Warum fällt das Loslassen so schwer?

Vor einem halben Jahr habe ich meinen Mann rausgeschmissen, da die Situation zu Hause (wir haben 4jährige Zwillinge) unerträglich war. Seine Respektlosigkeit mir gegenüber und seine eigenen Probleme ließen mir damals keinen großen Handlungsspielraum. Alle Freunde und meine Familie haben mir zugestimmt und mich bewundert für meine Stärke. Zunächst war mein Mann sehr einsichtig und gelobte Besserung, was zunächst wieder zu einer Annäherung führte und ich war schon wieder richtig verliebt. Unsere Mediatoren bescheinigten uns auf einem guten Weg zu sein; da kam der Umschwung. Alte Muster schlichen sich nicht ein sondern waren präsenter als je zuvor, ich fühlte mich wieder ständig niedergemacht und gedemütigt, auf einmal der Umschwung: Freundliche Distanz! Viele Fragezeichen auf meiner Seite, hatte zu dieser Zeit aber auch beruflich viel zu tun und hatte die Kinder ja schließlich mehr oder weniger alleine. Dann fragte ich: Was ist eigentlich mit uns? Ich weiß gar nicht, wo ich stehe! Seine Antwort: Wir sind doch schon lange getrennt, ich bin nicht bereit für eine Beziehung, nicht für diese Beziehung!! Eine Woche später war klar, dass er eine neue Freundin hat. Da ging der Schmerz dann erst richtig los!

Ich versuche erwachsen zu sein, lese hilfreiche und schmerzlindernde sowie schmerzzehrende Bücher (Eva-Maria Zurhorst Liebe dich selbst und es ist egal, wen du heiratest, Chuck Spezzano Wenn es verletzt, ist es keine Liebe, und 50 Wege loszulassen und glücklich zu sein -Hier habe ich viele Übungen gefunden, die zumindest teilweise geholfen haben- und nun Fred Luskin Die Kunst zu verzeihen).
Außerdem bin ich in einer Trennungsgruppe (nette Leute), habe Erinnerungen weggeschmissen und verbrannt, mein Hochzeitskleid verschenkt und bin überzeugt davon, dass ich meinen Ehering bei der nächsten Gelegenheit in den Rhein werfe.

Und zwischendurch tut es einfach nur so furchtbar weh, obwohl dieser stechende Schmerz sich schon etwas verwandelt hat und die Selbstzweifel wachsen und wachsen, ich bin zu fett, zu hässlich, zu alt, zu doof......

Wer hat weitere hilfreiche Tipps zum Loslassen und Glücklichsein???

Liebe Grüße

Phoebe

Liebe Phoebe,
Du hast ja schon viel getan, um mit dem Schmerz klarzukommen, den der Verlust der Liebe Deines Partners verursacht. Man sollte jedoch nicht erwarten, daß dieser Schmerz eines Tages sang- und klanglos einfach verschwindet. Manchmal ist es ein sehr weiter Weg dorthin und doch - irgendwann wirst Du ihn sicher überwunden haben.

Bedeutsamer ist aber die Tatsache, daß dieser Schmerz gerade Deine Selbstzweifel zu verstärken scheint. Nur allzu gerne ist man in dieser Phase bereit, seinen eigenen Wert in Frage zu stellen. Man findet sich zu fett, zu häßlich, zu alt, zu doof usw.
Frage Dich einfach mal, an welchen Maßstäben Du Dich dabei orientierst. Strebst Du ein Ideal an? Denkst Du, Du hättest Dich gehen lassen mit den Jahren der Partnerschaft?
Wenn Du glaubst, etwas ändern zu müssen, dann tu es - aber tu es für Dich! Tu es, um Dich in Deiner Haut wieder wohler zu fühlen.
Du bist stark, das hast Du bewiesen. Laß Dich nicht entmutigen durch diese Selbstzweifel. Der Mensch ist sich selbst manchmal sein ärgster Feind. Versuche, Dich selber mit den Augen eines guten Freundes zu sehen, dann wird es Dir wieder besser gehen.

Viel Kraft wünscht Dir
Fred

Vielen Dank, Fred!
Du hast ja so recht! Und wieder fällt mir der Spruch ein: Geduld ist eines der schönsten Gewänder, aber am schwierigsten zu tragen.
Meine Gute Nacht Meditation: Ich entscheide mich dafür, morgen glücklich zu sein und die Zukunft in leuchtenden Farben zu sehen...

Danke für deine Antwort

Phoebe

das Kapitel soll gelesen sein in deinem Buch, ein anderes fängt an, bedaure dich nicht selbst und gehe abends wie eine Fliege, die Nachbarsfamilien besuchen und du wirst feststellen, es geht dir gut.Kopf hoch. Es gibt immer noch Steigerungen des vermeintlich Unertragbaren. Kopf hoch