Hallo Sanna123,
hallo auch an Rotes-Herz und manfredus,
ich bin vor zwei Tagen auf Sanna123's Hilferuf gestoßen und habe mich durch eure Beiträge gelesen.
Ich muss dazu sagen, ich lese seit mehr als einem Jahr aktiv in diesem Forum mit, habe aber NIE etwas geschrieben. Und jetzt lese ich, wie du eine Situation beschreibst, in der ich vor geraumer Zeit steckte.
Deshalb möchte ich dir zunächst sagen, dass du nicht allein bist, und ich dich und deine Handlungen sehr gut nachvollziehen kann.
Ich möchte dir gern meine Geschichte erzählen, um dir ein bisschen Mut zu machen:
Auch ich wurde vor einem Jahr von meinem Freund verlassen. Wir waren etwa ein Jahr zusammen und wohnten zu dem Zeitpunkt auch seit etwa einem halben Jahr in einer gemeinsamen 1 Zimmer Wohnung. Ich weiß, das klingt etwas seltsam, aber es hatte sich durch ein paar ungünstige Umstände so ergeben.
Nun denn, wir wollten maximal ein Jahr auf so engem Raum beieinander wohnen bleiben, und uns dann eine größere Wohnung suchen.
Im November 2012 kam dann der große Knall: Wir haben uns auf einer Party gestritten, weil ich meiner Meinung nach zu wenig Aufmerksamkeit von ihm bekam. Er brachte mich nach Hause und verschwand dann wieder auf die Feier. Ich konnte natürlich die Nacht kaum schlafen und als er dann nach Hause kam, redeten wir nur kurz über die Situation. Am morgen rückte er dann mit der Sprache raus: er ist schon seit geraumer Zeit unglücklich mit der Situation, unserer Beziehung und er möchte sie auf diese Weise wohl auch nicht mehr fortführen. Auch, dass eine andere Frau da eine Rolle spielte konnte ich aus ihm herausquetschen, aber dazu vielleicht ein ander Mal mehr.
Nun ja, da fing dann dieses ewige Hin und Her an: Ich wollte, dass er auszieht, dann wollte ich, dass er bleibt, dann, dass wir wieder in eine größere gemeinsame Wohnung ziehen... Dann liebte ich ihn wieder mehr als jeden anderen Menschen auf der Welt, dann hasste ich ihn abgrundtief. Von Heiraten bis zum Trennen. Alles war möglich. Und ich wusste überhaupt nichts mit mir und meinen Stimmungsschwankungen anzufangen...
Der einzige Halt in meinem Leben, das felsenfeste Vertrauen in meinen Partner, wurde durch das Verschweigen von ihm so sehr zerbrochen, dass ich selbst keinen Halt mehr im Leben hatte.
Den einen Tag weinte ich und den nächsten hatte ich so viel Hoffnung, dass es wieder so wie früher wird.
Das ganze zog sich dann von Anfang November 2012 bis Ende Januar 2013 hin, bis mein Freund dieses ewige Hin und Her und meine Emotionsausbrüche selbst nicht mehr ertragen hat und zum anderen auch mir nicht mehr zumuten wollte.
Ich war am Boden zerstört! Obwohl wir auch seit fast drei Monaten ein ewiges Hin und Her hatten mit allen Gefühlsausbrüchen, die man sich nur vorstellen kann, den einen Tag ewig zusammen bleiben, den anderen trennen, war eine endgültige Trennung von seiner Seite aus für mich sooooo abwegig.
Bis er dann Ende Januar tatsächlich schluss machte, weil es so nicht mehr ging.
Meine Welt brach zusammen, ich wusste mit mir nicht mehr wohin, ich wollte mich am liebsten aus dem Fenster stürzen, hab keine Luft mehr bekommen und dann dazu diese innere Leere...
Freunde hatte ich nicht so viele, zumindest nicht welche, denen ich die ganze Zeit vorheulen wollte. Also rief ich meine Eltern an, mit meinem Vater habe ich die letzten zwei Jahre kein Wort gewechseln, und bat nach Hause kommen zu dürfen, weil ich so am Ende war
Nach tagelangem Heulen und einigen Annäherungsversuchen von seiner und meiner Seite versuchten wir es drei Wochen später nocheinmal mit dem Ergebnis, dass er sich wieder trennte.
Ich wollte Nähe, er Abstand. Umso mehr ich von ihm wollte, umso weiter ging er von mir weg.
Am 12. März 2013 trennte er sich von mir.
So richtig wachgerüttelt war ich noch nicht. Aber ich habe mich durch dieses Forum gekämft, durch diverse Internetseiten. Hin und Her gerissen zwischen: Ich will ihn unbedingt zurück und ich will ohne ihn glücklich sein.
Ich merkte bereits nach ein paar Tagen, dass es mir überhaupt nicht gut tat, wenn ich Informationen von ihm bekam. Sei es über facebook oder whats app oder über Freunde.
Also tat ich das, was für mich absolut unmöglich schien, aber dringenst notwendig war: Ich löschte ihn aus facebook (blockieren hielt ich nicht für notwendig, da er sich eh nicht melden würde) und noch viel wichtiger, ich löschte seinen Nachrichtenverlauf aus Whatsapp und auch seine Nummer. Denn sonst hätte ich garantiert jede Minute danach geschaut, ob er online ist und dann hätte mich das noch viel mehr deprimiert, dass er mir nicht geschrieben hätte.
Auch ein schwieriges Thema waren gemeinsame Facebook Freunde... Wer kennt das nicht, man lernt die Freunde von seinem Freund kennen und bekommt von ihnen eine Freundschaftsanfrage oder stellt ihnen selbst eine. Naja, und wie oft schreibt man dann mit ihnen? Wahrscheinlich gar nicht. Aber was man von ihnen regelmäßig sieht ist, wenn sie etwas unternehmen und in meinem Fall dann mit meinem nun Ex-Freund.
Das versetzte mir jedes Mal erneut einen Stich ins Herz. Er unternimmt mit seinen Freunden lustige Dinge und ich existiere quasi gar nicht mehr für ihn.
Also auch hier von mir der Tip: Stelle deine Neuigkeiten so ein, dass du nach Möglichkeit keine Information über deinen Ex-Freund erhälst, und am besten auch gar nicht an Infos ran kommst, denn das macht einen nur kaputt.
Ich weiß, es klingt blöd, alle sagen einem immer, es wird besser mit der Zeit und man muss sich jetzt erstmal um sich selbst kümmern...
Folglich fing ich an Dinge zu erkunden, die mir gut tun könnten. Du hast schon richtig gelesen, ich wusste bis zu dem Zeitpunkt kaum, was mir wirklich gut tut, weil das einzige was mir zu dem damaligen Zeitpunkt richtig gut tat, war mein Partner. Also fing ich an mir neue Dinge anzuschauen. Und man hab ich da vielleicht Sachen mitgemacht O_o
Es kostete Unmengen an Kraft sich jeden Tag wieder neu zu motivieren, aber ich zog das durch.
Ich habe früher sehr gern getanzt. Also probierte ich es an dem Sonntag nach seinem Schlussstrich direkt mit einem Balett tanzkurs. Man war das fürchterlich -.-
Auch sonst machte ich viel Sport! Ging zum Beispiel regelmäßig laufen.
War zwar mitten im Winter, aber egal! Ich hab zwar nicht den Kopf frei bekommen, sondern oft beim Laufen geheult, aber es tat mir einfach mal gut, meine Gefühle raus zu lassen.
Den positiven Effekt auf meine Figur blieb anderen Männern übrigens nicht unbemerkt. Auch wenn es zu dem Zeitpunkt für mich völlig undenkbar gewesen wäre mit einem anderen Mann etwas anzufangen.
Aber es tat einfach unglaublich gut den ein oder anderen Blick zu erhaschen und somit zu wissen, man ist nicht weg vom Markt, nur weil man verlassen wurde.
Oh man, ich seh schon, ich schreib viel zu viel... Vielleicht ist das auch eine kleine Verarbeitung für mich selbst...
Naja, aber was mir zum damaligen Zeitpunkt ein bisschen gefehlt hat, waren Berichte von Leuten, die selbst verlassen wurden und gedacht hätten es wäre das schlimmste, was ihnen je passiert ist und jetzt sagen sie von sich selbst, dass es ihnen wieder gut geht.
So weiter gehts. Also ich versuchte viel zu unternehmen, vor allem mit neuen Leuten und neue Dinge, die mich nicht an meinen Exfreund erinnert haben.
Und von Tag zu Tag entkam ich der Lethargie, so möchte ich es mal nennen.
Ich fühlte mich immer noch jeden Tag elend, aber halt nicht mehr ausschlieslich. Am ersten Tag noch 24 Stunden. Am zweiten dann 23 Stunden 59 Minute, am dritten Tag 23 Stunden, 58 Minuten etc.
So ungefähr jedenfalls. Klar gab es mal schlimmere, mal weniger schlimmere Tage, insbesondere Sonntag Abende empfand ich immer als besonders schlimm. Oder wenn gemeinsame Erinnerungen hochkamen.
Nun lebte ich also von Tag zu Tag, ich hatte sogar von meiner Firma aus die Möglichkeit ein paar Wochen ins Ausland zu gehen. Man war das eine Entwicklung für mich!
Auf jeden Fall blühte ich quasi wieder auf. Klar, dachte ich jeden Tag an meinen Ex und war traurig und manchmal wütend deswegen. Aber umso länger wir auseinander waren und auch keinen Kontakt hatten, desto mehr konnte ich ihn verstehen.
In unserer ganzen Beziehung habe ich mich immer mehr auf ihn fixiert! Er war mein Leben! Hobbies, Freunde treffen etc. Gab es nicht. Ich war ja mit ihm glücklich. Und er konnte nichts mehr machen, außer mich versuchen glücklich zu machen.
Was für ein enormer Druck das war, konnte ich zu dem damaligen Zeitpunkt überhaupt nicht verstehen. Nachdem ich ein wenig Abstand gewonnen hatte fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich hatte Ihn durch mein Bedürfnis nach Nähe so sehr unter Druck gesetzt und die Messlatte so hoch angelegt, dass er sie gar nicht erreichen konnte.
Ich versuchte also mich (erstmals) gänzlich auf mich zu konzentrieren, Hobbies zu entwickeln, Freunde treffen und vor allem mein Selbstbewusstsein aufzubauen. Und es funktionierte. Um so mehr mein Selbstbewusstsein stieg, umso weniger wichtig war es mir wieder mit ihm zusammen zu kommen. Es gab so viele Dinge, die ich nicht gemacht habe, als ich mit ihm zusammen war, die ich jetzt ausprobierte. Ich hatte ja eh nichts mehr zu verlieren
Naja, und irgendwann kam der Tag, an dem wir uns wieder trafen (wir hatten wegen meinem Auto ein Treffen vereinbart). Und ihm ist natürlich nicht verborgen geblieben, wie selbstbewusst ich wieder war. Dass ich mich VERÄNDERT hatte. Es war kein ich brauchte ihn mehr, sondern viel eher ein, ich wollte mit zusammen sein, aber nicht um jeden Preis.
Und dann fing er an um mich zu kämpfen. Ich war das Mädchen in das er sich schon einmal verliebt hatte, nur, dass sie jetzt sogar noch reifer und ausgeglichener war.
Ich hatte meine Zweifel zu dem Zeitpunkt und diesmal war ich es diejenige, die um Abstand und Zeit bat. Was ihn übrigens nicht davon abhielt nachts vor meiner Tür zu stehen und mir zu sagen, dass er mich liebt und darum kämpfen möchte, dass auch ich ihn wieder so lieben könnte.
Was ich schlussendlich damit sagen möchte: Ihr seid jetzt auseinander, das ist schlimm und tut unendlich doll weh. Aber wenn du dich eine zeitlang erstmal wieder auf dich selbst konzentrierst, wird der Zeitpunkt kommen, an dem du soweit bist etwas neues anzufangen. Und ich sage bewusst etwas neues! Und mit neu meine ich nicht unbedingt einen neuen Partner. Vielleicht wirst du in ein paar Monaten feststellen, dass du gar nicht mehr mit deinem Exfreund zusammen kommen willst und vielleicht findet sich auf jemand anderes, der noch viel besser zu dir passt. Vielleicht passiert dir aber auch so etwas ähnliches wie mit mir. Aber dann lass dir gesagt sein, es wird NIE WIEDER so wie früher werden. Das KANN, SOLL und DARF es auch gar nicht, weil es dann wieder schief laufen würde. Wenn dann kann es nur anders und besser werden.
Ich danke euch, falls ihr euch echt bis hier hin durchgekämpft habt.
Dir Sanna wünsche ich ganz viel Kraft! Ich hoffe ich konnte dir ein bisschen helfen. Stehe dir selbstverständlich gern für Fragen zur Verfügung.
Und auch an die anderen, die gerade den Mut verloren haben, fühlt euch gedrückt, es wird besser, auf die ein oder andere Weise!
05.02.2014 14:13 •
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