Dass es eine egoistische Entscheidung ist, stellt doch seit Seite 1 niemand in Frage.
Das ist jede Entscheidung pro Kind. Egoistisch. Man bekommt Kinder immer nur für sich selbst.
Aber das hindert nicht automatisch daran, das Kind gut zu begleiten, es glücklich zu erhalten, ihm Stärke zu geben.
Dass der EM der TE da allenfalls durch Zufall eine positive Rolle im Leben des Kindes spielt, liegt imho nicht an der Konstellation oder daran, dass die TE ihn eben nicht mehr liebt. So wie sie ihn beschreibt, extrem introvertiert, ins Elternhaus zurückziehend, wenn er nicht vorm TV ins Schneckenhaus abtaucht, ist dieser Mann überhaupt kein wesentlicher Einfluss für ein Kind. Gleichzeitig haben aber viele von uns einen solchen Vater und haben seine Zurückgezogenheit nicht als Ablehnung auf sich bezogen.
Ob solche Männer überhaupt Kinder bekommen sollten, bzw. Vater eines Kindes werden sollten, kann man diskutieren.
Natürlich wäre ein Vater, der sich anderen Menschen (und also auch seinen Kinder) zuwenden kann, die bessere Wahl.
Aber bei einer freiwillig zu Fortpflanzungszwecken abgegebenen Samenspende ist qua Definition kein (positiver oder negativer) Einfluss des Vaters aufs Kind möglich. Und bei extrem Introvertierten eben auch nur in ganz geringem Maß. Das macht sie aber nicht per se zu schlechten Vätern. Das Kind kann seinen Vater, wenn er so ist, wie der EM der TE nur eben nie richtig kennen lernen.
Besser als eine anonyme Samenspende ist ein introvertierter Vater für ein Kind allemal. Ob er auch besser als eine offengelegte Samenspende ist, kann man diskutieren und kommt wohl auch sehr darauf an, ob die TE mit dem Wesen ihres Mannes (vor dem Kind) hadert oder das Kind ihn als so ist eben Dein Vater akzeptiert erfährt.
Zitat von Random:PS: Und es lässt mit Recht auch die Einschätzung zu, dass die Mutter das weitaus größere Recht an dem Kind hat.
Z. b. Eine faire fifty-fifty Lösung wäre im Falle einer Trennung dann wohl nur zufällig möglich.
Aber nicht auf grund der Einstellung der Mutter die so denkt.
Ich sag's mal so: kaum einer möchte mit jemandem der so denkt ein Kind haben.
Da hast Du mich falsch verstanden. Ich halte Männer nur bis zu dem Zeitpunkt, in dem sie das Kind in den Armen halten, als weniger mit dem Kind befasst als die (potentielle/werdende) Mutter. Ab Geburt halte ich beide für absolut gleichberechtigt und zu gleichen Emotionen, Gedanken und Handlungen fähig. Da kann keiner irgendwas wegen der Natur besser als der andere. Ob die eine stillt oder der andere mit gleicher Zuwendung die Flasche gibt, macht emotional keinen Unterschied.
Dass dennoch im Ergebnis häufig die Kinder näher an die Mutter gebunden sind, entscheidet sich ab der reell gegebenen Zuwendung ab Tag 1. Da müssen sich Väter, die 50/50 wollen, eben echte 50% zuwenden und vorab und während dessen auch der Partnerin klar machen, dass ihnen das zusteht.
Was die Verantwortung dem Kind gegenüber angeht, sind die Vorzeichen der TE nicht gut. Aus meiner Sicht damit jedoch genauso schlecht wie bei den meisten Paaren.
Viele hier sehen den Unterschied der TE darin, dass sie das WEISS und werten das negativ.
Und das sehe ich anders.
Dadurch, dass sie im Gegensatz zu vielen ich will es nochmal mit ihm versuchen, irgendwo liebe ich ihn ja doch-Frauen sich ihrer Ausgangslage schmerzhaft bewusst ist, hat sie eine viel größere Chance, das Kind gesund und glücklich aufwachsen zu lassen, als die, die das Ideal vermuten oder erhoffen und sich ihrer Sache dadurch (zu) sicher sind.
Für alle Flüchtigleser: elisabeth und ich teilen übrigens nur unsere Einschätzung im Ergebnis. Und das mit völlig unterschiedlichen, um nicht zu sagen, konträren Begründungen.
Weggewischt wird da gar nichts.
Gegenargumentiert schon.
Und das ist doch Schwachsinn oder das ist doch Betrug sind für mich eben Wertungen und keine Argumente.
Das Vergleichsbeispiel oben mit dem Ehemann, der die Ehefrau schwängert, während er eine andere Frau liebt, fand ich sehr gut. Erstens, weil es so täglich x mal im RL vorkommt. Und zweitens, weil es fast 100% vergleichbar ist.
Der Knackpunkt, an dem die Vergleichbarkeit aufhört: Schwängert der Mann seine EF, um sie zu halten oder weil er sich ein Kind wünscht?
Denn hätte die TE geschrieben, dass ihr Mann nur noch zu Besuch kommt, sie anschweigt und sie jetzt ein Kind mit ihm will, damit sie was Verbindendes haben, um sich wieder anzunähern, während sie noch Kontakt zum Geliebten hat und ihn als fall-back Option ansieht, würde ich dagegen argumentieren. Denn dann ginge es der TE eindeutig nicht um ein Kind. Das wäre dann nur Mittel zu einem anderen Zweck.
Wünscht sich der Mann im Beispiel ein Kind, liebt seine Ehefrau nicht mehr, hat keinen Kontakt mehr zur Geliebten, spült zu Hause nur noch den gewohnten Alltag ab und will mit der EF, weil sie eben da ist, aber dennoch Kinder, fände ich das ebenso wenig ideal wie bei der TE, kann darin aber keinen (zusätzlichen) Betrug gegenüber der Ehefrau oder eine Gefährdung des dadurch entstandenen Kindes sehen.
Ich trenne einfach strikt die Eltern-Kind von der Paarbeziehung. Für mich stehen diese beiden nicht in einem zwingenden Zusammenhang.
Und bei der TE hier gehe ich davon aus, dass es ihr allein um ein Kind geht.
Nächste Vergleichsmöglichkeit:
Ein Paar ist 11 Jahre verheiratet und bislang kinderlos oder mit der Familienplanung noch nicht eindeutig durch. Die Kommunikation ist aufgrund eines Persönlichkeitsdefizits des einen Teils so gestört, dass keine tiefgründigen, erhellenden Gespräche möglich sind. Der Mann kommt mit sich selbst überein, dass er keine (weiteren) Kinder mehr haben möchte und lässt, ohne mit der Ehefrau darüber oder über etwaige (weitere) Kinderwünsche ihrerseits gesprochen zu haben, geschweige denn ihre Einwilligung dazu eingeholt zu haben, eine Vasektomie durchführen.
Ist das moralisch noch vertretbar?
Darf er das?
Überwiegt sein Selbstbestimmungsrecht am eigenen Körper ihr Fortpflanzungsinteresse?
Ist sie kann ja gehen oder es ist schließlich sein Körper oder nur weil sie 6 (vermeintlich) ohne Verhütung haben, darf sie doch keinesfalls darauf vertrauen, irgendwann schwanger zu werden oder sie müsste schon aktiv nach seiner Zeugungsfähigkeit und -willigkeit nachfragen und erst dann müsste er es ihr sagen in diesem Fall die richtige Antwort?
Und bitte nicht vergessen: Da redet man in einer guten Ehe doch drüber ist hier keine Option.
Ebenso wenig wie bei der TE.
Ein derart Introvertierter Mann, KANN seinen Willen ihr gegenüber nicht frei äußern.
Ob er einen Kinderwunsch hat oder nicht hat oder es ihm latent egal ist, kann sie von ihm nicht erfahren. Schon gar nicht durch aktives Nachfragen.
Wenn die TE die Symptomatik ihres Mannes, also die Ausprägung seiner Kontaktarmut richtig beschrieben hat, kann er ihr auf eine derart direkte Frage zu etwas Intimen keine ehrliche Antwort geben. Die ehrliche Antwort ist in seinem Kopf. Aber heraus bekommen kann er bestenfalls die Antwort, von der er annimmt, dass sie ihm am wenigsten weitere Erklärungsnot einbringt.
Ein auf diese Art (direkte Frage unter Offenlegung aller Konsequenzen, wenn er ihrem Kinderwunsch nicht entspricht) einem Introvertierten abgerungenes Quasieinverständnis empfinde ich als schlimmeren Eingriff in sein Leben als ihn aus langjähriger Ehe gut lesen zu können, ihn also (soweit das überhaupt möglich ist) zu kennen, und auf dieser Grundlage auch in seinem Sinne zu handeln, wenn man denn ehrlich mit sich selbst zu dem Ergebnis kommt, dass er sich freuen würde und die Erfahrung als Vater ihn nicht belastet.
Illoyaler und verletzender und also mieser fände ich es, wenn die TE seine Persönlichkeitsschwäche so ausnutzen würde, wie ihr hier von und für normale/n Männer/n geraten wird, indem sie ihn offen fragt und dann mit seiner Vermeidungsantwort pro Kind pfeifend zu Werke geht.
Finde ich moralisch nicht korrekter.
Und ob ein mit einem Introvertierten Menschen gezeugtes Kind sich dann angenommen und geliebt fühlt und ob nur ein ihm offen zugewandtes Elternteil dafür reicht, steht auf einem ganz anderen Blatt und wäre zu diskutieren und nicht einfach vorauszusetzen.