Warum ist sie plötzlich distanziert / was ist los?

Zitat von clumsy:

Wenn ich Herrn Richtig also in verbaler Form, schriftlich oder vokal-verbal, mitteile, was er alles für mich ist, dann ist das sicherlich kein Strohfeuer, aber auch kein Lovebombing, sonderrn einfach verbal ausgedrückte Liebe.

Für mich kommt es auf den Zeitpunkt an. Wird es am Anfang der Kennenlernphase mitgeteilt, wäre das für mich ein Alarmzeichen, da ich das schon erlebt habe und das kein zweites mal brauche. Wenn man über Liebe spricht, dann muss das wirklich Liebe sein und nicht die besagten Schmetterlinge. Ich verstehe unter Liebe was anderes als Verliebtheit, Anziehung, Begehren, und nicht zu vergessen die Verlustangst, die einen oft glauben lässt es wäre die große Liebe.

Nach meiner Erfahrung mit dem Forumsgrund, habe ich Männer, die mich schon beim ersten Date mit Komplimenten überschütteten, nicht mehr getroffen. Ich gebe zu, ihnen den Kobtaktabbruch zu erklären war eine Notlüge, denn als Grund konnte ich das schlecht nennen. Einen habe ich geghostet , ich fand ihn toll, aber die Komplimente haben mich verunsichert und ich konnte micht einfach nicht entscheiden, was ich tun soll. Er hat sich aber auch nur 2 Mal gemeldet nach dem Date.

Zitat von clumsy:

das ist dann auch keine Manipulation von meiner Seite und ebenfalls kein Strohfeuer, warum sollte es auch?

Mein Strohfeuer brannte 1,5 Jahre lang. Erst nach der Trennung hat er mir geschrieben, dass er alles gespielt hat, denn fühlen konnte er nie, also lieben. Das, macht was mit einem, ich habe echt lange gebraucht, um es zu verdauen, denn ausgerechnet bei ihm fühlte ich mich so geliebt wie von keinem Mann davor. Lieber habe ich jemanden, der mir nicht täglich seine Liebe schwört, es aber ernst mit mir meint.

Eine Freundin von mir ist seit 4 Jahren mit ihrem Partner zusammen. Sie hat noch nie die drei Worte von ihm gehört. Aber seine Taten zeigen die Liebe, die er in Worten nicht fassen kann.

Zitat von clumsy:

Ich will noch anmerken, dass Lovebombing das pathologische Ende der Fahnenstange darstellt.

Für mich ist das entscheidende Element dabei die Funktion:

Auf der einen Seite mag es tatsächlich Menschen geben, die eben sehr emotional und darin auch unterreguliert sind, dass es von außen den Eindruck haben kann, dass der Partner regelrecht mit Zuneigungsbekundungen zugeschüttet wird. Solange es dabei wirklich um echte Gefühle geht, ist das zwar etwas des Guten zuviel aber trotzdem nicht wirklich pathologisch.

Auf der anderen Seite ist Love Bombing eine (wenn auch in der Regel unbewusste) Form der Manipulation, bei der es mir darum geht, den Partner nicht um seiner selbst Willen für mich zu gewinnen, sondern weil ich schlicht und einfach verliebt bin in das Gefühl verliebt zu sein, was dieses Verhalten sehr beliebig und in der Regel auch sehr kurzlebig werden lässt. Die entscheidende Motivation dahinter ist die Erhöhung des eigenen Selbstwerts, in dem ich den Partner auf ein Podest stelle, anhimmle und mit Liebe überschütte, in der Hoffnung, dass der/sie dann für mich die ultimative Lösung aller Probleme darstellt. Das ist allerdings niemals der Fall und so ist die Enttäuschung bzw. Kränkung im späteren Stadium der Beziehung schon vorprogrammiert.

Zitat von gabehcuod:

Auf der einen Seite mag es tatsächlich Menschen geben, die eben sehr emotional und darin auch unterreguliert sind, dass es von außen den Eindruck haben kann, dass der Partner regelrecht mit Zuneigungsbekundungen zugeschüttet wird.

Und das bleibt letztlich wieder Betrachtungssache, jeder hat ein individuelles Empfinden darüber, was zuschütten bedeutet.

Ich fühle mich jetzt nicht zugeschüttet, eher sehr großzügig bedacht, auf sehr angenehme, schöne Art und Weise. Anderen wäre dies zu viel, wieder anderen zu wenig.

Wir passen in Sachen Dosierung wohl sehr gut, da bin ich ganz bei @HerrZ - letztlich ist das wohl für die Ansicht entscheidend, ob man eben auch auf dieser Ebene passt.

Zitat von Sliderman:

Für mich wäre das völlig ausgeschlossen, weil ich immer schon mein Herz auf der Zunge getragen habe und wenn ich zählen und aufpassen müsste, im Zeitraum X bloß nicht einmal zu viel Ich liebe Dich zu sagen, könnte ich damit überhaupt nicht umgehen.

Ein Freund von mir hatte tatsächlich mal ein beiderseits hochnarzisstisches Paar in Beratung, die unter anderem mit einer Statistik über die wechselseitige Redezeit (jeder war der Meinung, der andere habe zuviel davon gebraucht) und wechselseitige verbale Liebesbekundungen (wobei jeder der beiden der Meinung war, zu wenig davon bekommen zu haben) um die Ecke kam. Ich hab gedacht, ich kipp vom Stengel.

Zitat von clumsy:

jeder hat ein individuelles Empfinden darüber, was zuschütten bedeutet.

Nochmal ganz deutlich: Für mich ist das keine primär quantitative, sondern eine qualitative Frage.
Sobald es hauptsächlich um externe Selbstwertregulation geht, wirds sehr problematisch.

Zitat von gabehcuod:

... unter anderem mit einer Statistik über die wechselseitige Redezeit...

Ich sach nur Augenhöhe.

Zitat von gabehcuod:

Nochmal ganz deutlich: Für mich ist das keine primär quantitative, sondern eine qualitative Frage.

Und die ist weniger Ansichtssache?

Zitat von gabehcuod:

Sobald es hauptsächlich um externe Selbstwertregulation geht, wirds sehr problematisch.

Klar. Mir ging es nur um den ersten Teil Deiner Aussage.

Zitat von clumsy:

Und die ist weniger Ansichtssache?

Für meinen Gusto defintiv eine Entweder-Oder-Sache.

Vor dem Hintergrund meiner individuellen Erfahrungen hatte ich letztes Jahr im Frühjahr auf EP ein paar Kontakte mit Damen, bei denen mir (Gott sei Dank) sehr schnell aufgegangen ist, wie da der überschwengliche Flirthase läuft. Diese Kontakte waren dann spätestens nach einem ersten Treffen beendet.

Es mag jeder subjektiv anders empfinden: aber wenn jetzt eine neue Bekanntschaft (nicht S.) auf mich zukäme und mich nach drei Tagen als ihre beste Freundin bezeichnen würde, wäre ich genauso hellhörig und würde das unpassend finden, egal wie sympathisch ich die andere Person grundsätzlich fände.
Nähe entsteht, genauso wie Vertrauen. Man kann beides nicht verbal erzwingen.

Zitat von HerrZ:

Ich sach nur Augenhöhe.

Da ging's nur noch darum, wer in diesem Konkurrenzkampf letztlich die Oberhand gewinnt und behält.

Zitat von gabehcuod:

Ein Freund von mir hatte tatsächlich mal ein beiderseits hochnarzisstisches Paar in Beratung, die unter anderem mit einer Statistik über die wechselseitige Redezeit (jeder war der Meinung, der andere habe zuviel davon gebraucht) und wechselseitige verbale Liebesbekundungen (wobei jeder der beiden der Meinung war, zu ...

Ich weiß zwar nicht, was Du damit sagen willst, aber es ist eigentlich schon klar definiert worden, wie Frau Richtig und ich das sehen.
Es gibt halt mehrere Möglichkeiten seine Zuneigung/Liebe auszudrücken und jeder macht es halt so, wie es gefällt.
Nur weil andere es ungewöhnlich finden, oder es nicht nachvollziehen können, muss man da nicht pathologische Eigenschaften hinein interpretieren.

Zitat von Sliderman:

Ich weiß zwar nicht, was Du damit sagen willst, aber es ist eigentlich schon klar definiert worden, wie Frau Richtig und ich das sehen.

Sorry, falls es nicht deutlich genug geworden ist:
Ich bin da auf jeden Fall bei Dir bzw. Euch und dabei fiel mir dieses relativ krasse Beispiel ein, bei dem der Gedanke des Abzählen-müssen auf groteske Art und Weise ad absurdum geführt wird.

Zitat von clumsy:

Ich fühle mich jetzt nicht zugeschüttet, eher sehr großzügig bedacht, auf sehr angenehme, schöne Art und Weise. Anderen wäre dies zu viel, wieder anderen zu wenig.

Angenommen der Fall, die Person, die dich reichlich mit verbaler Liebe beschenkt, macht morgen Schluss. Was dann? Mich persönlich hat die Trennung nach nur 1,5 Jahren mehr erschüttert als die nach 18 Jahren (Kinder, Haus usw ), eben weil ich mich so geliebt fühlte. Ich habe 1. nicht mit einer Trennung gerechnet (wie denn auch), 2. geglaubt, dass er mich liebt, 3. liebte ich ihn tatsächlich, zumindest damals für mein Empfinden. Es war alles noch so frisch und die Wolke 7 und dann der sekundenschneller Fall in den Abgrund. Wobei..... ich habe Tage gebraucht, um es zu realisieren.

Und ja, er schmiedete tatsächlich Pläne zum alt werden mit mir = future faking. Ich glaubte ihm alles.

Mir fällt noch ein wie er mich immer korrigiert hat, wenn ich in ich Form gesprochen habe - wir, uns, unser Haus (bevor ich eingezogen bin), unsere Kinder...

Zitat von alleswirdbesser:

Angenommen der Fall, die Person, die dich reichlich mit verbaler Liebe beschenkt, macht morgen Schluss. Was dann?

Dann ist das für mich genauso problematisch wie wenn diese Person monatelang wartet mit irgendwelchen zäh fließenden Zeichen oder Worten und dann trotzdem die Trennung will. Schmerzhaft ist ein Ende immer, wenn wenigstens einer liebt. Oder?