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Warum geht Mann eine Affäre ein - Frage an die Männer

DieSeherin
Zitat von edil:
Bei mir kommen einige Ratschläge extrem belehrend rüber


für mich außerdem ein unterschied, ob jemand aus eigener erfahrung sagen kann, was er/sie damals gemacht hat, heute im rückblick machen würde... oder ob jemand noch nie in dieser situation war... und natürlich all die (zu recht!) verletzten, die logischerweise eine andere sich auf diese situation haben!

06.10.2023 13:21 • x 3 #841


E
Zitat:
Und die Antwort sind oft auch Ratschläge, die aus eigenem Erleben resultieren.

...schreibt @Margerite.

Antworten kommen oft als Rat, wie sie auch gleichzeitig ein Schlag sein können - egal woraus resultierend Antworten gegeben werden. Es liegt jeweils daran, wie das Geschriebene
beim Leser ankommt.

Auszug aus einem Post von @Ema
Zitat:
(...)....aber du musst jetzt dies und jenes machen!

...das geht AUCH nicht, wenn es jemand darum geht, helfen zu wollen.

Ich halte die TE für so tough, dass sie sich das aus dem Geschriebenen heraus nimmt, was für sie relevant sein könnte - für sich selbst und auch auf ihren EM bezogen.... AUCH das, was ihr als unangenehm erscheint. Dass das nicht von heute auf morgen klappt, versteht sich von selbst. Auch das wird die TE wissen.
Weil gerade DAS ... etwas Unangenehmes ... etwas ist, was sehr gern geleugnet, verdrängt wird, ist auch DAS wichtig, sich dem evtl. Unangenehmen zu stellen. Und... nicht alles, was als unangenehm unangenehm gesehen wird, ist gleich ein persönlicher Angriff. Zudem - niemand kann vorher wissen, ob etwas unangenehm erscheint/ankommt.

@edil

Sender-Empfänger/innen-Prinzip.... wenn Ratschläge bei dir u. U. als Belehrung rüberkommen, heißt das nicht, dass es sich um Belehrung handelt. Wie du etwas auffasst,
macht DANN ggf. eine Belehrung für dich daraus. Denn.... das ist nichts Neues - es wird
auch sehr viel in Ratschläge rein- und rausinterpretiert und DANN erscheint das ggf. erst
als Belehrung.

06.10.2023 13:27 • x 1 #842


A


Warum geht Mann eine Affäre ein - Frage an die Männer

x 3


E
Also für mich ist es vollkommen ok, wenn sich Themenunerfahrene beteiligen ... sonst wäre rund 50% meiner täglichen Kommunikation für den Popo, weil immer irgendwer im Gespräch weniger erfahren ist, als der andere.

@knuddel7591 danke für die Erklärung, wäre ich selbst nicht drauf gekommen

06.10.2023 13:32 • #843


S
@MMHW71 , ich erlebe dich hier trotz deines Hormonnebels als sehr reflektiert und besonnen. Gut so! Lass dich nicht kirre machen! Du hast nichts verbrochen, sondern hast dich lediglich ein bissel verguckt in den netten Kollegen. Vielleicht, weil er dir aufgezeigt hat, wo es in deiner Ehe Defizite gibt?! Erstaunlich finde ich, dass es offenbar nur die tiefen Gespräche waren, die ihr beide hattet, die dich so geflasht haben. Könnte es sein, dass dir genau das fehlt? Wie ist dein Mann denn kommunikativ so aufgestellt? Ich vermute mal, der redet nicht so gerne, stimmts?

06.10.2023 16:26 • x 1 #844


E
Zitat von MMHW71:
Was ich hier sehe ist das, dass gewisse Forumteilnehmer wohl aufgrund dessen, dass sie betrogen wurden, über jeden und alles herfallen, dass ihrem idealen Feindbild entspricht. Ab und zu bin ich mir auch nicht sicher, ob die nicht nur im Sinn haben, Ehen mit den gut gemeinten Ratschlägen zu zerstören ...

was du mit deinem Post zum Ausdruck gebracht hast - ich habe es nicht gewagt, dass in DER Form so krachend darzulegen. Es ist naheliegend, was du beschreibst.... ob es zutrifft - könnte sein.

Ich habe in meinem Leben sehr viel Mist gebaut. Für den Mist bin ich eingestanden, habe Lehrgeld bezahlt....sehr viel sogar. Ich habe anderen Menschen geschadet, wofür ich mich entschuldigt habe. Zudem habe ich bitter darunter gelitten, was mir durch Andere widerfahren ist. Lernen zu müssen, dass Vergangenes NICHT umkehrbar ist, dass ein Umgang damit gefunden werden muss, dass Nachtragen NIE eine Option war und ist, um DANN jeweils einen Neuanfang zu beginnen - AUCH wenn die Kerben im Kerbholz für immer bleiben werden.

Wichtig war und ist - Probleme anzugehen, sich mit ihnen auseinanderzusetzen, oft bis aufs Blut, aufkeimende Wut im Keim zu ersticken versuchen (geschieht immer noch), mich Ärger zu stellen, nicht wegducken, Stirn bieten, um DANN zu einem Ergebnis zu kommen - mal mehr und mal weniger zufriedenstellend.

Und ja... wir sind ALLE jeweils Summe unseres bisherigen Lebens. Damit gilt es zu leben, sogar damit leben zu müssen und sich NICHT von der Vergangenheit erschlagen zu lassen / zu fühlen, weil einem mitunter sehr sehr Heftiges widerfahren ist - durch Dinge, durch Situationen, vor allem AUCH durch.... Menschen, sogar von (einst) sehr geliebten Menschen.

06.10.2023 22:00 • x 1 #845


Susanna
Zitat von edil:
Also für mich ist es vollkommen ok, wenn sich Themenunerfahrene beteiligen ... sonst wäre rund 50% meiner täglichen Kommunikation für den Popo, weil immer irgendwer im Gespräch weniger erfahren ist, als der andere.


Also, wenn hier beispielweise seltsame 30jährige, die noch nie eine Beziehung hatten außer einer jahrelangen Online-On-Off - Geschichte, gestandenen Familienmüttern, die bereits 30 Jahre verheiratet sind, zur sofortigen Trennung raten - bin ich doch etwas - amüsiert.

06.10.2023 22:22 • x 2 #846


Wurstmopped
Zitat von MMHW71:
Weder jammere ich noch habe ich es mir so ausgesucht. Warum? nachlesen, wurde lang und breit erklärt. Ich will einfach hier normal diskutieren. Was ...

Nö, Schuld ist vollkommen irrelevant.
Verantwortung trifft es eher.
Diese anzunehmen fällt nicht immer leicht.
Eine Affäre nimmt einem das, was sie einem vorher gibt. Vielleicht dankbar für das schöne und aufregende sein, was danach kommt ist halt Katerstimmung, überlebt mM auch.

06.10.2023 23:01 • #847


Wurstmopped
Zitat von Kuddel7591:
jeder hat seine Sichtweise, egal in welcher Position Frau/Mann innerhalb einer Affäre war/ist. Die verschiedenen Sichtweisen KÖNNEN ...

Rechtzeitig ? An einem bestimmten Punkt.
Ich habe ja geschrieben, man will es genießen, eine bewusste Entscheidung, die man letztendlich vor sich selbst verantworten muss.

06.10.2023 23:05 • x 1 #848


MMHW71
Guten Morgen!

Ich habe mir gestern Abend noch einmal von Anbeginn unsere Erfahrungsaustausche durchgelesen. Ich musste erkennen, dass ich vor 1 1/2 Monaten noch wie ein unerfahrener Teenager war. Naiv und irgendwo auch wie ein unbeholfenes Kind. Die vielen Tipps, Erfahrungen und auch Gedankenanstöße weiß ich heute schon besser zum Einordnen. Es klingt als wären Jahre dazwischen, dabei spreche ich hier von ein paar Wochen. Viele hier sind anscheinend schon viele Jahre unterwegs, kennen die Geschichten der jeweils anderen. Ich selbst habe auf den 57 Seiten auch schon die eine oder andere Geschichte der anderen geschrieben bekommen. Habe sehr Vieles leider wieder vergessen und nun in Zusammenschau mit den letzten Einträgen, geben die vorigen wieder einen anderen Sinn.

Kurzum: Keiner ist hier weil ihm enorm langweilig ist. Jeder hat seinen Rucksack. Ich für meinen Teil bin in meiner Lebenserfahrung einen Schritt weiter gekommen. Möchte jedoch noch weiter kommen und die Situation hat mir aufgezeigt, welcher große Teil in meinem Leben noch komplett jungfräulich war.

Danken möchte ich wirklich Jenen, die sich hier die Mühe machen, sehr lange Texte zu schreiben, für die tollen Analysen der anscheinend einschlägig Vorgebildeten und auch Jener, die es vielleicht nicht unbedingt schlecht meinen aber eben nicht den Ton treffen, der einem Menschen in meiner Situation ein gutes Gefühl gibt.

07.10.2023 08:32 • x 2 #849


S
Liebe @MMHW71,

das freut mich sehr, dass wir dir hier alle zusammen ein bisschen helfen konnten. Das schlimmste an deiner Situation sowie an der aller Affärenbeteiligten ist ja, dass man sich total isoliert und alleine fühlt. Affären, so häufig sie auch vorkommen, sind ein absolutes Tabu-Thema und man kann sich sicher sein, dass sollte das Umfeld davon erfahren, man auf schärfste Kritik stoßen wird.

Meine Affäre damals wurde durch mich öffentlich gemacht. Das war sicher ein großer Fehler. Aber ich fühlte mich durch den AM so dermaßen verletzt und verarscht, dass ich es schon alleine deshalb an die große Glocke hing, weil ihm die Geheimhaltung so wichtig war. Ich hatte unsere Beziehung nie als Affäre gesehen, sondern war so verliebt, dass ich bereit war, für ihn alles aufzugeben. Leider kannte ich ihn bis dahin aber nur oberflächlich und konnte seine wirklichen Motive nicht richtig einschätzen. Ich idealisierte ihn viel zu sehr und war entsetzt, als ich z.B. nach und nach von den anderen Frauen erfuhr. Kurzum, ich war naiv und doof.

Eine der betroffenen Frauen war noch sehr jung. Anfang 20 erst und als Auszubildende von ihm abhängig. Sie war es, die mich informierte, dass es neben ihr und mir auch noch eine dritte gab, die ebenfalls bei uns arbeitete. Und sie war stark genug, sich schnell einen anderen Ausbildungsbetrieb zu suchen. Ich bewundere sie bis heute sehr.

Nachdem unsere Affäre öffentlich war, ging ich durch die Hölle. Das Haus, in dem ich den AM als Kollegen kennen gelernt hatte, war ein zentraler Anlaufpunkt in unserem Dorf. Jeder hatte dort irgendwelche Angehörigen wohnen oder Freunde, die dort arbeiteten. So ging der Tratsch wie ein Tsunami durch den Ort und jeder wusste Bescheid. Ich versuchte, dem mit Offenheit zu begegnen, da ich der Meinung war, nicht mehr im Mittelalter zu leben. Und tatsächlich gab es mitfühlende Freundinnen, die mir ihr Ohr anboten, um mich auszuheulen. Allerdings nur, um damit beim nächsten Kaffeeklatsch durch Details aus erster Hand glänzen zu können.

Die Affäre und das Gerede darum hat Freundschaften zerstört und mich einen wirklich guten Job gekostet, den ich sehr geliebt habe. Ich habe keinerlei Kontakte mehr zu irgendwelchen Kollegen von damals und habe inzwischen mehrfach die Stelle gewechselt, um nun hoffentlich ein Haus gefunden zu haben, in dem ich mich ähnlich wohl fühlen kann. Allerdings dauert die Anfahrt dorthin pro Strecke eine Stunde und mehr.

Bis heute wohnen wir noch in unserem Haus an diesem Ort, das Verhältnis zur Nachbarschaft hat sich aber nachhaltig verschlechtert. So sehr, dass wir einen Umzug planen, der innerhalb der nächsten Zeit stattfinden wird. Unsere Kinder wohnen nun beide nicht mehr hier, sondern haben einige Stunden entfernt ein neues zu Hause gefunden. Wahrscheinlich ziehen wir ihnen bald hinterher.

Meine seelische Gesundheit war nie die beste und hat durch diese Affäre noch einmal heftigen Schaden genommen. So sehr, dass ich inzwischen einen Klinikaufenthalt hinter mir habe, lebenslang auf Medikamente angewiesen bin und in Abständen in Therapie gehen werde, um mich wieder zu erden.

Bis auf dieses Forum, meine Therapeutin und eine bis heute sehr gute Freundin hatte ich niemanden, um all das zu besprechen. Daher bin ich bis heute hier aktiv, auch um etwas zurück zu geben. Allerdings setzen mir manche Kommentare dermaßen zu, dass ich ab und zu eine Forumspause brauche und mir die auch nehme.

Meine Affäre war eigentlich ein Witz. Sie zog sich zwar emotional über Jahre hin, beschränkte sich aber auf 3 lächerliche Quickies und ein paar würdelose Knutschszenen in der Besenkammer. Deine Affäre war rein emotional und es kam zu keinerlei Intimitäten. Trotzdem werden wir manchmal hier angefeindet, als hätten wir einen Massenmord begangen. Das steht in keinerlei Verhältnis zu unseren Taten bzw. abtrünnigen Gedanken. Deshalb noch einmal, lass dich nicht kirre machen. Sorge gut für dich selbst! Sei vorsichtig, wem du deine Gefühle und Gedanken mitteilst und lass die Zeit wirken. Es wird Gras darüber wachsen und bald schon wirst du dich fragen, was zur Hölle bei dir eigentlich falsch getickt hat, dass du diesem Flöppel so derart berauschende Gefühle entgegen gebracht hast. Ganz sicher hat er das nicht verdient und ganz sicher wird er dir irgendwann nur noch ein müdes Lächeln wert sein.

In diesem Sinne noch einmal alles Gute von mir!

Liebe Grüße Shedia

09.10.2023 09:22 • x 1 #850


MMHW71
@shedia2
Ja liebe shedia, ich bin kein Einzelschicksal. Ich stöbere mich durch das Forum und ich habe gelernt, dass ich sicherlich nicht alleine bin. Ja und viele werden hier wirklich durch das Dorf getrieben. Es ist sehr schade. Weil wenn man sich hier anmeldet, gibt man schlussendlich schon zu, dass man sehr tief ist und man kann davon ausgehen, dass man sonst niemanden zum Austausch hat. Ja ok, hat alles seine Berechtigung aber bei dem Einen oder Anderen hab ich schon so den Verdacht, dass es ein Hobby geworden ist, sich an irgendjemanden zu rächen, der aber in Wirklichkeit nichts mit der eigenen Sache zu tun hat. Sei es drum. Auch das ist eine Erfahrung. Ich kann hier in eine Welt eintauchen, die vorher kein Thema für mich war und worüber ich nicht einmal anzugsweise darüber nachgedacht hätte, sich in ein Thema hineinzulesen.

Hier wieder raus zu kommen ist wirklich das einzige Ziel, das ich momentan habe. Endlich wieder normal sein, sich wieder freuen können, etwas genießen können.

Ja, ich werde meinem AM nichts Schlechtes nachtragen. Eigentlich war er immer sehr ehrlich und hat nie irgendwelche Versprechungen gemacht.
Einzig verstörend bleibt für mich, warum er mich so intensiv umworben hat, mich irgendwann verliebt gemacht hat und eigentlich wusste, dass es für ihn nur seine Familie gibt, die ihm auch so wichtig ist. Des Weiteren war der Abschluss eine Sache, die anscheinend das Ganze nicht ruhen lässt. Stundenlange Telefonate, Friede Freude, Eierkuchen, nicht einmal ein schlechtes Wort und dann auf einmal aus heiterem Himmel nach tagelangem Nichtmelden ein 3-Zeiler? Es ist die Enttäuschung an der Person.
Ein letztes Abschlussgespräch, einfach ein ordentlich zu Ende gebrachtes Ding hätte meine Situation um zumindest 50 Prozent verbessert.
Noch dazu hat er immer gesagt, was immer auch kommt, er würde sich nicht aus dem Weg schleichen, sondern er würde das klar mitteilen und dann ist der große Mann auf einmal ein kleiner mickriger Wurm?
Im Grund haben wir wirklich eine Beziehung auf Niveau geführt, mit Stil und Respekt und genauso groß habe ich ihn immer gesehen und nun ist er kleiner Wurm.
Nun ja, vielleicht ist das der erste Schritt ihn aus der Illusion des tollen Mannes herauszubekommen....

Danke für deine Worte!

09.10.2023 11:33 • #851


DieSeherin
Zitat von MMHW71:
warum er mich so intensiv umworben hat, mich irgendwann verliebt gemacht hat


naja, er hat dich nicht verliebt gemacht, sondern du hast dich verliebt und er wollte halt was anderes... kann man ihm auch nicht vorwerfen, oder?

09.10.2023 11:52 • #852


M
Zitat von MMHW71:
Einzig verstörend bleibt für mich, warum er mich so intensiv umworben hat, mich irgendwann verliebt gemacht hat und eigentlich wusste, dass es für ihn nur seine Familie gibt, die ihm auch so wichtig ist. Des Weiteren war der Abschluss eine Sache, die anscheinend das Ganze nicht ruhen lässt. Stundenlange Telefonate, Friede Freude, Eierkuchen, nicht einmal ein schlechtes Wort und dann auf einmal aus heiterem Himmel nach tagelangem Nichtmelden ein 3-Zeiler? Es ist die Enttäuschung an der Person.
Ein letztes Abschlussgespräch, einfach ein ordentlich zu Ende gebrachtes Ding hätte meine Situation um zumindest 50 Prozent verbessert.
Noch dazu hat er immer gesagt, was immer auch kommt, er würde sich nicht aus dem Weg schleichen, sondern er würde das klar mitteilen und dann ist der große Mann auf einmal ein kleiner mickriger Wurm?

Es tut natürlich verdammt weh, wenn man quasi aus heiterem Himmel kurz und knapp verabschiedet wird. Ich erhielt eine Mail, dass er es nicht könne, abgeschickt nachts am halb eins.
Wenn ich hinterher nicht noch Kontakt gesucht hätte und ihm stattdessen eine Art Freundschaft angetragen hätte (so blöd muss man erst mal sein!), dann wäre es das gewesen und er hätte mich eben mal aus seinem Leben katapultiert. Aber ich wollte ja die Langversion des Loslassens mit gelegentlichen Kontakt noch nach der Trennung. So kam ich ewig nicht von ihm los.
Selbst Schuld!

Es sind zwei Dinge, die hinterher schmerzen:
1. Die Lücke die er hinterlässt. Gerade bei emotional aufgelandenen Beziehungen wie Affären empfindet man nach dem Ende oft eine Leere, denn es bleibt eine Art Leerstelle, die zunächst nicht kompoensiert werden kann. Womit denn auch? Denn nichts berührt einen hinterher so sehr im posiitiven Sinn und sorgt für die gewohnten Gefühlssensationen. Denn was bietet eine Affäre denn sonst? Überbordende Gefühle, Vorfreude aufs nächste Treffen, gefühlt nahe und verbindende Gespräche gewürzt mit der Heimlichtuerei und dem Verbergen. Nichts interessiert einen Menschen mehr als etwas, was er nicht tun sollte. Denn das verleiht dem Ganzen noch ein zuätzlichen Kick.

2. Das verletzte Ego. Man hat sich reingehängt, gelogen und betrogen für den Affärenpartner und natürlich auch sich selbst damit belogen. Ich darf das, ich nehme mir das, denn das ist besser als das, was ich zu Hause habe. Es steht mir zu. Nein, eigentlich nicht, denn schließlich hat man mal geheiratet mit dem Versprechen der Treue. Das wird dann halt nach einigen Jahren schlichtweg vergessen und spielt keine Rolle mehr.
Und hinzu kommt nun die Schmach, die die eigene Ehre und gefühlte Wichtigkeit für den AP nun mit Füßen tritt. Ein paar Zeilen und das war es dann. Dabei hatte man doch gehofft, er würde ... eines Tages ... das alles doch Realität werden lassen. Die gefühlte Wertlosigkeit, dass man nicht mal ein richtiges Abschlussgespräch wert war, ist immens. Vor allem weil man aus der Affäre auch Bestätigung fürs eigene Ego zog

Hach, was bin ich toll, dass dieser einzigartige Mann sich mit mir abgibt, sich Zeit für uns nimmt. Ich muss ja wahrlich besser sein, als ich von mir angenommen habe.

So einzigartig wie gedacht ist der AM natürlich nicht, aber man kennt sein Allttagsgesicht nicht, seine Angewohnheiten, seine sich wiederholenden Aussagen über dies und jenes, die man irgendwann nicht mehr hören kann und von denen man vorher schon weiß, was sie beinhalten werden. Der ganze Überdruss einer Dauerbeziehung, auch die gefühlte Langeweile einer Langzeitbeziehnung, fallen weg. Man weiß nicht wie ein Alltag wäre, aber sich ganz anders als er sich während der Affäre erträumt wurde.

Es ist schichtweg verletzter Stolz, der hier spricht. Erst fühltest Du Dich megawichtig, attraktiv und begehrt und jetzt spielst Du keine Rolle mehr und nimmst wieder den Platz in der hinteren Reihe ein.

Abschiedsgespräche werden ohnehin völlig überschätzt, denn was hätte er sagen sollen? Du, wir werden uns nicht mehr sehen, weil ich das nicht mehr will und kann mit den parallelen Beziehungen. Und meine Ehe und Familie ist mir eben doch wcihtiger. Tut mir leid, Dir das jetzt sagen zu müssen, denn ich schätze Dich ja über alle Maßen, aber es muss sein. Ich musste mich nun entscheiden und werde mein gewohntes Leben nicht verlassen.
Das verstehst du hoffentlich (und wenn nicht, ist es mir auch egal.).

Brauchst Du so was? Nein, eigentlich nicht, denn Worte machen nichts besser. Du hättest geheult, womöglch gebettelt, ihm womöglich eine Szene gemacht und wärst als emotionales Nervenbündel wieder in Dein Schmalspurleben zurückgekehrt. Ausgesondert, weggeworfen, aus und vorbei.
Man bildet sich nur ein, dass ein Gespräch unter vier Augen den Schmerz gelindert hätte. Nein, hätte es nicht, denn der Effekt ist immer derselbe.
Aber das Ego, der Stolz schreit: Nicht mal ein Gespräch war ich ihm wert, dem ist er aus dem Weg gegangen und hat es vermieden, weil es so viel einfacher ist.

Weg vom Fenster bist Du so und so und ein wenig Gelaber unter Tränen hätten nichts verbessert, gar nichts.Das ist nur Einbildung.

Und dann diese ewige Glorifzierung dieses wunderbaren Menschen, der ja so eine Bereicherung im gefühlt armseeligen Leben ist! Ach, er ist ja so tiefgründig, aber auch so humorvoll und mit keinem konnte ich so gut reden wie mit ihm.

Naja, kennt man das Alltagsgesicht nicht, kann man sich immer viel einbilden und den AM zu einem Wunderwesen hochstilisieren, denn man muss ja das Normale mit ihm nicht erdulden.
Zeit, sich davon zu verabschieden. Er ist nur ein Durchschnittstyp, der Dich für einige Zeit zu einer Art Prinziessin gemacht hat und dem trauerst Du nun hinterher.

Dein Gefühlsgedächtnis leistet ganze Arbeit und erinnert Dich ständig an ihn. Eine besitmmte Ecke in der Stadt, ein Straßenschild, ein Lied im Radio und schon ist er wieder präsent. Ich konnte über Wochen nicht an einem bestimmten Supermarkt vorbei fahren geschweige denn dort einkaufen. Zu viele schmerzliche Erinnerungen, dabei waren wir gemeinsam vielleicht zweimal drin.
Und mit der Erinnerung kommt die Sehnsucht und dann wieder die Realität. Er ist weg und bleibt weg. Und damit der Schmerz, der wieder das Vermissen ankurbelt. Und so weiter und so fort. Gedankenmühle und das ganze noch gewürzt mit einer ordentlichen Prise Selbstmitleid. Wundervoll!

Vielleicht schaust Du ihn mit der Zeit nüchterner und realistischer an. Er war kein guter Mann, denn auch er hat betrogen und gelogen und verheimlicht, aber da er es für Dich tat, war es schwer in Ordnung für Dich. Denn Du hast ja davon profitiert und dann macht das alles nichts mehr. Die Olle daheim ist ja selbst Schuld, wenn sie nicht liebevoller mit ihm umgeht. Aber ich, ich täte das! Ja sicher, die ersten Monate, ehe die Realität Einzug gehalten hätte. Dann wäre möglicherweise ein Aufprall erfolgt, denn diesen Hoffnungen kann keine Affäre im gelebten Leben standhalten. Die Erwartungen sind völlig überzogen und realitätsfern.

Vielleicht ein heilsamer Schock, über den Du eines Tages noch froh sein wirst. Denn so was ist auch ein Weckruf, dass es Zeit für etwas Neues ist. Damit ist in der Regal aber kein neuer Mann gemeint, sondern die Fähigkeit, das eigene Leben auf den Prüfstand zu stellen und es zu gestalten, sodass es irgendwann wieder passt und glücklich und zufrieden macht. Wer das nicht schafft, bleibt in der Opferrolle stecken und die blockiert nur. Ach, nicht mal ein Gespräch war ich ihm wert!

09.10.2023 12:27 • x 5 #853


MMHW71
Zitat von Margerite:
Du hättest geheult, womöglch gebettelt, ihm womöglich eine Szene gemacht und wärst als emotionales Nervenbündel wieder in Dein Schmalspurleben zurückgekehrt.

Bis auf diese Passage bin jetzt gefesselt vor dem Schirm gesessen, lächelnd, nickend und tief schnaufend. Diesen Text werde ich mir ausdrucken und abspeichern. Wenn der Anflug von Traurigkeit, Leere und Sehnsucht kommt, werde ich ihn mir zu Hand nehmen und wieder lesen.
Du hast das, was mein Kopf weiß in Worte gefasst. Ja und bis auf ganz ganz wenige Kleinigkeiten genau SO ist es. Der Kopf weiß es - ich habe keine Ahnung warum der Kopf mit dem Herz nicht spricht und die beiden auf non-verbal sind - keine Ahnung. Würden die beiden miteinander kommunizieren, dann hätte es schon länger einen guten Kompromiss geben müssen. Aber so ist das Herz stärker und größer als das Hirn Das Herz macht das Herz ständig runter und lässt neben sich nichts aufkommen.
Ja, es ist wirklich eine Art Schizophrenie die ich durchlebe. Nicht nur ich als Mensch, auch Herz und Hirn haben sich komplett entzweit.
Deinen Text zu lesen, hat eben das, was ich ja sowieso weiß, verinnerlicht .
Bitte lasse diese Zeilen auch den vielen anderen Leidenden zukommen, ich denke es ist wirklich zum Nachdenken und trägt zur Heilung bei.
Ich bezeichne mich momentan als krank. So fühle ich mich. Keine Freude, keine Ziele. Egal was ich mache und wie ich mich ablenke es dreht sich alles nur im Kreis.
Dein Text wird jetzt mein Begleiter, wenn es wieder anfängt, werde ich ihn beginnen zu lesen um diese Krankheit wieder los zu werden.
Vielen Dank

09.10.2023 13:16 • #854


S
Danke @Margerite , du triffst den Nagel auf den Kopf.

In einer Affäre fühlt man sich aufgewertet, endlich wieder gesehen, begehrt und wertgeschätzt. Alles Dinge, die viele Frauen in einer eingeschlafenen oder belasteten Langzeitehe oder -beziehung vermissen.

Mein Mann z.B. war noch nie der Romantiker vor dem Herrn und Kommunikation war für ihn viel zu lange eine lästige Pflichtübung. War ich beim Frisör, sah er das noch nicht mal oder noch schlimmer, machte seine blöden Scherzchen darüber. Auch verstand er meinen Wunsch, nach der Familienpause wieder arbeiten zu wollen überhaupt nicht und warf mir echte Knüppel zwischen die Beine, weil er einfach nicht aus der Komfortzone eines von mir in Vollzeit gut geführten Haushaltes hinaus wollte. Mein Leidensdruck wurde aber immer höher und ich fühlte mich von ihm nicht mehr wahrgenommen in meinen Bedürfnissen. Als dann meine Eltern starben, zu denen er von Anfang an kein gutes Verhältnis hatte, verstand er meine Trauer nicht , sondern reagierte gereizt, wenn ich z.B. vom Gespräch mit dem Bestatter nicht pünktlich zu Hause war, um die Kinder wieder zu übernehmen.

Als die Affäre passierte, hatte ich den Kaffee schon lange auf. Doch leider fand ich nicht alleine den Mut, ihm die Konsequenzen seines Verhaltens deutlich vor Augen zu führen. Ich hätte längst meine Koffer packen sollen. Diesen Mut fand ich erst, nachdem ich den AM kennengelernt hatte und mich schon mit ihm auf dem weißen Schimmel davon reiten sah.

Es folgte die Katastrophe, die ich schon oft geschildert habe.

Natürlich fühlt man sich da kalt abserviert, verarscht und in seinem Ego total gekränkt. Ich war ja immer schon eher eine graue Maus und hatte erst durch die Motivation des AM angefangen, mich zu verändern. Ich machte Sport, nahm stark ab und veränderte meinen Kleidungsstil. All diese Veränderungen nahm mein Mann überhaupt nicht wahr. Ein weiteres Zeichen seiner Ignoranz. Erst als ich ihm meine Fremdverliebtheit gestand und die Trennung aussprach, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.

Als ich dann abserviert und gescheitert wieder zu Hause gelandet war, war ich zunächst heilfroh. Doch die Dankbarkeit für die erneute Sicherheit und Geborgenheit durch meinen Mann verflog sehr schnell, als dieser sich einfach zurück lehnen und die alte Ordnung wieder herstellen wollte, als wäre nie etwas gewesen.

So wurde ich dann nochmal rückfällig, denn auch der AM war heilfroh, mich nun wieder im sicheren Hafen der Ehe zu wissen und keine Verantwortung übernehmen zu müssen. Also startete er erneut Flirtangriffe und landete sofort neue Treffer. Für diese Rückfälle schäme ich mich bis heute am allermeisten. Doch ich war immer noch sehr ambivalent in meinen Gefühlen und völlig verunsichert. Außerdem war ich inzwischen schwer depressiv und die Symptome konnten nur durch die erneute, scheinbare Zuwendung des AM ein wenig gelindert werden.

Das zog sich leider über Jahre. Immer auf und ab und immer wieder mit neuer Hoffnung und neuer Enttäuschung, schlimmsten Selbstvorwürfen bis hin zu Selbstekel. Ich war wie eine Süchtige, die einfach nicht vom Stoff loskam, obwohl der längst nur noch Horrortrips verursachte.

Erst die Therapien brachten die Wende. Als der AM sich nach Monaten wieder einmal zurück meldete und um ein erneutes Treffen bat, hatte ich die Kraft Nein zu sagen. Kurze Zeit später wurde ich gelöscht und blockiert und er wechselte sogar seine Telefonnummer, um nicht von mir zur Rechenschaft gezogen werden zu können. Doch immerhin war ich inzwischen stabil genug, dieses finale Ghosting relativ gut zu verkraften.

Trotzdem war die Leere, die ich nach der akuten Affäre und bei jedem weiteren Kontaktabbruch fühlte, unerträglich. Es war schrecklich, dies aushalten zu müssen und es war schlimm, meinem Mann und meinen Kindern gegenüber eine Maske tragen zu müssen. Erst als mein Mann in die Therapie mit einbezogen wurde, konnte ich ihm den ganzen Umfang mitteilen und erlebte, wie sehr er mich liebt. Er verstieß mich nicht etwa sondern nahm mich in den Arm und fing mich auf. Ab da begann nicht nur meine Heilung sondern auch die Heilung unserer Ehe.

Rückschläge gibt es immer mal wieder. Vor allem die gesundheitlichen Probleme meines Mannes, die in den letzten Jahren sehr zugenommen haben, bringen uns beide manchmal noch an den Rand der Verzweiflung. Aber wir schaffen alles jetzt gemeinsam und doch sorgt jeder von uns beiden auch selbst inzwischen besser für sich.

Sie ist also möglich, die Ehe 2.0 und sie ist durchaus empfehlenswert. Sie ist aber ganz etwas anderes als jüngere Menschen in ihren 20ern und 30ern vom Leben erwarten und das hat sicher seine Berechtigung. Daher frag dich bei jeder Anfeindung und Herabwürdigung einiger Forumsteilnehmer hier immer, liebe @MMHW71 , wer da eigentlich schreibt und warum.

Alles Gute!

09.10.2023 13:40 • x 1 #855


A


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