Zitat von Leopoldine1511: Was ich ihm an den Hals wünsche, erschreckt mich selber. Und wie aus Liebe so abgrundtiefer Hass werden kann. Fürchterlich !
Ich bin gegenüber solchen Gedanken und Gefühlen großzügig. Du bist wie ein verletztes Wildtier das nicht weiß, ob es überlebt oder nicht. Und Du hast auch jede Menge Aggressionen in Dir. Gefühle wie Wut, Abscheu gegenüber ihm, ja sogar Hass, treten da einfach auf und ich denke mir, sie gehören dazu. So furchtbar und letztendes auch beschämend das ist, wenn man sich selbst anschaut und entsetzt sagt, ich wünsche ihm einen Rollstuhl und/oder ein Grab, es gehört zum Prozess dazu.
Du brauchst Dich dafür nicht zu verurteilen, denn eine Unterdrückung dieser Gefühle wäre auch schädlich. Nur ausleben sollte man sie nicht indem man ihm z. B. absichtlich Schaden zufügt. Das kommt nur zurück und das momentane Rachegefühl würde bald anderen Gefühlen wie Scham und Schuldgefühlen Platz machen.
Du fühlst Dich erschöpft, ausgelaugt und das kommt auch daher, dass Deine Seele jetzt einen Megastress hat und noch keine Mechanismen gefunden hat, damit umzugehen. Die Sch... gefühle humpeln dem Verstand immer hilflos hinterher. Der Verstand weiß was ist, dass es nicht gut ist wie es ist und er hält Dich halbwegs am Funktionieren. Die Gefühle jammern und lamentieren und ein mieses Gefühl bringt das nächste zum Vorschein und gut ist keines davon. Auf riesige Wut folgt massive Trauer, auf Rachefantasien folgt die Beschämung über sich selbst.
Durchlebe das alles, denn Gefühle nur zu unterdrücken ist viel schädlicher.
Es wird der Tag kommen an dem Du Dich neu gefunden hast, aber das geht nicht per Knopfdruck, sondern es ist ein Prozess der vielleicht sogar fast unbemerkt abläuft. Aber irgendwann weißt Du und stellst erfreut fest, dass es Dir so was von egal ist mit wem und wohin er essen geht und wohin er als nächstes mit seiner Trulla reist. Du wirst ein eigenes Leben finden, das anders aussieht als bisher, aber das auch viel besser sein kann als das Leben mit ihm.
So berauschend war das ja nun auch nicht dass Du es wieder haben wolltest. Aber Du haderst mit dem Gefühl der Machtlosigkeit während er sich vermeintlich alles bedenkenlos nimmt und zugesteht. Das mag stimmen, aber dann ist es so. Sein Leben, seine Art damit umzugehen. Vielleicht ist er ein unempathischer Drecksack, so what? Eines Tages ist er nur noch uninteressant.
Und glaube bloß nicht, dass er das Glück für sich gepachtet hat. Ein paar Monate, ein Jahr und der Lack ist ab und dann zeigt sich was er gewonnen hat. Und auch er wird Krisen durchleben müssen und nicht alles wird ihm gelingen. Und was er jetzt bedenkenlos beiseite schiebt, wirkt oft im Verborgenen. Schuldgefühle, Verrat, Lügen sind heimtückisch und lassen sich wegschieben. Aber sie sind nicht weg, sie wirken weiter und machten einem später das Leben schwer ohne dass man Zusammenhänge feststellt, weil man zu blöd dafür ist. Es kann z.B. zu seltsamen Selbstbestrafungen kommen die man nicht begreift aber das Leben schwer machen.
Auch er wird nicht davon kommen. Und wer weiß was im Alter noch alles hochkommt oder dann erst Recht?
Also verabschiede Dich von dem Gedanken dass für Dich ausschließlich das Unglück ist und für ihn nur das Glück. Es gibt kein Leben das nur auf der Erfolgsspur verläuft.
Aber dennoch, versuche Dich ab und an aufzurappeln. Gehe ein paar Schritte spazieren, kapsle Dich nicht völlig ab, denn damit schadest Du Dir nur selbst und Du kommst aus der Spirale nicht raus. Nur daheim sitzen ist tödlich, denn die Ängste wachsen weil es kein Regulativ mehr gibt.
Auch wenn Du sagst, es ist sinnlos, ich habe keine Lust, ich habe keinerlei Energie mehr, geh raus und lass Dir das Hirn ein wenig durchlüften. Schon eine halbe Stunde kann etwas bewirken.
Ein PT bewirkt keine Wunder und macht aus einem angeschossenen Reh keinen stolzen Hirschen. Aber probiere ruhig noch ein wenig rum und gehe nicht mit der Einstellung hin, dass er oder sie Dir eh nicht helfen können weil Du so einzigartig bist dass Dir nicht zu helfen ist.
Frage mal nach Schematherapie. Ich glaube das wäre für Dich eine gute Möglichkeit Dir selbst näher zu kommen und Dir die negativen Persönlichkeitsanteile eher bewusst zu machen.
Ein PT kann Dir die Arbeit nicht abnehmen und bemitleiden Deines einzigartigen Schicksals bringt Dich keinen Deut weiter. Im Gegenteil es verstärkt nur das Selbstmitleid. Und interessant ist nicht der narzisstische Ex, dieses Schwein, sondern Du selbst. Aber das hast Du noch nicht begriffen. Es kommt aber hoffentlich noch.
Du wirst diese Krise durchstehen und danach irgendwie anders sein. Vielleicht besser als jetzt, stabiler und auch abgeklärter.
Hättest Du mir gesagt, Du wirst den Vollkoffer mal vergessen, ich hätte es niemals geglaubt. Nein, meine Liebe war so groß, dass sie nie vergehen würde. Ich würde ihn immer lieben und immer als den einzigartigen Mann sehen den ich in ihm gesehen habe. Und heute? Ich denke kaum an ihn, wozu auch und es ist mir sowas von egal was er tut und mit wem und wie es ihm geht. Ich glaube der Typ, dieser düstere Raubfisch der sich so gern in trüben Gewässern aufhält würde mich heute eher abturnen. Er ist langweilig geworden und wenn ich ihn sehe frage ich mich was ich jemals an diesem Möchtegernritter von der traurigen Gestalt gefunden habe. Sein Gesicht möchte ich nicht täglich sehen, dieses leblose und ausdruckslose Gesicht, das nie zu richtiger Freude fähig war und ist. Vermutlich füttert er weiterhin verzweifelt seine Ego und versucht ein Mensch zu werden der mit sich selbst klar kommt.
Und ich sitze derweil im Café und trinke einen wohlschmeckendem Cappucchino und lass es mir mal gut gehen weil ich es verdiene dass es mir gut gehen darf.
Nach der Trauer- und Wutphase kommt was Anderes was Dein Leben schon erträglicher macht. Es bleibt nicht so wie es jetzt ist. Aber ein wenig musst Du schon auch selbst mitarbeiten.