Lieber Opele,
erst einmal möchte ich mich für meinen ersten Beitrag entschuldigen.
Es ist oftmals so, dass wenn hier neue Treads reingesetzt werden (habe ich für mich schon oft beobachtet, insbesondere wenn es um Affären ging) dass die Menschen getriggert werden und so war es für mich, als ich deinen Beitrag gelesen habe.
Ich stehe nach wie vor dazu, dass ich den Anfangsbeitrag als sehr lieblos gelesen habe, daher meine Antwort.
Es tut mir trotz allem wahnsinnig leid, dass die Situation bei dir so gekommen ist und leider ist es oft so, dass
man sich in der Ehe verliert weil man sich so sicher ist, dass nichts kommen kann. Man hat ein Urvertrauen, so ging es zumindest mir, dass ich damit niiiieeemmmaaalllsss gerechnet hätte. Ich habe gedacht wir kriegen alles hin.
Was mich getriggert hat war die unemotionale DArstellung deines Anfangstreads. Mein Mann hatte auch immer gedacht, er macht alles und tut alles, hat irre viel gearbeitet uns natürlich damit viel ermöglicht, aber im Laufe der Jahre fühlte ich mich nicht mehr wahrgenommen so wie ich es mir wünschte. Ich habe immer probiert die Sachen auf den Tisch zu bringen und es hat sich immer nur kurzfristig etwas geändert, bis wir wieder in den alten Trott verfallen sind.
Bei uns war es dann umgekehrt. Mein Mann hat dann jemanden gefunden, die besser zu ihm passt, die nicht so anstrengend in der Kommunikation ist und die ihm charakterlich ähnlicher ist. Mittlerweile sind sie 1 1/2 Jahre zusammen und jetzt ist es für mich ok. Aber diese Zeit war die Schwerste meines Lebens und ich möchte das nie wieder erleben.
Im Nachhinein habe ich natürlich auch meine Fehler, wenn man davon sprechen kann, gesehen, aber ich glaube, dass ist immer der Part der Verlassenen, dass man seine Dinge die man falsch gemacht hat zu spät erkennt und diese sind nicht mehr revidierbar.
Auf der anderen Seite habe ich in dieser Zeit, eigentlich erst als ich aus dem größten Loch heraus war, nach ca. 1 Jahr, auch mich selber mehr kennenlernen dürfen, was ich während der Ehe nicht gesehen habe und das ist eine schöne Entwicklung.
Du bist erst im 5. Monat und wirst noch viel vor dir haben und alles was du machst ist gut für dich und bringt dich aus dem Tal des Schmerzes und der Trauer. Du wirst viel über dich lernen (so wars jedenfalls bei mir) auch wenn du das im hier und jetzt noch nicht sehen kannst, weil alles noch viel zu früh und zu frisch ist.
Auch ich konnte das Haus nicht loslassen, zuviel Erinnerung, zuviel Arbeit investiert, zuviel Schmerz. Aber auch das kam mit der Zeit, es gehört zum loslassen und zum Neuanfang und mit dieser Entscheidung war es wieder für mich ein kleines Stück nach vorn. DAs wirst du jetzt noch nicht können, aber glaube mir, der Zeitpunkt wird kommen, irgendwann.
Auch heute noch fühle ich mich in meiner kleinen Wohnung nicht richtig angekommen, weil mir immer noch das uns wir in dem Haus und alles was dazu gehört, im Kopf ist. Aber auch hier wird es im Laufe der Zeit immer besser.
Du machst das richtig mit der Reha und allem was du in Angriff nimmst. Hole dir Hilfe von allen Seiten. Ich war auch in einer Klinik und der damalige Psych. hatte mir erzählt, er wäre in einer geführten (psychologisch angeführten) Männergruppe und das schon über Jahre hinweg. Ich habe nach der Klinik für mich solch eine Frauengruppe gesucht und gefunden und das hat mir zum damaligen Zeitpunkt sehr sehr geholfen. Ich bin immer noch darin und die Menschen begleiten mein Leben, anders als meine Freunde, kein Spass und kein Fun sondern die kennen mich mit meiner GEschichte und den daraus resultierenden Problemen.
Ich habe den Rest jetzt nur überfolgen, du bist in einer Selbsthilfegruppe, aber vielleicht wäre so eine Männergruppe auch was für dich, kannst du dir ja mal anschauen und überlegen.
Mein Sohn meinte mal zu mir: Mama, ich bin froh, dass die Trennung nicht gekommen ist als ich 16 Jahre alt war, er ist jetzt 21. Ich glaube deine Kinder, insbesondere vielleicht deine Tochter, probieren die Sachen auszublenden, weil sie ihren eigenen Weg finden müssen mit der Situation umzugehen. Vielleicht ist das der Weg deiner Tochter, probiere es nicht persönlich zu nehmen, ich weiss es fällt wahnsinnig schwer, weil man das Gefühl hat von allen verlassen worden zu sein. Aber du bist und wirst immer der Papa sein, aber für Kinder ist es, für meinen Sohn heute noch, irre irre schwer mit dem Schmerz eines Elternteils umzugehen. Sie sind hilflos.
Mein Sohn hat heute noch immer das Gefühl, wenn ich mal nicht lache, dass es was mit seinem Vater zu tun hat. Bis er mal irgendwann zu mir meinte: Mama, ich halte das nicht aus, ich ziehe mich zurück. Mutig von ihm, sich das einzugestehen, unendich traurig für mich und doch so verständlich.
Deine Frau wird jetzt ihre Bestätigung bekommen, aber glaube mir, auch da wird der Alltag einkehren und wenn der neue Partner wieder ihre Bedürnisse irgendwann nicht befriedigt, dann wird es wieder nicht gut gehen, weil sie es nicht schafft bei sich zu sein und zu artikulieren was ihr fehlte in eurer Ehe, sonst hätte sie das auch mit dir geschafft, weil sie dich ja angeblich noch liebt (wenn ich mich richtig erinnere), dann hätte sie auch alles menschenmögliche getan um die Problematiken auf den Tisch zu bringen.
Aber sollte es so sein, dass sie dich im hier und jetzt noch liebt (und das glaube ich schon weil du es geschrieben hast) dann kann es für euch vielleicht irgendwann auch nochmals einen, vielleicht, anderen Weg geben. Das würde ich mir für dich wünschen, weil der Partner ja die Mutter deiner Kinder ist und man 15 Jahre zusammen war.
Ich bin mit meinem Mann auch auf diesem Weg, weil, trotz allem wir uns wirklich noch lieben, so kurios es auch ist, aber ich heute auch sehe, es würde nicht mehr gehen und das nicht weil eine andere Frau da ist, sondern ich sehe was mir -als Frau- gefehlt hat und wir in diese Beziehung nicht kompatibel waren. Wir waren es als Elternteile und dann haben wir uns verloren. Ich möchte ihn trotzdem nicht missen in meinem Leben und umgekehrt genauso, dafür ist er mir als Mensch viel zu wertvoll. Aber ich bin noch laaaannnnggggeee nicht soweit ihm alles Glück auf Erden mit seiner Next zu wünschen, dafür ist mein Ego viel zu sehr verletzt. Irrational, ich weiss, aber so ist das mit den Gefühlen.
Bei euch ist es umgekehrt und vielleicht gibt es da doch noch einen Weg. Was natürlich auch abhängig von ihrem jetztigen Verhalten für dich ist. Wenn sie sich aufführt wie ein A.... (ich habe jetzt nichts weiter gelesen), dann wirst du vieleicht derjenige sein, der nicht mehr will, dann wirst du dir die Frage stellen, mit was für einem Menschen war ich zusammen, den kenne ich so nicht, dass will ich nicht mehr.
Aber auch das wird die Zeit zeigen.
Ich möchte nicht sagen, der Zustand ist normal in dem du dich befindest, aber ich glaube mittlerweile, wenn man denjenigen den man liebt und das ganze Lebenskonstrukt was man sich aufgebaut hat für einen selber von einem Tag auf den anderen, unerwarteterweise, kaputt geht, ja dann ist es normal und menschlich.
Probiere die Trauer anzunehmen, denn nur wer richtig trauert kann auch richtig lieben, oder? Was meinst du? So habe ich das jedenfalls für mich gesehen, waren alles kleine Hilfestellungen die mich auf den Weg nach vorne gebracht haben.
Was mir noch geholfen hat, neben der Klinik, Gruppen, GEspräche ect. pp war lesen. Mein erstes Buch war:
- Wenn der Partner geht von Dr. Doris Wolf
-Wenn das Leben zur Last wird von Dr. Rolf Merkle
Super interessant: Gefühle verstehen, Probleme bewältigen von Wolf und Merkle zusammen.
Probiere es aus, lese ein wenig, ziehe dir das raus was für dich gut ist, alles ist ein Weg nach vorn.
So mein Lieber, jetzt habe ich dich genug zugetextet. Ich hoffe ich konnte dir ein paar hilfreiche Tipps geben, zumindest mit den Büchern
Ich habe mir immer gesagt, mal sehen was nächstes Jahr um die Zeit ist. Und da ist soooo vvviiiieeeellll passiert, ich hätte es nie gedacht, letztes Jahr um diese Zeit war ich auch in der Klinik.
Halte den Kopf hoch, du schaffst das
LBG