Was für eine Art Liebe soll das bitte gewesen sein?

Liebe Community,

ich hätte nie geglaubt, dass ich hier einmal selbst landen würde; bisher war ich stille Mitleserin. Jetzt brauche ich Eure Hilfe und Euren Rat, um bestimmte Dinge besser einordnen zu können. Es wird vermutlich ein längerer Text.

Vor 17 Jahren traf ich im Rahmen der Planung eines Klassentreffens einen ehemaligen Mitschüler wieder. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt gerade eine schwere Krebserkrankung und eine langwierige Behandlung hinter mir und war froh über die Ablenkung.

Nach dem Klassentreffen hielten wir Kontakt und sahen uns ca. dreimal im Jahr zum Kaffeetrinken, Eis essen und zu weiteren harmlosen Unternehmungen. Ich wusste, dass er verheiratet ist und vier erwachsene Kinder hat.

Mit der Zeit änderten sich meine Gefühle für ihn, und ihm schien es ähnlich zu gehen, so dachte ich zumindest. Als verheirateter Mann war er allerdings für mich tabu.

Dann bot er mir eines Tages ganz unverblümt die Rolle seiner Geliebten an; das wollte ich nicht, und es ist auch niemals zu irgendeiner Art körperlicher Annäherung gekommen. Ich habe ihm allerdings ganz klar gesagt, wie ich für ihn empfinde und dass ich nur eine Zukunft sehe, wenn er sich von seiner Frau trennen würde. Das hat er (natürlich) abgelehnt.

Es folgte ein jahrelanges stetiges Hin und Her; ich habe es nie geschafft, wirklich loszulassen. Allerdings wurden sämtliche Unternehmungen mit mir sofort eingestellt, und ich durfte mir pausenlos und permanent anhören, wie lieb doch seine Ehefrau sei und wie schwer traumatisiert durch diverse Kindheitserlebnisse, sodass er niemals in Betracht zöge, sich von ihr zu trennen.

Er weiß, dass ich auf eine schwere Angsterkrankung und Depressionen voll erwerbsgemindert und berentet bin und seit Jahren darum kämpfe (Therapien, Medikamente, Klinikaufenthalte) wieder einigermaßen auf die Beine zu kommen. Seine Ehefrau tut laut seiner Aussage nichts dergleichen: Ihr Trauma ist eine Selbstdiagnose, zu Therapeuten geht sie nicht, es reicht ihr, wenn ihr Mann sie permanent tröstet und ihr alles Mögliche abnimmt, was sie aus angeblicher Angst nicht kann.

Als wir uns nach 2 Jahren zu einem kurzen Treffen wiedergesehen haben, pfiff sie ihn telefonisch zurück, und er sprang sofort.

Ich bekomme seitenlange E-Mails, in denen er immer wieder bedauert, dass uns das Schicksal keine Chance gelassen habe; auf die Idee, dass er das jederzeit ändern könnte, so er denn wollte, kommt er nicht. Er gefällt sich in der Rolle des Retters und starken Mannes, was ich beides nicht brauche; ich rette mich allein.

Meine E-Mails hat er nach eigener Aussage ausgedruckt und archiviert! Eine Buchhaltung der Gefühle; ich war fassungslos. Seine Mails kenne ich so in- und auswendig, dass ich nichts nachzulesen bräuchte (alle sind gelöscht).

Das Fass zum Überlaufen brachte eine letzte Mail, in der er meine Erkrankung mit den Seelenqualen seiner Frau verglich und mir unterstellte, nicht annähernd so depressiv und traumatisiert wie seine Frau zu sein.

Ich habe ihm daraufhin ganz klar mitgeteilt, was ich von seinem ewigen Geschwafel und seinen Spinnereien halte, und den Kontakt endgültig beendet.

Nun sitze ich vor einem emotionalen Scherbenhaufen und kann alleine sehen, wie ich den Dreck wegfege. Wir haben uns immer blind verstanden und hatten auch tiefe Einblicke in das Seelenleben des jeweils anderen, aber gegen seine für ihn perfekte Ehefrau komme ich nicht an.

Leider bin ich sozial seit meinen Erkrankungen ziemlich isoliert; berufliches Umfeld und Freundschaften sind komplett weggebrochen. Für vieles fehlt mir die Zeit, da ich mich trotz allem allein um meine schwer pflegebedürftige Mutter kümmere. Aber auch dort bin ich nicht viel mehr als das Mädchen für alles, und nie ist es genug.

Ich habe das Gefühl, mein Leben ist vorbei.

Kann mir bitte jemand helfen, das Verhalten dieses Mannes zu verstehen? Warum steht man nicht auf und geht, wenn man merkt, es entsteht etwas, was man nicht will? Warum redet und schreibt man ellenlang von Liebe, tut aber nichts und schwärmt im gleichen Atemzug von seiner Ehefrau?

Danke für' s Lesen!

Ja, das mit dem echten Leben ist so eine Sache...
Ich bin seit Jahren durch meine Erkrankung sozial abgehängt und habe durch die Pflege meiner Mutter auch nicht wirklich Zeit, neue Kontakte zu knüpfen.
Das macht es schwierig und war auch wohl der Hauptgrund, warum ich mich an diese Phantasievorstellung so sehr geklammert habe.
Im Augenblick habe ich nicht wirklich einen Plan, wie ich im normalen Leben wieder Fuß fassen soll.

Hallo Frostfeuer,

Du hast im Eingangspost geschrieben, dass du eine schwere Krebserkrankung hinter dir hast, dh den Krebs hast du besiegt?
(falls ja: HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!)

Zitat:

Er weiß, dass ich auf eine schwere Angsterkrankung und Depressionen voll erwerbsgemindert und berentet bin und seit Jahren darum kämpfe (Therapien, Medikamente, Klinikaufenthalte) wieder einigermaßen auf die Beine zu kommen.

Falls du darauf eingehen möchtest: verlässt du aufgrund der Angsterkrankung und der Depressionen nur selten das Haus und daher ist es schwierig mit den sozialen Kontakten?

Zitat:

Es folgte ein jahrelanges stetiges Hin und Her; ich habe es nie geschafft, wirklich loszulassen. Allerdings wurden sämtliche Unternehmungen mit mir sofort eingestellt,

Heißt das, dass ihr in den letzten Jahren nur telefonischen/schriftlichen Kontakt hattet und euch quasi nicht mehr getroffen habt?

Zitat von Frostfeuer21:

Seine Ehefrau tut laut seiner Aussage nichts dergleichen: Ihr Trauma ist eine Selbstdiagnose, zu Therapeuten geht sie nicht, es reicht ihr, wenn ihr Mann sie permanent tröstet und ihr alles Mögliche abnimmt, was sie aus angeblicher Angst nicht kann.

Kommt dir der fett markierte Teil bekannt vor?
Ist es nicht ein bißchen auch bei euch beiden so? Er macht nicht wirklich etwas im Sinne Schritte auf dich zu aus Furcht, seine Kranke Frau zu verlassen und es reicht ihm, wenn er seine stories bei dir abladen kann?

Zitat von Frostfeuer21:

Das Fass zum Überlaufen brachte eine letzte Mail, in der er meine Erkrankung mit den Seelenqualen seiner Frau verglich und mir unterstellte, nicht annähernd so depressiv und traumatisiert wie seine Frau zu sein.

Hat er das 1:1 so geschrieben oder ist das deine Interpretation seines Textes gewesen?

Darf ich fragen, wie alt du bist, wie alt ihr seid und wie lange ihr jetzt schon keinen Kontakt mehr habt?

Krankheiten und Angst dominieren ziemlich deinen Alltag. Das meine ich nicht wertend.
Aber Krankheiten sind allgegenwärtig. Bei dir, deiner Mutter, der Frau dieses Mannes. Wenn du depressiv bist, dann ist es durch diese ganzen sich wiederholenden Schleifen irgendwie fast normal.

Zitat von Frostfeuer21:

Nun sitze ich vor einem emotionalen Scherbenhaufen und kann alleine sehen, wie ich den Dreck wegfege.

Zitat von Frostfeuer21:

Er gefällt sich in der Rolle des Retters und starken Mannes, was ich beides nicht brauche; ich rette mich allein

Ich glaube jeder, dem es eine zeitlang nicht gut geht, wünscht sich tief in seinem Inneren jemand, der einem Halt gibt. Du sagst, du brauchst keinen Retter, du schaffst es allein.
Du sagst das vielleicht, weil du die ganze Sch... bisher auch immer wieder geschafft hast (schaffen musstest)
Aber am Ende des Tages fühlst du dich nun allein, weil dir euer Kontakt ein paar schöne abwechslungsreiche Zeiten gegeben hat, wo du dich nicht alleine fühlen musstest. Nun wo er weg ist, kommen der Frust und die Einsamkeit mit voller und doppelter Breitseite zurück.
Das darf so sein. Du bist traurig, hattest Hoffnung und die Realität ein wenig ausblenden können.
Er hätte nicht dein Retter sein müssen/brauchen, aber wie du es schon selbst festgestellt hast, hat dieser Mann Angst und er ist nicht stark genug.
Aber du, du bist stark und darauf kannst du richtig stolz sein.


Hast du eine gute Freundin, mit der du offen reden kannst über das, was dich innerlich bewegt?

Ich habe das Gefühl, du ziehst dir selbst ein wenig die Vorhänge zu, da dringt das schöne Wetter aber nicht zu dir hindurch.

Zitat von Frostfeuer21:

Aber auch dort bin ich nicht viel mehr als das Mädchen für alles, und nie ist es genug.

Ich habe das Gefühl, mein Leben ist vorbei.

Sei nicht zu hart zu dir.
Du bist nicht aus Eis und auch keine Maschine. Und doch, du bist genug!
Und dein Leben ist auch nicht vorbei, du hast dem Krebs hinter dir, hallo?!

Zitat von Frostfeuer21:

Ich bekomme seitenlange E-Mails, in denen er immer wieder bedauert, dass uns das Schicksal keine Chance gelassen habe; auf die Idee, dass er das jederzeit ändern könnte, so er denn wollte, kommt er nich

Du hast den Zustand der dir nicht gut tut auch nicht geändert, inwiefern unterscheidet ihr euch da?

Zitat von Frostfeuer21:

Er gefällt sich in der Rolle des Retters und starken Mannes, was ich beides nicht brauche; ich rette mich allein.

Wieso hingst du so lange an ihm?

Zitat von Frostfeuer21:

Kann mir bitte jemand helfen, das Verhalten dieses Mannes zu verstehen? Warum steht man nicht auf und geht, wenn man merkt, es entsteht etwas, was man nicht will?

Du bist doch auch nicht wirklich für dich eingestanden und hast sofort radikale Konsequenzen gezogen? Inwiefern unterscheidet ihr euch da?

Zitat von Frostfeuer21:

Vor 17 Jahren traf ich im Rahmen der Planung eines Klassentreffens einen ehemaligen Mitschüler wieder. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt gerade eine schwere Krebserkrankung und eine langwierige Behandlung hinter mir und war froh über die Ablenkung.

Liebe Frostfeuer21,
wenn ich das nun richtig verstanden habe, hattet ihr in den letzten 17 Jahren überwiegend Kontakt per E- Mail, die seltenen Treffen wurden bereits nach kurzer Zeit eingestellt, weil er dich auf Distanz halten wollte.
In dieser Zeit hast du mit ihm deine Sorgen geteilt und an deinem Leben teilhaben lassen.

Zitat von Frostfeuer21:

Wir haben uns immer blind verstanden und hatten auch tiefe Einblicke in das Seelenleben des jeweils anderen, aber gegen seine für ihn perfekte Ehefrau komme ich nicht an.

Zitat von Frostfeuer21:

in denen er immer wieder bedauert, dass uns das Schicksal keine Chance gelassen habe; auf die Idee, dass er das jederzeit ändern könnte, so er denn wollte, kommt er nicht.

Ist es möglich, dass du ehrlich warst, ihm tiefe Einblicke in dein Seelenleben gegeben hast und an deinem Leben hast teilhaben lassen, er dir aber nur das gesagt oder gezeigt hat, was er teilen wollte und seiner Idee von sich entspricht? Dass er vor dir jemand sein kann, der er überhaupt nicht ist, ein starker und souveräner Mann, der seine Partnerin unterstützen muss…auf mich macht er nach deiner Erzählung keinen besonders starken Eindruck.

Zitat von Frostfeuer21:

Im Augenblick habe ich nicht wirklich einen Plan, wie ich im normalen Leben wieder Fuß fassen soll.

Ich kann mir vorstellen, dass das nach den letzten Jahren und auch aufgrund deiner Geschichte schwierig ist.
Aber sobald du einen Anfang gefunden hast, wird es dir bestimmt leichter fallen.
Hast du Hobbies oder interessierst dich für etwas?

Liebe Frostfeuer,

Zitat von Arnika:

Er hat dir offenbar in einer schweren Zeit Aufmerksamkeit und schöne Worte geschenkt, die dich auch aufgebaut haben.

Er scheint sich in der Rolle des helfenden Retters zu gefallen. Aber seine Frau bedient seine erwünschte Rolle scheinbar besser als Du, was er Dir durch den Vergleich Eurer Krankheiten deutlich geschrieben hat....!

Zitat von Charly38:

Du hast den Zustand der dir nicht gut tut auch nicht geändert, inwiefern unterscheidet ihr euch da?

Ich möchte mich dieser Frage anschließen...warum hast denn nicht Du die Reissleine gezogen?

Er hat sich von Anfang an klar positioniert:

Zitat von Catalina:

Zudem hat er dir ja von Anfang an klar gesagt, dass du mehr als die Rolle der Geliebten von ihm nicht bekommen wirst.

Deutlicher kann`s leider doch gar nicht gehen...

Du warst sein Goodi für die Seele. Nachdem Du die Stelle der Geliebten abgelehnt hast, wurde er fies und hat Dir ständig seine Frau vorgehalten.
Menschliche Schublade ganz unten und dann ist er selbst noch krank.
Und Du spielst das Ganze auch noch mit.
Da hast Du Zeit für einen Menschen verschenkt, der es nicht wert ist.
Schau doch mal, ob Du nicht einfach raus kommst (Meet5 ist dafür gut geeignet) und hinter diesen Alptraum machst Du ein großen Haken. Er ist doch mit der perfekten Frau verheiratet und Du brauchst jemanden für den Du perfekt bist

Zitat von Catalina:

Solltest du nicht eher bestrebt sein zu verstehen, warum du das so lange mitgemacht hast?

In meinen Augen ist genau das der springende Punkt, den man in Anbetracht der Jahre, die sie dadurch freiwillig opferte, äußerst genau unter die Lupe nehmen sollte.

Ein Phantasiekonstrukt lässt einen genehm in der Komfortzone hängen, zum Schluss leider am Galgen. Jetzt bleibt die Frage, welche Schatten hat er über eine so enorme lange Zeit abgedeckt und vermutlich verstärkt?

@Frostfeuer21

Zitat von Frostfeuer21:

bekomme seitenlange E-Mails, in denen er immer wieder bedauert, dass uns das Schicksal keine Chance gelassen habe; auf die Idee, dass er das jederzeit ändern könnte, so er denn wollte, kommt er nicht

Gehe davon aus, dass er das schon weiß. Er will es nicht ändern, und wie man ihm zugute halten kann, hat daran auch nie einen Zweifel gelassen.

Zitat von Frostfeuer21:

Ich habe das Gefühl, mein Leben ist vorbei

Warum? Ihr sehr euch nie? Er schreibt dir lange emails, in denen er dir von seiner Ehe berichtet- was bringt dir dieser Kontakt denn wirklich ?

Reden wir hier tatsächlich von 17! Jahren?

Du schreibst von einem Alltag, der sehr voll mit Belastungen und mit wenig Freude ist ( ich hoffe, ich täusche mich) , und vielleicht ist diese Träumerei Deine Art das zu kompensieren?

Das Problem dabei ist, dass Du Dir damit den Weg verstellst, etwas echtes in dein Leben zu holen….

Mach dir nicht die Mühe, dir weiter den Kopf über ihn zu zerbrechen, da gibt es nicht viel zu verstehen….er nimmt deine Bewunderung halt mit, solange sie ihn, außer ein paar leeren Worten, nichts kostet.

Lass ihn sein Leben leben und fang an Deines zu leben…!

Zitat von Frostfeuer21:

Kann mir bitte jemand helfen, das Verhalten dieses Mannes zu verstehen?

Dein Problem ist nicht das Verhalten dieses Mannes, dass ist das eines 0815 Fremdgeher. Das ist dein Problem:

Zitat von Frostfeuer21:

Ich habe das Gefühl, mein Leben ist vorbei.

Was ist dieser Mann für dich?
Warum machst du dein Leben so von ihm abhängig?
Was macht diesen Mann so besonders im Vergleich zu den Millionen Männern, die ungebunden und eventuell als Partner verfügbar wären?

Diese Fragen bringen dich weiter....

Zitat von Frostfeuer21:

Warum steht man nicht auf und geht, wenn man merkt, es entsteht etwas, was man nicht will?

Warum glaubst du, dass er nicht will, dass was entsteht.
Der Mann hat dir ganz klar gesagt wo er dich in seinen Leben sieht: Als Affäre und eventuell emotionaler Mülleimer.
Ersteres hast du verneint, letzteres hast du ihm gegeben. Damit hat er immerhin 50% von dem bekommen, was er wollte.

Auch hier ist die Frage eher, warum DU ihn nicht aus deinem Leben verbannt hast, als sich da was entwickelt hat....

Zitat von Frostfeuer21:

Warum redet und schreibt man ellenlang von Liebe, tut aber nichts und schwärmt im gleichen Atemzug von seiner Ehefrau?

Weil er gelernt hat die richtigen Tasten zu drücken um dich nicht zu verlieren.
Wer würde sich sonst seinen Müll anhören....