Ich habe immer darauf gewartet, dass ich eines morgens aufwache und sage: ich will jetzt heiraten.
Aber dieser Wunsch kam bei mir irgendwie nie auf. Dann fragte ich mich: Warum soll bzw. will ich diesen Wunsch überhaupt haben? Was bringt er mir für Vorteile, was für Nachteile. Keine, mir ist kein konkreter Grund für irgendwas eingefallen. Nicht mal Kinder wären für mich ein Grund gewesen.
Ich lebe mit einem Menschen zusammen. Dazu brauche ich nicht verheiratet zu sein.
Mir ist mal aufgefallen das bei meinen Freunden, die irgendwann mal geheiratet haben, oft das Vorbild aber auch die Erwartungshaltung der Eltern eine Rolle spielten. Wenn deren Ehe gut verlief und meine Freunde sich in ihrer Familie immer wohl fühlten, stellten sie den Transport dieses Gefühls gleich mit der Ehe. Das Gefühl von Liebe welches sie durch das gemeinsame Leben mit ihren Eltern und Geschwistern in sich trugen, wollten sie fortführen und weitergeben in genau diesem Rahmen, den ihre Eltern ihnen vorlebten und in dem sie sich bewegten.
Dann gibt es natürlich noch Familien in denen wird es erwartet das man nach spätestens 5 Jahren Beziehung auch heiratet. Und weil es zum Leben gehört wird es dann auch gemacht.
2 Menschen heiraten, damit sie den Rest ihres Lebens Gesprächsstoff haben. Das fand ich schon immer witzig, traurig und bedenklich.
Ich persönlich bin in einem guten Elternhaus aufgewachsen und wurde noch nie von meinen Eltern gefragt wann ich heirate bzw. warum wir nie geheiratet haben. Und in meinem Freundeskreis gab es unheimlich viel Scheidungen (wenn ich mal so auf die letzten 25 Jahre zurück schaue), viele heirateten wieder und wieder. Andere blieben unverheiratet und glücklich oder unglücklich. Andere blieben Single.
Ich denke schon auch, dass die Ehe in ein paar Jahrzehnten eher ausgestorben sein wird. Die Legalisierung von S. durch die Kirche interessiert nun noch ganz wenige. Frauen sorgen heute selbst für ihren Lebensunterhalt und brauchen keine Absicherung mehr. Immer mehr rechtliche Dinge gelten auch für unverheiratete Paare. Finanzielle Dinge können vertraglich geregelt werden, Bsp. gemeinsame Firma, was passiert mit den Anteilen wenn einer stirbt - Erbfolge, usw. usw. usw..
Wenn mein Partner mich morgen fragen würde ob ich ihn heiraten will, würde ich das erst mal als einen schlechten Witz abtun. Wenn es kein Witz wäre, dann hätten wir wohl ein Problem, also eher er als ich.
Sollten wir in 30-40 Jahren noch zusammen sein, bei Sinnen sein, dann werden wir aufs Standesamt schlurfen und heiraten. Das wird ne Gaudi, alle kommen an Krücken oder mit dem Rollator, andere sind schon total dement. Und dann machen wir nochmal so eine richtig große Fete, voraus gesetzt es leben noch alle unsere Freunde. Dann stellen wir das Altersheim auf den Kopf mit allem was man so an Hochzeitsstreichen (noch) machen kann. O.k., unsere Eltern sind dann nicht mehr dabei, unsere ältesten Geschwister eher auch nicht mehr. Man kann nicht überall dabei sein. Und man muss auch nicht alles im Leben gemacht haben. Zumindest heiraten steht auf meiner To-Do-Liste des Lebens nicht.