Hallo Ihr!
Ich hab eure Diskussion mit viel Interesse verfolgt. Ich stimme euch zu, wenn ihr sagt, die Menschen laufen heute viel zu schnell weg, wenn es Probleme in einer Partnerschaft gibt.
Aber @ youzo:
Das wahre Glück wirst du nicht durch einen Menschen finden, den DU liebst. Das wahre Glück wirst du finden, wenn du DICH selbst liebst - mit all deinen Fehlern und Macken. Dein Partner wird dir nie dein Glück machen - das musst du schon selber tun. Wir wachsen alle auf mit dem Glauben, da draußen läuft unsere bessere (!) Hälfte herum - das, was wir bei uns nicht finden oder vermissen, suchen wir in dem anderen. Und wenn wir ihn dann gefunden haben, glauben wir, nun sind wir vollkommen. Die Fehler des anderen wollen wir erstmal gar nicht sehen. Und natürlich wollen wir für den anderen auch vollkommen sein - und unsere eigenen Fehler wollen wir natürlich auch nicht sehen - und auch der andere soll sie erst mal nicht sehen, denn sonst würde er uns vielleicht nicht mehr lieben!
Das ist der falsche Ansatz....
Wir haben alle unsere Fehler - und uns und den Partner zu idealisieren ist verkehrt und unmöglich. Denn wir haben nun mal unsere Fehler. Klar, in unserer Verliebtheit akzeptieren wir dann auch die Fehler und Macken des anderen - bis sie uns eines Tages nerven und wir glauben, das ist eben doch der falsche Partner. Also trennen wir uns und suchen erneut nach dem einzig wahren Partner, der viel besser zu uns passt.
Tatsache ist, auch die nächsten Partnerschaften werden scheitern....
Solange wir nicht lernen, unser Glück allein zu schmieden und es nicht vom Partner abhängig zu machen, solange sind wir nicht bei uns und unseren Stärken. Wir verlassen uns auf andere und werden dann verlassen - oder verlassen selber.
Wir müssen wieder lernen, wie Wolfmoon schon schreibt, auch das Nichtlieben in einer Beziehung zu akzeptiern. Bestimmte Phasen gehören zu einer Partnerschaft dazu, gerade wenn man glaubt, es ist alles sinnlos und zu schwierig, sollte man versuchen, weiter zu kämpfen. Wir haben verlernt, mit unserem Partner wirklich zu kommunizieren. Wie soll man auch, wenn abends der Fernseher lockt...
Wir verstehen den anderen nicht mehr, er ist uns fremd und fern. Aber wir tun nichts dafür, einander wieder näher zu kommen. Miteinander reden ist das A und O in einer Partnerschaft - und die Ehrlichkeit. Manchmal hilft es, dem anderen einzugestehen, dass man ihn nicht mehr so sehr liebt, wie am Anfang, dass man vielleicht genervt ist von seinen Macken. Und manchmal muss man selber auch aushalten, dass man nicht immer der Traumprinz für den anderen ist. Aber wenn beide trotzdem für die Beziehung kämpfen wollen, dann lohnt es sich auch.
Nur sollten beide nicht vergessen, dass sie eigenständige Persönlichkeiten sind. Man kann sich nicht über den anderen definieren, dann macht man sich abhängig und verliert sich selbst und seine eigenen Bedürfnisse aus den Augen.
Es gibt ein wirklich gutes Buch über dieses Thema, es ist sehr verständlich geschrieben und man findet sich eigentlich immer wieder. Es heißt Liebe dich selbst - und es ist egal, wen du heiratest von Eva-Maria Zurhorst.
Mein Freund hat sich Anfang September nach 5 Jahren von mir getrennt. Und es tut immer noch weh. Manchmal fühle ich mich wie im Traum, hab das Gefühl, ich wach gleich auf, und dann steht er wieder vor mir.
Aber ich sitze nicht zu Hause und vergehe vor Verzweiflung. Wir waren davor schon 2 Mal getrennt. Das erst Mal war es wirklich schrecklich. Mir ging es ganz furchtbar schlecht - und ich habe hier im Forum viele nette Menschen kennengelernt, die mir geholfen haben. Gleichzeitig bin ich 1 Mal die Woche zu einer Lebensberatung gegangen. Und ich habe gelernt, dass ich mich viel zu sehr auf ihn verlassen habe. Dass ich meine eigenen Bedürfnisse für ihn immer hinten an gestellt hatte - und dass ich für diese Partnerschaft meine Freunde total vernachlässigt hatte.
Das habe ich geändert. Und auch meine Einstellung zu dieser Partnerschaft. Ich weiß, ich habe Freunde, die für mich da sind. Und ich brauche nicht meinen Partner alleine nur um glücklich zu sein. Natürlich wäre es schön, wenn wir es gemeinsam geschafft hätten. Aber er hat eben auch die Flucht aus den Problemen gewählt, anstatt sich ihnen zu stellen. Ich denke, das geschah auch, weil er eben den Anspruch hatte, irgendwann muss es in einer Partnerschaft das ultimative Glück geben, so wie am Anfang, als man verliebt war. Irgendwann müssen sich die Probleme doch mal in Luft auflösen.... Aber so ist das nun mal nicht. An einer Beziehung muss immer wieder gearbeitet werden - ein Leben lang. Und durch gemeisterte Probleme wächst man dann auch zusammen - wenn man es richtig anpackt und nicht aufhört, miteinander zu reden.
Ich bin sehr traurig über das Ende unserer Beziehung, denn wir haben in vielen Dingen gut zusammengepasst. Aber es ist normal, dass es auch Dinge gibt, da passt man vielleicht überhaupt nicht zusammen - wir sind schließlich alle Individuen...
Traurig ist, dass es immer noch viele gibt, die das nicht verstanden haben... Ich habe natürlich auch viele Fehler gemacht in dieser Beziehung - aber das gehört zu uns Menschen nun mal dazu. Ich glaube immer noch, dass wir es hätten schaffen können, trotz aller Differenzen. Ich glaube nur nicht mehr, dass es den einen ultimativen Partner irgendwo da draußen gibt, der noch viel besser zu mir passt. Denn auch der wird seine Fehler haben, die am Anfang nicht so sichtbar sind... Und dann wiederholt sich alles - außer man lernt endlich, diesen Umstand zu akzeptieren. Friede, Freude, Eierkuchen bis ans Lebensende gibt es nur in Hollywood-Filmen.
Das wahre Leben zeigt die Speckröllchen an uns - und das ist gut so!
Gute Nacht ihr Lieben
22.10.2006 23:26 •
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