Ich frag mich bei diesem Thema, ob nicht von den Verlassenden ein Verhalten gefordert wird, das man selbst auch nicht an den Tag legen könnte. Jeder hat mal jemand verlassen, oder? Habt ihr immer alles erklärt? Das alles ihm/ihr überhaupt erklären können? Habt ihr immer Freundschaft angeboten? Habt ihr euch um den Verlassenen wirklich gekümmert? Habt ihr den Kontakt gesucht? Oder wart ihr auch mal sogar genervt von Liebeserklärungen und der Verzweiflung? Es ist doch völlig paradox, das ein Verlassender dem Verlassenden den Trennungsschmerz nehmen könnte, durch ein wie auch immer geartetes korrektes Verhalten. Natürlich gibt es Auswüchse und extreme Sauereien bei Trennungen, aber gibt es überhaupt so etwas wie eine akzeptable Art und Weise sich zu trennen? Ich glaube, egal, was der Verlassende tut, dem Verlassenen wird es nicht wesentlich besser gehen.
Egal welche Argumente und Gründe die Verlassenden uns liefern würden, wir würden doch versuchen alles zu widerlegen, was sie sagen, alles für ein Missverständnis er- und verklären. Und vielleicht sogar quasi schwören, dass wir alles ändern würden, was ihn/sie stört. Ist ja alles halb so schlimm und jetzt wo wir es wissen, können wir es ja ändern? Warum haben sie es nur nicht früher formuliert? Außerdem würde es uns doch noch mehr weh tun, wenn wir auch noch in aller Deutlichkeit hören würden, wie unzulänglich und schei. wir aus Sicht des Verlassenden sind. Wenn er/sie uns dann nicht weh tun will, gibts ein einziges Gestotter und diplomatische Formulierungen. Na ja, würde es uns damit besser gehen? Ne, ich denke es ist nicht alles erklärbar. Menschen ändern sich, gehen einen anderen Weg, entwickeln andere Hoffnungen, neue Perspektiven, es kommt von innen. Der Verlassene ist nicht mehr im Herz und nicht mehr im Bauch. Vielleicht ist ein Gespräch möglich, wo man noch einmal alles bespricht, wenn eine lange Zeit vergangen ist und wenn es beiden gut geht. Vorher hat das wenig Nutzen für den Verlassenen. Ich befürchte, das würde es eher noch schlimmer machen.
Meine Ex hat mir auch nichts groß erklärt. Sie hat per E-Mail Schluss gemacht und kam schnell mit ihrem besten Freund zusammen. Brauch ich noch eine Erklärung? Will ich mir das Gestotter wirklich anhören? Ich bin nur noch sauer und jede Erklärung würde ich sowieso nicht akzeptieren und argumentativ in der Luft zerreisen. Jetzt mit diesem Abstand kann ich auf jede noch so daher geholte Begründung pfeifen. Wahrscheinlich würd ich platzen vor Wut.
Ich weiß nicht, kann man jemanden erklären, dass man ihn nicht mehr küssen, nicht mehr anfassen, nicht mehr körperlich in seiner Nähe sein will oder kann? Und eine irgendwie gelieferte Erklärung, weil der Verlassene es fordert muss weder der Wahrheit entsprechen noch in die Nähe der wahren Motive kommen. Würde man sich dadurch nicht noch mehr verletzen lassen?
Gehts nicht auch darum, den Verlassenden bloß zu stellen, ihm vor Augen zuführen, wie dumm er/sie war und ist? Wenn der Wunsch geäußert wird, dass er oder sie erkennt, was er verloren hat, dann ist das wahre Motiv dahinter natürlich der Wunsch ihn/sie zurück zu bekommen.
Viel Fragen, etwas ketzerisch, ich weiß, aber ich denk auch darüber mal nach.
Thomas
19.11.2011 00:33 •
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