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Warum Ehe und Partnerschaft aber nicht Liebe?

Markus0815
Ich komme aus einer 11 jährigen Beziehung, und habe ein halbes Jahr reflektiert und bin zu dem Schluss gekommen dass ich kaum mehr einen Sinn in irgendwelchen auf Verbindlichkeit angelegten Verbindungen sehe, die gerne Ehe/Partnerschaft/Beziehung/. genannt werden.

Nicht dass man mich falsch versteht: Ich sage nicht dass ich nicht Dauerhaftigkeit und Beständigkeit in meinen Beziehungen haben möchte, das ist mir sogar sehr wichtig, aber diese sollen sich aus Freiheit ergeben und nicht ausgemacht werden. Vor allem sehe ich nicht mehr den Grund für diese eine Verbindung für immer, bis der Tod euch scheidet. Denn wenn es sich auseinander entwickelt, auch wenn es keiner will, dann sehe ich in dieser Verbindlichkeit mittlerweile nur noch eine Last. Es ist doch gut wenn man auseinander geht, wenn es nicht mehr passt, davon haben letztlich selbst die Kinder doch nichts! Wörter wie Paarbeziehung oder Ehe sind für mich darum mittlerweile fast nur noch ein rotes Tuch. Wieso habe ich so lange auf so ein Prinzip gesetzt, wieso machen es so viele andere immer noch?

Ich möchte ein Alternativkonzept ins Rennen schicken: Liebe. Und das in der Definition nach Artmann (einfach mal wie geht liebe pdf googeln), oder wie es im folgenden Text auch am Ende in Kurz steht.

Wieso gehen Menschen diese Verbindungen ein? Haben diese wirklich noch nie eine Liebe erfahren, die jegliche Verbindlichkeitszusagen komplett obsolet machen, weil man sich dafür nur in die Augen schauen muß und sofort spürt warum man zusammen ist? Wem soll diese Verbindlichkeit etwas bringen, wenn es einfach nicht mehr so ist? Und wem bringt sie etwas, solange es JA EH PASST? Und was hält Paare in solchen Strukturen, wenn es nicht mehr so ist? Und wieso steht sowas immer mit S. in Verbindung, wieso muss es für eine tiefe Liebesbeziehung überhaupt immer nur das einen S. anziehende Geschlecht sein? Ich zumindest kann mit mehreren Menschen liebevoll verbunden sein, und das auch ohne S.. Und wenn ich ehrlich bin, ist mir die Verbindlichkeit rein gar nichts mehr wert, weil es sie auch einfach nicht gibt.

Zitat:
Ich finde es toll wenn jemand, so wie ich, einen eigenen Antrieb hat und sein Ding durchzieht. Wenn man sich gegenseitig mit einbezieht, begeistert und es ein Wir wird, kann sich das verdammt gut anfühlen und Liebe spürbar werden. Das geht im Privaten als Freunde, im Job, Uni oder Verein und ist auch die perfekte Basis für etwas tieferes. Wenn es passt, es sich für beide gut anfühlt und man sich vertraut, habe ich gefunden was ich suche.

Hierbei habe ich Tolles erlebt, aber auch unendliche Schmerzen, wenn die Gefühle nur einseitig kamen. Aber was ist das schon im Vergleich zu diesem Knistern, wenn es sich dann einmal für Beide einfach nur richtig anfühlt, man sich gegenseitig hingibt und fallen lassen kann, und sich nicht nur der S. ganz anders anfühlt?

Also, wer hat lust Zeit zu verbringen, um sich gemeinsam wohin auch immer treiben zu lassen, und vielleicht auf einmal zusammen in die gleiche Richtung zu schauen?


Zitat:
Liebe ist die Fähigkeit eines Menschen zur barmherzigen und bedingungslosen Annahme von sich selbst und anderen Menschen. Das kommt nicht einfach so, dafür muss man mit sich ringen um es zu erlernen, und sich jeden Tag neu entscheiden es zu leben.


Zitat:
Ist da jemand der Dein Herz versteht? Jemand der Dich wirklich braucht und an Dich glaubt? Jemand der Dir den Schatten von der Seele nimmt und Dich sicher nach Hause bringt?

Ist da jemand?


P.S.: Der erste Beitrag wurde gelöscht, weil Links drin waren.

30.04.2019 12:16 • x 5 #1


Urmel_
Ist das jetzt ein Plädoyer für ein impulsgesteuertes Miteinander?

Weil, wenn man sozialen Errungenschaften wie die Ehe ihren Zweck absprechen will, was bleibt denn dann? Oder viel mehr, was ist denn die Ehe im Kern? - Die Übereinkunft, auch in schlechten Tagen (die Tage, in denen der impulsgesteuerte Mensch ruft hach, ich fliege zur nächsten Blume!) durch Demut und durch Verzicht in der Gegenwart in eine mögliche Zukunft zu investieren. Und wer profitiert von dem Invest in die Zukunft? Die Kinder.

Und da kommen dann alle Jubeljahre die Freidenker daher und möchten sich den Fesseln entledigen, für eine freie und moderne Gesellschaft. Doof nur, dass meist dort auch die Ideologie vertreten ist, dass wir Menschen ja ein Konstrukt unserer Sozialisierung sind. Aber, was ist denn mit dem biologischen Anteil? Was ist denn mit den impulsgesteuerten, biologischen Anteilen in uns, denen eine Übereinkunft wie die Ehe die destruktive Energie nehmen soll? Wer in dem Kontext naiv glaubt, dass wir uns unserer Biologie entledigen sollte, wäre gut beraten, sich erstmal über die Dinge zu informieren, die uns Menschen antreiben, die Dinge, auf die wir keinen EInfluss haben.

Und dann bekommt so ein soziales Konstrukt Ehe, als Gegengewicht zur impulsgesteuerten Triebgesellschaft, die sich selber ihre biologischen ANteile in Abrede stellen möchte, auf einmal ein ganz anderes Gesicht. Es wird zu etwas, dass aus Demut in der Gegenwart einen Invest in unsere Kinder macht.

Eine Spaßgesellschaft, in der Mann und Frau gleich sind und in der beide ein 100 prozentiges Konstrukt der Sozilisierung sind, ist im gleichen Land zu Hause, in dem man im Sinne des Fortschritts keine Grenzen für unsere destruktiven, animalischen ENergien benötigt. Und das Land heißt Utopie.

30.04.2019 12:48 • x 2 #2


A


Warum Ehe und Partnerschaft aber nicht Liebe?

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Markus0815
Zitat von Urmel_:
Weil, wenn man sozialen Errungenschaften wie die Ehe ihren Zweck absprechen will, was bleibt denn dann?.. Die Kinder.

Durchaus relevant in den ersten ~5-10 Jahren? Und auch dort braucht es ja auch vor allem eins: Liebe. Ist es gut für Kinder, wenn sich die Eltern lieblos behandeln? Wie wird dann wohl mit den Kindern umgegangen? Wie relevant ist es also wirklich, eine Ehe aufrechtzuerhalten, in dieser Situation?

Zitat von Urmel_:
Aber, was ist denn mit dem biologischen Anteil?

Sehr gute Frage! Ich habe aber eine noch viel wichtigere: Wie sieht es mit der psychologischen Gesundheit aller Beteiligten aus? Gerade Kinder werden vom Umgang mit Ihren Eltern geprägt. Damit werde ich jetzt bestimmt keinen Blumentopf gewinnen, aber vermutlich wäre es besser lieblosen Eltern die Kinder auch einfach wegzunehmen.

Aber diese Gesinnung hört sich ganz nach meinem Vater an, für den Kinder nicht genauso Mitmenschen wie Du und ich waren, sondern sowas wie Eigentum dass man sich so heranziehen darf wie man es für richtig hällt.

Zitat von Urmel_:
Eine Spaßgesellschaft, in der Mann und Frau gleich sind und in der beide ein 100 prozentiges Konstrukt der Sozilisierung sind, ist im gleichen Land zu Hause, in dem man im Sinne des Fortschritts keine Grenzen für unsere destruktiven, animalischen ENergien benötigt. Und das Land heißt Utopie.

Eine Welt in der Liebe die Basis ist, und nicht Leute unfair mit anderen umgehen und deren Inhalt als impulsgesteuertes oder Spaßgesellschaft abwerten, haben wir einen wirklichen Fortschritt.

Zitat von Urmel_:
hach, ich fliege zur nächsten Blume!

Ein gutes Beispiel für eine nicht liebenswürdige Person.

30.04.2019 13:00 • x 2 #3


Markus0815
Zitat:
Ein gutes Beispiel für eine nicht liebenswürdige Person.

Und jetzt die Preisfrage:

Warum um alles Welt würdest Du mit so einem Menschen weiter zusammen sein wollen? Du solltest doch der erste sein, der sagt, geh, wenn Du so bist! Und wie armselig ist es eigentlich, wenn er da bleibt, nur weil Ihr verheiratet seid?

30.04.2019 13:12 • x 2 #4


Urmel_
Ich glaube, dass die wichtigste Frage vorab wäre, was denn jetzt genau Dein Standpunkt ist?

Niemand hier wird gegen Deine Ansicht argumentieren, dass Liebe ein wichtiger Bestandteil einer wie auch immer gearteten Beziehung sein sollte.

Und niemand wird gegen Dich argumentieren, dass es auch schlechte Ehen gibt und das man diese dann auflösen muss.

Du stehst also für die Liebe. Stehen wir alle.

Und Du stehst jetzt grundsätzlich gegen die Ehe?

30.04.2019 13:18 • #5


Markus0815
Zitat von Urmel_:
Und Du stehst jetzt grundsätzlich gegen die Ehe?

Ich stehe eigentlich dafür sich klar zu machen, dass es nichts gibt dass etwas Verbindliches wie die Ehe oder ein Ja Wort rechtfertigt, und auch mal die Schattenseite davon gesehen werden muss.

Aus meiner Sicht sollte es nur um eins gehen:

Passt es für beide noch? Tun wir uns gut? Und wenn einer von beiden es nicht mehr so sieht, dann soll er den anderen aktiv gehen lassen. Und nicht erst morgen, sondern heute. Und für sich und für den anderen die Freiheit schafft, dass man nicht erst in diese psychischen Probleme kommt, die dieses zwanghafte Aneinderbeißen für mich mit dem Wort Ehe untrennbar verbunden ist.

Da geht es vor allem ums Emotionale, man kann ja weiter zusammen wohnen oder so... Partnerschaft ist für mich was ganz anderes und hat damit nichts zu tun.

Das geht für mich mittlerweile auch soweit, dass ich das ganze Seitensprungthema überhaupt nicht mehr verstehen kann. Wenn der Partner bei mir so viel vermisst, dann soll er doch wo anders eine erfüllende Beziehung finden, und vielleicht kann ich ja trotzdem die Liebe in anderer - nicht S. Form - behalten. Ist dass denn nichts? Was ist des denn außer meinem Ego, das sich einbildet er müsste sein Glück für immer in mir sehen? Ich habe mit meinem Ex immer noch Kontakt, und ich habe Ihn immer noch total gerne, und ich wünsche Ihm von ganzem Herzen dass er glücklich wird mit seinem neuen Lebensmittelpunkt. Denn mehr kann man meiner Ansicht nach nicht werden für einen Menschen: Der Lebensmittelpunkt, mit dem man zu aller erst seine Gefühle, Träume und Gedanken teilen will. Das mit dem S. kommt bei mir nur oben drauf.

Das ist für mich wirkliche Liebe.

Das ist für mich die Bedeutung von:
Zitat:
Was du liebst, lass frei. Kommt es zurück, gehört es dir - für immer.

30.04.2019 13:24 • #6


Urmel_
Zitat von Markus0815:
Aus meiner Sicht sollte es nur um eins gehen:

War zwar jetzt gar nicht Kern meiner Argumentation, aber was sollen Deiner Meinung nach Frauen machen, die bewusst auf 60-Wochenstunden-Jobs verzichten und lieber halbtags zur Arbeit gehen - oder gar nicht. Dies aber im Bund einer Ehe machen und somit eine Form der Sicherheit haben, falls sie sich irgendwann nicht mehr lieben?

Weil, falls einer von beiden einfach so geht, dann kann in der Regel dann die Frau schauen, wie sie von Luft und Liebe lebt.

Der Bund der Ehe hat nix mit Romantik oder Liebe zu tun, es geht um Versorgung und Kinder. Es ist ein Vertrag.

Und nimmst Du den Vertrag, dann nimmst Du Schutz. Und das Gegengewicht dazu soll Liebe sein?

Es hat schon seinen Grund, dass die Idee (!) der Ehe sich über sehr lange Zeit entwickelt hat und ein fester Bestandteil der erfolgreichsten Zeit der westlichen Welt ist.

Nur weil einem mal das Herz gebrochen wird, kann man nicht an den Grundfesten der Gesellschaft herumdoktoren. Auf Basis von Gefühlen.

Oder anders: Liebe ist für Kinder.

30.04.2019 13:39 • #7


Markus0815
Ich habe eigentlich nur über den Wert von Liebe etwas zu sagen, und komme in dein Fahrwasser erst durch den eigentlich Kern meines Beitrages: Ehe/Partnerschaft/Beziehung/... wird mit Liebe vermischt, auf eine in den Auswirkungen sehr destruktive Weise.

Jeder muss selbst entscheiden, wie sehr er das in seinem Leben zulassen will. Wenn alle Menschen das so sehen würden, sich dessen bewust währen wie Du, dass Liebe durchaus gegen diese Konzepte durchzusetzen ist, hätte ich hier keinen Beitrag zu leisten.

Alles was ich sagen will ist vielleicht: Vergesst nicht was Ihr verliert, wenn Ihr euch an diese Konzepte haltet. Entscheidet euch bewusst, was Ihr wirklich wollt, und was für alle beteiligten das Beste ist. Und erinnert euch an das Feuer und das Glück, die Leidenschaft einer neuen Liebe, wenn Ihr euch überlegt im alten Fahrwasser zu bleiben. Was bedeutet es für euren Partner, eure Kinder, euer Umfeld und einen möglicherweise neuen Partner, den Ihr so nicht kennen lernen werdet?

Ich bin recht entsetzt wenn ich ein Foto sehe, wie ich vor meiner Trennung drauf war. Fast 115 Kilo, keine Freunde, nur arbeit.

Und wofür das alles?

Zitat von Urmel_:
Es hat schon seinen Grund, dass die Idee (!) der Ehe sich über sehr lange Zeit entwickelt hat und ein fester Bestandteil der erfolgreichsten Zeit der westlichen Welt ist.

Nein, absoult nicht!

Heute verhungert keiner mehr, oder stirbt unbehandelt auf der Straße. Und Frauen dürfen sogar wählen und arbeiten!

30.04.2019 13:43 • #8


mafa
Ich hatte einmal Ehe und ich brauch sie nicht mehr ... wie soll man auch noch daran glauben .. selbst Scheidungskind .. kenne kaum eine Beziehung mit der ich tauschen würde ... ich glaube selbst nicht mehr an ein dauerhaftes Zusammensein .. vielleicht gibt es diese Menschen , ich bin es nicht ... im Endeffekt kostet mich das ganze nur ein Haufen Geld als es auseinander ging ... und wie oben geschrieben glaube ich durchaus das man ein sehr inniges Verhältnis zu mehreren Menschen haben kann.... ohne das Ego und ohne das besitzdenken, ich glaube das setzt aber eine ziemliche Reife voraus und ein stabiles Selbst

30.04.2019 13:53 • x 2 #9


Markus0815
Zitat von mafa:
ich glaube selbst nicht mehr an ein dauerhaftes Zusammensein

Ich schon! Und das weil ich erfahren habe wie sehr man mit einem Menschen verbunden sein kann, heißt für mich: Liebe und Nähe spüren. Ich bin mir bei einigen Menschen sicher, dass es sich vielleicht verlaufen könnte, wenn ich wieder so werden würde wie in der Zeit meiner Beziehung. Aber wenn ich den Kontakt halte wird es sich nicht nur ewig gut anfühlen, sondern auch bestehen bleiben.

Was gibt es wertvolleres?

Das einzige was mir gerade fehlt ist wieder jemand, für den ich Nummer 1 bin... Aber ich bin für ein zwei Menschen auf jedenfall Nummer 3 oder so, das ist auch schon toll!

Und jetzt gibts den Link doch noch:

30.04.2019 14:07 • #10


mafa
Schön das du das erlebt hast... daher kannst du auch dran glauben ... ich glaube nicht an Sachen von denen ich mein Leben lang nur das Gegenteil erfahren habe .. nichts ist für die Ewigkeit , alles ist in Wandel ... und eigentlich auch gut so

30.04.2019 14:14 • x 1 #11


Wurstmopped
Liebe ist doch für Kinder....und eine Ehe also vor dem Gesetzt regelt halt wichtige rechtliche Details!
Finde ich grundsätzlich Ok, wenn ich Frau wäre, würde ich sofort unterschreiben
Ich gehe seit Jahren zu keine kirchlichen Hochzeit mehr, die Gefahr den Probanden zurufen zu wollen, alles nur show hält eh nicht ist zu groß! ...aber hey, gei...les Fest und tolle Lokation ist so ne kirchliche Hochzeit auf jeden Fall!

30.04.2019 14:18 • #12


Markus0815
Dazu kann ich nur Dieter Lange zitieren
Zitat:
Wer als Mensch im Gedächnis bleiben will, muss einen anderen Menschen emotional erreichen.

Wer offen und an anderen Menschen ehrlich interessiert ist, der findet auch Menschen die einem das gleiche entgegen bringen.

30.04.2019 14:20 • #13


Wurstmopped
Zitat von Markus0815:
Dazu kann ich nur Dieter Lange zitieren

Wer offen und an anderen Menschen ehrlich interessiert ist, der findet auch Menschen die einem das gleiche entgegen bringen.


...nur die Beweggründe sind oftmals unterschiedlich und da wird es halt kompliziert!

30.04.2019 14:23 • #14


Markus0815
Zitat von Wurstmopped:
...nur die Beweggründe sind oftmals unterschiedlich und da wird es halt kompliziert!

In wie fern ändert das etwas daran, ob man irgendwann einen Menschen findet mit dem man sowas wie eine Seelenverwandschaft hat, und auf dauer Verbunden bleibt?

30.04.2019 14:29 • #15


A


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