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Warum geht Mann eine Affäre ein - Frage an die Männer

H
Zitat von MMHW71:
Das heißt dann sozusagen schockverliebt. Spannend, das kenne ich so gar nicht. Wie kann so etwas so explodieren? Unglaublich interessant. Bei einem ...

Denke mal ja, keine Ahnung, man kannte sich da die Kinder zusammen zur Schule gingen durch die Elternarbeit. Und ja sie ist eine Schönheit aber gesellschaftlich genau das Gegenteil wie ich. Erfolgreiche Unternehmerin, verkehrt in besten Kreisen und lässt das auch raushängen. Sehr hochnäsig und unterkühlt. Ich bin mehr so unbekümmerter Rocker. Aber es war nicht allein die Optik. Da muss noch was anderes gewesen sein. Es war aneinem von ihrem Mann organisierten Reitnachmittag für die Kinder. Ich drehte ein paar Runden mit meiner Tochter auf einem der Pferde ( sanfter Galopp ohne Sattel, anders hab ich es nie gelernt), alls sie mir meine Tochter vom Pferd abnahm, war da sowas unbeschreibliche in ihrem Blick und sie hatte Gänsehaut, da machte es klack. Ich drehte mich um und ging mit meiner Tochter nach Hause. Das beschäftigte mich lange. Jahre später zum Abschlussball sprach sie mich auf diesen Moment an und ich erzählte ihr was in mir vorging. Ihr ging es ähnlich, sie war neidisch auf meine Art zu leben, auf meine Mischung aus Ruhe und unbekümmertheit gegenüber ihren durchgetakteten, hektischen Vorzeigefamilienalltag. Auf meine Frage ob ihr bewusst war was das das nicht gut gegangen wäre antwortete sie, damals nicht, heute ja. Es war übrigens ihr erster Korb den sie bekommen hat. Darauf ich, sorry unbewussten Korb, denn ich wusste nicht was für ein Film ablief.
Heute können wir gut miteinander, ihre Eloquez eckt ständig an meiner Schlagfertigkeit an und das macht beiden Spaß.

...Ja ich meine aus der Sicht des Betrogenen.

10.10.2023 13:43 • x 1 #871


MMHW71
Ja, das ist einmal eine Geschichte. Herrlich - ich liebe diese Hollywood-Ableger im wirklichen Leben (so lange sie nicht mich treffen - ich brauch das nicht mehr - danke Bedarf getilgt).
Aber finde ich schon sehr interessant. Komplette Gegensätze, man kennt sich eigentlich und auf einmal ist da dieser Blick und es macht bäng. Das Leben schreibt Geschichten, die so schön wie auch unglaublich sind. Nein das kenne ich nicht. Nur beim Einkaufen einmal, einer hinter mir an der Kassa. Ich drehte mich um, schaute ihn an, er mich, mir wurde heiß und kalt, lächelte und drehte mich wieder um. Ich fragte ihn sogar ob er vor will, weil er nicht viel hatte (tu ich sonst nie, mag nicht warten bei der Kassa aber in diesem Fall...... ). Ja nach dem Zahlen ging ich zum Auto und fuhr weg. Ist mittlerweile schon 1-2 Jahre her aber das war wirklich eigenartig. Ob er da auch was verspürt hat, weiß ich natürlich nicht. Aber das war so das einzige Erlebnis in Schockzustand.
In eurem Fall hat es dann schon beidseitig gefunkt anscheinend - das es so etwas gibt........ danke für die Geschichte, war nett und spannend.

10.10.2023 14:01 • x 1 #872


A


Warum geht Mann eine Affäre ein - Frage an die Männer

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H
Zitat von MMHW71:
Ja, das ist einmal eine Geschichte. Herrlich - ich liebe diese Hollywood-Ableger im wirklichen Leben (so lange sie nicht mich treffen - ich brauch ...

Hollywood-Ableger wäre es, wenn daraus ein Bonny Clyde Revival entstanden wäre, denn für mehr hätte die Substanz nicht gereicht.
...Dem Herren an der Kasse ging es 100% genau so wie Dir... ...hoffe jetzt Deine Fantasie etwas angeregt zu haben... tut gut in Deiner Situation.

10.10.2023 14:21 • x 1 #873


MMHW71
ja Dankeschön. Ich habe hier gelernt, ich hätte jetzt eine Leere die es zu füllen gilt. Das werde ich jetzt mit diesem Kinofilm machen. Ja, der war 1. optisch ein Hingucker und 2. hatte der so eine Ausstrahlung, ja es war wie ein Elektroschock.
Und du glaubst der hat das vielleicht genau so gemerkt wie ich? Ist ja cool. Ja man weiß es nicht. Aber es wäre interessant aber die Funken sind geflogen! Zumindest von meiner Seite ....

Nur gut, dass ich da raus bin, in meinem Schock habe ich mich nicht mehr umgedreht. Normalerweise bin ich so ein Beobachter-Typ, mit welchem Auto fährt der weg, welches Kennzeichen etc. ...... Aber ich war da so richtig komplett out of control und hab da nichts mehr gecheckt! DEM HIMMEL SEI DANK ! Und für das nächste Mal wird mein virtuelles Schutzschild aufgezogen, um gar nicht auf den Gedanken zu kommen.

Aber diese nette Geschichte reicht, um meine heutige Leere aufzufüllen

10.10.2023 14:30 • #874


Funkenline
Zitat von MMHW71:
Ja, das ist einmal eine Geschichte. Herrlich - ich liebe diese Hollywood-Ableger im wirklichen Leben (so lange sie nicht mich treffen - ich brauch das nicht mehr - danke Bedarf getilgt). Aber finde ich schon sehr interessant. Komplette Gegensätze, man kennt sich eigentlich und auf einmal ist da dieser Blick und es ...

Mir ist das auch schon ein paar Mal passiert. Obwohl man diese Liebe auf den ersten Blick, die für mich eher eine spontane Anziehung ist, ja eher den Männern nachsagt.

Ganz unvorbereitet und typunabhängig. Da liegt dann irgendetwas im Blick des Gegenübers und beide fangen es ein. Hab das aber nie weiterverfolgt, sondern den Moment einfach nur genossen. Miracles made my day ...

10.10.2023 14:38 • x 2 #875


MMHW71
Also ich kann mich wirklich nur auf dieses Einkaufserlebnis erinnern und das erst jetzt, wo dieses Thema aufgepoppt ist. Es handelte sich um Sekunden und dieses Thema war eben keines, da nach dem Funkenschlag jeder in eine andere Richtung ging und vorbei.
Richtig interessant wird es, wenn man, wie eben @Heizlok schon länger kennt und auf einmal macht klick. 1000te Male gesehen und gesprochen und dann ist es auf einmal mit Funkenschlag da und noch dazu aus 2 Welten oder vielleicht gerade deshalb?
Das menschliche Wesen ist schon ein mysteriöses Wesen mit so vielen Facetten.
Und das Thema Liebe beschäftigt den Menschen wahrscheinlich am Meisten und es gibt tatsächlich Fälle, die sich aus Liebeskummer selbst töten - da bekommt das Ganze schon einen anderen Stellenwert, den man nicht unterschätzen sollte!

11.10.2023 07:24 • x 1 #876


H
Naja, wissen tue ich es nicht, aber ich denke mir wenn die Rezeptur stimmt, schlagen unsere verkümmerten animalischen Instinkte an. Erst die Fähigkeit rational Denken zu können hat daraus (aus dem Arterhaltungsinstinkt) die Liebe gemacht.

11.10.2023 10:41 • x 1 #877


MMHW71
@Heizlok
würde eine gewisse Logik ergeben.

Na auf jeden Fall bleibt das ein Brief mit 1000 Siegeln wie wann wer warum beim anderen andockt.

11.10.2023 11:00 • #878


M
Hallo liebe @MMHW71 Danke für die Vermittlung mit einem sehr hilfreichen und ehrlichen Forenteilnehmer, der Austausch tut wirklich gut, wie du gesagt hast. Ich kann ihm leider im Moment nicht zurückschreiben, da meine Kapazität an kostenlosen Nachrichten erreicht ist. Meine Spende an das Forum ist jedoch heraus. Sobald ich wieder freigegeben bin, schreibe ich ihm zurück!
Beste Grüße und nochmal Dankeschön

14.10.2023 11:50 • x 2 #879


M
Zitat von shedia2:
. Doch ich war immer noch sehr ambivalent in meinen Gefühlen und völlig verunsichert. Außerdem war ich inzwischen schwer depressiv und die Symptome konnten nur durch die erneute, scheinbare Zuwendung des AM ein wenig gelindert werden.

Das zog sich leider über Jahre. Immer auf und ab und immer wieder mit neuer Hoffnung und neuer Enttäuschung, schlimmsten Selbstvorwürfen bis hin zu Selbstekel. Ich war wie eine Süchtige, die einfach nicht vom Stoff loskam, obwohl der längst nur noch Horrortrips verursachte.

Das kenne ich gut, auch wenn es bei mir nur 14 Monate waren mit dem Affärenmann. Das alles lief komprimiert ab. Erst die wundervolle Wolke 7 und die feste innere Überzeugung, jetzt endlich (ich war Mitte 40 und er 3 Jahre jünger) gefunden zu haben. Er hatte mir gleich am Anfang von seiner Bindungsproblematik erzählt und so die Verantwortung, mich dennoch mit ihm einzulassen, an mich weitergereicht. Und der stellte ich mich auch, völlig blauäugig, denn mit mir würde es anders werden. Wir würden eine wundervolle Beziehung haben und meine noch bestehende, totlangweilige Ehe nur noch ein Schönheitsfehler.

Nach den ersten Monaten voller Romantik, Herzrasen, wahnsinniger Sehnsucht und Glorienschein kündigte sich die Wende an. Und die kam auf leisen Pfoten daher geschlichen, als ich es meinem Mann gesagt hatte, dass es da einen Anderen gäbe.
Er reagierte fast verständnisvoll, denn auch ihm war nicht entgangen, dass unsere Ehe nur noch ein Nebeneinanderher war und ich längst auf dem Absprung war. Ich glaube, er hatte ein paar Mal versucht mit mir zu reden, aber ich mauerte und er sprach gegen eine Mauer aus Beton ... und gab es auf. Und wunderte sich dann nicht mehr, als ich es gestand aus innerem Antrieb.

Denn mittlerweile hatte ich wieder mein Gewissen entdeckt, das mir sagte, Du solltest reinen Tisch machen und ihm das sagen, denn Du belügst ihn ja ständig. Das hat er nicht verdient.

Und so hatte ich dann eben zwei Beziehungen. Hier meinen Hafen, mein eigentliches Zuhause, in dem mein Mann keine Probleme machte, sondern wohl erkannt hatte, dass im Moment nur abwarten hilft. Und dort das Andere, das Belebende, das Spannende, das Neue, von dem ich eigentlich lebte.

Und als ich es meinem Mann gesagt hatte und dies dem AM mitgeteilt hatte, denn ich wollte ihm ja zeigen, wie ernst es mir war, läutete das ganz klar die Wende ein. Er reagierte irgendwie sehr lauwarm, gar nicht erfreut, eher abwartend und wenn ich es im Nachhinein betrachtete, wollte er das gar nicht.

Wo waren sie hin, die Liebesgeständnisse, die wundervollen Messages auf dem Handy und das so schnell? Ich tat es ab mit Gewöhnung, die ja in jeder Beziehung eintritt und schließlich hatten wir ja schon ein halbes Jahr hinter uns gebracht, was doch sicher ein gutes Zeichen war.

Ich redete es mir schön, ich bagatellisierte sein Verhalten, seinen merkwürdigen Rückzug und legte nicht etwa den Rückwärtsgang ein, sondern gab eher Vollgas und wurde zu der Frau, von der ich glaubte, dass er sie haben wollte.
Ich wertete mich ab, suchte die Schuld bei mir, ich müsste anders sein, irgendwie besser, dann ....

Dazwischen aber wieder die Momente der Übereinstimmung, der Nähe, die mir momentan wieder ein süßes Gefühl gaben, nach dem ich süchtig wurde. Ich war innerlich traurig und die Eifersucht auf sein autarkes Leben kam auf, hinzu Misstrauen. Konnte ich mich denn überhaupt auf ihn verlassen?
Ich dachte in dieser Zeit, in diesen Wochen, die hochstressig waren, nur an mich, an ihn und die miese Beziehung, die mir längst nicht mehr das Wohlbefinden vom Anfang gab. Aber ich lebte von den Bröseln, die er mir zuteilte und die ich hochstilisierte zu etwas Besonderem, weil ich schon sehr genügsam geworden war.

Es war wie eine Sucht, an die Wende zu glauben, daran, dass er meinen Wert doch erkennen würde, eines Tages ... Ich war zu einer Marionette geworden die vielleicht selbstständig tat, aber es nicht war. Denn er bestimmte über meine Stimmung, mein Wohlbefinden. War er kühl und distanziert, litt ich und war er wieder mal liebevoll, blühte ich auf.
Ich hatte eine selbstständige Lebensführung weitgehend aufgegeben und hatte sogar oft Angst vor dem nächsten Treffen, das mir die nächste Klatsche geben konnte.

Aber dennoch, diese Verbindung zu lösen, erschien mir unmöglich. Alles, nur keine Trennung! Nur das nicht aufgeben, nicht in den Sand setzen, denn es hing für mich zu viel dran. Aber doch immer wieder die erwartete Enttäuschung, die Tränen daheim, das sinnlose Gedankenkino in den frühen Morgenstunden .... ja die spürbare Panik wenn ich befürchtete, dass er mir entgleiten könnte.

Ich hatte mich aufgegeben. Ich hatte meine Lebensfreude verloren, ich hatte mein selbstbestimmtes Leben aufgegeben, ich lebte nur noch für die Affäre, die mir immer mehr zusetzte. Ich war ausgelaugt, fühlte mich wie der Hindernisläufer, der angetrieben wird vom AM. Los, lauf noch eine Runde, nicht schlapp machen, das Ziel ist noch lange nicht erreicht. Hürden umgelaufen, egal, den Sturz abfangen und weiter, immer weiter. Sturz in den Wassergraben? Hab Dich nicht so, steh auf und lauf weiter. ...

Ich war handlungsunfähig geworden und hatte jegliche Selbstsicherheit eingebüßt. Die hatte er mir genommen, weil ich es zuließ. Ich belog mich weiter, stöberte sogar in seiner Mailbox und wurde fündig. Nein, er hatte mich nicht betrogen, aber auf dem Kongress eine Kollegin (wieder) getroffen, mit der er sich offenbar länger unterhalten hatte und die ihm gleich eine E-Card aus Borkum geschickt hatte. Und er? Sprang natürlich drauf an, ja , es sei toll gewesen, sich zu sehen und er hatte auch gleich einen Termin für ein zeitnahes Treffen parat. Denn er sei nächste Woche in München, dienstlch und da könnte er es gut einrichten. Sie sagte ab, weil es erst ihr Rückreisetag war, aber schickte hocherfreut himmelblaue Grüße ... ich dachte mir, warum nicht gleich rosarote, Du blöde Kuh!

Und so visierte man unverbindlich Ostern an und mir fiel es wie Schuppen von den Augen. Seine Frage nach dem nächsten Treffen mit dem Hinweis, Ostern ist wahrscheinlich nicht so günstig wegen Familie und so ....
Ich war irgendwie gleich skeptisch gewesen, weil er das nächste Treffen gleich eintüten wolllte unter Umgehung von Ostern. Und das und so beinhaltete immer eine Unwahrheit, was ich mitlerweile schon lange wusste.

Ja, ich kannte ihn mittlerweile gut, diesen AM. Seine Ablenkungsmanöver, seine bindungsvermeidenden Tendenzen, seine Verhaltensweisen, die mir immer wieder sagten : Du bist nur Zaungast, Verfügungsmasse, was ich immer wieder wegschob.

Warum konnte ich nicht gehen, nicht erkennen, dass es selbstschädigend war, was ich tat? D.h ich wusste es durchaus, aber ich konnte mich nicht lösen. Heute weiß ich es: frühkindliche Muster, die ich nachlebte. Nur nicht aufgeben, dann kommt eines Tages die stabile Liebe, die ich so vermisste. Ein Kind geht nicht, es kann nicht gehen, es muss manches aushalten und bleiben und genauso lebte ich es als Erwachsene nach. Es konnte noch so schlecht laufen, ich ging nicht. Denn es konnte ja irgendwann immer noch anders kommen und dann wäre ich glücklich - endlich.

Es zog sich noch eine Zeitlang hin, aber es war schon längst der Wurm drin, der alles auffraß. Und dann das Ende, als ich glaubte, wir wären nun über den Berg, wir hätten jetzt so viel durchgestanden. Mit dieser Borkum-Dame wurde es nichts, weil ich von hinten kommend dazwischen gefunkt hatte. Ich hatte ihn bei seinem wunden Punkt getroffen ohne ein Wort darüber zu verlieren, dass ich seine Mailbox angeschaut hatte, als er beim Bäcker war. Und ich erreichte ihn und das verursachte vermutlich doch so etwas wie ein schlechtes Gewissen mir gegenüber.

Es war unrühmlich, unentspannt, verlogen was beide taten. Von wegen, wir würden es besser machen und reden wenn uns etwas beschäftigte! Ha, nur noch Lug und Trug und Hintenrum von beiden Seiten. Täuschungsmanöver, Unehrlichkeit und das alles aus Verlustangst.

Dann servierte er mich ab. Es reichte ihm mit mir und irgendwo verstand ich ihn sogar. Wofür diese Farce weiter führen? Manches Mal war ich froh, dass ich noch mein Zuhause hatte, meinen Mann, der sichere Hafen.
Im Grund genommen wäre die Trennung die logische Konsequenz gewesen, aber es kam anders. Aber es brauchte alles viel Zeit und Geduld.

Ich redete nicht groß daheim darüber, wäre noch schöner gewesen, meinen Mann als Kummerkasten zu missbrauchen. Nein, da musste ich allein durch und die Tränen weinte ich wenn er schon schlief. Denn die Lücke war riesig und ich hatte ja nichts mehr, weil mein Lebensinhalt ersatzlos weg war.

Ich brauchte einige Monate aber es wurde besser und trotz Rückschlägen gewöhnte ich mich daran, dass es den AM nicht mehr gab. War er so wichtig gewesen, so unentbehrlich? Und so wunderbar und einzgiartig wie ich ihn sah? Nein, er war selbst beschädigt, schwach in seinem Ego, schwankend in seinem Befinden, geschlagen seit seiner Kindheit durch die fehlende Liebe seines Vaters. Bei mir war es die Mutter ....

So was verbindet, zwei verletzte Seelen die zueinander fanden und sich aneinander heilen wollten. Geht nicht, denn ein anderer Mensch kann die inneren Blessuren nicht heilen, auch wenn die Seele das momentan glauben möchte. Man muss es selbst machen, selbst tun.

So nach zwei Jahren - ich hatte lange nicht mehr an ihn gedacht und wieder in mein Leben gefunden - machte es eines Tages Klick, denn er war mir wieder eingefallen. Irritiert fragte ich mich, warum ich nun an ihn dachte. War ich immer noch traurig? Nein, das war es nicht. Vermisste ich ihn doch noch? Nein, auch das war es nicht.
Wollte ich wieder mal Kontakt aufnehmen? Nein, ich spürte kein Bedürfnis dazu. Was war es dann?

Und auf einmal lichtete sich ein Nebel und ich sah mich und uns auf einer Bühne und ich war Zuschauerin und schaute ein trauriges Zweipersonenstück an von zwei, die alles gegen die Wand gefahren hatten und sich selbst verraten hatten. Ich mich mehr als er.

Was hatte ich gewollt? Einen Retter, der mein Leben in Ordnung brachte und es lebenwert machte. Einen Ritter, der in mien Leben galoppierte und klein Aschenputtel auf sein Schloss holt, damit es sich endlich akzeptiert und geliebt fühlte.
Ich wollte, dass er all das für mich tat, was ich selbst nicht für mich tun konnte. Mir Liebe schenken, dass ich endlcih glauben konnte liebenswert zu sein. Mir treu sein, damit ich die inneren Ängste verlor. Mir den Glauben an mich selbst geben, wo ich doch nie an mich selbst geglaubt hatte.

Ich schämte mich - vor mir selbst und vor dem AM, den ich auch nur benützt hatte. Wie er mich auch, aber wer war nun besser? Ich? Meine weiße Weste wurde grau, ja fast schwarz. Was hatte ich nur getan ? Meine Ehe verraten, meinen Mann ins Abseits gestellt, das vermeitnlche Glück woanders gesucht und mich dabei selbst verloren! War ich einen Deut besser? Nein, leider nicht. War er der Drecksack, als den ich ihn angesehen hatte? Nein, er war zwar ein Drecksack, egoistisch, rücksichtslos, unempathisch, aber auch geschlagen, frustriert und war mit sich selbst uneins und er fand auch nicht heraus. Bildete sich zwar Wunder was auf seine Eigenständigkeit, seine Freiheit ein und war doch ein Gefangener seiner selbst. Wie ich auch.

Ab da wurde es besser mit unserer Ehe. Ich weiß nun, dass ich selbst etwas für mich tun muss und dass die Wiese woanders nicht grüner ist. Ich darf mich schätzen, ich darf mich loben, ich darf zu mir stehen, auch wenn ich einiges vergeigt habe -aus Unwissenheit, aus Unerfahrenheit und mangelnder Selbsterkenntnis.
ich darf mich mögen und das ermöglicht mir nun ganz anders, auch meinen Mann trotz all seiner Schwächen anders einzuordnen. Als einen charakterfesten Mann, der mir einiges voraus hat und der klug und tolerant war und wohl eher als ich begriffen hatte, dass ich die Zeit brauchte um diese Affäre zu einem Ende zu bringen und dann allmählich wieder zu mir selbst zu finden.

Was für ein wundervolles Gefühl, angekommen zu sein und das Leben wieder zu schätzen. Alles gibt es nicht, nirgends und es gibt auch nicht den Traumprinzen, der die Bedürfnisse des anderen einfach so erkennt und dann alles gibt. Der Traumprinz hat ja mit sich selbst zu tun und kann nicht noch ein anderes Leben nebenbei richten.Genauso wenig wie ich die Traumprinzessin bin. Willkommen in der Realität, die besser ist als gedacht.

Ab und an sehe ich ihn, den AM, aber immer nur dienstlich. Wir gehen uns aus dem Weg und grüßen uns nur, wenn es nicht anders geht und wir uns über den Weg laufen. Keine weiteren Worte, kein Smalltalk, nichts. Ich verstehe heute nicht mehr, was ich damals an ihm fand. Er wirkt auf mich reizlos und fade und ich nehme bei ihm das wahr was mir damals schon auffiel: Gedämpftsein, mangelndes Innenleben, Lauheit, Leere.

Wie er mich sieht, weiß ich nicht. Aber ich bin mir sicher, dass er mich nicht mag und ich ihn eher nerve, wenn er mich wahrnimmt. Wir wissen zu viel voneiander, wir kennen die schlechten Seiten das Anderen zu gut, das schreit nicht nach einem unverkrampften Kontakt. Und worüber sollte ich mit ihm reden? Für belangloses Geplänkel brauche ich den doch nicht, da gibt es andere Kollegen, mit denen man auch mal Spaß haben kann. Aber doch nicht mit dieser Trantüte, die sich selbst nicht mochte. Ein Mensch, der nie richtig lachte, der nie richtig frei wirkte. Was wollte ich denn mit dem?

Ich wollte nur sagen, ich kenne dieses suchtartgige Festhalten und Klammern an etwas, von dem man längst weiß, dass es nicht gut tut.

Und ja, es gibt eine Ehe 2.0, die sich viel besser anfühlt als der erste Versuch. Erst wenn man Gefahr läuft, etwas zu verlieren, kann man es richtig einordnen und mit etwas Glück und gutem Willen auch festhalten. Aber nur wenn beide es wirklich wollen und etwas dafür tun.

16.10.2023 12:30 • x 10 #880


MMHW71
@Margerite

Liebe Margerite, wiederum ein wunderbar formulierter Spiegel zum Lesen - vielen Dank für deine Erfahrungen, die du uns hier zukommen lässt.

Ich muss diesen wunderbaren Text wohl noch mehrere Male durchlesen, um auch jede der wertvollen Informationen aufnehmen zu können.

Du bist natürlich schon sehr sehr viel weiter. Du sprichst hier schon von Dingen, die für mich noch nicht einmal in greifbarer Nähe sind.
Wenn das mit der Ehe 2.0 wirklich funktioniert, dann ist es wohl das beste und schönste Geschenk, dass man erhalten darf.

Bei mir sind gerade ein paar Wochen ins Land gegangen und die Gedanken drehen sich um noch all diese Dinge die emotional geschehen sind und ich geschehen hab lassen. Dazu kommt dieser Mensch, dem ich sehr vertraut habe und der mich dann so schwer enttäuscht hat. Das alles ist in einem großen Verarbeitungsprozess, der mich an einem Tag mehr beschäftigt und dann mal weniger aber es noch so allgegenwärtig, dass es sehr kräfteraubend ist.

16.10.2023 13:34 • #881


M
Zitat von MMHW71:
Bei mir sind gerade ein paar Wochen ins Land gegangen und die Gedanken drehen sich um noch all diese Dinge die emotional geschehen sind und ich geschehen hab lassen. Dazu kommt dieser Mensch, dem ich sehr vertraut habe und der mich dann so schwer enttäuscht hat. Das alles ist in einem großen Verarbeitungsprozess, der mich an einem Tag mehr beschäftigt und dann mal weniger aber es noch so allgegenwärtig, dass es sehr kräfteraubend ist.

Das kann ich gut nachvollziehen. Schon die Affäre an sich, die traurige Erkenntnis, dass es eben doch nicht dieser Mann ist, für den man sich begeisterte, der Abschied von einem Idealbild, das zwangsläufig der Realität nicht standhalten kann, die Enttäuschung über ihn und sich selbst - das braucht immens viel Energie. Und auch nach dem Ende ist es nicht aus und vorbei. Es dauert, denn es ist wie ein Entzug.

Müdigkeit,Ausgelaugtsein, innere Erschöpfung, Aussichtslosigkeit sind nun die Währung, mit der man zahlt. Und das ist durchaus hartnäckig. Zwar wird es besser, aber es geht nur langsam.. Begeisterung kommt schnell, der Abschied davon und die Ernüchterung brauchen ungleich länger bis alles wieder erträglich geworden ist. Schwanken zwischen Heulen, Herzschmerz und mir doch egal, der soll doch dahingehen, wo der Pfeffer wächst, aber am besten weit weg bis ich wünschte, er würde sterben kosten ebenfalls viel Energie, zehren an den Nerven. Manchmal lag ich am Samstag Nachmittag - mein Mann ging derweil wandern - völlig ausgelaugt im Bett und vergegenwärtigte mir immer wieder was mir widerfahren war.

Ich kann dankbar sein für die Großmütigkeit meines Mannes, der mir keine Vorwürfe machte und mir keine Ultimaten stellte, sondern nur zu gegebener Zeit Fairness einforderte. Heute weiß ich, hätte der AM seinerzeit gedrängelt, hätte ich auf Zeit gespielt: Da hängt viel dran, Ehe, gemeinsames Zuhause usw., alles nicht so einfach. Das sind die typischen Hinhaltetaktiken in Affären. Ich hätte es nicht blind aufgeben, obwohl ich damals dachte, ich würde es tun.

Gib Dir Zeit und gib Euch Zeit. Lass Dich nicht nur hängen und missbrauche Deinen Mann nicht als emotionalen Mülleimer. Der kann nichts dafür. Heißt, er kann schon was dafür, denn jede Affäre hat ihre Vorgeschichte, aber er ist auch im Lernprozess, dass ein weiter wie gehabt keine Basis ist....

Wir gehen heute besser miteinander um, zugewandter, rücksichtsvoller und ich vor allem - fairer. Ich bin weniger allein unterwegs als vor der Affäre, wo ich trieb, was ich wollte. Heute ins Theater, morgen ins Kino, ich komm dann irgendwann nach Hause ... Heute sage ich: ich gehe am Freitag ins Theater, wie immer allein und komme dann gegen 22 Uhr wieder heim.

Was mir damals half, war mein Wille, den AM nicht zweimal gewinnen zu lassen. Er hatte die Oberhand in der Affäre und er hatte sich getrennt. Und dann kam mein Trotz. Der wird mich nicht klein kriegen, ich mache dennoch was aus meinem Leben oder besser mit meinem Leben und füllte es an, mit Theaterbesuchen, Kino, Treffen mit Freundinnen.
Eine eigenartige Zeit aus Aktionismus und mentaler Erschöpfung, die ich damals erlebte.

Ich glaube, es ist wichtig, den Fokus auch auf sich zu richten. Was mache ich denn gerne oder was würde ich gerne tun? Was kann ich tun, um mir zu suggerieren, dass ich mich nicht aufgegeben habe? Ich wollte die Macht, die der AM über mich gehabt hatte, brechen und wieder ein eigenständiges Leben mit mehr Qualität führen.
Auch wenn manches nur Beschäftigungstherapie war, so war es doch hilfreich. Denn mit einer besseren Lebensqualität lernt man auch das wieder mehr schätzen, was man hat.

Sorge für Dich und sorge für Deine Ehe. Die ist zu schade um sie leichtfertig wegzuwerfen. Und gebt Euch einfach die Zeit zum Heilen, denn beide müssen heilen und Enttäuschungen und manchen Frust verarbeiten. Auch die Enttäuschung über die eigene Dummheit will überwunden werden. Das dauert, es ist ein Prozess. Braucht seine Zeit, beinhaltet aber auch die Möglichkeit einer Perspektivänderung Deglorifizierung der Affäre und weniger ich, sondern mehr hin zu einem Wir.

Worte sind nicht wichtig - meiner Ansicht nach. Wir sind nicht die großen Redner, weder mein Mann noch ich. Aber Zusammenhalt, Zuneigung zeigen sich viel mehr in Gesten, in Verhaltensweisen und auch in Toleranz gegenüber den eigenen Schwächen und denen des Partners.
Wir fühlen uns entspannt und vertraut und das ist eigentlich die Richtschnur, nach der man sich richten kann. In der Affäre ist man nicht entspannt, sondern gespannt und von der Zeit der Enttäuschung und der Erkenntnis hinterher ist man von Entspannung so weit entfernt wie der Nordpol von Argentinien.

Bleib dran und verlier nicht den Mut. Ihr sitzt im gleichen Boot und beide müssen das ihrige tun, dass es nicht kentert. Aber ich glaube, Ihr seid auf einem guten Weg. Er könnte sich lohnen.

16.10.2023 14:36 • #882


MMHW71
Zitat von Margerite:
Es dauert, denn es ist wie ein Entzug.

Ja, es wirklich ein kalter Entzug der aller schlimmsten Sorte. Du weißt es tut dir nicht gut, es macht dich krank und du willst es trotzdem.
Wie kann ein Mensch so dämlich sein?
Ich kämpfe mit aller Kraft gegen diese immer wieder aufkommenden Gefühle. Immer wieder muss ich mich wehren gegen die schönen Stunden - die schlimmen Stunden muss ich mir ausgraben und wieder vor Augen führen. Die schönen Worte höre ich unentwegt, sie sind in meinem Kopf wie bei einer Besessenen.
Es ist egal was ich tue, wie ich mich ablenke, wieviel ich auch arbeite, Musik höre (was jetzt wieder möglich ist), Sport machen es dreht sich alles nur um dieses Thema. Es ist schon um Vieles besser geworden. Ich bin nicht mehr so gereizt. Ich kann jetzt auch schon wieder mal lachen. Ich bin entspannter aber sobald irgendwie möglich und die Möglich besteht leider fast rund um die Uhr, denke ich nur nach....
Aber ich wirklich froh, dass es mir nun schon so geht wie es mir geht. Es war durchaus viel viel schlimmer. Vieles habe ich dem Forum hier zu verdanken. Es war mein Fangnetz. Ich konnte mit niemanden darüber reden. Hier habe ich wirklich sehr viele hilfreiche Tipps erhalten. Die Erfahrungen der anderen Teilnehmer waren besonders wichtig

16.10.2023 16:03 • x 1 #883


M
Zitat von MMHW71:
Es ist egal was ich tue, wie ich mich ablenke, wieviel ich auch arbeite, Musik höre (was jetzt wieder möglich ist), Sport machen es dreht sich alles nur um dieses Thema.

Er war halt mal immens wichtig für Dich. Da ist nicht zu erwarten, dass das innerhalb von wenigen Wochen vorbei ist.
Rechne da lieber mal mit Monaten. Ich brauchte alles in allem an die zwei Jahre, bis ich völlig clean war.
Aber auch in dieser langen Zeit gab es merkliche Fortschritte, die Du ja auch spürst. Musik hören geht schon wieder, ein Pluspunkt und so wird es Schritt für Schritt weiter gehen.

Verbünde dich mit dem Kummer. Er ist nomal in dieser Zeit und hat seine Daseinsberechtigung. Ich betrachtete nach einiiger Zeit den Kummer als Person. Er war männlich, groß, schlank, hatte aber kein Gesicht. Und er war gut gekleidet, schwarz von Kopf bis zu den Lederschuhen - wie ein Beerdigungsoutfit, was ja Sinn hatte in der damaligen Situation.
Ich sah ihn als Begleiter, der neben mir im Auto saß, wenn ich mit den Tränen kämpfend an der roten Ampel wartete, wenn ich in der Stadt unterwegs war. Er war dabei - immer, auch in der Arbeit.

Kaum hatte ich ihn mal vergessen, war er schon wieder da. Und ich sagte: Wann gehst Du endlich weg? Ich will ein normales Leben wiederhaben!
Er lächelte dann und sagte: es ist jetzt meine Zeit und ich gehe erst, wenn meine Zeit vorbei ist.

Was hätte ich dagegen sagen sollen? Ich akzeptierte ihn und sträubte mich nicht dagegen. Jeder kann seine Mechanismen finden um damit umzugehen und dem Kummer, der Sehnsucht ihren Raum zu geben, aber nicht nur. Keiner kann erwarten, dass Du nun unbeschwert und ohne Altlasten in diese Lebenssituation gehst. Es ist jetzt halt mal so und da muss man durch. Vorher ging es ja auch, aber da es positive Gefühle vermittelte, war es hochwillkommen. Aber diese Umstellung war ganz leicht, weil die Gefühle befriiedigt wurden und der Mangel überdeckt wurde von einem, dem es genauso ging.

Also, wer A sagt, muss auch für das B gerade stehen. Selbst Schuld, keiner hat Dich in eine toxische Affäre gezwungen, das war rein freiwillig und jetzt kommt eben die Bezahlphase.Steh sie durch, sie wird vergehen und der AM wird mehr und mehr verblassen und das Idealbild, das Du ihm zugestanden hast, wird kaputt gehen.

16.10.2023 18:01 • x 1 #884


MMHW71
Zitat von Margerite:
Selbst Schuld, keiner hat Dich in eine toxische Affäre gezwungen

Sicherlich nicht! Ich flirte wenn ich kann mal öfters, weil ich diesen Austausch einfach mag. In diesem Fall ist es entglitten. Es war einfach Flirten + und dann war es irgendwann zu spät.
Das mit selbst Schuld werde ich zumindest jetzt noch nicht akzeptieren. Natürlich war ich es, jedoch nicht mit der Absicht mich unsterblich zu verlieben, sondern einfach ein wenig flirten und ein wenig das Leben spüren....

17.10.2023 07:03 • #885


A


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