Ich habe noch so viele Fragen! So wahnsinnig viele Fragen, aber ich lasse keinen Kontakt mehr zu dir zu. Ich muss das so machen, es muss irgendwann Schluss sein.
Warum habe ich das alles mitgemacht? Warum habe ich dir immer wieder verziehen? Nein, ich habe dir nie wirklich verziehen. Es blieb in meinem Kopf, in meinem Herzen, wurde verdrängt, aber gar nicht verarbeitet. Habe mir selbst etwas vorgemacht, immer und immer wieder.
Aber du warst doch sonst immer so lieb zu mir, wenn wir zusammen waren.
Den gemeinsamen Urlaub mit Frau und Kindern, den du mir halb als Geschäftsreise und halb als na ja dann stoße ich noch ein paar Tage zur Familie verkauft hast! Es stimmte nicht, ich ahnte es, drei Wochen Hölle für mich und erst einige Jahre später bestätigte sich mein damaliger Verdacht. Rums, das war in mir, nicht verziehen, nur unterdrückt.
Aber du warst doch sonst immer so lieb zu mir, wenn wir zusammen waren.
Dein Auzug und dein Wiedereinzug, ich ahnte es, du hast es abgestritten, immer und immer wieder, grausame Gespräche, grausame Zeiten, dann irgendwann später deine zögerlichen Zugeständnisse, dass es doch stimmte. Auch das war in mir, nicht wirklich verziehen, nur unterdrückt.
Aber du warst doch sonst immer so lieb zu mir, wenn wir zusammen waren.
Familienfeier bei mir, du wurdest mit offenen Armen empfangen, ein schöner Abend. Warum bloß schnüffelte ich in deinem Handy? Fand Nachrichten, du hattest aus meiner Wohnung einer anderen geschrieben. Hast ihr erzählt wie schlecht es dir geht. Warst du nicht gerade noch lachend im Kreise meiner Familie? Ich war so maßlos enttäuscht, schmiss dich aus meiner Wohnung. Es folgten unendlich viele Telefonate, du hast mich angefleht, da wäre nichts nur Schreibereien. Ich versuchte zu glauben, aber es war in mir, nicht wirklich geglaubt, nicht wirklich verziehen, nur unterdrückt. Heute bist du mit ihr zusammen, hast mich drei Jahre mit ihr betrogen.
Aber du warst doch sonst immer so lieb zu mir, wenn wir zusammen waren.
Dann endlich mal Ruhe über eine lange Zeit. Oberflächlich, so vieles an Unsicherheiten war schon in meinem Kopf und meinem Herzen. Ich war nicht mehr wirklich Ich. War kein vom Herzen zufriedener Mensch. Verdrängte, es kam wieder hoch, verdrängte wieder.
Aber du warst doch sonst immer so lieb zu mir, wenn wir zusammen waren.
Warum konnte ich dich manche Nächte nicht erreichen? Weißt du was ich hier für Runden gelaufen bin? Weißt du, wie sich so etwas anfühlt? Man hat eine Partnerschaft und der Partner ist nicht wie sonst am Abend und in der Nacht zu erreichen? Du seist eingeschlafen, Telefon nicht gehört, tut dir leid, aber das war eben so. Du und dein Telefon nicht hören? Du und dein Telefon sind Eins, keinen Schritt machst du ohne das Teil.
Ich habe mich überzeugen lassen, oberflächlich, nicht wirklich, war auch in mir, nicht wirklich verziehen, nur verdrängt.
Aber du warst doch sonst immer so lieb zu mir, wenn wir zusammen waren.
Der Alk., die zwei langen Phasen des Trinkens. Es waren schreckliche Zeiten. Ich hörte dich lallen und du sagtest mir, dass ich spinne, mir etwas einbilde, Verfolgungswahn. So viele kleine Begebenheiten in dieser Zeit, die weh taten. Du hörtest wieder auf mit der Trinkerei, alles war wieder gut. Aber auch das hatte in mir seine Spuren hinterlassen.
Aber du warst doch sonst immer so lieb zu mir, wenn wir zusammen waren.
Dass wir uns einen Hund anschaffen wollten, war eine schöne Idee. Wie oft haben wir zusammengesessen und überlegt, wie oder was es werden sollte und ob überhaupt. Ich hatte Bedenken, weil wir ja schon so wenig Zeit durch die Kinder hatten und dann noch einen Hund! Andererseits wäre es etwas gewesen, dass uns verband und ich liebe Hunde, hatte ja immer selber welche, mein Thema. Ich war unschlüssig, du auch. Wir redeten weiter über dieses Thema. Dann kam der Tag als du mir schriebst, dass du dir gleich einen Hund anschauen würdest. Wie? Du mit deinen Kindern? Ohne mich? Du willst mich nicht dabei haben? Ich war so enttäuscht, so gekränkt. Ohne mich? Gehörte ich nicht dazu? Wollten wir nicht vor so einem kleinen Kerl gemeinsam stehen und uns gegenseitig lächelnd zunicken, ja den nehmen wir mit und geben ihm ein Zuhause?
Du seist ja schon unterwegs und wolltest doch nur schauen, schriebst du.
Okay, ich hab ihn mitgenommen, ganz reizender Kerl, schriebst du dann.
Da war ich tief getroffen, begriff das alles nicht. Viele Streitgespräche, ich verzieh, war lieb zu dem Kleinen, aber ich verzieh nicht wirklich, unterdrückte nur und auch das war in mir.
Aber du warst doch sonst immer so lieb zu mir, wenn wir zusammen waren.
Ich war schon lange nicht mehr Ich. Das Lachen fiel mir immer schwerer. Du warst auch nicht mehr du. Warst so weit weg, wir beide waren weit weg voneinander. Dann kam dieses schlimme schlimme Finale der letzten Woche. War es klar, dass es so kommen musste?
Was habe ich falsch gemacht? Wann darf man kein Verständnis mehr für den anderen haben? Habe ich dich dazu eingeladen, Dinge mit mir machen zu können? Bin ich beziehungsunfähig? Will ich zuviel? War ich unterwürfig? Hatte ich wirklich Verständnis oder war das nur oberflächlich und ich hatte Angst dich zu verlieren und vor dem Alleinsein?
Bei unserem allerersten Treffen kamst du zwei Stunden zu spät? Ich hab gewartet. War das schon falsch? Eigentlich fand ich es unmöglich, jemanden 2 Stunden warten zu lassen, aber ich sah darüber hinweg, denn du hattest es mir ja ganz toll begründet. Hätte ich sagen müssen, hey kein Problem, treffen wr uns eben ein anderes Mal. Vielleicht ja! Ich hätte nichts herunterschlucken müssen und signalisiert, dass cih zwar Verständnis habe, aber Respekt erwarte. Wäre es so richtiger gewesen?
Muss ich das ändern? Wie macht man das im täglichen Umgang miteinander?
Was mache ich jetzt bloß?