Hallo Leute,
wie wahrscheinlich jeder in diesem Forum habe ich, Tim 28 Jahre alt, mir nicht ausmalen können hier einmal schreiben zu müssen. Leider hat sich jedoch meine nun mittlerweile Ex-Freundin vor zwei Tagen nach 6 Jahren von mir getrennt.
In meiner Verzweiflung habe ich hier nun bereits alle Erste Hilfe Beiträge zum Thema Liebeskummer sowie einzelne Forenbeiträge gelesen. Es ist mir auch durchaus bewusst, dass es mit Sicherheit irgendwann nicht mehr wehtun wird. Aber ich komme beim besten Willen nicht auf die Umstände klar.
Ich möchte diesbezüglich ein wenig ausholen, damit man in voller Gänze verstehen kann, warum und wie es überhaupt dazu kam. In meiner Jugend habe ich leider nicht sonderlich viel Gutes erfahren. Dies habe ich meinem ehemaligen Stiefvater und natürlich auch zum Teil meiner Mutter zu verdanken. Sowohl meine Mutter als auch in späteren Jahren ich selbst wurden körperlich als auch seelisch von diesem misshandelt. Gerade diese seelische Misshandlung, die aus ständigem heruntermachen/Mobbing bestand, hat mich sehr geprägt. Zum Zeitpunkt als ich aus dem Elternhaus ausgezogen bin, war ich völlig ohne Selbstwertgefühl/Selbstbewusstsein und griff viel zu oft zur Flasche.
Sämtliche Flirtversuche über das Internet endeten darin, dass ich den Frauen lang und breit erklärte, was denn alles Unvorteilhaft an mir ist. Dass dies nicht gut ankommt, kann sich ja jeder denken.
Ich bin jedoch kein Mensch, der gern alleine ist. Und so trieb es mich immer weiter in eine Abwärtsspirale. Hinzu kam, dass ich in einem Job arbeitete, den ich nur erlernte, da man mir mit einem Rauswurf aus dem Elternhaus drohte, sollte ich ihn nicht annehmen.
Und da war ich nun, depressiv und hatte mit mir als hoffnungslosen Fall abgeschlossen.
In dieser Zeit lebte ich nur noch, um arbeiten zu gehen und am PC zu hängen. Ab und an meldete ich mich zum Quatschen auf einem Teamspeak Server von einem Spiel, das ich einst spielte.
Und plötzlich war da, sie. Wir sprachen immer nur kurze Sätze. Absolut belanglosen Smalltalk. Ich wunderte mich nach einiger Zeit, dass ich sie immer wieder antraf. Da ich zu Zeiten von der Arbeit kam, in denen die meisten bereits schlafen. Sodas wirklich nur noch sie und ich da waren. Nach einiger Zeit hinterfragte ich dies und sie gestand mir, dass sie extra immer länger wach blieb, um noch mit mir sprechen zu können. In den darauffolgenden Wochen und Monaten versuchten wir uns so häufig wie möglich zu unterhalten und es entwickelte sich in beiden der Wunsch eine Beziehung zu führen. Uns trennten jedoch einmal quer durch Deutschland 660 km. Aber dies sollte kein Problem darstellen. Ich war gewillt alles zu tun und so fuhr ich zu ihr und hoffte, dass sie mich so nimmt wie ich bin. Und dies tat sie. Sie nahm mir alle Ängste, die ich hatte und wir wurden zunächst ein Paar mit Fernbeziehung.
Sie half mir aus der negativ Spirale heraus.
Nach einem unserer Treffen entscheid ich sie zu fragen, ob ich zu ihr ziehen kann. Sie war unfassbar glücklich, dass ich ihr diese Entscheidung abgenommen hatte. Da sie dazu nicht bereit gewesen war.
Und so bin ich März 2020 zu ihr gezogen. Die ersten Monate verliefen auch genauso verliebt und schön, wie man es sich ausgemalt hatte. Aber leider machte es uns Corona mit der Zeit immer schwerer. Da es für mich quasi unmöglich war in der Umgebung Fuß zu fassen und mein einziger Ansprechpartner aus ihr bestand. Dies hat dann ziemlich schnell zu Frustration geführt. Letztlich entwickelte sich aus jedem kleinen Thema ein großer Streit und ich merkte, wie eine nicht zu zügeln der Wut mich immer wieder verzehrte. Bitte glaubt nicht, dass ich jemals gewalttätig geworden bin, aber ich war immer wieder sehr laut und fand an allem etwas Schlechtes. Es kam wie es kommen musste, ich bewegte mich wieder tief in die Abwärtsspirale. Das Ganze gipfelte darin, dass ich im Januar vermehrt Suizidgedanken hatte. Und auch hier hatte sie wieder dafür gesorgt, dass ich zum Arzt gehe und mir Hilfe besorge.
Das ganze endete darin das ich mich für eine Psychosomatik Reha angemeldet habe. Eine Woche vor dem Reha-Antritt hatten wir eine ruhige Aussprache, in der sie mir sagte, dass sie keinen Sinn mehr in unserer Beziehung sieht. Sie würde mich noch lieben, aber ich würde auf der Stelle stehen bleiben und nicht mit ihr mithalten. Ich flehte sie an, die Beziehung nicht zu beenden und abzuwarten, was die Reha mir bringt. Sie lehnte dies erst ab aber kam Nachts dann doch zu mir ins Wohnzimmer und sagte wir versuchen es noch mal.
So fuhr ich zur Reha. Und ich darf Stolz behaupten, dass ich gewaltige Fortschritte gemacht habe. In der vierten Reha Woche hatte ich Geburtstag. Sie machte mir noch zusätzlich neben Geschenken die Überraschung einen guten Freund mitzubringen. Wir hatten immens viel Spaß. Sie betonte es selbst immer und immer wieder. Als wir uns alleine im Auto verabschiedeten sagte, sie mir das sie schon lange nicht mehr so glücklich war. Ich nahm all meinen Mut ihr die Frage zu stellen wie sie mir meine Bezugstherapeutin aufgab: Möchtest du weiterhin mit mir zusammen sein und sie Antwortete mit Ja.
Ihr könnt euch vorstellen, wie erleichtert ich war.
Aber dies hielt nur kurz an. Bereits 2 Tage später sagte sie mir das wir noch mal telefonieren sollten. Ich fragte sie, ob sich denn etwas geändert habe. Worauf sie meinte, dass sie sich von der Frage im Auto überfordert gefühlt habe und sie es nicht weiß, ob sie etwas an der Antwort ändern möchte. Das Telefonat fand in dieser Form jedoch nicht statt (wir telefonierten am Wochenende, aber da schien wieder alles ok).
Und diesen Sonntag in der sechsten Reha Woche bat sie mich erneut um ein Telefonat. Sie rief mich an und las mir einen Brief vor, in welchem sie sich von mir trennte.
Ich verstehe nun die Welt nicht mehr.
Warum hat sie mir plötzlich doch nicht mehr die Chance gegeben zu beweisen, dass ich mich ändern kann? Obwohl sie bereits in den bisherigen 6 Wochen immer wieder ausdrückte, dass sie merkt, wie gut ich vorankomme.
Ich darf wohl nach der Reha erst einmal bei ihr wohnen bleiben und sie zieht so lang zu ihrer Mutter.
Ich habe nun bald weder einen Job (da ich gern umschulen möchte) noch eine Wohnung und keinerlei Perspektive.
Dazu kommt das wir eine gemeinsame Hündin haben die aber Rechtlich ihr gehört. Die Hündin ist für mich wie ein eigenes Kind. Ich kann mir nicht vorstellen, sie auch noch zu verlieren. (Und sich selber einen Hund anzuschaffen ist einfach nicht dasselbe). Sie meinte zwar, dass sie nichts dagegen hat, wenn ich hin und wieder mit ihr spazieren gehen kann. Aber wie solle das gehen, wenn ich mir nicht direkt in der Umgebung eine Bleibe suche? Was vermutlich eher kontraproduktiv wäre.
Es tut mir leid, wenn ihr das Ausschweifen unnötig fandet. Mir war jedes Wort jedoch wichtig und am liebsten wäre ich noch tiefer in die Materie gegangen. ZB wie die Jobsituation bei ihr war. Aber das würde vermutlich den Rahmen nur noch weiter sprengen.
Es hat gut getan diese Worte niederzuschreiben.
Danke für jeden der bis hier hin durchgehalten hat.
Grüße Tim
16.05.2022 23:48 •
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