Ich stand in der Werkhalle und wartete, bis die Arbeiter mich zusammenbauten. Aus einem im Fachgeschäft ausliegendem Katalog wurde ich von einer attraktiven Frau mittleren Alters ausgesucht. Nun wartete ich auf meine Auslieferung.
Eigentlich wollte diese Kundin ein Einzelbett kaufen. Es sollte groß und breit sein, zumindest 50cm hoch, damit sie aus diesem Bett auch im hohen Alter noch gut ein- und aussteigen könne. Ihr altes Bett hatte sie entsorgt, zu viele Erinnerungen hingen wie versponnene Traumfäden an diesem Bett. Nun wollte sie sich ein neues Bett ohne alte Traumfäden kaufen, denn neue Traumfäden kommen dann von ganz allein.
Aber ob sie jemals wieder würde träumen können? Sie hatte schon lange keine Hoffnung mehr. Schon Jahrzehnte lang hatte sie keine Träume erleben dürfen; auch hatte sie schon seit Jahrzehnten keinen guten Schlaf mehr. Die viele Arbeit und der alltägliche Stress hatten ihr jegliches Gefühl geraubt, entspannt zur Nachtruhe zu gehen.
Nun erhoffte sie sich sehr viel von einem neuen Bett. Sie wollte wieder gut schlafen können und auch glückliche Stunden erleben. Sie hatte noch Träume und Wünsche, obwohl sie nicht mehr die Jüngste ist.
Sie war seit längerem Witwe und noch länger Waise und hatte vor kurzem einen Mann kennengelernt, von dem sie sich viel erhoffte. Also entschied Sie sich kurzerhand im Geschäft für mich, als ihr der Katalog vorgelegt wurde, und nicht für ein Einzelbett. Ich bin ein modernes Bett, aus weißem Holz, die Breite und die Länge kann gemäß der Kundenwünsche variiert werden. Das machen die Arbeiter im Werk, wenn sie den Auftrag bearbeiten. Meine Einzelteile wurden also zusammengestellt, ich wurde verpackt und auf einem LKW verstaut. Das war sehr spannend. Denn mich interessierten diese Fragen schon: Wohin geht die Fahrt, wie wird meine Besitzerin aussehen und wie ihr Freund. Man hat ja als Bett sehr direkt etwas mit diesen Leuten zu tun. Für mich begann ab dieser Auslieferung eine spannende Zeit.
Ich wurde auf den LKW geladen, inmitten von Handwerkzeug wurde ich verzurrt. Ein bisschen Bammel hatte ich schon, als ich mir all das Handwerkszeug anschaute, wird man mir weh tun? Ich bin in den dicken Brettern so kitzelig
Wir fuhren in ein tolles Viertel einer Kleinstadt. Der LKW hielt auf einem kleinen Berg und ich konnte über die ganze Stadt schauen. Was für ein Ausblick, ich war baff, ganz weit weg aber doch zu erkennen türmten sich kleine Berge auf. Doch dass die Kleinstadt einem zu Füßen liegt, war überwältigend. Man erlebt so etwas nicht alle Tage, schon gar nicht als Bett!
In meinem neuen Domizil angekommen, fühlte ich mich gleich wohl. Die Wände waren mit altrosa Tapete verkleidet, der Fußboden mit beigefarbigem PVC-Belag ausgelegt und ich konnte vom gardinenverhangenen Fenster aus über den Balkon über meine neue Heimat schauen. Wo ich nun bald stehen sollte? Hoffentlich nicht an der Wand, sondern besser am Fenster, weil ich doch so lang bin. Dort hing von der Decke herab ein weißes, 1,50m langes Stoffteil. Später stellte es sich heraus, dass der Freund des Hauses dafür extra eine dicke Schraube in die Decke bohren musste. Im Baumarkt hatte er bald 20 Minuten benötigt, die passende Schraube zu finden. Was für ein Aufwand für ein 1,50m langes Stoffteil, hinter dem versteckt eine Lichterkette hing.
Nun kamen die Tischler und bauten mich zusammen. Dabei wurde ich des öfteren gestreichelt und bewundert, wurde gelobt, wie schön ich doch aussehe und das ich sehr stabil gebaut wäre. Mein weißes Holz strahlte noch weißer in der Mittagssonne.
Die Lattenroste, Matratzen und das Bettzeug wurden auf mich gelegt, Kissen und Decke wurden aufgeschüttelt und ich erwartete zum Abend gespannt die Besitzerin.
Mein erster Eindruck war recht angenehm und wie sie da so im Türrahmen stand und auf mich schaute. Gut, dass sie eine gereifte Persönlichkeit war, denn ich wollte schon etwas Seriöses, ein gesetztes Wesen, dem ich in der Nacht Erholung und vielleicht auch Spaß bescherte. Die jungen Hüpfer ruinieren einem doch die Verschraubungen, wenn sie das ganze Kama. durchexerzieren!
Die ersten Nächte verliefen für mich ruhig und entspannt. Doch schon wenig später gesellte sich ein Mann dazu und es begann eine intensive Kissenschlacht. Er wollte es nicht, sie aber bestand darauf mit der Begründung, sonst kracht das Bett ein. Sie wusste nicht wie stabil ich war und schon bald lobte sie mich, weil ich auch zwei Personen gut aushalten konnte. Oft hörte ich aus den anderen Räumen der Wohnung ein poltern und kichern. Erschöpft und glücklich lagen beide dann später im Bett. Irgendwann wurde es immer ruhiger und nur meine Besitzerin hörte ich leise schnarchen. warum kam er nicht mehr über Nacht. darauf gab es nie eine Antwort.
Bumali
27.03.2019 13:48 •
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