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Weiblich, 53, nach 23 Ehejahren ausgezogen

L
Zitat von DieIntegere:
Leo, du musst dich zwingen wenigstens einmal am Tag rauszugehen. Auch wenn’s im Dunkeln ist. Eine halbe Stunde einfach gehen. Das reicht schon. Ich habe da immer vor mich hin geschimpft und Selbstgespräche geführt. Inzwischen kann ich gar nicht mehr ohne diese kleine Auszeit.



Ja, ich weiß.... es ist ein täglicher Kampf.

26.01.2023 09:01 • #451


L
Hallo,
heute morgen ist wieder mal ein neuer Tiefpunkt erreicht. Vielleicht hat es mit dem Geburtstag eines meiner Kinder zu tun.

Gestern hatte ich, ein für mich ganz unheimliches, verstörendes Gefühl. Ich lag so um Mitternacht vorm Fernseher, ohne an die Beiden zu denken - plötzlich durchströmte mich das Gefühl, wie glücklich die zwei nicht sind. Es war sooo schiach, Sekunden später, ich versuchte es sofort abzustellen, hat sich mein Magen gedreht. mir wurde übel und musste erbrechen.

Wie krank ist das den ? Ich spüre deren Glück ?

verheulte Grüße .....

26.01.2023 09:15 • x 3 #452


A


Weiblich, 53, nach 23 Ehejahren ausgezogen

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W
@Leopoldine1511 Nein, du spürst nicht deren Glück. Du stellst es dir so vor.
Ich würde dir wirklich eine Psychologin empfehlen, es hilft längerfristig schon, um mit dem Müll fertig zu werden.
Mir hilft meine Psychologin wirklich. Habe auch einmal gewechselt. Die erste war sehr empathisch, aber wir haben uns definitiv viel zu viel mit NM und dessen Problemen beschäftigt. Es hat mich nicht wirklich weitergebracht.
Die zweite wurde mir von einer Freundin empfohlen. Sie ist viel resoluter als die erste, verlangt mehr von mir, geht weniger auf mein Gejammer über NM ein - anfänglich war ich da ein wenig sauer, sie hat sein Verhalten nie explizit verurteilt. Sie ist mir da irgendwie zu liberal eingestellt, nach wie vor. Aber sie gibt mir gute Inputs für mein Weiterkommen und arbeitet mit Entspannungstechniken. Jetzt gehe ich noch alle 2 Wochen, es ist eine Krücke für mich.
Ich wünsche dir auch so eine Krücke.

26.01.2023 09:58 • x 5 #453


DieIntegere
@Leopoldine1511 … das ging und geht mir teilweise immer noch so. Ich hasse diese Gedanken, weil sie nicht die Realität sind. Zumindest weiß ich das jetzt, weil mir viel erzählt wird. Mein Ex selbst sagt nach einem Jahr, er ist nicht glücklich. In der ersten Phase fühlen sich die, die verlassen noch frei und glücklich, das alte Los zu sein. Aber die rosarote Welt bleibt nicht Nestern. Die Schmetterlinge werden weniger.
Nimm diese schlechten Gefühle war, akzeptiere sie. Ich dachte am Anfang auch, ich überlebe das nicht. Ein Jahr (ja, das kann lang werden) später ist es schon viel besser, die Gedanken kommen nur noch manchmal. Meist, wenn meine Tochter was erzählt.
Leo, es wird wirklich besser. Nur wann genau , kann dir keiner sagen.
Wie @Warsdas schreibt: such dir eine Psychologin. Da kannst Du alles lassen, was dich quält.

26.01.2023 10:26 • x 3 #454


L
Es tut gut einfach gut lesen das es nicht nur mein Thema ist. Das die Ängste und Gedanken normal sind, damit läuft man schon weniger im Kreis.

Danke euch.

26.01.2023 11:04 • x 5 #455


Z
Dir tut das Schreiben hier gut! Dann mach das, häufiger, auch wenn es sich wiederholt, nutz das.

Was noch? Nimm mal ein Stück Abstand und überlege was tut gut, was hilft, wenn auch nur im kleinen? Musik, Gespräche, Schreien, frische Luft, ein Bad, Schreiben, was ist es bei dir? Und dann mach das und mehr davon, Stück für Stück!
Versuch dir wieder positives zu schaffen, kein Blick zurück, auch nicht nach vorne sondern erst mal im hier und jetzt!

26.01.2023 12:18 • x 1 #456


Vilya
@Leopoldine1511
Ich habe, wenn der Kopf wieder voll Gedanken war, Tagebuch geschrieben.
Also nicht wirklich ein Tagebuch aber ich habe da reingeschrieben was mir durch den Kopf ging. Es war oft immer der selbe Mist aber es hat mir geholfen in dem Moment nicht durchzudrehen.

26.01.2023 17:03 • x 2 #457


B
Zitat von Vilya:
Also nicht wirklich ein Tagebuch aber ich habe da reingeschrieben was mir durch den Kopf ging. Es war oft immer der selbe Mist aber es hat mir geholfen in dem Moment nicht durchzudrehen.


Ich habe damals wütende Mails an ihn geschrieben, in denen ich ihn zerlegt habe.Er, dieser bindungsunfähige Vollpfosten, der so gern heimlich und im Verborgenen taktierte und mich in der Hand hatte. Er sollte mit dem Auto verunglücken und zwar so schlimm, dass er im Rollstuhl sitzen würde. Jawoll! Ich würde seine Bremsen manipulieren und stellte mir sein dämlich-erschrockenes Gesicht vor, wenn die Bremsen bei voller Fahrt versagen ... Ach, welch himmlische Vorstellung!

Er sollte endlich verrecken, damit ich mit ihm abschließen könnte. Er sollte Krebs bekommen und sich lange quälen müssen, sodass er lange Zeit hatte, über sich und seine Untaten nachzudenken, aber ich würde ihn sicher nicht besuchen. Ha! Und wenn er dann gestorben war, würde ich selbstverständlich nicht zu seiner Beisetzung gehen, sondern später mal ihm ein paar verwelkte Blümchen aufs Grab werfen und ihm sagen: Sieht Du, ich LEBE noch und Du nicht!

Diese Fantasien und diese Mails taten mir gut, sie bedeuteten eine momentane Entlastung und waren ein Kanal für meine Gefühlseskapaden, die mich damals heimsuchten.
Abgeschickt habe ich selbstverständlich keine davon, zum Glück. War auch nie mein Plan.
Aber es half zumindest zeitweise.

Schreiben hilft besser als nur über das Geschehen zu brüten. Man muss seine Gedanken ordnen, sich Formulierungen überlegen und reagiert sich zusätzlich auch ab.
Es heißt ja immer: Von der Hand ins Hirn. Das meint zwar, dass sich das Geschriebene besser im Gehirn festsetzt als etwas gelesenes oder getipptes. Aber man kann es auch zur Gefühlsregulierung anwenden.

Nur den Ex. sollte man damit nicht behelligen, denn Monate später würde man sich vermutlich dafür schämen. Es sind ja die eigenen Gedanken und die brauchen gerade ihn nicht zu interessieren.

26.01.2023 18:55 • x 9 #458


Heffalump
Zitat von Leopoldine1511:
Ich weiß zB dass die beiden in einem Nobelrestaurant waren, mit mir war er nie... hier gab es Kinder, Haushalt und Haus umbauen. Und das tut mir weh.

Wenn es noch keiner erwähnt hat, aber schließe diesen Kanal, der dir solches zu trägt.
Es tut nicht gut, das Kopfkino hat erneut ein schlechtes Drehbuch für einen miesen Film.

und du weißt nicht zu 100% wer das bezahlt hat!
Zitat von Leopoldine1511:
Und dann kommen so Sachen, ich halte mich nicht an Vereinbarungen.

Magst du seine Müll-Mails nicht alle in einen extra-Spam-Filter leiten oder direkt zu deinem Anwalt weiter? Der liest das dann und reagiert emotionslos, aber wirkungsvoll.
Frag ihn einfach, deinen Anwalt

27.01.2023 05:35 • x 1 #459


L
@Begonie,

am Anfang habe ich doch tatsächlich gedacht, ich darf mir solche Sachen nicht denken. Das kommt dann zurück. Irgendwann dachte ich, sch... drauf. Es gibt kein Karma, schau dir diese Menschheit an. Der Mensch ist für mich der personifizierte Teufel. Ob die Menschen zB in der Ukraine auf das Karma hoffen? Gut ich denke, das Thema Karma kann ich für mich abhaken.

Mittlerweile lasse ich diese Gedanken zu und sage sie laut vor mich hin. Was ich ihm an den Hals wünsche, erschreckt mich selber. Und wie aus Liebe so abgrundtiefer Hass werden kann. Fürchterlich !

27.01.2023 08:55 • #460


L
Liebe Heffalump,

die Kanäle sind eh dicht. Es kommt auch nix mehr. Es sind alte Emails vor 2 Monaten, die mir immer wieder noch hoch kommen.

Er meldet sich nicht mehr.

27.01.2023 08:57 • #461


B
Zitat von Leopoldine1511:
Was ich ihm an den Hals wünsche, erschreckt mich selber. Und wie aus Liebe so abgrundtiefer Hass werden kann. Fürchterlich !


Ich bin gegenüber solchen Gedanken und Gefühlen großzügig. Du bist wie ein verletztes Wildtier das nicht weiß, ob es überlebt oder nicht. Und Du hast auch jede Menge Aggressionen in Dir. Gefühle wie Wut, Abscheu gegenüber ihm, ja sogar Hass, treten da einfach auf und ich denke mir, sie gehören dazu. So furchtbar und letztendes auch beschämend das ist, wenn man sich selbst anschaut und entsetzt sagt, ich wünsche ihm einen Rollstuhl und/oder ein Grab, es gehört zum Prozess dazu.

Du brauchst Dich dafür nicht zu verurteilen, denn eine Unterdrückung dieser Gefühle wäre auch schädlich. Nur ausleben sollte man sie nicht indem man ihm z. B. absichtlich Schaden zufügt. Das kommt nur zurück und das momentane Rachegefühl würde bald anderen Gefühlen wie Scham und Schuldgefühlen Platz machen.

Du fühlst Dich erschöpft, ausgelaugt und das kommt auch daher, dass Deine Seele jetzt einen Megastress hat und noch keine Mechanismen gefunden hat, damit umzugehen. Die Sch... gefühle humpeln dem Verstand immer hilflos hinterher. Der Verstand weiß was ist, dass es nicht gut ist wie es ist und er hält Dich halbwegs am Funktionieren. Die Gefühle jammern und lamentieren und ein mieses Gefühl bringt das nächste zum Vorschein und gut ist keines davon. Auf riesige Wut folgt massive Trauer, auf Rachefantasien folgt die Beschämung über sich selbst.
Durchlebe das alles, denn Gefühle nur zu unterdrücken ist viel schädlicher.

Es wird der Tag kommen an dem Du Dich neu gefunden hast, aber das geht nicht per Knopfdruck, sondern es ist ein Prozess der vielleicht sogar fast unbemerkt abläuft. Aber irgendwann weißt Du und stellst erfreut fest, dass es Dir so was von egal ist mit wem und wohin er essen geht und wohin er als nächstes mit seiner Trulla reist. Du wirst ein eigenes Leben finden, das anders aussieht als bisher, aber das auch viel besser sein kann als das Leben mit ihm.

So berauschend war das ja nun auch nicht dass Du es wieder haben wolltest. Aber Du haderst mit dem Gefühl der Machtlosigkeit während er sich vermeintlich alles bedenkenlos nimmt und zugesteht. Das mag stimmen, aber dann ist es so. Sein Leben, seine Art damit umzugehen. Vielleicht ist er ein unempathischer Drecksack, so what? Eines Tages ist er nur noch uninteressant.

Und glaube bloß nicht, dass er das Glück für sich gepachtet hat. Ein paar Monate, ein Jahr und der Lack ist ab und dann zeigt sich was er gewonnen hat. Und auch er wird Krisen durchleben müssen und nicht alles wird ihm gelingen. Und was er jetzt bedenkenlos beiseite schiebt, wirkt oft im Verborgenen. Schuldgefühle, Verrat, Lügen sind heimtückisch und lassen sich wegschieben. Aber sie sind nicht weg, sie wirken weiter und machten einem später das Leben schwer ohne dass man Zusammenhänge feststellt, weil man zu blöd dafür ist. Es kann z.B. zu seltsamen Selbstbestrafungen kommen die man nicht begreift aber das Leben schwer machen.
Auch er wird nicht davon kommen. Und wer weiß was im Alter noch alles hochkommt oder dann erst Recht?

Also verabschiede Dich von dem Gedanken dass für Dich ausschließlich das Unglück ist und für ihn nur das Glück. Es gibt kein Leben das nur auf der Erfolgsspur verläuft.

Aber dennoch, versuche Dich ab und an aufzurappeln. Gehe ein paar Schritte spazieren, kapsle Dich nicht völlig ab, denn damit schadest Du Dir nur selbst und Du kommst aus der Spirale nicht raus. Nur daheim sitzen ist tödlich, denn die Ängste wachsen weil es kein Regulativ mehr gibt.
Auch wenn Du sagst, es ist sinnlos, ich habe keine Lust, ich habe keinerlei Energie mehr, geh raus und lass Dir das Hirn ein wenig durchlüften. Schon eine halbe Stunde kann etwas bewirken.

Ein PT bewirkt keine Wunder und macht aus einem angeschossenen Reh keinen stolzen Hirschen. Aber probiere ruhig noch ein wenig rum und gehe nicht mit der Einstellung hin, dass er oder sie Dir eh nicht helfen können weil Du so einzigartig bist dass Dir nicht zu helfen ist.
Frage mal nach Schematherapie. Ich glaube das wäre für Dich eine gute Möglichkeit Dir selbst näher zu kommen und Dir die negativen Persönlichkeitsanteile eher bewusst zu machen.

Ein PT kann Dir die Arbeit nicht abnehmen und bemitleiden Deines einzigartigen Schicksals bringt Dich keinen Deut weiter. Im Gegenteil es verstärkt nur das Selbstmitleid. Und interessant ist nicht der narzisstische Ex, dieses Schwein, sondern Du selbst. Aber das hast Du noch nicht begriffen. Es kommt aber hoffentlich noch.

Du wirst diese Krise durchstehen und danach irgendwie anders sein. Vielleicht besser als jetzt, stabiler und auch abgeklärter.

Hättest Du mir gesagt, Du wirst den Vollkoffer mal vergessen, ich hätte es niemals geglaubt. Nein, meine Liebe war so groß, dass sie nie vergehen würde. Ich würde ihn immer lieben und immer als den einzigartigen Mann sehen den ich in ihm gesehen habe. Und heute? Ich denke kaum an ihn, wozu auch und es ist mir sowas von egal was er tut und mit wem und wie es ihm geht. Ich glaube der Typ, dieser düstere Raubfisch der sich so gern in trüben Gewässern aufhält würde mich heute eher abturnen. Er ist langweilig geworden und wenn ich ihn sehe frage ich mich was ich jemals an diesem Möchtegernritter von der traurigen Gestalt gefunden habe. Sein Gesicht möchte ich nicht täglich sehen, dieses leblose und ausdruckslose Gesicht, das nie zu richtiger Freude fähig war und ist. Vermutlich füttert er weiterhin verzweifelt seine Ego und versucht ein Mensch zu werden der mit sich selbst klar kommt.
Und ich sitze derweil im Café und trinke einen wohlschmeckendem Cappucchino und lass es mir mal gut gehen weil ich es verdiene dass es mir gut gehen darf.

Nach der Trauer- und Wutphase kommt was Anderes was Dein Leben schon erträglicher macht. Es bleibt nicht so wie es jetzt ist. Aber ein wenig musst Du schon auch selbst mitarbeiten.

27.01.2023 12:49 • x 15 #462


L
Wow Begonie, ich bin beeindruckt und ich danke dir für die deine Worte.

LG

27.01.2023 13:45 • x 1 #463


B
@Begonie
Wirklich ein großartiger Text.
Ich kann daraus auch einiges mitnehmen und werde ihn wohl noch mehrmals lesen

27.01.2023 14:15 • #464


S
Zitat von Begonie:
Ich bin gegenüber solchen Gedanken und Gefühlen großzügig. Du bist wie ein verletztes Wildtier das nicht weiß, ob es überlebt oder nicht. Und ...

Also, das ist wirklich tolle und auch weise Worte, die in deinem Text stecken!
Vielen Dank dafür!

27.01.2023 16:20 • #465


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