Lorelei,
ja, soweit habe ich es auch gesehen. In ihm diesen kleinen Jungen, der sich nach Liebe sehnte und egal wieviel ich ihm auch gab, es war nie genug. Und es ist wahr, meine Tochter war für ihn eine Bedrohung.
Ich weiß, dass bei ihm in der Familie sich alles um die Mutter drehte. Sie kam vor allen Kindern. Sie war krank, hat sich selbst teils bzw kränker gemacht als sie schon war. Und sie genoß es, im Krankenhaus zu sein, verlängerte ihren Aufenthalt, weil sie dort Aufmerksamkeit erhielt, indem sie dann immer wieder Schmerzen erfand und ähnliches. Das ist nun keine Interpretation von mir, sondern von den Geschwistern meines Ex so erzählt. Deswegen war für ihn mein Verhalten Anja gegenüber auch etwas, was er nicht kannte. Die Mutter war für das Kind da und nicht umgekehrt.
Auch wenn ich das schon teils mit der Zeit immer mehr ahnte, hatte ich keine Chance. Ich habe mir in jungen Jahren sehr ein Kind gewünscht, nach vielen Problemen gab mir Gott meine Tochter. Und sie ist eine Leihgabe, die mir nicht gehört, aber ich habe Verantwortung dafür, sie auf das Leben draußen vorzubereiten und ich möchte auch der Hafen sein, den sie findet, wenn sie Hilfe braucht und möchte.
Seit unserem Auszug hat sie sich so wunderbar gemacht. Sie war schon immer ein Spätentwickler, aber auch da kann man streiten, ob es nun durch meine Erziehung bedingt war. Ich denke nicht, denn väterlicherseits gibt es Entwicklungsverzögerungen mit Lernproblemen und mein Kind zeigt die gleichen Zeichen. Also musste ich hier einfach Geduld lernen und ich weiß, alles ist mal 2-3 Jahre später bei ihr. Sie hat nun ihre Kontakte, sie ist mobil mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und sie geht - halt etwas später als andere- ihren Weg. Und ich gehe davon aus, dass sie nach ihrer Ausbildung bzw kurz darauf dann auch nicht mehr bei mir wohnt.
Somit war sie auch nicht auf einem 1. Platz, aber sie war für mich gleich gestellt, wurde als mein Kind auch anders behandelt als er.
Doch wie Du es sagst, er empfand sie als Bedrohung, die ihm Zeit weg nimmt wie er es sagte, aber auch im Prinzip Aufmerksamkeit von mir und wie er micht Sicherheit empfand, auch Liebe. Ich habe auch noch von keiner anderen Familie/Beziehung gehört, dass es stört, wenn die im Haus mitwohnenden Kinder im Alltag zum Frühstückstisch kommen und der Partner sich dann in der Zweisamkeit gestört fühlt. Das mal als Beispiel, wie sehr er sich da verrannt hat.
Und das genau macht es mir schwer. Im Prinzip war es ein liebenswürdiger und liebenswerter Junge, doch durch diese Umstände hatten wir keine Chance, denn ich konnte nicht mehr länger als Abwehrschild dienen und diese Giftpeile, die er auf meine Tochter abzielte, indem er erst mir gegenüber abwertend über sie sprach und dann sie mehr oder mehr auch mitunter direkt angriff, abwehren.
Nun sehe ich auf der einen Seite meine Tochter und weiß, dass sie sich nun wirklich entspannt weiter entwickeln konnte, die zum Frühstückstisch kommen kann, ohne dass sie das Gefühl hat, unerwünscht zu sein und ich seine Unzufriedenheit nicht mehr spüre, die dann in mir zu ständigen inneren Anspannungen führte.
Doch oft habe ich das Gefühl, versagt zu haben weil ich ihm nicht helfen konnte und deswegen auch unsere Beziehung scheiterte.
Ich galube nicht, dass ich von ihm abhängig war. Das könnte man ja vermuten, weil ich nach einem guten Jahr immer noch diese Tiefphasen habe. Doch diesen Menschen habe ich von ganzem Herzen geliebt.
Und er hat es nie so empfunden! Diese Liebe für ihn kam nie bei ihm an. Und ich hatte seiner Meinung nach ein Problem und meine Tochter hat es - so seine Worte - geschafft - unsere Beziehung endlich kaput zu machen.
Und ich gestehe: ja, es fiel mir so schwer, zu gehen. Für manch außenstehende Mutter bestimmt nicht nachvollziehbar.
Seine Reaktion darauf : Dann weißt Du ja jetzt, was Du verloren hast. Nimm Dein Hascherl und verschwind.
Worte, die man nie vergisst mit ihm als Bild vor den Augen, das immer wieder erscheint.
Das sind meine psychischen Rückfälle. Auch wenn es mir nun zwischendurch gut geht, dieses Gefühl der inneren Traurigkeit ist einfach immer noch da und standing present, weil ich ihn und das Vertrauen in meine Liebe an ihn verloren hab. Ja, er ist leider emotional auf eine bestimmte Stufe geblieben, doch ich konnte ihm nicht helfen.
16.08.2014 16:01 •
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