@ Michelinmännchen:
Ich stimme dir in vielem zu – BRAVO! Eine gesunde Selbstzentriertheit, (weitgehende) Erwartungsfreiheit und ständig empfundene Wahlfreiheit sind höchste Ideale und die besten Voraussetzungen für eine ziemlich reife Liebe! Wenn beide so ticken
Das zu wissen und sich dies auch immer wieder zu verinnerlichen kann bei der Trennung auch helfen. Wenn eine Beziehung zwischen Menschen in die Brüche geht, weil sie diesen hohen Idealen eben nicht entsprochen hat, sind beide zu gleichen Teilen beteiligt. Die meisten Menschen haben Ansprüche (Gegenteil wäre die in unserer Gesellschaft fast widersinnige Anspruchs-losigkeit, die nur der vollkommene Asket glücklich zu leben vermag und die in unserem Kulturkreis selten zu finden ist) und gewisse Erwartungen an Beziehungen. Ich nehme mich da nicht aus. Natürlich ist es immer ein letzter Wunsch der hier formuliert wird, und der dem Ideal zuwider läuft...
Und doch muss ich dir sagen, dass es mir in vielen Beziehungen auch aus umgekehrter Sicht gerade ein Bedürfnis war, mich in Frieden zu verabschieden, zu klären und erst dann zu gehen, weil Liebe kein Ding ist, das einfach abgeschaltet wird (vorausgesetzt, wir reden hier weiter über das hohe Ideal). Selbst wenn ich mich dann anders als meine Partnerin entscheide, versuche ich ihr das zu vermitteln und aus der nicht abgeschalteten Liebe heraus so liebevoll zu sein, ihr den weiteren Weg zu erleichtern. Ich meine, alle Ideale so sensibel wie möglich in ihr jeweiliges kulturelles Umfeld einzubetten, macht einen hier zumindest zu einem verträglicheren Menschen.
Für den die eingangs aufgestellten Werte wirklich gelten, wird ein liebevolles Verhalten dem anderen gegenüber immer möglich sein, weil Liebe in dem Bewusstsein ein Permanentzustand ist, der nicht mal eben an- und abgeschaltet wird. Insofern geht es dann auch nicht um ausuferndes Mit-Leid sondern angewandtes Mit-Gefühl – eben Liebe auf einer (leicht) reiferen Ebene.
Das hier besprochene Problem geht ja schon davon aus, dass wir nicht in der perfekten Welt und Beziehung leben, und wenn Ansprüche oder Erwartungen die Beziehungen schon getrübt haben (wo ist das nicht der Fall?), dann könnte ein Ziel auf dem Weg zu diesen Idealen sein, nicht gleich so vollends ins Gegenteil der Liebe zu verfallen – der Angst ...sondern möglichst offen, ehrlich und liebevoll zu handeln.
Zitat von Miss U:was mein ex noch für mich tun sollte:
er sollte sich definitiv die zeit nehmen, sich - nach drei jahren du bist DIE frau für mich! - mir persönlich ins gesicht zu sagen, dass er sich trennen möchte und es wenigstens versuchen, mir zu erklären
er sollte sich regelmäßig nach mir ekundigen, wie es mir geht
und nur dann nicht mehr anrufen, wenn ich es nicht mehr will
er sollte mich an seinem prozess teilhaben lassen, damit ich es verstehen kann - zb indem er mir schreibt was los ist
er sollte mal wirklich in sich gehen und erkennen was er an wertvolem und einzigartigem aufgibt bzw wegschmeißt
er sollte mir die möglichkeit geben, mich von ihm zu verabschieden, zb indem wir eine letzte gemeinsame reise machen
er sollte mir bei den dingen helfen, wo ich auf seine hilfe angewiesen bin, bis ich mich stabiler fühle oder ersatz für ihn organisiert habe.
@ Miss U: Hallo und Dank für deinen Beitrag
Viele deiner Wünsche kann ich gut nachvollziehen und hielte sie auch für umsetzbar ...bis auf diejenigen, die klar erkennen lassen, dass du seine Entscheidung derzeit so nicht akzeptierst und ihn zurück bekommen willst, was dem Umstand zuzuschreiben ist, dass du eben leider nicht in seinen (viel früher begonnenen) Trennungsprozess einbezogen wurdest. Es mangelte, wie so oft, eben an Klarheit, Offenheit und Ehrlichkeit schon während der Beziehung. Zu hinterfragen lohnen sich solche Wünsche, die deinen Verlasser nach wie vor voll in dein Leben integrieren würden ...und warum sie nach der Trennung noch ein so großes Gewicht für dich haben. Ich denke, dann landest du ganz schnell bei dir selbst und dem, was du deinem Ex für eine Rolle in der Beziehung gegeben hast, was er für dich befriedigen sollte – und nur eine Weile konnte oder wollte...