Hallo September!
Ich bin heute zum ersten Mal auf dieser Seite und finde es erstaunlich, wie viele Parallelen man immer wieder in dem Verhalten derjenigen, die verlassen und in den Gefühlen derjenigen, die verlassen wurden entdecken kann. Auch ich kann Dich sehr gut verstehen. Ich selbst bin nach vier Jahren von meinem Freund verlassen wurden. Zwar war hier keine andere Frau im Spiel (so sagt er zumindest), doch war es deshalb nicht weniger schlimm. Wir wollten zusammenziehen, nachdem er von seinem Auslandsaufenthalt (1/2 Jahr) zurückgekommen wäre, doch 3 Wochen bevor es soweit war teilte er mir mit, dass ich nicht mehr in sein Leben passen würde. Er müsse noch Erfahrungen machen und die kann er nur alleine sammeln, er kann und will keine Rücksicht mehr nehmen und Beziehung heißt für ihn nur noch Rücksichtnahme und Kompromisse. Soviel zu meiner Geschichte. Das war vor gut zwei Monaten.
Was ich mit Parallen gemeint habe ist Folgendes:
diejenigen, die verlassen, versuchen entweder (wie in meinem Fall) so viel Abstand wie möglich zu schaffen, da sie meiner Meinung nach nicht dazu in der Lage sind, sich mit dem Leid des Partners auseinanderzusetzen. Sie sind somit wahnsinnig feige und können einem nicht mal richtig ins Gesicht schauen. Sie fürchten wahrscheinlich, dass sie sich ansonsten eingestehen müssten, dass ihr Verhalten nicht in Ordnung ist, was ja niemand gerne macht. So versuchen sie das Ganze zu verdrängen und sind somit absolut verletzend und geben einem das Gefühl, dass man es nicht mehr wert ist, beachtet zu werden.
Andere, die verlassen, können wohl nicht loslassen und wollen noch ein bisschen Sicherheit haben. Welche der beiden Varianten die bessere oder schlechtere ist weiß ich allerdings auch nicht. Was mir in der letzten Zeit klar wurde ist, dass wenn man eine Beziehung eingeht, Verantwortung übernimmt. Das heißt nicht, dass man mit 60 noch gemeinsam im Schaukelstuhl liegt, es kann immer Gründe geben warum eine Beziehung scheitert. Doch wofür ich kein Verständnis mehr habe ist die Art und Weise, wie es sich diejenigen, die verlassen, oftmals einfach machen. Das hat was mit Respekt dem Partner gegenüber zu tun, mit Reife und eben mit Verantwortung. Ich bin jetzt über zwei Monate später immer noch fassungslos, wie jemand von dem man dachte dass man jahrelang die absolut wichtigste Person sei, einen so mit Füßen treten kann. Ich bin mir allerdings fasst sicher, dass Menschen, die selbst schon einmal ganz böse verletzt wurden, sich anders verhalten würden.
Diejenigen, die verlassen wurden machen oftmals auch ähnliche Phasen durch und stellen sich ähnliche Fragen. Das fängt an mit dieser absoluten Verzweiflung, in der Du gerade noch steckst. Man sieht kein Land mehr und denkt man kommt da niemals heraus. Diese Zeit kennen wohl alle, die schon verlassen wurden. Typisch finde ich auch, dass man lange Zeit nicht wütend auf die Person werden kann, wo man doch oftmals Grund genug hätte. Nein man quält sich lieber selber, indem man an die schönen Zeiten denkt und sich auf einmal an keine schlechten Zeiten mehr erinnern kann.
Bei mir war es auch so, dass ich mich wahnsinnig einsam gefühlt habe, obwohl ich eigentlich liebe Menschen hatte, die sich um mich gekümmert haben und sich auch immer noch um mich kümmern. Doch niemand und nichts, was davor an zweitwichtigister Stelle stand, kann an Platz eins aufrücken. Ich würde Dir gerne Tipps geben, wie Du diese Zeit besser überstehen kannst, aber es gibt kein 10 Stufen Programm. Gäbe es das, hätte ich es selbst probiert und dann würde es mir hoffentlich auch schon viel besser gehen. Trotzdem denke ich, es gibt einige Sachen, wie man besser mit dieser Situation umgehen kann. Akzeptiere diese Zeit der Verzweiflung, der schlechten Stimmung, des Heulens. Es bringt nichts, zu denken man darf es nicht an einen ran lassen, oder man muss sich unter Zeitdruck setzen. Allerdings solltest Du, Dich auch nicht scheuen, professionelle Hilfe aufzusuchen. Ich hab mir das auch schon überlegt und wer weiß vielleicht mach ich es demnächst auch. Dein Ziel sollte nicht sein, dass es Dir wieder gut geht und Du drüber weg gekommen bist, sondern dass die Zeiten, in denen Du ein bisschen abschalten kannst länger werden. Ich hab nach 4 Wochen, trotz dass es mir beschissen ging, lachen müssen und das richtig herzhaft. Erst hab ich kurz gedacht das geht doch gar nicht, wie kann denn das sein und war total überrascht. Doch warum nicht, der Absturz kommt soundso wieder, also warum nicht die kurze Zeit, wo man abschalten kann nutzen.
Viel drüber reden hat mir auch geholfen, aber da bist Du ja schon auf dem richtigen Weg. Gönn Dir was Gutes, wobei mir schon bewusst ist, dass man in so einer Zeit oft gar nicht weiß, worauf man Lust hat.
Was mir auch manchmal hilft ist, dass ich das Ganze in Relation sehe. Ich überlege mir dann wie alt ich bin und wieviel in meinem Leben noch alles passieren wird. Ich weiß, dass ich diese Zeit gerade nie vergessen werde, doch es wäre sehr unwahrscheinlich, dass es mir in 10 Jahren immer noch schlecht geht. Es werden wahrscheinlich noch viele andere schöne und auch schreckliche Sachen passieren und wir werden alle irgendwann wieder lachen können und auch wieder weinen. Diese Zeit ist eine Station in Deinem Leben, doch auch nicht Deine letzte. Das habe ich vorher auch gemeint mit akzeptiere diese Zeit. Ich weiß, dass das alles supertoll klingt und man trotzdem manchmal einfach verzweifelt ist und keinen Sinn mehr in dem Ganzen sieht. Das geht mir genauso, doch wie gesagt, die Zeiten werden länger, in denen man ein Licht am Ende des Tunnels sieht und ich wünsche Dir, dass dieses Licht für dich auch öfters mal länger leuchtet.
Mach´s gut
Pumuckl