Hallo Althea!
Sich die Welt und seine Stimmung gelegentlich etwas schön und leicht zu trinken, dagegen kann man ja noch nichts sagen. Aber bei Dir scheint es doch schon bedenklichere Ausmaße angenommen zu haben. Allerdings möchte ich das gar nicht beurteilen, weil alles seine Hintergründe hat und der innere oder auch äußere Druck manchmal so groß werden kann, daß man es anders nicht mehr schafft.
Dein Grundproblem scheint jedenfalls zu sein, daß Du Dich selber nicht annehmen kannst. Vielleicht ist auch das mit ein Grund für das übermäßige Trinken. Denn Trinker stoßen eben auch auf Ablehnung und Unverständnis. Und wenn man sich selber ablehnt (unbewußt), dann will und muß man sich mit allen Mitteln beweisen, daß man eben ablehnungswürdig ist und tut dann auch so einiges dafür.
Immerhin scheinst Du aber zumindest bei Deiner Arbeit auf Verständnis und vielleicht auch Rückhalt zu stoßen, und alleine das ist schon sehr viel wert und kommt nicht so oft vor. Also wird man Dich dort auch schätzen - auch wenn Du das vielleicht nicht so wahrnehmen oder annehmen kannst.
Das Wichtige wird sein, daß Du es wirklich lernst, Dich anzunehmen, mit allen Stärken und Schwächen, mit allem, was Du bist, kannst, an Dir hast, willst, nicht willst, nicht kannst, nicht bist. Ganz unabhängig davon, wie andere darauf reagieren, was sie denken und wollen. Es ist zwar fatal, allen Menschen grundsätzlich nur Gleichgültigkeit oder gar Abneigung entgegenzubringen, aber ebenso fatal ist es, bei allen Liebkind sein zu wollen und es als persönliche Kränkung zu erleben, wenn man vielleicht von diesem und jenem nicht gemocht, nicht akzeptiert, abgelehnt wird. Das hat gar keine Bedeutung und ist nicht wichtig, zudem kennt das auch jeder.
Es zu lernen, sich selber anzunehmen, und zwar vollständig, geht zwar nicht von heute auf morgen, aber es geht. Du solltest Dich wirklich selber für alles loben, was Du geschafft hast, und wenn es noch solche Kleinigkeiten sind (hier darf man nicht allgemeine Maßstäbe anlegen, sondern muß sich an seinen eigenen Maßstäben und Möglichkeiten orientieren), und Dich für nichts tadeln, das Du nicht geschafft hast. Das ist der erste Schritt. Der nächste ist zu erkennen, daß auch alle anderen durchaus nicht makellos sind und ebenso ihr Fehler, Schwächen, Defizite, Unzulänglichkeiten und problematischen, störenden, merkwürdigen Eigenheiten haben. Wir sind eben Menschen, glücklicherweise, und keine Roboter, die einfach nur funktionieren.
Sobald es Dir gelingt, Dich nach und nach anzunehmen (auch wenn Du vielleicht bereits in Deiner Kindheit abgelehnt oder zumindest in Deinem Sosein nicht akzeptiert oder auch nicht wahrgenommen worden bist), wirst Du Dich auch ganz von selber wertvoll fühlen. Auf Knopfdruck geht das natürlich nicht, und man muß auch den richtigen Ansatz finden (eben sich nach und nach anzunehmen, sich selber Lob zu schenken, vielleicht auch dann und wann ein Lächeln, sich nicht zu tadeln und zu verdammen, sich nichts Negatives zu suggerieren usw.).
Was auch noch wichtig sein wird, ist, Dich und das, was Du erlebst, auch zu fühlen, in diese Gefühle hinzugehen, welcher Art sie auch sein mögen, und sie nicht abzuwehren. Dann wirst Du ganz sicher die Erfahrung machen, daß fühlen nicht nur schwarz und schmerzhaft ist, sondern auch das Gegenteil davon in sich trägt.
Jedenfalls wünsche ich Dir viel Erfolg mit der Kur!
Liebe Grüße
16.07.2016 00:56 •
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