Hi Ihr,
nachdem ich mich jetzt doch schon einige Zeit nicht mehr gemeldet habe u. von semjon angefragt wurde, wie denn das mit unseren Kindern so klappt, wird es vielleicht mal wieder ein wenig Zeit Zwischenbilanz zu ziehen.
Ja es scheint wohl so zu sein, daß ich von diesen ganzen Umständen doch weitaus mehr loslassen konnte wie vorher erwartet. Ob ich mich in einer Traumwelt befinde od. in der Realität mag ich gar nicht so recht wissen. Es ist wohl so, daß unser Zusammenleben äußerst harmonisch u. sehr schön verläuft. Aus diesem Grunde ist das ganze für unsere Kinder, wie auch für den Rest des Umfeldes absolut, nicht spürbar was bei uns hinter den Kulissen vor sich geht. Im Gegenteil wir gelten überall, wo wir hinkommen immer noch als das Traumpaar schlechthin. Ich gebe zu, ganz normal ist das ganze auch nicht, denn wie eine Frau die sich von Ihrem Mann getrennt hat, verhält Sie sich auch nicht - auch wenn sagen wir mal jegliche Distanz, die über herkömmliche Freundschaft hinaus geht, eingehalten wird. Ich denke es liegt sehr viel daran, daß ich Ihr die Luft zum Atmen gebe, vieles verstanden habe. Sie braucht wohl für sich eine Auszeit, natürlich macht Sie es sich dahingehend einfach, weil Sie ja auch in meinem, sagen wir mal Versorgerumfeld, bleibt. Dies hat mir zeitweilig zu schaffen gemacht, bin da auch immer etwas hin- u. hergerissen. Andererseits ist Sie für mich auch immer da, betreibt den Haushalt mit einer unglaublichen Gewissenhaftigkeit, es ist immer alles da wann immer ich es brauche, ich denke auch dies muß honoriert werden. Früher war dies für mich eine Selbstverständlichkeit, worüber Sie sich ja auch immer beklagt hatte. Ich hatte es damals nicht verstanden, heute weiß ich sehr wohl was Sie gemeint hat. Es ist schade das der Mensch oft erst bei Verlust, od. drohendem Verlust das Bewusstsein bekommt, was er verlieren könnte.
Manchmal wenn ich Sie so anschaue, merke ich wieviel ich für diese Frau empfinde, gleichzeitig kommt dann auch mal wieder diese Bitterkeit, dieser Schmerz auf, es gelingt mir aber immer schneller dies wieder beiseite zu schieben. Man wird wohl, so einen Menschen nie ganz aus seinem Herz verlieren, sie wird wohl immer einen nicht unerheblichen Platz in mir vereinnahmt haben. Ich bin überzeugt, daß es Ihr ähnlich geht, dennoch kann Sie wohl nicht aus sich herraus. Verschiedene Situationen haben mir wohl gezeigt, so reagiert kein Mensch der nicht mehr liebt, aber was auch immer Sie dazu treibt so zu sein, wie Sie momentan ist, Sie selber muß damit klar kommen, Sie muß für sich die Entscheidungen fällen u. damit klar kommen. Ich werde Sie dahingehend nicht versuchen zu beeinflussen, im Gegenteil ich lasse Sie deutlich spüren, daß ich in unserer Beziehung nicht mehr der Unterlegene bin. Es ist dabei bestechend, wie sich hier in kürzester Zeit ihr Verhalten geändert hat, ich war selber ganz baff.
Was mit Sicherheit auch ein ganz großer Punkt bei uns ist, keiner von uns, vor allen Dingen Sie nicht, ist auf der Suche/Jagd nach einer neuen Beziehung od. sonst was, im Gegenteil dahingehen schottet Sie sich eher sogar ab.
Es wäre vermessen zu behaupten, wenn ich sagen würde, ich kann ganz locker damit leben, das tue ich in jedem Fall nicht. Jedoch habe ich mich aufgemacht, habe viele Dinge geändert, gehe meinen Weg, gehe ihn sogar sehr gut, bekomme von allen Seiten plötzlich dermaßen viel positive Resonanz, wie ich es nie für möglich gehalten hätte. Ich konnte die ganzen Zweifel die mich zermartert haben, ablegen - ja, kann einfach ein wenig über den Dingen stehen. Wie ich ja schon erwähnt habe, hat mir mein letztes Buch doch einiges dazusteuern können.
Es sei aber auch erwähnt, daß ich doch in mir eine große innere Leere fühle, daß mir einfach etwas ganz großes in meinem Leben fehlt, da können auch diese ganzen oberlächlichen Zuweisungen nichts herrausreißen, das ist wohl auch der Preis, den ich in dieser ganzen Geschichte im Moment zahlen muß. Aber ich weiß auch, daß irgendwann der Tag kommt, an dem dahingehend plötzlich auch wieder die Sonne aufgeht, vielleicht führt uns ja auch dieser Weg irgendwann wieder zusammen, es ist jetzt nicht mein direktes Ziel od. men Bestreben, aber möglich wäre es u. es wäre mit Sicherheit auch nicht die schlechteste Lösung. Wir werden irgendwannn sehen, was dabei herauskommt.
Ob wir dabei unseren Kindern gutes od. schlechtes tun, darüber kann man trefflich streiten, dahingehend haben wir auch mehr Gegner als Befürworter, von den wenigen die darüber Bescheid wissen. Ich denke für jeden Tag, an dem wir unseren Kindern ein behütetes Heim geben können, haben wir ein kleines Stück gewonnen. Solange wir auf dieser Basis leben können, sollte dies kein Problem sein. Schwierig wird es, wenn eine neue Person zwischen uns tritt, das würde so denke ich vieles verändern, das wäre auch für mich der Punkt an dem ich sofort für klare Verhältnisse sorgen würde.
Ich sehe jedoch auch bei so vielen gescheiterten Ehen in meinem Umfeld, welche Konsequenzen dies für die Kinder hat, wie alle Parteien damit zu kämpfen haben, sowohl in finanzieller Hinsicht auch einfach auf der Gefühlsseite so vieles daneben geht. Sehe ich wieder so ein Beispiel, bin ich dahingehend eigentlich wieder der Überzeugung, daß wir es im Moment richtig machen.
Übermorgen haben wir unser abschließendes gemeinsames Gespräch bei der Eheberatung, ich bin gespannt, was dabei herauskommt, wie es endet. Ich werde euch dahingehend auf dem Laufenden halten.
23.07.2007 14:50 •
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