@Zugaste und auch @williams
habe gesündigt und im Affenbuch weiter gelesen. Weiterhin keine Begründung, warum die Bonobo-Jungs so an Muddi hängen. vielleicht kommt das noch.
Und nochmal ein bisschen was zu den angeblich nur aggressiven Schimpansen
In seinen jungen Jahren war Phineas ein Alphatier, aber als er vierzig wurde, begann er, die Dinge gelassener zu sehen. Er liebte es, mit Kindern zu spielen, mit den Schimpansinnen Fellpflege zu betreiben und sich als Polizist zu betätigen. Sobald er mitbekam, wie Gruppenmitglieder sich zankten, ging er dazwischen und gab mit gesträubten Fell eine Machtdemonstration ab, um den Streit zu beenden. Er stellte sich zwischen die Kontrahenten, bis sie aufhörten zu schreien.-
Und jetzt wird`s spannend
Diese Kontrollfunktion ist auch bei wild lebenden Schimpansen gut dokumentiert. Bemerkenswerterweise sind die männlichen Schimpansen in dieser Funktion nicht parteiisch: sie verteidigen den Schwächeren der Beteiligten, selbst wenn der Angreifer ihr bester Kumpel ist. Ich habe über ihre Unparteilichkeit oft gestaunt, zumal sie von vielen üblichen Verhaltensmustern der Schimpansen abweicht. Der Streitschlichter stellt seine eigenen Vorlieben für bestimmte Gruppenmitglieder zurück und strebt das an, was für die Gemeinschaft am besten ist.
Jessika Flack und ich haben gezeigt, wie sehr die Gruppe von solch einem Verhalten profitiert, indem wir die Schimpansen, die als Schlichter fungierten, vorübergehend aus der Gruppe entfernten. Das Ergebnis war, dass die Gemeinschaft völlig aus den Fugen geriet.
In unseren eigenen Studien haben wir festgestellt, dass weibliche Schimpansen aufgebrachte Artgenossen häufiger beschwichtigen, als männliche Schimpansen. Sie gehen auf die Opfer von Aggressionen zu, legen zärtlich den Arm um sie und drücken sie an sich, bis sie aufhören zu schreien.
Es kommt recht häufig vor, dass Schimpansen sich für nicht verwandte Artgenossen einsetzen. Die Schimpansin Washoe, die in den 60er Jahren als erstes nichtmenschliches Wesen einige hundert Zeichen der amerikanischen Gebärdensprache erlernte, hörte einmal eine andere Schimpansin, die sie kaum kannte, schreien und um sich schlagen, nachdem sie in einen Wassergraben gefallen war. Washoe überwand 2 Elektrozäune, um der Schimpansin zur Hilfe zu kommen und sie in Sicherheit zu bringen.
Ein anderes Beispiel wurde unter frei lebenden Schimpansen in der senegalesischen Fongoli-Savanne beobachtet: Wilddiebe hatten der Schimpansin Tia ihr Neugeborenes gestohlen. Glücklicherweise gelang es Forschern, das Baby zu konfiszieren und zurück zu geben. Jill Pruetz beschreibt, wie Mike, ein nichtverwandter Schimpanse, der zu jung war, um der Vater des Baby zu sein, den Säugling dort an sich nahm, wo die Wissenschaftler ihn abgesetzt hatten, und ihn sofort zu Tia brachte. Offensichtlich wusste er, zu wem das Baby gehörte, und wahrscheinlich hatte er auch mitbekommen, dass Tia Probleme mit dem Laufen hatte, nachdem die Hunde der Wilddiebe sie schwer verletzt hatten. Zwei Tage lang trug Mike das Baby, wenn die Gruppe weiter zog, während Tia hinterher humpelte.
Selbst die kostspieligste Investition überhaupt, die Adoption eines nicht verwandten Kindes, kommt bei Schimpansen vor. Dabei springen nicht nur die Frauen ein,. . . sondern auch die Männer. Christophe Boesch berichtet von mindestens zehn Fällen in drei Jahrzehnten, in denen wilde männliche Schimpansen an der Elfenbeinküste junge Schimpansen adoptierten, die ihre Mutter verloren hatten. . . .Der Disney-Film (
Schimpansen von 2012) erzählt die wahre Geschichte des verwaisten Schimpansenjungen Oscar, der vom Alphatier Freddy unter die Fittiche genommen wird. Als Oscars Mutter starb, war das Kamerateam zufällig zur Stelle. . .Doch dann folgte Freddy dem Verhaltensmuster anderer Adoptivväter, die ihre Nahrung mit den Kleinen teilten und sie Nachts in ihrem Nest schlafen ließen, sie vor Gefahren beschützten und eifrig nach ihnen suchten, wenn sie verloren gingen.. .
Und jetzt noch was Süßes
Jedes Jahr kamen bei uns im Zoo Dutzende Affenkinder (Rhesusaffen) zur Welt. Diese Babys übten eine magische Anziehungskraft auf die jungen Schimpansinnen aus, die selbst noch nicht geschlechtsreif waren. Sie versuchten möglichst nahe an die Kleinen heran zu kommen, indem sie bei den Müttern Fellpflege betrieben. Es konnte ganz schön lange dauern, bis sich ein Baby endlich von der Mutter löste und ein paar wackelige Schritte auf die Möchtegern-Babysitterin zumachte. Sie nahm das Kleine hoch, trug es herum, drehte es auf den Kopf, um seine Genitalien inspizieren zu können, leckte sein Gesicht, kraulte es von allen Seiten und nickte dann irgendwann ein, die Arme fest um das Kind umschlungen. . .Während sie ihren Schatz im Arm hielt, ließ die erhöhte Ausschüttung des Kuschelhormons Oxytocin ihre Augenlieder schwer werden. Ihr Nickerchen dauerte allerdings nie lange, und schon bald brachte sie das Baby zu seiner Mutter zurück.