Hallo Leute,
ich habe mich hier angemeldet, weil ich dringend einen Ort brauche, an dem ich mich mit dem ganzen Mist, der jetzt passiert ist, auseinandersetzen kann.
Ich bin hier, weil es in meinem Alter scheinbar nicht viele Menschen gibt, die verstehen, was Liebe ist. Geh feiern, lenk dich ab, usw. Keiner kann verstehen, wieso ich mich seit Wochen leer fühle, nicht mehr weiß, wozu ich aufstehe, keine anderen Männer sehen oder kennenlernen will. Wieso trennst du dich nicht einfach?. Weil ich liebe, verdammt! Ich führe keine Beziehung aus Jux und Tollerei, was scheinbar viele andere tun. Nach 2 Wochen sollte man sowas doch dann irgendwann verdaut haben, scheinen die meisten zu denken. Ich hasse diese Oberflächlichkeit! Auch J., derjenige um den es hier geht, wusste nicht, wovon ich spreche, als ich sagte, ich habe so furchtbare Angst vor dieser Leere im ganzen Körper, dieser Leere mit der man morgens aufsteht und abends schlafengeht, nichts mehr essen können, nicht weinen können. Ich denke, hier werden einige wissen, wovon ich spreche.
Die Beziehung zerbrach gestern endgültig nach einem 2-monatigen Trennungsprozess, dieser Mann war alles für mich, ist alles für mich, tiefgründig, sehr intelligent, unheimlich liebevoll und sanft, der beste Gesprächspartner auf Erden, so innig und leidenschaftsvoll und schön in allem, was er tut.
Wir kennen uns seit 4 Jahren (heute sind wir 22), merkten beide, da ist irgendwas, keine s.uelle Anziehung, sondern eine gewissen Verbundenheit, ich fühlte mich ihm von Anfang an sehr nahe und ihm ging es wohl auch so. Trotzdem führten wir nur eine lockere Freundschaft, mit 18 knutschten wir mal betrunken rum, das wars und trotzdem war ich jedes Mal aufgeregt, wenn er irgendwo dabei war und wie er meinte, ging es ihm auch so mit mir. Dann kam diese Nacht im Mai 2012, ich war zu dieser Zeit ständig stoned, dachte, ich fahre einfach mal hin und habe ein bisschen Spaß mit ihm. Eigentlich bin ich überhaupt kein leichtfertiger Mensch aber in dieser abgehobenen Phase kam es mir richtig vor. Naja, miteinander geschlafen haben wir nicht aber dafür eine wundervolle Nacht verbracht, an die ich mich leider kaum noch erinnern kann. Ab da fing es an, eine Beziehung wollten wir eigentlich beide nicht. Er, weil er Angst vor dem Zwang hatte, der Einengung, ich hatte Angst vor einer Verletzung, ich leide sehr bei einer Trennung.
Nunja, wir ließen es laufen, irgendwann meinte ich, egal was wir uns vormachen, das sei ja doch eine Beziehung, nur weil wir´s nicht so nennen, ändert das nichts an dem Konstrukt.
Das erste Jahr war großteils wunderschön, dennoch auch sehr schwierig, wir sind beide starke Charaktere und haben unsere Vorgeschichten. Ich habe einige psychische Vorbelastungen, habe mich oft unmöglich verhalten, war schrecklich anstrengend und fordernd. Er lies mich nie so an sich heran, wie ich es mir gewünscht hätte, pochte sehr auf seine Freiheit, was nicht einfach für mich war. Er hat so viele Seiten, einerseits ist er extrem emotional, zu solch tiefer Liebe fähig (so fühlte es sich zumindest an), unglaublich liebevoll und anschmiegsam. Auf der anderen Seite feiert er gerne, will frei sein, ungebunden, vielleicht in die Ferne gehen, lebt gerne extrem, im Moment.
Trotzdem war es inniger, wahnsinniger, leidenschaftlicher als alles zuvor dagewesene. Der erste Mann, bei dem ich von Anfang an dachte, das könnte eine Zukunft haben. Wir würden das schon hinbekommen.
Ich habe alles um ihn herum vernachlässigt, nichts hat mir mehr wirklich Spaß gemacht, weil ich immerzu an ihn dachte. Wir sahen uns nicht soo oft, meistens am Wochenende, unsere Leben waren getrennt, lebten sowieso sehr unterschiedlich, er ging viel feiern, ich war oft alleine. er hat immer viel gearbeitet, die Arbeit ist seine größte Leidenschaft (Koch) und sie war immer das wichtigste. Wenn wir uns sahen war es so unglaublich schön, großteils auch sehr harmonisch, was ich aus anderen Beziehungen nicht kannte. Er konnte mir seine Grenzen aufzeigen und ich konnte sie meistens respektieren. Aber kaum war ich wieder zu Hause fühlte ich nicht mehr, dass er mich liebt. Das war immer eine extreme Umstellung, die totale und absolute Nähe und dann nur noch ein paar Nachrichten, die mir nicht wirklich viel gaben. Ich muss sehr anstrengend gewesen sein, wenn ich mir jetzt alte Chatverläufe durchlesen schäme ich mich abgrundtief aus welchen banalen Dingen ich die größten Dramen hochgezogen habe. Aber jetzt ist es zu spät...
Vor ca einem halben Jahr fing es an, dass er zu zweifeln begann, da fing er sich aber wieder. Im Oktober bin ich dann in eine 100 km entfernte Stadt gezogen, ab da wurde alles furchtbar. Ich dachte, die Entfernung ist nicht dramatisch, sahen wir uns doch davor auch nicht so oft. Mit dem Fernbus fährt man eine Stunde und zahlt 5 €, wo war das Problem?
Hier in der neuen Stadt fühlte ich mich furchtbar einsam, abgekapselt, meine FSJ-Stelle gefiel mir zunächst nicht, ich hatte Angst vor der Arbeit, weil ich für mein Gefühl zu viel Verantwortung trug. Zudem merkte ich sehr, wie unterschiedlich unsere Leben waren, wie sehr ich litt, wenn wir uns trennten und ich zurück hierher fuhr und er dann trotzdem guter Dinge war, das hat wohl auch bei ihm einen Druck aufgebaut, dass ich ständig unglücklich war.
Ende Oktober war ich bei ihm und merkte, irgendwas stimmt nicht. Es fühlte sich nicht mehr nah an, er wirkte distanziert, obwohl er großteils war wie immer. Ich bin mit einem schrecklichen Gefühl nach Hause gefahren, wusste, das geht jetzt den Berg runter. Und leider hatte ich recht. Kurz darauf kam wieder die Aussage, er ist sich seiner Gefühle nicht mehr sicher. Auch er wollte es nicht wahrhaben, wir haben so viel geredet und mein Gott haben wir viel geweint. Zusammen. Das waren teilweise die tiefsten und nahsten Momente die wir hatten.
Es gab 2 Situationen in denen wir sagten, das wars, er hat dann aber doch immer noch die Notbremse gezogen. Seit 2 Wochen war dann wirklich definitiv und zu 100% klar, dass es keine Hoffnung mehr gibt, er liebt mich nicht mehr. Dennoch hatte er immer noch Angst einen großen Fehler zu begehen, wollte nochmal Zeit nachzudenken, wollte mich nicht verlieren.
Seit gestern ist es nun vorbei. Schlussendlich habe ich dann den Schritt gewagt zu sagen, ich beende das nun, ich konnte nicht mehr darauf warten, bis die Worte von ihm kommen würden. Es war nicht persönlich, sondern per Nachrichten, ich wollte mir den Schmerz ersparen ihn nochmal zu sehen, gesagt wurde sowieso alles schon 100mal.
Nun bin ich hier und habe den Menschen verloren, der so unglaublich war. Wahnsinnig facettenreich, ich habe das Gefühl ihn kein bisschen zu kennen. Er gab mir das Gefühl so liebenswert zu sein, nahm mich an mit meinen ganzen innerlichen und äußerlichen Defiziten, ich ließ mich fallen und fiel schlussendlich sehr tief. Einerseits war er perfekt für mich, andererseits haben wir es nicht hinbekommen unsere Leben irgendwie zu vereinen. Ich denke, er wollte es auch nicht.
Gerade geht es, ich weine viel, aber ich bin nicht zutiefst verzweifelt, einiges habe ich in den letzten 2 Monaten schon begonnen zu verarbeiten. Aber ich glaube, ich habe es noch kein bisschen realisiert. Meine vorherigen Beziehungen liefen am Ende ganz anders ab, keine tiefen Gespräche, kein füreinander Dasein. Ich glaube, ich werde erst in 1,2 Wochen voll und ganz verstehen, dass ich alles, woran ich mich in der letzten Zeit wie eine Süchtige klammerte, verlor. Ja, ich war wohl in gewissem Maße abhängig, es gab für mich nur ihn. Das hat ein furchtbares Ungleichgewicht verursacht.
Nun quäle ich mich, quäle mich mit dem Gedanken, wie er mit anderen Frauen schläft, vor mir gab es so viele flüchtige Bekanntschaften und ich konnte ihm wohl in der Beziehung nie geben, was ich so unheimlich gerne gegeben hätte, da ich ständig Schmerzen hatte und durch meine Antidepressiva, die ich inzwischen glücklicherweise nicht mehr nehme, kaum Lust hatte. Jetzt stelle ich mir vor, wie eine andere Frau trifft und wahnsinnig darin aufgeht, endlich wieder guten S. zu haben, wie er ihr sagt, sie sei wunderschön, seine lustvollen und unheimlich schönen Blicke, die nun einer anderen gelten. Ja, womit man sich eben so quält...
Trotz der vielen Gespräche kann ich ihn nicht einschätzen, ich weiß nicht, wie es ihm jetzt mit der Trennung geht. Ich habe den Kontakt total abgebrochen, anders funktioniert das nicht für mich, ich muss alle Hoffnung ersticken, sonst kann ich nicht anfangen irgendwas zu verarbeiten. Und wenn er dann immer noch schreibt wie früher... das geht nicht für mich. Ihn mache das sehr traurig, sich vorzustellen, gar nichts mehr von mir zu erfahren, nicht mehr zu wissen, wo es mich hintreibt, wie es mir gehe. Aber welche Bedeutung hatte ich wirklich für ihn? ich war immer verfügbar, habe mich so bemüht das zu ändern, aber ich habs nicht hinbekommen. Ich habe viel zu sehr zu ihm aufgeschaut. Ich bin mir nicht mehr sicher, ob er mich jemals geliebt hat, ich glaube es kaum.
Die Beziehung zu seiner Ex sei mit unserer nicht vergleichbar gewesen meinte er immer, sie war ein Dummchen, tiefergehende Gespräche gab es nie. Trotzdem hing er lange an ihr, wahrscheinlich, weil sie wusste, was sie wollte und er in der Beziehung derjenige war, der ihr hinterher laufen musste. Werde ich eine Bedeutung in seinem Leben haben? Oder geht es ihm bald so wie mir mit meinem Exfreund, über den ich im Nachhinein sage, ich habe ihn nie geliebt (was mir wirklich erst später bewusst wurde, die Aussage scheint jetzt ein bisschen im Widerspruch zu meiner Anfangsaussage zu stehen, aber damals war ich auch erst 17/18 und dachte wirklich, ihn zu lieben). Ja, das ist wichtig für mich, ich will wenigstens für etwas leiden, dass es verdammt nochmal Wert war nun seit Wochen fast nur noch am Boden zu sein!
Es ist ein langer Text, ich könnte stetig weiterschreiben.
Ich habe große Angst, vor der Verzweiflung, die noch kommen wird. Vor der Leere, die jetzt mein Leben beherrscht, der fehlenden Nähe. Ich bin ein recht unsicherer Mensch, bin immer ein bisschen verkrampft, wenn ich unter Menschen bin. Bei ihm war ich so absolut und voll und ganz ich selbst, entspannt. Kaum war ich dort, fiel alles von mir herab, ich war sicher, geliebt, angenommen. Und unglaublich echt.
Ich hoffe, ihr erkennt hinter dem ein oder anderen vielleicht noch etwas kindlich naiv klingendem trotzdem die tiefe Innigkeit, die ich fühlte und den Schmerz der bleibt. Die Beziehung ging 1 1/2 Jahre, war nicht lange, gemessen an anderen, aber ich habe noch nichts vergleichbares erlebt und gerade ist es sehr schwer mir vorstellen, dass ich solche etwas noch einmal erleben werde. Auch wenn die Trennung erst gestern war, bin ich mir seit mindestens vier Wochen sicher, dass es keine Hoffnung mehr gibt, natürlich brannte noch ein Funke in mir, aber der ist nun auch erloschen. Deswegen schreibe ich jetzt schon über´s verarbeiten, was komisch klingt, wenn man sich nur auf den Trennungszeitpunkt konzentriert.
Ich will mir nicht vorstellen, wie es sich anfühlen muss, nach einer langjährigen Beziehung mit gemeinsamer Wohnung getrennte Wege zu gehen, wenn ich nach solch einer verhältnismäßig kurzen Zeit schon das Gefühl habe, es ist nichts mehr übrig ohne ihn.
Liebe Grüße und vielen Dank an diejenigen, die sich bis zum Ende durchkämpften!
29.12.2013 01:08 •
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