Hallo liebes Forum!
Lange ist es her, dass ich das letzte mal etwas hier geschrieben habe. Ganz kurz zu dem was war (hatte es auch ein einem anderen Thread geschrieben): Ich habe mich Ende 2016 wegen eines anderen (David) von meinem Freund Marc getrennt mit dem ich knapp fünf Jahre zusammen war und die meiste Zeit eine Fernbeziehung geführt habe. Habe dann recht schnell gemerkt, dass es die falsche Entscheidung war und habe mich nach einigem hin und her von David wieder getrennt. Ich wäre gerne wieder mit dem Ex zusammengekommen und wir haben noch öfters geredet, aber es wurde nichts mehr. Das ist die Kurzfassung.
Nun habe ich seit etwa zehn Monaten etwas mit jemandem am Laufen, den ich aus einer Dating App kenne. Als wir uns kennengelernt haben, war ich sicher, dass ich noch keine neue Beziehung möchte und habe ihm das auch so kommuniziert. Das war okay für ihn und wir haben uns darauf geeinigt, etwas zwischen Freundschaft und Beziehung zu führen. Freundschaft plus wie man heute so schön sagt. Das war keine besonders gute Idee, so sehe ich es heute. Es wurde nach kurzer Zeit doch irgendwie ernster zwischen uns, d.h. wir waren beide etwas verliebt (wenn auch beide nicht Wolke 7 glaube ich) und auch wenn wir nie darüber gesprochen haben, führen wir mittlerweile im Grunde eine Beziehung. Das Einzige, was uns von einer richtigen Beziehung unterscheidet ist, dass meine Eltern nur so ansatzweise von ihm wissen und bislang auch nur zwei Freunde von mir ihn kennengelernt haben. Ich kenne von seiner Seite aus niemanden, aber er hat auch nicht viel Kontakt zu Familie und Freunden.
Nachdem diese ernstere Verliebtheitsphase begonnen hatte, kam aber irgendwie bald die Ernüchterung auf meiner Seite. Ich hatte das Gefühl, er interessiert sich gar nicht richtig für mich, stellt mir keine Fragen zu meiner Vergangenheit, was ich bislang erlebt habe (ob in Ex-Bezieungen oder auch nur einfach so in meinem Leben, Reisen, im Studium und co) und tiefgreifende Gespräche kommen auch nicht so recht zustande. Zudem sind wir sehr unterschiedlich, haben verschiedene Interessen und Überzeugungen. Darüber hinaus fühle ich mich nicht in einer gleichberechtigten Beziehung, sondern alles ist sehr darauf ausgelegt, dass ihm alles recht gemacht wird und ich mich anzupassen habe. So etwas habe ich vorher noch nie erlebt, daher hat es eine ganze Weile gedauert, bis ich das begriffen habe. Um mal ein paar Beispiele zu nennen:
- ich koche etwas für mich, er kommt mich abends besuchen, ich biete ihm etwas zu Essen an und er isst es auch freudig. Andersrum ist es aber niemals (!) der Fall
- er hat kein Auto, ich aber schon. Wenn wir einen Ausflug machen, kommt kein Angebot sich wegen der Benzinkosten zu revanchieren und sei es nur, einen Kaffee o.ä. auszugeben.
- Vom S* will ich jetzt nicht unbedingt erzählen, da ist er ähnlich egoistisch (Zitat: nicht mein Problem, wenn die Frau nicht kommt)
- Er hat solange wir uns kennen Probleme im Job. Da bekomme ich fast jeden Tag nach Feierabend WhatsApp-Audios über mehrere Minuten, die ich mir geduldig anhöre und versuche, meine Meinung dazu zu sagen und versuche ihm zu helfen, bzw. Denkanstöße zu geben. Doch im Grunde interessiert ihn meine Meinung nicht. Er hat mal gesagt, es gehe ihm nur darum, dass er sich mitteilen kann. Er bräuchte es nicht zu analysieren. Seitdem sage ich nicht mehr allzuviel dazu und es scheint ihm auch recht zu sein, wenn ich einfach gar nicht reagiere. Letztes Wochenende dann der Höhepunkt Er hat beim Wandern ganze zweieinhalb Stunden darüber erzählt (okay, gab auch ein akutes neues Problem). Nach dieser Zeit habe ich ihn gebeten, ob wir mal das Thema wechseln könnten. Nicht nur für mich, sondern auch für ihn um auf andere Gedanken zu kommen. Danach wurde es dann recht ruhig.
Und solche Situationen gibt es einige.
Dann gab es einige Situationen, in denen er mich wenig Nichtigkeiten echt fies angemotzt hat. Das Thema ist zum Glück besser geworden, nachdem ich ihm gesagt habe, dass es so nicht weitergehen kann. Zudem habe ich das Gefühl, er vertraut mir überhaupt nicht. Ich darf nicht einmal auf sein Handy blicken, wenn er mir erzählt, was er da gerade liest, geschweige denn es in die Hand nehmen, wenn er mir z.B. ein Video zeigen möchte. Hä?
Nun stellt sich mir die Frage: Warum führe ich das fort? WARUM? Was gibt mir das? Kein Mensch mit gesundem Menschenverstand kann doch so etwas ertragen! Das Positive, was mir zu dieser Beziehung einfällt sind Dinge wie: ich finde ihn super attraktiv, er ist süß und ich verbringe durchaus auch gerne Zeit mit ihm. Es ist schön, dass wir in der selben Stadt wohnen und Dinge zusammen unternehmen. Es ist schön, mit ihm vor dem Fernseher zu gammeln und zu kuscheln. Solche Dinge. Auch mag ich an ihm durchaus andere Eigenschaften, wie Disziplin, Geschmack, Sinn für Ordnung, handwerkliches Geschick. .
So oft schon lag ich nachts wach und habe mich von der einen auf die andere Seite gewälzt und beschlossen, es zu beenden. Und dennoch mache ich es nicht. Irgendwie schaffe ich es nie, ihm lange böse zu sein und dann wächst wieder Gras über die letzte sch. Situation, bis irgendwann wieder die nächste kommt. Auch schaffe ich es nicht, diese Themen überhaupt nur anzusprechen. Ich denke, dass das damit zusammenhängt, dass wir eben keine tiefgründigen Gespräche führen und ernste Themen von ihm häufig mit einem blöden Witz kommentiert werden, womit dann das Thema dahin ist.
Dazu kommt, dass in meiner Umgebung (alle mittlerweile um die 30) seit Jahren einfach alle zusammenziehen, heiraten, Kinder bekommen, das ganze Programm eben. Und ich? Ich komme nichts vorwärts, nicht einen Millimeter. Schon in der langen Fernbeziehung war ich unglücklich, weil ich null Perspektive gesehen habe, dass wir uns mal weiterentwickeln könnten, da es keine Aussicht auf Ende der Fernbeziehung gab. Ich habe das Gefühl seit Jahren in einer Stagnation festzuhängen. Nichts bewegt sich. Mir ist bewusst, dass ich das selbst in der Hand habe, aber irgendwie unternehme ich einfach nichts Ich würde so gerne auch einen tollen Mann kennenlernen, mit dem ich das ganze Programm erleben kann, aber ich habe das Gefühl, dass es bei mir einfach niemals so sein wird. Ich habe das Gefühl, alle guten Männer sind weg, wie es immer so schön heißt und mir wird niemals jemand begegnen, mit dem es einfach mal richtig gut läuft und einfach passt. Irgendwie habe ich da schon quasi resigniert und ich vermute, das ist auch ein Grund warum ich in der aktuellen Beziehung hängen bleibe. Angst vor dem Alleinsein.
Ein großes Dankeschön an alle, die diesen langen Text gelesen haben. Ich würde mich sehr über Gedankenanstöße freuen. Bin einfach verzweifelt.
Edit: Kennt jemand das Lied Leiser von LEA? Genau so fühle ich mich.
14.02.2018 13:43 •
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