Ich möchte nach (sehr) langer Zeit mal wieder etwas von mir lesen lassen...
Sehr viele Menschen - nicht nur hier im Forum - haben an meinem Weg teilgehabt und mich in dieser damals schwierigen Zeit aufgefangen, mir Halt gegeben und mich wieder in die Spur gebracht.
Mein Leben wurde vor mittlerweile über zwei Jahren einmal komplett auf Links gedreht.
In der Konsequenz musste ich leider auch erkennen, dass mir einfach der Mut gefehlt hat, hier etwas zu schreiben. Die Hochs und die Tiefs haben sich abgewechselt. Mehrere Verhandlungen vor Gericht, Schreiben der Anwälte und Gerichte hin und her, Urteile, Vorurteile, Berufsgenossenschaft, Krankenkasse, Versicherung, Ämter , Krankenhausaufenthalte, Reha, Behandlungen, Arztbesuche, ... Das hat mich immer wieder unangespitzt in den Boden gerammt - doch dann habe ich dieses eine Lächeln gesehen und die Welt um mich herum buchstäblich einfach vergessen. Klingt wie ein Klischee? Ja. Dazu stehe ich. Die Situationen, die mich runterziehen gibt es leider immer noch - das Lächeln ist aber eben nie von meiner Seite gewichen.
Ich musste für mich einen neuen Weg einschlagen. Ich kann die Vergangenheit nicht ruhen lassen - schon alleine der Quatschkasten erinnert mich jeden Tag daran - dennoch habe ich eine Zukunft vor mir.
Irgendwie kommt wohl auch das schlechte Gewissen dazu, dass ich nicht alles umgesetzt habe oder umsetzen konnte, was hier geschrieben wurde und ich am Ende dann doch meinen eigenen Weg gegangen bin. Manche von uns sind Herz-gesteuert, Andere bleiben auch in der größten Not rational und sachlich.
Natürlich sollte man heilen ... Natürlich sollte man mit sich ins Reine kommen ... Natürlich sollte man sich nicht Hals über Kopf in ein neues Abenteuer stürzen ...
Ein Teil von mir ist am 14.01.2022 gestorben.
Mein Leben betrachte ich seither wie ein Schiff, das im Hafen liegt - mit Tauen festgemacht. An jenem Tag wurden die Taue gekappt - plötzlich und ohne Vorwarnung... Vor mir lag nur die offene See. Im Nebel und ohne Orientierung steuerte ich einfach drauf los - dumm nur, dass so viel Gepäck an Land geblieben ist. Das ich auf dieses Gepäck aber gerne verzichten konnte und es am Ende auch gar nicht mehr nötig war ...
Mir dessen bewusst zu werden und es für mich selber zu akzeptieren war ein harter Kampf.
Ich habe viel zu spät gemerkt, dass darunter eben auch diese eine Person war, die nicht Mitsegeln wollte - sie wollte auch nicht zum Abschied winken.
Was bleibt?
Von K. habe ich mach dem 25.06.2022 (Schlüsselübergabe) nie wieder etwas gehört, gesehen oder gelesen. Ihr Vater ist letztes Jahr verstorben und ich habe ihrer Mutter eine Beileidskarte geschickt.
K.s Sohn hatte mir das berichtet - ich sehe ihn ab und zu und wir reden auch miteinander - nur nie über sie.
Einige Freunde und Bekannte von damals sind geblieben. Einige musste ich über Bord werfen. Es ist mein Leben und nur ich alleine entscheide, wer einen Platz auf diesem Schiff bekommt.
H. und ich sind viel unterwegs. Tschechien und Deutschland. Wir wohnen immer noch getrennt (so etwa 15km auseinander). Meine Wohnung ist näher bei meinen Kindern (die bald keine Kinder mehr sind). Wenn ich die Jungs alle zwei Wochen übers Wochenende habe, bin ich mit ihnen bei mir - sonst bin ich fast ausschließlich bei H. Wir bereisen die Welt und genießen die Auszeiten vom Alltag. Ich kann mittlerweile ganz gut Tschechisch (habe ja - unabhängig von ihr - schon vorher gelernt). Mag hart klingen: ich brauche sie nicht ... ich will sie in meinem Leben haben - naja - eigentlich - ich brauche sie schon... Sie stützt mich. Nicht nur mental, auch Wort-wörtlich - wenn das Gleichgewicht mal wieder rumzickt...
Tja und?
Meinen Quatschkasten trage ich jeden Tag. Es fühlt sich komisch an, wenn ich es mal vergesse. Ich trage ihn mit Stolz und wenn mich jemand ordentlich fragt, bekommt er auch eine ordentliche Antwort. Nur dieses Anstarren kann ich nicht ausstehen und dann kann ich auch echt ungemütlich werden ... Hören ist immer noch eine große Herausforderung und das wird sich nie mehr ändern.
Gleichgewicht ist auch so eine noch so eine eigene Sache. Es gibt gute und schlechte Tage. Wenn ich mich konzentriere laufe ich zumindest nicht wie betrunken durch die Gegend ...
Es gibt sicherlich auch weitaus Schlimmeres, aber ich wünsche niemandem, diese Erfahrungen machen zu müssen.
Vielleicht hilft es dem Ein oder Anderen auf seinem Weg, von meiner Reise lesen zu können.
Ich habe heute bewusst zurückgeblickt. Es tat nicht weh. Schwer war es dennoch.
Die See liegt friedlich im Sonnenschein vor mir. Sie kann aber auch ganz anders ...
11.10.2024 23:13 •
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