Zitat von Jagrotsch:erwarte, dass meine Frau versucht mich aus diesem Loch herauszuholen
Nix da. Diese Erwartung (und das meine ich wertfrei) darfst du haben - aber du hast keinen Anspruch auf Erfüllung deiner Erwartungen. Nicht erfüllte Erwartungen nennt man dann Enttäuschung. DU bist für dein Seelenheil verantwortlich und nur du - das meine ich absolut positiv. Wäre doch schlimm, wenn SIE die Verantwortung hätte, wie es dir geht. Dann sprechen wir bald über Abhängigkeiten, nicht mehr über eine Partnerschaft auf Augenhöhe.
Tu dir was Gutes, mach mal, worauf DU Bock hast - auch ohne Sie. Das wird dir Kraft und Energie geben und eine gewisse Autonomie, die dich auch wieder attraktiver macht. Mach dich bitte nicht von anderen Menschen abhängig. Diesen Weg beschreitest du grade. Weg von diesem Weg, denn wenn du da am Ziel bist, dann ist deine Frau weg, das verspreche ich dir. Was danach kommt, kannst du dir denken.
Zitat von Jagrotsch:das Wort Erwartungen was ich hier häufig gelesen habe ist auch absolut falsch.
Nö. Das Wort ist absolut korrekt, aber deine Deutung leider etwas kreativer. Das Wort ist erstmal wertungsfrei und beschreibt einen Fakt.
Zitat von Jagrotsch: ist es denn dann wirklich zuviel verlangt, dass ich einfach mal in den Arm genommen werde und einfach auch mal traurig sein darf ohne mir dann anhören zu müssen, ich hätte schlechte Laune?
Ist es definitiv nicht. Allerdings scheint sie dazu nicht imstande zu sein. Über die Gründe kann man (und wurde hier schon) viel spekuliert. Du darfst und sollst auch traurig sein, denn es ist auch ein Ventil und ein Teil von Verarbeitung. Die Frage, die ich mir da stelle: wie äussert es sich. Deinen Aussagen nach nörgelig, muffelig usw. Wenn ich traurig bin, dann empfinde ich keine Aggression. Nörgeln und meckern sind Kompensationen von aggressivem Verhalten. Nun ist die Frage, was denn wirklich bei dir geschieht, wenn du eine Situation beschreibst, in der du traurig bist. Ganz ehrlich? Ich würde dich da in die Ecke der passiv-aggressiven Menschen einordnen, nach dem was ich so bisher von dir gelesen habe.
Zitat von Jagrotsch:ICH bin ICH
DAS hört sich schon ganz anders an! DU bist DU und absolut korrekt. Was ist der Unterschied zu dem Satz: Ich bin eben so?. Der erste Satz impliziert Reflexion, Anerkennung deiner Selbst und auch selbstkritisches und analysierendes Verhalten/Persönlichkeit. Der zweite Satz, den du so gerne verwendest sagt aus: Friss oder stirb. Ich bin total davon überzeugt richtig zu sein und du musst damit klarkommen. BASTA.
Zitat von Jagrotsch:und ich wurde so wie ich nun einmal bin geheiratet und es ist bei mir einfach so
Nein, wurdest du nicht. Du erliegst da einem Trugschluss. Du warst (es ist ja ein paar Jahre her) auch mal ein anderer Mensch. Du hast eine Therapie gemacht und auch das ändert viel in dir - so wie eine Mutterschaft auch in einer Frau etwas ändert. Weiterhin bist du Vater, du wirst älter, reifer, die Erfahrungen und die Umwelt formen dich immer weiter. Deshalb ist der Satz Ich bin ich zu jeder Zeit immer korrekt, aber der Satz ich bin eben so absolut falsch. Im Übrigen lässt das ICH bin ICH Austausch und Kompromisse zu, ein Ich bin eben so ist pure Konfrontation. Hast du dich mal mit der Psychologie der Rhetorik auseinandergesetzt?
Zitat von Jagrotsch:dass 6 für mich sehr wichtig ist
Das will ich dir auch nicht absprechen. Du hast einen Trieb und Bedürfnisse. Normalerweise ist S. ja auch nicht nur Druckabau sondern sehr viel mehr. wichtig ist eben die Art, wie du das kommunizierst und wie weit du für das Einstehen deiner Bedürfnisse gehen wirst. Es gibt Menschen, für die ist das ein Trennungsgrund, für andere der Grund zu Menschen zu gehen, die das als Dienstleistung anbieten. Wieder andere suchen sich eine Affäre. Warum? Sie bewerten ihre Bedürfnisse gegenüber dem Risiko (meist der Verlust der Partnerschaft auf Basis von Monogamie) und wägen ab. Der eine bewusster, der andere unbewusster. Gerne werden ja auch die vollumfänglichen Konsequenzen ausgeblendet (das als Zaunpfahlwink an dich)
Zitat von Jagrotsch: ich bin wie ich bin und das ist nicht schlecht!
So ist es. Mein Mantra war damals aber Ich bin ich und das ist gut so. Schau dir mal beide Sätze genau an und sag mir, was sie als Botschaften in sich tragen.
Zitat von Jagrotsch:Aber in dem Wissen wie ich bin und wie sie mich geheiratet hat mir mit all den Belastungen noch eine (für mich) große Baustelle aufzumachen finde ich einfach schlichtweg gemein.
Das siehst du so. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie das für sich nicht sehen kann. Du hast es toll erkannt, dass IHR da gemeinsam eine Baustelle neu aufmacht. Hier wäre es wichtig, es ihr ganz direkt zu kommunizieren. Nicht als Vorwurf, sondern eher als ICH-Botschaft. Schatz, ich würde mir wünschen, dass du mich in dieser schweren Zeit für mich
etwas mehr unterstützt. Meine Sorgen bzgl. der Arbeit, meines Vaters (....) lasten schwer auf mir.
Wichtig dabei: ETWAS MEHR! lässt du diese beiden Worte weg, wird sie es als Du unterstützt mich bisher GAR NICHT auffassen. Du siehst... die Rhetorik ist sehr wichtig, denn du transportierst damit so viel mehr als die reinen Worte.
Zitat von Jagrotsch:aber dass zumindest mal registriert wird, dass ich auch noch da bin ist wohl keine übertriebene Forderung.
Nein, ist es nicht. Es ist eine nachvollziehbare Erwartungshaltung, denn ihr existiert nicht nur als Eltern, sondern auch als (Liebes-)Paar. Du hast Bedürfnisse und die sind absolut gerechtfertigt, denn sie entsprechen dir und deiner Persönlichkeit. Wichtig ist aber zu schauen, was kann die Gegenseite erfüllen und was ist nicht erfüllbar. Hier kommt dann ihr Emotionsleben und ihre Haltung/Persönlichkeit ins Spiel. Das Ganze nennt man dann Beziehungsgespräch.
Zitat von Jagrotsch:was sie übrigens fast immer ablehnt weil sie das Kind immer dabei haben muss
Weil du es bisher hingenommen hast. Auch für dich gilt: GRENZEN (vor allem die eigenen) sind wichtig.Verschiebst du sie immer/oft zu deinen Ungunsten, konditionierst du den Menschen auf der anderen Seite der Grenze damit, dass es für diesen Menschen eher positive Konsequenzen hat. Es setzt also der Lerneffekt ein, der in einer gemütlichen Komfortzone endet. Warum sollte sie sich da auch hinaus begeben, wenn es für sie läuft? Weil es keine negativen Konsequenzen (nennen wir es mal Sanktionen) hat.
Hier mal ein Beispiel: Ich hätte mal wieder Lust dich schick auszuführen und danach ins Theater zu gehen. Mit der Kleinen habe ich schon alles geklärt, sie kommt bei meiner Mom unter und schläft da heute Nacht (also gleich die Lösung für das anstehende Problem mitliefern, damit nicht ihr erste Gedanke ist: Wer betreut die kleine. Ansonsten hast du gleich eine negative Konnotierung der Idee in ihrem Kopf hergestellt).
Je nach Reaktion, hast DU aber FÜR DICH einen PlanB in der Tasche. Du musst und willst sie nicht überreden. Sagt sie Nein, egal aus welchem Grund, dann diskutierst du nicht. Du hast dann eben was anderes vor (Kumpel anrufen und zum Fussball gehen, Kino, Barabend, Spaziergang mit Freunden/Familie). DU musst schauen, dass du aus diesem Kreis rauskommst und einen Ausgleich findest. Zieht sie mit - GENIAL! Wenn nicht, ok, denn SIE HAT WEDER DIE VERANTWORTUNG NOCH DIE HOHEIT ÜBER DEIN WOHL!
Gruß
Tin