Nun, ich würde das auch Jedem empfehlen, erst einmal zu sich selbst zu finden. Aber die Frage ist berechtigt, was bedeutet es überhaupt? Ich denke das muss auch jeder ein Stück weit für sich selbst heraus finden. Man kann sich an der Formulierung aufhängen, etc. aber ich würde es zu sich selbst finden, seine Mitte finden oder mit sich selbst glücklich sein benennen.
Aber manchmal sind die Leute, die solche Ratschläge geben, auch schon in der selben Situation gewesen. Sicher, sie waren jünger etc. aber das macht es dadurch nicht falsch oder völlig anders. Bei mir war es in etwa so... erste Liebe, wie man es so schön kennt, auf Wolke sieben, das volle Programm. Es gab nichts, was das Glück trüben könnte, bis dann ein Jahr später die Trennung folgte, vom Partner aus natürlich. Und hier denkt man, man verliert das Gleichgewicht, verliert seine Mitte. Mit der Trennung also auch hier die volle Bandbreite, Trauer, Wut, Verzeiflung etc. man versucht die Beziehung wieder zu bekommen, man ist im Ego verletzt wie man es alles so kennt.
Im Grunde hatte ich aber schon viel früher meine Mitte verloren, nämlich mit dem eingehen der Beziehung. Ich war so glücklich mit der Beziehung, alles drehte sich quasi um den Partner und das Glück, man wollte es voll auskosten, jedes Treffen, jeder Urlaub, alles hat einem einfach soviel Energie und Glücksgefühle gegeben, dass der Partner immer weiter in den Fokus rückte... und man selbst immer weiter raus. Im Gegenzug war es damals bei meinem Partner genau das Gleiche, sie war jedoch noch weniger im Gleichgewicht als ich, sie neigte zu leichten Depressionen im Winter. Wirklich gekracht hat es demnach dann, als die Glückshormone weniger wurden, die negativen Gefühle haben Oberhand gewonnen, die Trennung war unausweichlich. Ich klammerte am Ende, trauerte ihr nach, locker ein Jahr lang hat mich das ganze noch verfolgt.
Erst dann schaffte ich es, zu mir selbst zu finden. Ich baute mir ein größeres und festeres soziales Netzwerk auf, machte intensiver Sport, hatte andere Dinge, für die ich mich begeisterte, andere Personen. Der ehemalige Partner rückte in den Hintergrund, ich lernte die alte Beziehung zu reflektieren, sie nüchterner zu sehen und nicht nur die rosigen Seiten zu betrachten... und kam zum Schluss, dass diese Beziehung niemals gut gehen konnte. Und die Schuld trug weder sie, noch ich. Manchmal passt es einfach nicht, auch wenn es anfangs anders sieht.
Demnach war ich frei von Allem, ich war mit mir selbst glücklich, habe meiner Ex nicht mehr nachgetrauert, im Gegenteil, ich habe sie als Bekannte und sogar fast normale Freundin angenommen, sodass man mittlerweile ganz normal miteinander reden kann und sich austauscht, auch über aktuelle Beziehungen.
Und so konnte ich auch viel unbeschwerter in eine neue Beziehung gehen, ganz nach dem Motto, alles kann, nichts muss. Ich habe mich zwar mit Frauen getroffen, aber nun nicht mit dem vorrangigem Gedanken eine neue Partnerin zu finden, sondern eine interessante Person kennen zu lernen. Und wenn man dann merkt, ok, da ist beidseitiges Interesse, sich noch näher kennen zu lernen, dann näherte man sich langsam an.
Solche Gedanken wie es wäre schön jetzt einen Partner zu habe um dies und jenes zu machen hatte ich damals nicht. Denn wenn ich etwas mit Jemandem machen wollte, dann hab ich dies auch getan. Spazieren oder wandern gehen, ausgehen, einen netten Spieleabend haben etc. dafür braucht man keinen Partner, Freunde und Bekannte reichen hier völlig aus. Ich war absolut zufrieden mit mir selbst, konnte machen was ich wollte, mit wem ich wollte.
Zumindest für mich, war dieser Werdegang die Interpretation des Spruchs zu sich selbst zurück finden. Und zumindest für mich, hat dies schon einiges an Zeit gekostet, bis ich endgültig über meinen ehemaligen Partner hinweg war und völlig unabhängig und wieder glücklich in das Leben treten konnte. Aber wie gesagt, ich denke das muss auch jeder selbst für sich definieren.
06.04.2018 13:01 •
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