Zitat von Hola15: Verschiebe nicht deine Grenzen um es zum Funktionieren zu bringen.
Das ist ein absoluter Schlüsselsatz, liebe Kim9.
Deinen Freund kannst und wirst du nicht ändern.
Du solltest aufhören das alles zu analysieren und dem sehr guten Rat von @Hola15 folgen: dir Gedanken machen, wie du leben willst - auf Jahre hinaus, womöglich ein Leben lang! - und wo deine Grenzen dessen liegen, welche Kompromisse du einzugehen bereit bist.
Mach dich ruhig auch mal schlau über psychische Gewalt in Beziehungen: www. re-empowerment.de da kannst du ein bisschen stöbern. Wirst wahrscheinlich einiges von dem wiederfinden, was du hier beschrieben hast.
Willst du Kinder? Welche Paarebene möchtest du denen mal vorleben?
Wenn du das für dich klarer hast, wie inakzeptabel viele Verhaltensweisen von deinem Freund sind, wird das eine sich selbst verstärkende Entwicklung bei dir in Gang setzen, welche zu mehr Selbstwert, besserer Grenzsetzung und steigender Lebensqualität führen wird. Und sehr wahrscheinlich zu einer deutlich schöneren Beziehung (allerdings nicht mit diesem Mann, denn wenn du dir einmal anfängst selbst etwas wert zu sein, wirst du nicht mal mehr im Ansatz akzeptieren, dass ein anderer dich derartig beschneidet und seinen Minderwertigkeitskomplex an dir ausagiert).
Du solltest anfangen, die Dinge zu tun, die du wirklich magst. Ausgehen mit wem du willst, mit Kollegen reden, mit dem Kellner schäkern, nach dem Kino bei deiner Freundin übernachten. Sche*ß auf seine Eifersucht, du hast vier Jahre lang Rücksicht darauf genommen, wenn er das immer noch nicht im Griff hat und dir nicht über den Weg traut, ist das definitiv nicht dein Problem und du solltest es nicht länger zu deinem machen.
Mach die Probe aufs Exempel, verhalte dich mit den üblichen Freiheiten wie in einer ganz normalen, vertrauensvollen Beziehung, dann wirst du schnell herausfinden, wie sehr er sich weiterentwickelt hat, oder auch nicht. Du kannst testen, wie tragfähig diese Beziehung ist... Wobei ich denke, dass du das eigentlich schon weißt. Wer ständig auf Eiern laufen muss, damit es irgendwie funktioniert und man nicht den Unmut, die emotionale Bestrafung oder sonstigen Unfrieden zu spüren kriegt, der weiß doch, dass er sich in einer Beziehung befindet, die nur deshalb noch besteht, weil er bereit ist dafür mit Selbstverleugnung zu bezahlen.
Sowas macht langfristig übrigens nicht nur klein und traurig und vorzeitig alt, sondern auch krank.
Im übrigen würde es mich überhaupt nicht überraschen, wenn sich letztlich herausstellt, dass er derjenige ist der dir fremdgehen wird, oder schon gegangen ist. Was ich denk und was ich tu, trau ich auch den anderen zu. Dass er ohnehin mit zweierlei Maß misst, hast du ja schon längst durchschaut.
Noch eins zu den schönen Ebenen, wegen derer du mit dem Gedanken an eine Trennung haderst (ich denke, es sind in Wahrheit deine eigenen Ängste bzw. fehlende Trennungskompetenzen, die dich bei ihm halten):
Stell dir eine Beziehung mal wie eine Torte vor. Besteht ja auch aus mehreren Ebenen. Der Bisquit ist spitzenmäßig, einfach köstlich. Und erst die Kirschen obendrauf, Hammer. Die Sahnefüllung allerdings ist leider verdorben und schimmelt grünlich vor sich hin.
Nach meiner Logik gehört die ganze Torte in die Tonne, wenngleich es mir um den Boden und die Kirschen mit Sicherheit furchtbar leid täte. Nach deiner Logik müsste man ja nur die schimmeligen Stellen ein bisschen abkratzen, oder vielleicht mit Schokosauce den fiesen Geschmack überdecken, außerdem kann es ja sein dass die Torte morgen doch wieder besser schmeckt als heute, weil als sie frisch war war sie doch auch so köstlich... ?
Eine Beziehung, liebe Kim9, soll dich für den Alltag stärken und dir Geborgenheit und Entwicklungsräume schenken. Sie darf aus guten und schlechten Zeiten bestehen, aber ihr Kern sollte immer die gegenseitige Fürsorge, Aufmerksamkeit und Schutz darstellen. Schraub mal deine Ansprüche ein bisschen höher und schau genau hin, was dein Freund dir zu bieten hat - und schau auch mal hin, was du dir leider hast bieten lassen.