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Was ist weiblich? Fortsetzung / Offtopic

L
Zitat von williams:
Warum sollte ausgerechnet Lehrern ein Feedback verwehrt werden, das kann doch ganz erhellend für sie sein.


Weil es Kinder sind, die weder Ahnung von Methodik haben, noch ihre Emotionen soweit kontrollieren können, dass sie halbwegs fair bewerten.
Letztendlich wird die Beliebtheit abgefragt und nicht die Lehrkompetenz.
Eine 12 jährige weiß doch gar nicht, was für sie gut ist. Die möchte auch unter der Woche nachts mit ihren Leuten um die Häuser ziehen und andere unvernünftige Dinge tun. Erlaubst du ihr das? Normalerweise nein.
Sicherlich reagiert das Kind darauf nicht mit Einsicht und Verständnis sondern mit Protest. Weil sie die Konsequenzen nicht absehen kann.
Sicher sollen Lehrkräfte überprüft werden aber doch bitte von neutralen und geschulten Mitarbeitern der Schulämter. Was aus Geldmangel nicht gemacht wird.

Weiterhin gibt es einen sehr stabilen Vergleichswert ob die Lehrkraft ihren Job gut macht: nämlich die Prüfungsergebnisse.

Zitat von williams:
Ist an Unis und in der Erwachsenenbildung auch völlig normal.


Ja, eben - unter Erwachsenen. Da ist zumindest davon auszugehen, dass die meisten durchaus in der Lage sind zwischen Sympathie und Kompetenz zu unterscheiden.
Wobei ich es wie gesagt immer schwierig finde, wenn Fachkräfte von Laien bewertet werden. Auch an der Stelle fände ich neutrale Instanzen, die Ahnung haben zielführender.

Ich halte einfach nicht viel von der Feedbackkultur.

Zitat von williams:
Narzisstische Tendenzen sind insgesamt rückläufig, das ist die gute Nachricht.


Na ja... es war eine Studie an 60 000 US-amerikanischen Studenten. Warst du schon mal an einer amerikanischen High School oder hast in dem Land gelebt? Ich schon.

Das amerikanische Schulsystem ist wesentlich konservativer vom pädagogischen Ansatz her. Nur ein kleines Beispiel: Schüler gehen während des Unterrichts nicht auf Toilette, das wird nicht toleriert. Außer in wirklichen Ausnahmefällen und das wird dann auch über die Eltern mit ärztlichem Attest überprüft.
An deutschen Schulen ist die Toilettenrennerei während des Unterrichts gang und gäbe und als Lehrkraft kannst du nichts machen, weil du rechtlich keine Möglichkeit hast das zu verbieten.
An amerikanischen Schulen werden auch Grenzübertritte, freches Verhalten usw. von der Schulleitung nicht toleriert. Da bist schneller beim Direktor im Büro wie du gucken kannst mit entsprechenden Konsequenzen.

Also zeigt die Studie Entwicklungen an in den USA, nicht in der gesamten westlichen Welt. Außerdem reicht eine einzige Studie nicht aus um eine angenommene Tendenz valide zu widerlegen.

08.01.2020 10:42 • #3826


Y
@leilani

Empathie versus Leistungsdruck ist mir zu einfach gedacht und so mag ich nicht diskutieren. Das ist viel zu undifferenziert.
Hast Du mal zum Thema Bildung was von Richard David Precht gesehen, gelesen? Es gibt auch Youtubes-Videos.
Kannst Dir ja mal was zu Gemüte führen. Dann siehst Du, dass es da noch einiges mehr zu bedenken gibt, als Empathie oder Leistungsdruck/hohes Niveau, z.B. WIE (auch an Universitäten) unterrrichtet wird.
Und weil Du Dich über die Primatenthematik amüsierst: dieser Mann zählt zu den einflussreichsten Persönlichkeiten unserer Zeit, befasst sich seit jahrzehnten u.A. mit dem Thema der Moral (seine These ist, dass Moral viel älter ist als Religion), wurde vom Dalai Lama (den ich persönlich nicht interessant finde) zum Thema Empathie befragt, forscht und fragt sein Leben lang. Und dann kommt Frau Professor Leilani und hat eine ganz einfache Lösung.

08.01.2020 12:49 • #3827


A


Was ist weiblich? Fortsetzung / Offtopic

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Y
was geht denn gerade bei Dir ab @leilani ?
Toilettengänge nur mit grenzüberschreitendem Verhalten zusammen zu denken, finde ich unsinnig.

Zitat:
Weil es Kinder sind, die weder Ahnung von Methodik haben, noch ihre Emotionen soweit kontrollieren können, dass sie halbwegs fair bewerten.

nach Precht haben eben auch Lehrer und Professoren wegen schlechter Methodikausbildung keine Ahnung von sinnvoller Methodik. Nur ein Bsp., das Precht nennt: sich im 45 Min. Takt mit jeweils anderen Fachgebieten zu befassen, sei schon allein hirnphysiologisch (weiß nicht mehr, ob er genau diesen Begriff verwendete) völlig widersinnig und kontraproduktiv.

Zitat:
Eine 12 jährige weiß doch gar nicht, was für sie gut ist. Die möchte auch unter der Woche nachts mit ihren Leuten um die Häuser ziehen und andere unvernünftige Dinge tun.


Aha, da gibt es aber auch gaaanz andere Ansichten. Leider weiß ich auf die Schnelle nicht den Namen dieses Schulsystems (gucke nochmal nach), aber jedenfalls gibt es eines, ohne Noten, ohne Leistungsdruck und schon die kleinen Kinder dürfen wählen, welche Themen sie vertiefen. Ergebnis: extrem konzentriertes Lernen und sehr gute Leistungen.
Dabei fällt mir noch eine These von Precht ein (hoffe, dass ich sie nicht verfälsche): dass es viel sinnvoller Sei, je nach Gaben und Talenten schon früh einen Bereich auszubilden, statt von allem nur ein bisschen zu wissen/zu können. Also statt ein bsw. matheunbegabtes Kind ständig zum Förderunterricht zu schicken, damit es dann dennoch niemals den Durchschnitt erreicht, sollte es doch lieber den Fokus in die Fächer stecken, die ihm mehr liegen, was keineswegs bedeutet, das man nur Fachidioten ohne jede Allgemeinbildung heran zieht weil es nur ganz selten Menschen gibt, die wirklich nur komplett einseitig auf ein einziges Thema/Fach fokussiert sind.
Schau Dir Kinder an- sie fragen und lernen ganz von allein am laufenden Band. Warum, wieso, weshalb. Unermüdlich.
Den markierten Satz finde ich echt ein starkes Stück! Kinder neigen unter guten Umständen in ihrem Umfeld eben eher nicht zu so sinnlosen Beschäftigungen wie die Erwachsenen Es sei denn, es wird vorgelebt. Ansonsten erlebe ich in meinem Umfeld, dass sie ohne jeden Druck von außen sogar unbedingt Dinge lernen wollen.
Ich kenne einen kleinen Jungen, der mMn sehr gute Eltern hat, die wirklich noch ganz viel Zeit für die Kinder haben und sie bsw. nie vor die Glotze setzen. Die Kinder wollen von sich aus lesen, malen, ein Instrument lernen uvm. Der Kleine war schon mit 3 wild entschlossen, Ballett zu lernen und ist jetzt mit 6-7 schon viel weiter. Mit 6 wollte er anfangen, Trompete zu spielen (die Eltern hatten nie ein Instrument in der Hand). Und seither übt der Kleine unermüdlich. Zudem hat er von sich aus den Wunsch geäußert, in den Sommerferien 5 Tage die Woche einen Malkurs im Kunstmuseum zu machen und wollte gar nichts anderes wissen (die Mutter fand das sogar zu viel).
Genau so erlebe ich es bei allen Kindern, die in einem guten Umfeld aufwachsen.
Was mir auch lange schon auffällt: selbst ganz kleine Kinder haben Lust auf ganz normale Tätigkeiten wie Mitkochen, Mitputzen usw., aber weil das mit ihnen Ewigkeiten dauert, werden sie eben vor irgend eine Plastikwelt gesetzt.
Was natürlich nicht heißen soll, dass sie gar keine Lenkung bräuchten! Ganz klar, sonst wären sie z.B. ständig übernächtigt

08.01.2020 13:19 • x 1 #3828


Z
Nochmal zurück zu den Affen.

Für mich ist an ihrem Verhalten so spannend, dass sie Emotionen über ihre Instinke stellen können.
Wenn sie sonst die Schwachen töten, aber spüren, dass jemand stirbt und ihn dann liebevoll verabschieden.
Voll toll

08.01.2020 13:56 • x 1 #3829


Z
Zitat von YsaTyto:
Empathie versus Leistungsdruck ist mir zu einfach gedacht und so mag ich nicht diskutieren. Das ist viel zu undifferenziert.


Die Frage ist ja auch: Was ist Leistung? Und ist empathisch zu sein nicht auch eine große Leistung, wenn man es so sehen will.
Und sind Menschen die gut ausgebildet sind, viel Kohle verdienen die Leistungsstärksten?

Ich glaube, Leistung und Leistungsfähigkeit und Leistungsgesellschaft sind Begriffe, die wahrscheinlich jeder sehr unterschiedlich definiert, so wie Begriffe wie Glück oder Liebe.

08.01.2020 14:50 • #3830


Zharah
Zitat von leilani:
Ysa hatte ja in einem ihrer Posts die Empathie erwähnt. Empathie scheint in unseren Zeiten ja das zentrale Schlagwort zu sein, das unglaublich wichtig und immer wieder eingefordert wird, gerade in der Pädagogik. Empathisch mit den Kindern umzugehen, sie individuell zu fördern usw. Das beißt sich wiederum aber total damit, dass wir in einer absoluten Leistungsgesellschaft leben, die auf das Individuum mit seinen Schwächen wenig Rücksicht nimmt. Durch diese Kuschelpädagogik, die aktuell propagiert wird, wo den Kindern kaum noch deutliche Grenzen aufgezeigt werden, wo es im Grunde nur noch darum geht den ...


Deine Definition von Empathie ist einfach falsch und hat weder was mit Kuschelpädagogik noch mit Inkonsequenz zu tun.

Empathie bedeutet die Fähigkeit, sich in andere Menschen hineinversetzen zu können. Ich bin definitiv empathisch und habe trotzdem einen 18 jährigen herangezogen, der Grenzen und Konsequenzen kennt und das heute mit Pädagogik LK auch reflektiert und gutheißt.

Das Problem heute ist nicht die Empathie, sondern, dass Eltern heute eher Freunde ihrer Kinder sein wollen und oft die unbequeme Auseinandersetzung scheuen.

08.01.2020 14:59 • x 1 #3831


S
Kurz:
Wir haben deutlich zu wenig Fähigkeit zur Empathie und gleichzeitig zu wenig Fähigkeit Grenzen zu setzen und konsequent zu handeln.

Empathie und Klarheit.
Das ist der Weg mE.
Und dann jedes einzelne Kind als Individium fördern

08.01.2020 15:22 • x 2 #3832


Y
@Zugaste

Zitat:
Die Frage ist ja auch: Was ist Leistung? Und ist empathisch zu sein nicht auch eine große Leistung, wenn man es so sehen will.

ja, natürlich ist es sehr wertvoll. Aber ich sehe wie gesagt nicht, dass Leistung und Empathie sich im Wege stünden, zumal ich der Überzeugung bin, dass der Mensch von Natur aus schaffen möchte, sich weiter bilden, entwickeln, etwas leisten will.
Zitat:
Und sind Menschen die gut ausgebildet sind, viel Kohle verdienen die Leistungsstärksten?

natürlich nicht. Oft sind es doch gerade in der Forschung, Kunst usw. die Randerscheinungen, die langfristig unsere Kulur voran bringen.

Zitat:
Ich glaube, Leistung und Leistungsfähigkeit und Leistungsgesellschaft sind Begriffe, die wahrscheinlich jeder sehr unterschiedlich definiert, so wie Begriffe wie Glück oder Liebe.

ja, aber wirtschaftlich gedacht dürfte es da grob einen Konsens geben.

08.01.2020 16:01 • x 1 #3833


Z
Mein großes Kind wird bald 12 Jahre alt und berichtet oft, dass Kinder weinen, wenn sie Schultests oder Arbeiten zurück bekommen.
Ich finde daran folgendes interessant: es sind oft Jungs, die weinen.

Ich versuche das möglichst differenziert zu sehen. Auf der einen Seite finde ich es erstaunlich, dass die Kinder noch so offen ihre Gefühle zeigen ohne Scham.
Auf der anderen Seite bin ich erstaunt, dass sie mit diesen Gefühlen nicht anders umgehen können als frustriert und traurig oder wütend zu sein.

Und bei einem Klassensportevent habe ich das auch selbst beobachtet.
Nach jedem Spielzug, der nicht erfolgreich war, hat mindestens ein Junge geweint.
Die Mädels haben allen auf die Schulter gehauen, Mut zugesprochen und weiter gings.

08.01.2020 16:17 • #3834


Plentysweet
Zitat von leilani:
Empathie ist nicht das Allheilmittel.

In der Kleinkindpädagogik ist es dies auf jeden Fall schon. Empathiefähigkeit, die Fähigkeit zu spiegeln sind besonders wichtige Eigenschaften. Ohne eine empathische Haltung wird keine Bindung zum Kind aufgebaut. Und bindungssichere Kinder sind Kinder, die es im Leben und Lernen später leichter haben. Weil ihre Grundbedürfnisse erfüllt sind. Dies ist auf Grundlage der Hirnforschung mittlerweile hinreichend erwiesen und Bestandteil der Ausbildung pädagogischer Fachkräfte. Und Du kennst sicher die Aussage: Ohne Bindung keine Bildung.
Zitat von leilani:
aber ich denke ein wichtiger Punkt des Erwachsenwerdens ist sich mit der eigenen Mittelmäßigkeit und Gewöhnlichkeit anzufreunden.

Sehe ich anders. Jeder Mensch hat etwas Einzigartiges. Ob man ein Leistungsträger oder Hochleistungsträger überhaupt sein muß, ist für mich sowieso die große Frage.
Zitat von leilani:
Trotzdem kann man ein befriedigendes und erfüllendes Leben führen.

Na. Zum Glück .
Grundsätzlich finde ich, fehlt es in unserer modernen leistungsgeprägten Gesellschaft an Empathie. Ich würde es sehr schön finden und begrüßen, das Ansehen einer Gesellschaft würde an ihrer Empathiefähigkeit gemessen.

08.01.2020 17:05 • x 3 #3835


S
Das Engagement und die finanziellen Mitteln die nötig sind, um das korrekt zu bewerkstelligen liegen schätzungsweise um das fünffache höher als momentan.
Vielleicht auch eher das zehnfache .

Aber wir geben lieber Billionen aus für Kriegsmittel, die Cluster B-Gestörte ihr Unwesen treiben lassen.

08.01.2020 17:11 • x 2 #3836


L
@YsaTyto :

Was die reine Leistungsfähigkeit anbelangt, muss man sich ja nur die PISA-Studien der letzten Jahre anschauen.
Soweit ich das noch erinnere standen in allen 4 abgefragten Bereichen fast nur asiatische Länder auf den ersten 3 Plätzen.
Ich glaube vor allem Singapur und China, deren Schulsysteme sicherlich nicht dafür bekannt sind individuelle Freiheiten zu lassen.
Dort herrscht zum einen ein sehr großes Gemeinschaftsdenken in Verbindung mit Leistungswillen und Pflichtbewusstsein.
Und ein Erziehungsstil, der unbedingte Disziplin einfordert und Respekt.

In diesen Extremen bin ich davon kein großer Fan, natürlich finde ich es gut wenn Pädagogen einfühlsam mit ihren Schülern umgehen und sie in ihren Begabungen fördern, aber in unseren Breiten geht diese Tendenz genau in die andere Richtung.

Nebenbei bemerkt sind die deutschen Bundesländer mit den besten Leistungen Bayern und Sachsen (beide CDU regiert), Schlusslichter Berlin und Bremen (SPD regiert). Früher war auch noch BA-WÜ mit vorne, aber seit das Land grün regiert wird nicht mehr.

Also Länder mit einer eher konservativen leistungsbetonten Bildungspolitik.

Den Lehrkräften wird immer mehr aufgeladen, das eigentliche Unterrichten erfolgt nebenher. Gerade in Brennpunktschulen sind Lehrer im Grunde Therapeuten bzw. Sozialarbeiter. Im Rahmen der Digitalisierung, die auch dazu führt, dass sich der Unterricht komplett verändert, müssen sich die Lehrer dementsprechend umstellen, allerdings erfolgt das nicht in durchorganisierten Schulungen sondern über ausgelagerte Weiterbildungsmaßnahmen, die nur an der Oberfläche kratzen. Was wiederum heißt, dass der Lehrer sich im Grunde alles selbst beibringt.
Fachfremder Unterricht und und und.
Davon abgesehen, dass man permanent unter Beobachtung steht, kaum Ruhepausen hat und auch keine äußeren Unterstützungssysteme wie bspw. Supervision bei Psychotherapeuten.
Ach so... die Flüchtlingsklassen nicht zu vergessen. Da kann die Hälfte weder schreiben noch lesen, sind traumatisiert und viele Lehrer helfen dann noch nebenbei den Papierkram zu erledigen.

Ich kenne wirklich viele Lehrer und keinen einzigen (!) der es geschafft hat die gesamte Arbeitszeit von ca. 35 Jahren mit vollem Deputat durchzuziehen. Die meisten flüchten sich über kurz oder lang in Teilzeit und/oder Zusatzaufgaben, um das eigentliche Unterrichten mit allen Nebentätigkeiten zu minimieren.

Um unser Schulsystem zu verbessern bräuchte es in erster Linie viel mehr Geld, um mehr Lehrer einzustellen (die Abbruchquote unter Referendaren wird immer höher wenn der Praxisschock kommt), Klassen von maximal 20 Schülern, mehr Geld um digitale Einrichtungen auszulagern (das machen nämlich auch die Lehrer, wenn sie ein bisschen was von Informatik verstehen), Psychotherapeuten und Sozialarbeiter und vor allem Unterstützungsmöglichkeiten für die Lehrer.

Zitat von YsaTyto:
nach Precht haben eben auch Lehrer und Professoren wegen schlechter Methodikausbildung keine Ahnung von sinnvoller Methodik. Nur ein Bsp., das Precht nennt: sich im 45 Min. Takt mit jeweils anderen Fachgebieten zu befassen, sei schon allein hirnphysiologisch (weiß nicht mehr, ob er genau diesen Begriff verwendete) völlig widersinnig und kontraproduktiv.


Die Lehrerausbildung läuft völlig verkehrt, da gebe ich dir recht. Das, was am Ende unterrichtet wird kommt im Studium kaum vor und der Umgang mit Konflikten oder anderen sozialen Aspekten kommt im Grunde gar nicht vor.

Allerdings gibt es auch nicht die sinnvolle Methodik, es gibt auch nicht ein perfektes pädagogisches Konzept. Wichtig sind Flexibilität und Vielfalt. Weswegen ich es auch total wichtig finde, dass Schule nicht zunehmend vereinheitlicht wird.
Manche Kinder passen perfekt in eine Regelschule, weil sie Notendruck und gute Strukturen benötigen, andere entfalten sich besser in einer alternativen Schulform wie der Walldorfschule.
Deswegen ist es auch super wichtig, dass Kinder unterschiedliche Lehrertypen haben.

Precht sagt viele clevere Sachen, aber Leute, die in ihrem Leben keine Stunde unterrichtet haben, sollten sich mit klugen Ratschlägen etwas zurückhalten. Bspw. gibt es an den meisten Schulen, die ich kenne mittlerweile die 90 Minuten Taktung mit langen Pausen und regelmäßigen fächerübergreifenden Projektunterricht..
Allerdings gibt es an der Stelle das Problem, dass sich heutzutage kaum ein Schüler noch länger als 30 Minuten wirklich konzentrieren kann.

Zitat von YsaTyto:
aber jedenfalls gibt es eines, ohne Noten, ohne Leistungsdruck und schon die kleinen Kinder dürfen wählen, welche Themen sie vertiefen. Ergebnis: extrem konzentriertes Lernen und sehr gute Leistungen.


Sorry das ist in dieser Allgemeingültigkeit nicht richtig.
Das kommt immer auf den Schüler an. Viele, gerade die kleineren Kinder, wollen unbedingt Noten bekommen. Für viele ist eine Note auch etwas dass sie in der Hand halten und eine Belohnung für ihre Mühen.
Keine Noten zu bekommen wirkt auch auf viele total demotivierend.
Lässt du Schüler weitgehend ohne Anleitung (was auch zusehends propagiert wird) lernen also nach dem Spaßprinzip, gibt es auch genug die gar nix machen bzw. nach dem Minimalprinzip arbeiten.

Lernen braucht Druck. Viele Kinder entdecken erst dann wenn sie quasi dazu gezwungen werden sich mit einer Sache zu beschäftigen, dass sie diese interessiert.

Zitat von YsaTyto:
Dabei fällt mir noch eine These von Precht ein (hoffe, dass ich sie nicht verfälsche): dass es viel sinnvoller Sei, je nach Gaben und Talenten schon früh einen Bereich auszubilden, statt von allem nur ein bisschen zu wissen/zu können.


Das stimmt tendenziell auch. Dennoch muss jeder Schüler um überhaupt in unserer Gesellschaft lebensfähig zu sein bestimmte Grundfertigkeiten erlernen. Die Diversifizierung erfolgt doch bereits schon in der Mittelstufe, wenn die Schüler verschiedene Zweige wählen, je nach Schule: also sprachlich, naturwissenschaftlich oder musisch zB.

Gerade aus dem von dir genannten Grund war ja auch die Empfehlung für die Schüler in Bayern bspw. nach der vierten Klasse gar nicht so verkehrt wie immer dargestellt, nämlich je nach Fähigkeiten/Fertigkeiten zur Haupt-Realschule oder Gymnasium.

An den Haupt-Realschulen wirst eben auch im Kochen, Handwerk etc. unterrichtet, bist du eher intellektuell begabt gehst du aufs Gymnasium. Und selbst wenn du nach dem Hauptschulabschluss gemerkt hast, du willst noch Abi machen - auch kein Problem!
Das deutsche Bildungssystem ist sehr durchlässig.

Zitat von Sohnemann:
Das Engagement und die finanziellen Mitteln die nötig sind, um das korrekt zu bewerkstelligen liegen schätzungsweise um das fünffache höher als momentan.
Vielleicht auch eher das zehnfache .


Da gehe ich vollkommen d´accord.

08.01.2020 18:15 • x 1 #3837


Z
Ich habe ja mehrere persönliche Helden.

Eine davon ist meine liebe Oma, geboren 1930.
Sie hat keinen Schulabschluss.

Aber sie hatte die lustigsten Spiele, die sie sich selbst ausgedacht hat und wir Enkel haben die geliebt und so viel dabei gelacht. Wenn sie vorgelesen hat, hing man an ihren Lippen und wenn sie lacht, dann lachen alle mit.
Sie hat ihre Mutter jahrelang gepflegt und später meinen Opa. Sie tat das mit ganz viel Geduld und Liebe, obwohl sie fast nie eine Nacht durchschlafen konnte.
Wenn sie dir in die Augen schaut, weiß sie, wie es einem geht und sie kann mit bestimmten Gesten unglaublich viel Trost spenden. Sie hat die weicheste Omahaut, die man sich vorstellen kann.

Sie war nur 8 Jahre in der Schule und ich halte sie trotzdem für eine sehr intelligente, hochempathische, einfühlsame Frau.

08.01.2020 20:23 • x 3 #3838


W
Zitat von YsaTyto:
Schau Dir Kinder an- sie fragen und lernen ganz von allein am laufenden Band.


Die Kinder werden heutzutage ja schon von klein auf vollkommen vernichtet, ganz im Sinne des Wirtschaftssystems, der wirtschaftlichen Brauchbarkeit, der wirtschaftlichen Verwurstung das ganze Leben lang, und was hier so euphemistisch als Leistungsträger tituliert wird, sind doch nichts anderes als Leistungsidioten, die Rottweiler des kapitalistischen Bankrotts, lächerliche Figuren, die es zu einer Art von Endzustand des Debakels gebracht haben.
Ich würde ja einmal ein halbes Jahr lang den Strom abdrehen und alle Märkte schließen, und danach würde man ja sehen, was übrigbleibt von dieser hochgelobten Markt- und Konsumentenkultur.

08.01.2020 20:44 • x 2 #3839


W
Zitat von leilani:
Weil es Kinder sind, die weder Ahnung von Methodik haben, noch ihre Emotionen soweit kontrollieren können, dass sie halbwegs fair bewerten.
Letztendlich wird die Beliebtheit abgefragt und nicht die Lehrkompetenz.
Eine 12 jährige weiß doch gar nicht, was für sie gut ist.


Der Wunsch, überwiegend nur nach Methodenkompetenz beurteilt zu werden wird für einen Lehrer eher erfüllt, wenn er sich gleich nur an Erwachsene richtet, weil Kinder ungefiltert die Lücken in den social skills der Lehrkörper aufdecken.

Wenn kindgerechte Fragen an die Schüler über Lehrer mit Schulnoten beantwortet werden, zu Kompetenzen wie Freundlichkeit, Hilfsbreitschaft, Geduld, Umgang mit Lob bei guten Leistungen, interessanter Unterrichtsgestaltung, Durchsetzungsfähigkeit, Streitschlichtungskompetenz, Umgang mit eigenen Fehlern, Gleichbehandlung der Geschlechter usw., können auch 12-jährige vernünftig antworten und ihren Eindruck vermitteln.

Und dann kann die Schulleitung auf auffällige Tendenzen bei der Wissensvermittlung aufmerksam werden - und handeln.

08.01.2020 20:49 • x 1 #3840


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