Liebe logo,
aus der Position desjenigen, der verlassen wurde kann ich Deine Frage in zwei Richtungen beantworten.
Zunächst möchte ich Dir sagen, daß ich in den ersten Tagen der Trennung und des Bewußtwerdens der Situation alles, oder besser gesagt fast alles dafür getan hätte, meine Frau zu halten. Es gab nur einen Punkt, den ich nie tun wollte. Ich wollte ihr nie eine Veränderung versprechen. In der Situation wäre das so, als würde man um Almosen betteln und wenn ich meinen Stolz verliere, wie soll mich da erst ein Partner achten.
Ja, bei jedem mit dem meine Frau gesprochen hat, habe ich Hoffnung empfunden, der oder die wird sie schon zur Vernunft bringen, wird sie überzeugen zu bleiben.
Für eine neue Chance hätte ich alles gegeben. Das waren wie gesagt die ersten Tage und die ersten zwei drei Wochen.
Dann kam bei mir so langsam das Gefühl durch, was da eigentlich mit meinem Vertrauen passiert ist. Was da mit mir passiert ist.
Sie hat mich nicht mehr gewollt. Sie war nicht mehr bereit, eine Krise mit mir gemeinsam durchzustehen, eigentlich in den gemeinsamen Jahren erst die zweite wirkliche Krise. Stattdessen zog sie es vor, einen eigenen Weg zu gehen.
Gut, so sollte es dann wohl sein. Damit muß ich mich abfinden.
Aber dabei ist so viel Vertrauen zerstört worden. Aber dies ist ein spezielles Vertrauen gewesen. Vertrauen, daß ich in sie als Mensch, als Partner hatte. Davon ist nichts mehr da.
Einen Neuanfang und einen solchen selbst beim Nullpunkt, kann es für mich nicht geben. Immer wäre da das Gefühl, das sie schon einmal mein Vertrauen zerstört hat.
Sicherlich sind da noch Gefühle. Schließlich wäre ich ein Unmensch, wenn ich das nach 8 Wochen hätte einfach abstellen können. Aber diese Gefühle reichen nicht mehr, um Vertrauen zu überbrücken und neu anfangen zu können.
Logo, für mich sehe ich nur die Möglichkeit mit einer neuen Partnerin anzufangen, etwas neues und wunderbares aufzubauen. Dies kann aber nicht von heute auf morgen geschehen.
Ich habe es mir vielleicht leichter gemacht, in dem ich den Verlust des Vertrauens in andere Menschen nur auf sie fixiert habe, aber ich habe noch etwas mehr verloren, und das geht einigen anderen auch so, wie ich festgestellt habe: Selbstvertrauen.
Dieses Selbstvertrauen muß erstmal wieder kommen. Man muß es sich hart erarbeiten, denn nur wenn Du auch selber was von Dir hälst, sind andere Menschen in der Lage, diese Aura, die Dich dann wieder umgibt aufzunehmen und dann wirst Du auch wieder interessant.
Und auf anderen Seite gibt es natürlich auch immer mal wieder eine Angst, eine solche Enttäuschung zu erleben. Manchmal denke ich, daß ist wie im Kindesalter, wenn ein Kind sich an einem heißen Bügeleisen verbrannt hat, wird es die nächsten Jahre nicht mehr in die Nähe wagen, bis es dann später gelernt hat, wie man das Bügeleisen richtig hält :-)
Vielleicht ein etwas merkwürdiger Vergleich, aber so kommt es mir schon mal vor.
Weißt Du Logo, jeder hier muß wissen, ob er oder sie in der Lage ist, dem Gehenden eine Tür offen zu lassen und wielange man diese Tür offen lassen möchte. Nur eines sollte man sich klar machen: So lange diese Tür auf steht, kann auch kein anderer herein kommen!
Für mich habe ich entschieden, diese Tür nicht offen zu lassen und in dem Moment, wo ich diese Türe geschloßen habe, hatte ich den Eindruck ein anderes Tor entdecken zu können. Ein Tor in eine neue Welt, die es jetzt zu entdecken gilt. Noch kurze Zeit, dann habe ich die alte Türe nicht nur geschlossen, sondern auch ganz hinter mir gelassen.
Und noch etwas Logo möchte ich Dir sagen. Auch wenn andere mich dafür verurteilen mögen, so sei es drum. Ich will zwar kein Leben mehr mit meiner Frau gemeinsam führen, aber da wir ein gemeinsames Leben hatten und die Zeit für mich sehr gut war, habe ich ihr meine Hilfe für den Fall angeboten, das sie in Schwierigkeiten gerät, die ihre Existenz bedrohen. Wohlgemerkt nur für den Fall, nicht wenn sie in emotionales Loch fällt. Das entzieht sich meiner Zuständigkeit, zumindest für die nächsten Monate (oder Jahre).
Weißt Du, hier kann ich vielleicht einigen Menschen helfen und helfe auch gern! Nur an der Stelle kann ich es nicht. Dazu reichen meine Kräfte noch lange nicht.
So, nun habe ich Dir ein Beispiel gegeben, wie man Deine Fragen auch beantworten kann.
Meiner Meinung nach gibt es keine generelle Antworten, da jeder Mensch anders ist und obwohl wir alle vom Prinzip her das Gleiche hinter uns haben, sind die Konstellationen doch sehr unterschiedlich.
Nur eines sollte uns allen immer wieder klar werden: Wir müssen weiter. Und das es in der Zukunft noch so viel unentdecktes gibt. Warum soll also nicht noch reichlich Liebe da auf uns warten?!
Liebe Logo, wie im chat, so nehm ich Dich auch hier mal kräftig in den Arm und drück Dich.
Nordlicht
23.10.2002 05:54 •
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