, was ihm gefehlt hatte. Er wollte alles verdrängen und ich solle doch vergessen und wieder normal werden. Ich war monatelang fassungslos, wütend über sein Verhalten und schämte mich, dass ich nicht einfach gegangen bin.
Nach vielen Tränen, Wutausbrüchen und verzweifeln meinerseits merkte ich langsam, dass er sich veränderte. Auch meiner Freundin fiel seine Veränderung auf. Sie sagte damals, dass sie das Gefühl hat, dass er endlich mal hier sei. So vergingen jetzt 4 Jahre, meine Triggermomente wurden weniger. Allerdings musste ich in diesen 4 Jahren um jedes klärende Gespräch kämpfen und mir immer wieder wütende Schuldzuweisungen warum ich ihm immer wieder irgendetwas unterstelle, er macht doch nichts mehr anhören. Er hat keinerlei Verständnis für meine Ängste, auch hatte er seine Lügerei, seinen Betrug, sein Doppelleben niemals entschuldigt oder mich um Verzeihung gebeten. Irgendwann bekam ich nur ich schäme mich für das was ich getan habe als Antwort. Er hat bisher nie von sich aus gefragt, wie es mir geht, wie ich mich fühle, ob er mir helfen kann etc. Auch gab es ungefähr ein Jahr nach dieser Entdeckung meinerseits wieder einen Kontakt in seinem Handy, den ich nicht kannte, er nichts erzählt hatte und der nur mit einen Buchstaben abgespeichert war. Seine Erklärung war, dass sie eine Arbeitskollegin ist, die ihm bei Motorradzeug helfen würde und er die Nummer nur schnell in Eile abgespeichert hatte und deswegen nur den Anfangsbuchstaben gewählt hat. Blödsinn, wie sich kurze Zeit später herausstellte, als ich in seiner Arbeitstasche einen von ihm geschriebenen Zettel fand, auf dem auch nur der Anfangsbuchstabe und die Nummer stand. Nach einigen Nachfragen, wer sie denn sei, kam ab und zu irgendwas von, ihr Mann hätte MS und das habe sie halt mal erzählt. Also völliger Blödsinn. Jeder normale Mensch wäre nach alle dem weg gewesen. Ich schwor mir, beim nächsten Mal, bin ich entgültig weg und versuchte ihm zu glauben, nein, ich verdrängte es mit starken teils betäubenden Schmerzmitteln, die ich damals aufgrund meiner Krankheit nehmen musste. Niemand konnte mich verstehen und auch ich schäme mich immer wieder, dass ich so dumm bin und mich nicht entgültig von ihm löse. Ich verachte mich richtig dafür. Ganz komisches Gefühl. Nun ja, nach diesem Vorfall wurde es zunehmend wieder schön, liebevoll, er kümmerte sich um mich und ich verdrängte weiter.
Das hielt bis vor ca. 3 Monaten. Seither bemerkte ich wieder, dass er überhaupt keine Nähe mehr sucht, keine S., keine Gespräche von seiner Seite. Er reagiert nur, wenn von mir irgendwas kommt. Keine Pläne über gemeinsame Aktivitäten von seiner Seite aus. Nichts kommunikatives, nur noch banale Dinge wie was wollen wir heute essen? und oberflächliche Dinge. Immer wieder passieren Kleinigkeiten, die mich an alte Verhaltensweisen erinnern und ich merke, dass ich wieder zweifle. Z.b. plötzliche Begeisterung für ein neues Hobby, das sämtliche Freizeit beansprucht. Genauer gesagt macht er plötzlich eifrig Sport, fährt Fahrrad und bastelt an alten Fahrrädern rum. Damals waren es Mopeds, weil diese Next unbedingt sowas wollte, aber in ihrer Wohnung keinen Abstellplatz hatte, also zogen diese Teile in unsere Garage ein! Dann sind es versteckte Atlanten, die aus der Garage zum Gassi mit dem Hund schnell noch geholt werden. Oder das auffällige ständige Nachrichtenschreiben über e.Kleinanzeigen.
Ich weiß nicht mehr weiter, habe eine schlimme Depri, kann niemanden mehr vertrauen, ihm erst recht nicht mehr, aber ich schaffe den Absprung nicht. Das größte Hinderniss für mich ist wohl auch, dass ich aufgrund meiner Krankengeschichte schon sehr lange keinen Job habe und praktisch meinen Anteil hier monatlich von meinem Ersparten bezahle. Werde wohl ein Schmerzpatient bleiben und lernen müssen, auch damit irgendwie leben zu können. In meinem studierten Beruf kann ich nun nicht mehr arbeiten und muss mir was leichteres suchen.
Ich weiß auch nicht, was ich mir hier bei euch erwarte, habe ja keine Fragen, alles ist offensichtlich und ich weiß, wie unfähig ich bin zu mir zu stehen, Konsequenzen zu ziehen oder eben alles endlich zu vergessen und die liebe Frau zu werden, die vertraut und alles ist gut.
Danke fürs Lesen - ist bestimmt alles ziemlich chaotisch. Aber vielleicht bekomme ich hier ja neue Sichtweisen, die mir irgendwie helfen. Ich weiß es nicht und erwarte auch nichts.
Wallaby
19.08.2022 10:48 •
x 3 #1