Zitat von Sohnemann:Die psychische und emotionale Unterlegenheit von Männern wird vielen erst dann klar, wenn die Kinder und die Knete weg sind.
Vielleicht den Männern selbst, aber und das ist ein großes ABER, psychische und/oder emotionale Unterlegenheit (wenn man von Unterlegenheit sprechen möchte) sind ja genau die Dinge, die zum Ausprobieren der physischen Überlegenheit führen können. Deswegen checken die meisten Frauen bewußt oder unbewusst einen Mann natürlich auch dahingehend ab. Weißt Du auch, nennt man Sh*t-Test in den einschlägigen Foren.
Die eigentliche Herausforderung ist doch eher die, daß die, denen das eher weniger bewusst ist, die Männer sind. Es gibt genug Beispiele von Männern, die völlig aufgelöst in dem einen oder anderen Forum landen, weil sie mit ihrer Wut bzw ihren Aggressionen aufgrund einer schweren emotionalen Situation nicht umgehen können.
Ich persönlich glaube auch nicht, daß Männer psychisch oder emotional Frauen per se unterlegen sind, sie sind nur anders, auch im Verarbeiten von Emotionen, aber haben sich bisher nicht in dem Maße wie beispielsweise Frauen damit auseinandersetzen müssen.
Und an der Stelle kommen zwei Dinge zum Tragen: erstens, glaube ich auch, wie auch von Urmel immer wieder propagiert, daß Männer die größeren Romantiker sind (Romantik muß man sich eben auch leisten können). Frauen konnten sich diese sehr lange eben aufgrund physischer und dann wirtschaftlicher Gegebenheiten nicht leisten und zudem spielt dann da noch die Mutter-Kind-bindung mit hinein, die ich jetzt einfach mal so stehen lasse, weil ich zwar um sie weiß, meine Erfahrungswerte dahingehend aber aus Mutterperspektive nicht existent und aus Kinderperspektive ausgesprochen verschoben sind.
Zweitens: Weibliche Auseinandersetzung mit Emotionen, Ängsten, Frustrationen etc ist Jahrhunderte alt. Aufgrund physischer Unterlegenheit haben wir andere Wege brauchbar gemacht, Verführung, Manipulation, emotionale Überzeugung blah. Danach kam wirtschaftliche Abhängigkeit, welcher wir wiederum eben mit Emotionen begegneten. usw usw.
Urmel's These Frauen handeln emotionsbasiert, ist so gesehen weder abwertend noch falsch, denn vermeintlich sachliche Logik hat uns über Jahrhunderte hinweg einfach überhaupt nichts genutzt.
Männer demgegenüber haben aufgrund physischer Überlegenheit und langer wirtschaftlicher und freiheitsrechtlicher überhaupt keinen Anlass gehabt, sich mit ihren Emotionen (vor allem den unangenehmen wie Angst, Wut und Trauer) etc auseinanderzusetzen.
Es mangelt also meinem Verständnis nach dementsprechend auch nicht an männlichen Vorbildern, sondern an für Euch funktionierenden Tools, Mechanismen und Umgangsweisen. Meiner Meinung nach könntest Du auch Jungs von überwiegend männlich geprägten Gruppen etc erziehen lassen und es würden die gleichen Probleme auftauchen, weil es nicht per se an Vorbildern liegt, sondern dem, was die Vorbilder euch mitgeben sollen. (eventuell nicht können).
Was nunmehr beklagt wird, ist ein entstehendes Ungleichgewicht. Daß es eins gibt, glaube ich auch.
Wir haben inzwischen eine absolute Abkehr von der Brauchbarmachung physischer Überlegenheit. Es gibt im Alltag zumindest in unseren Breitengraden, so gut wie keinerlei alltägliche Bedrohungen für Frauen, bei denen männliche Begleitung von Nöten also essentiell ist.
Es gibt außerdem inzwischen einen gesellschaftlichen Konsens, der die Ausübung von physischer Überlegenheit verpönt, wir quälen keine Tiere, körperliche Züchtigung als Erziehungsmethode ist völlig veraltet und ein Mann, welcher eine Frau schlägt, verliert sein Ansehen insbesondere und vor allem auch vor anderen Männern. Das geht so gar so weit, daß physische Auseinandersetzungen von euch untereinander negativ bewertet werden.
Frauen aber machen heute um so mehr von ihren über Jahrhunderte erlernten Fähigkeiten zum Umgang mit Emotionen Gebrauch, Konsens dabei ist Emos sind gut, physische Auseinandersetzung ist böse.
Und jetzt kommt ihr drauf, daß ihr an der Stelle auf einmal total ins Hintertreffen geratet. Habt ihr so als Fähigkeit nicht gebraucht und selbst wenn, wo anfangen und überhaupt ist das doch total doof im Nachteil zu sein (auch so eine Fähigkeit, die irgendwie von euch ja nicht erlebt bzw gelebt werden mußte).
Vereinfacht formuliert werden nun zwei Strategien brauchbar gemacht:
Man(n) will sich den Umgang mit Emotionen von Frauen abschauen. Was natürlich in die Hose geht. Erstens weil man Jahrhundertlange Übung nicht in ner halben Generation lernt und zweitens, weil Eure Emotionen ANDERS sind, daher auch anderen Umgang brauchen. Was mir als Frau hilft, wenn ich frustriert bin, ist selten das (1:1) was euch helfen würde.
Weil aber scheinbar, dies der richtige Umgang mit Emotionen ist (richtig und falsch scheinen mir auch so Männerkategorien), wird dieser imitiert unter zum Teil großen Opfern.
Oh Wunder geht schief.
Entweder über den Umweg der dadurch absolut einsetzenden Frustration und Enttäuschung oder eben aber direkt, geht es in die zweite Strategie, die Frauenbewegung als Übel zu sehen, und dieser eine überschießende Tendenz zu unterstellen. Weil Euch Logik liegt, wird dann argumentativ sauber begründet, warum man(n) zwar für die Gleichberechtigung wäre, aber nicht für die Bevorzugung und jetzt wären wir definitiv im Stadium der Bevorzugung.
Aus meiner Perspektive stellt sich das immer so ein bißchen so dar, als würde jemand, der gerade mit Lesen angefangen hat, sauer darüber sein, daß jemand, der schon seit 20 Jahren lesen kann, jeden Tag die Süddeutsche aufmacht.
(Das alles auch unter dem Aspekt, daß selbst nach 20 Jahren Übung aus euch ein FAZ Leser werden würde).
Es gibt wirklich beängstigende Beispiele aber auch hübsche Beispiele (wie Peterson), die auf Basis, des es ist zu weit gegangen, argumentieren, wir brauchen eine Rückkehr, blah.
Persönlich halte ich das für BS, weil der Konsens Abkehr von Brauchbarmachung physischer Überlegenheit in meinen Augen, keine Gender- sondern eine humanistische Frage ist und ich diesen befürworte.
Die Lösung in meinen kleinen emotionsgesteuerten Köpfchen schaut mE zweiteilig anders aus:
Frauen müssen lernen, daß es nen großen Unterschied zwischen Verführung und Manipulation gibt, daß das Beherrschen der emotionalen Klaviatur mit Verantwortung einhergeht und vor allem, daß wir uns klar darüber werden, daß wir keine absolute Deutungshoheit für Emotionen haben. Wir können sichtbar machen, wie wir es geschafft haben unsere Emotionen zu benennen, welcher Umgang für uns funktioniert und welche anderen Möglichkeiten es so gibt, aber es ist nicht an uns, euren Weg zu gehen.
Männer wiederum müssen vom Trip, wir wollen das aber alles nicht und früher war schöner, runterkommen und einfach halt in den sauren Apfel beißen und lesen lernen.
Frauen sollten dies begleiten und so weit sie können (!) unterstützen, ohne vorzugeben, denn nur ein Mann der emotional stabil ist, sprich mit seinen Emos umgehen kann, ist eben auch ein Mann, der nicht doch im Affekt auf physische Überlegenheit zurückgreifen muß.
Aber: Frauen sind nicht emotional oder psychisch per se überlegen, wir haben halt nur viel mehr Übung.