Werden die Affären wirkich so in den Dreck gezogen und von wem?
Ich glaube, dass es tatsächlich einen grossen Unterschied macht, mit wem man sich über Affären unterhält, ob dies im echten Leben mit echten Menschen, die einen ev. gut kennen oder hier im Internet geschieht, und vor allem macht es auch einen grossen Unterschied über welche Art der Affären wir reden...
Wenn Du hier ein wenig durch die Foren liest, wirst Du feststellen können, dass die meisten Schreiberlinge dazu neigen, Menschen mit Beziehungsproblemen, die NICHT in einer Ehe leben und/oder KEINE KINDER haben, dazu zu raten, die Gefühle (zu einer anderen Person) zuzulassen, sich zu trennen und diese Phrase gegen Gefühle und sich neu verlieben kann man ja nichts machen gerne bemüht wird, um ein Beziehungsende zu begründen.
Ganz anders - und hier kommen wir wahrscheinlich an den Punkt warum werden Affären so in den Dreck gezogen - sieht dies bei Paaren mit Kindern aus, die entweder mit oder ohne Trauschein zusammen leben. Wenn hier einer von den beiden sich fremdverliebt, dann herrscht in den Beiträgen kein Erbarmen und die Moralkeule wird geschwungen. Ich habe mich oft gefragt, warum diese Empörung so drastisch ist, und manchmal hatte ich beim Lesen dieser Beiträge Schwierigkeiten zu unterscheiden, ob diese Empörung dem Threadsteller oder allen Betrügern generell oder nur der eigenen erlebten Geschehnissen gilt...
Mir fiel auch auf, dass ein Ehegelübde und Kinder für viele eine totale Sicherheit bedeuten, geradezu ein Sakrament sind...Etwas, was einem wohl - egal wie es um die Ehe steht und egal wie wenig man sich selber um die Ehe bis anhin bemüht hat, das absolute Recht zu urteilen geben. Das Ar...loch kann nur der Betrüger sein, derjenige, welcher Kind und Ehepartner im Stich liess - sei es emotional oder körperlich. Diese Einstellung ist natürlich nicht nur hier im Forum, sondern auch in Gesprächen mit Bekannten und Freunden vertreten - und manchmal scheint mir, dass dahinter gar nicht so sehr eine echte Wut gegenüber Betrug, Lügen, Fremdgehen besteht (denn wer kann schon von sich selber behaupten, nie in seinem Leben gelogen oder betrogen zu haben!), vielmehr scheint es ein notwendiges sich Empören, weil ja ansonsten plötzlich auch die eigene Ehe/Beziehung hinterfragt werden könnte/müsste. Wenn Fremdgehen in Ehen oder Beziehungen mit Kindern plötzlich nicht absolut verwerflich und eine totale Sünde ist, gegen die man sich kollektiv auflehnen und die man durch den Dreck ziehen muss, dann wäre es eventuell total in Ordnung, wenn mein Mann oder meine Frau, mir morgen mitteilt, dass sie/er sich fremdverliebt hat und mich verlässt. Dann habe ich keine ultimativen moralisch korrekten Argumente in der Hand, um meinem Eheparter klar zu machen, dass er/sie das totale Ar...loch ist, und seine Familie und Kinder verrät und fortan von allen mit Verachtung bestraft wird.
So sehr ich dies emotional auch nachvollziehen kann, und auch die Notwendigkeit sehe und verstehe, diese letzte Verbindlichkeit vor allem seitens meiner Geschlechtsgenossinnen künstlich am Leben halten zu wollen (nachdem die Vorherrschaft des Mannes, die Unterdrückung der Frau (zumindest offiziell), die Schuldfrage bei der Scheidung, die finanzielle Abhängigkeit, und beinahe auch die Möglichkeit, die Kinder rechtlich legal dem ehemaligen Ehepartner vollkomen zu entziehen, der Gesellschaft genommen worden sind) mit der man einen sich aus der Ehe verabschiedenden Ehepartner noch an sich fesseln will, so sehr bin ich mittlerweile der Meinung, dass wir uns alle damit keinen Gefallen tun.
Diese Phrase: gegen Liebe und Gefühle kann man nichts tun ist nicht wirklich ein nur so dahergesagter Satz und er gilt nun mal auch nicht nur für die Unverheirateten und welche ohne Kinder. Kinder und Hochzeitsurkunde sind keine Sicherheiten gegen Scheidung und Trennung - auch wenn wir uns das alle noch so sehr wünschen, schon alleine für die Kinder. Eine Beziehung - ob verheiratet, mit oder ohne Kinder oder unverheiratet - ist immer vielen Veränderungen unterworfen, vielen unbekannten Faktoren, vielen Hoch und Tiefs, vielen Versuchungen und vielen Entbehrungen, und sie basiert und gründet immer und alleine auf der einen wirklich stabilen Basis: der gegenseitigen Liebe! Ist diese Basis gestört, dann kann emotional erpresst, gesellschaftlich und moralisch noch so sehr die Hexenjagd betrieben und der Schuldige verteufelt und dazu gezwungen werden, sich dem Druck zu fügen...Langfristig bringt dies allen Betroffenen nur eines: nie endendes Leid und unzählige qualvolle Jahre und vergeudete Momente des eigenen Lebens.
Liebe ist freiwillig. Sie kann nicht eingefordert werden. Sie kann nicht an moralische oder ethisch korrekte Haltungen gebunden werden. Sie ist frei und kann nur frei gelebt werden. Ich neige dazu auch einen Schritt weiter zu gehen und daraus zu folgern, dass die Liebe wahrscheinlich auch die besten Chancen auf freie Entfaltung und Wachstum hat, wenn sie in keine Formen und Normen gepresst wird.
In diesem Sinne:
Nein, ich verurteile keine Fremdgänger und keine Affärenfrauen. Wozu auch?!
27.10.2018 13:29 •
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