Nach langem Hin und Her habe ich mich nun entschlossen, auch einmal meine Erfahrungen niederzuschreiben. Vorab muss ich sagen, dass ich nicht weiß, ob mein Ex-Freund ein Narzisst ist, allerdings kommt mir unser Verhalten in der Beziehung nicht gesund vor. Ich nehme mich also auch nicht aus.
Während unserer Beziehung herrschte immer eine Art Ungleichgewicht. Er hat den Ton angegeben. Zunächst hatten wir eine Fernbeziehung. Er hat mich derart hofiert, dass ich nicht wusste, wo mir der Kopf steht. Als er mich nach kurzer Zeit fragte, ob ich zu ihm ziehen wolle, habe ich nicht lange gezögert. Allerdings ging es in diesem Moment bergab.
Plötzlich blieb alle Arbeit nur an mir hängen, wenn ich Unterstützung von ihm bekam, dann immer mit dem Nachsatz, dass ich das ja nicht ohne ihn könne. Gleichzeitig vermittelte er mir immer wieder, dass er mehr als alle anderen arbeitet, bessere Ergebnisse liefert und so etwas wie eine Beteiligung am Haushalt nicht nötig hat. Wir haben uns einmal gestritten und mir rutschte ein Schimpfwort raus. Er setzte sich hin, weinte und sagte, dass er nicht glauben könne, dass ich ihm so etwas antue. Daraufhin habe ich mich sofort mehrfach entschuldigt. Zwei Tage später hat er mich ebenso tituliert. Ab diesem Moment geschah es dauerhaft.
Sein Auftreten innerhalb und außerhalb der Beziehung war ein Unterschied wie Tag und Nacht. Nach außen hin war er der Gentleman, der seiner Freundin die Welt zu Füßen legt. Nach innen sah es häufig anders aus. Alles ging nach ihm: Nähe, Streitereien, Intimität. Als ich ihn mal fragte, was er an mir liebe, antwortete er: Die Tatsache, dass du mir den Rücken freihältst. Dieser Satz hat sich in meinem Kopf festgesetzt, doch er sagte immer wieder, dass ich übertreibe und nicht so empfindlich sein soll. Gleichzeitig war er jedoch immer sensibel. Wehe, es fiel ein falsches Wort oder er bekam sein Lob nicht regelmäßig.
Vor einigen Jahren verstarb mein Vater. Ich hatte überhaupt keine Zeit zum Trauern, habe all die Jahre danach einfach nur funktioniert. Nach außen hin hat er mich demonstrativ unterstützt, doch privat sah es anders aus. Er sagte, er könne eben nicht über so etwas reden und das wäre auch nicht seine Aufgabe.
Im Laufe der Jahre rutschte ich in eine Depression und futterte mir ordentliches Übergewicht an. Anfang letzten Jahres begann er sein Leben zu ändern, nahm sich mehr Freiheiten, suchte ein neues Hobby und nahm gewaltig ab. Danach steigerte sich sein Höhenflug nur noch drastischer. Er wurde immer distanzierter und oberflächlicher. Andere Leute standen grundsätzlich unter ihm. In einem Streit warf er mir an den Kopf, dass er mich unter sich sehe und er eine Freundin auf Augenhöhe wolle. Danach ging bei mir gar nichts mehr. Ich konnte nicht mehr, war am Boden, habe wochenlang geweint, konnte mich aber nicht trennen.
Nachdem er sich im Dezember von heute auf Morgen getrennt hat, weil ich ihn angeblich immer so schlecht behandelt habe, habe ich mein Leben in die Hand genommen, innerhalb einer Woche meinen Traumjob bekommen, begonnen abzunehmen. Kurz: Ich bin aufgeblüht. Da wir zunächst noch zusammengewohnt haben, wollte ich unser Verhältnis so friedlich wie möglich halten. Doch nachdem er mitbekommen hat, dass ich ihm nicht hinterherrenne und mein Neustart ganz vielversprechend aussieht, ist er durchgedreht. *beep" dich, Du bist das Letzte!, Wenn du weg bist, werde ich feiern!, Ich bin so froh, dass ich noch rechtzeitig dein wahres Gesicht erkannt habe! und Du bist ein armer Wurm! sind noch die harmloseren Dinge. Trotzdem hat er immer wieder meine Nähe gesucht.
Sein Verhalten war die ganze Zeit unheimlich ambivalent und all die Zeit fand ein sehr anstrengendes Spiel von Nähe und Distanz statt. Seit meinem Auszug mimt er demonstrativ den Lebemann. Mir fällt diese Trennung hingegen sehr schwer. Ich fühle mich trotz meiner Erfolge leer und ausgebrannt und habe Panik, dass ich mein neues Leben hier nicht schaffe. Bisher hat er einige Male wegen Kleinigkeiten geschrieben. Sobald ich ihm in irgendeiner Form geantwortet habe, hat er die Konversation sehr betont von sich aus beendet. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie sehr mich das nervt. Nicht dass er das Gespräch beendet, sondern die Betonung dessen.
Seit 1,5 Wochen habe ich nun gar nichts von ihm gehört. Ich weiß nicht, ob ich mich wegen der schlechten Zeiten freuen oder aufgrund der perfekten Momente enttäuscht sein soll. Zumindest steht fest, dass ich noch einen langen Weg vor mir hab.
10.03.2015 14:47 •
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