Zitat von NeuesMitglied: Mich würde zudem interessieren, wie lange ihr wirklich gebraucht habt, dies zu akzeptieren. Denn aktuell denke ich, dass ich es niemals ganz nachvollziehen kann. Habt ihr besondere Wege gefunden, die euch geholfen haben, damit umzugehen, ersetzt worden zu sein?
Ja, kenne ich. Einmal wurde ich gegen eine wesentlich jüngere Frau ausgetauscht, was mich sehr tief verletzt hat. Ich konnte schlecht damit umgehen und bekam sogar psychosomatische Beschwerden. Ich brauchte insgesamt gesehen zwei Jahre, bis ich mich wieder völlig gefangen hatte.
Das Problem, das ich auch bei Dir sehe, ist ein mangelndes Selbstwertgefühl. Wer ein stabiles Selbstgefühl hat, kann sich leichter abgrenzen, zu dem was passiert ist und lässt sich nicht gar so runterziehen. Das hatte ich damals nicht. Weder in der Beziehung und schon gar nicht, als er sich getrennt hatte.
Ich vermutete es schon, aber erst einige Wochen später erfuhr ich zufällig, dass er mit seiner neuen Freundin zum Skifahren weg ist. Ich sagte nur, ach so, nö, das wusste ich nicht, dass er eine neue Freundin hat und ging alsbald. Ich schätze, seine Kollegin hat nicht gemerkt, wie geschockt ich war. Unsere Beziehung hatten wir eh heimlich gehabt, worüber ich dann sehr froh war. Mitleidige Blicke von Kollegen, Häme, wäre noch eins drauf gewesen
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Er hatte sich getrennt mit dem Argument, wir passen nicht zusammen, womit er nicht Unrecht hatte. Von seiner neuen Flamme hatte er ncihts gesagt, aber ich hatte es diffus schon gespürt. Dennoch, als ich es dann erfuhr, war das wie ein Schlag mit der Keule und zog mich total runter.
Ich kam nur sehr schwer damit zurecht und das einzige was half, waren Kontakte zu Freunden, viele Unternehmungen, die auch mein Selbstgefühl ein wenig aufmöbelten und mein Stolz. Nichts anmerken lassen, Kopf hoch und diesem Typen keinesfalls hinterher laufen.
Tja, ich war halt abserviert, nicht mehr gebraucht, fühlte mich benützt und ausgetauscht. Aber das lag eben auch daran, dass ich damals schlecht in der Lage war, mit wirklich selbst zu helfen.
Immer wieder heulte ich und ich konnte über Monate nicht an dem Supermarkt vorbei fahren, in dem wir öfters eingekauft hatten. Zu schmerzhaft, zu viele Erinnerungen, die das Gefühlsgedächtnis wieder hervor kramte und wieder Tränen. Das ersparte ich mir bis ich wieder stabiler war.
Man kommt darüber hinweg, aber es braucht Zeit, viel Zeit. Vergiss nicht, Du fühlst Dich verarscht und belogen und bist massiv in Deiner Ehre gekränkt worden. Das ist schwer verdaulich.
Sie geht locker flockig weiter und marschiert fröhlich zum Next.
Wie ging es aus? Ungefähr zwei Jahre später, ich war so weit über den Berg, heirateten die beiden. Das glückliche Paar nach dem Standesamt. Ich wünschte ihm nichts Gutes und gab auch kein Geld zu einem Geschenk, was aber keiner merkte. Er war es mir nicht wert, einen Obulus zu seiner Hochzeit zu geben und strafte das Sparschwein im Kollegenkreis mit Missachtung.
Alles gut bei ihm? Wohl doch nicht, denn wenige Jahre später war er geschieden. Warum, weiß ich nicht, ich habe auch nicht danach gefragt, es war mir egal, aber ich wollte nie mehr was mit ihm zu tun haben.
Seine Pläne, Frau, drei Kinder, die er im Kopf hatte, erfüllten sich nicht. Er kaufte ein Haus und irgendwann sah ich ihn mal mit einer anderen. Wie er jetzt lebt, weiß ich nicht, es spielt keine Rolle für mich.
Es gibt nämlich einen Menschen, der wichtiger ist als er. Ich selbst. Bitte vergiss nicht. Die Trulla kannst Du ziehen lassen , sie taugt nicht, lügt, betrügt und dass sie Dich verletzt hat, spielt gerade keine Rolle für sie, denn sie ist voll mit neuen Plänen und mit dem Neuen.
Begib Dich nicht in die Opferrolle, denn wenn Du das tust, erholst Du Dich um so schlechter. Ein Opfer tut nichts, es bewegt nichts, denn es leidet ja nur. Die Opferrolle macht statisch und unbeweglich.
Mach dir lieber Gedanken, was zur Trennung geführt hat, aber grenze dich innerlich ein wenig ab.
Du bist vereltzt, aber das ist nicht das Ende Deines Lebens.
Meistens gedeihen warme Wechsel nicht. Es wurde nichts aufgearbeitet, es wurde nicht nachgedacht, sie folgte nur ihren Gefühlen und für Dich ist es, als ob sie über Leichen geht. Was gar nicht so unwahrscheinlich ist, im übertragenen Sinn. Sie lässt einen einstmals geliebten Menschen zurück und Schuldgefühle, die vielleicht irgendwann hoch kommen werden verdrängt. Ich hatte vollkommen Recht zu gehen, das mit dem war nichts mehr. Aber verdrängte Schuldgefühle sind fies, sie wirken aus dem Verborgenen und können Nachfolgebeziehungen boykottieren und auch kaputt machen. Ach, der Neue ist auch nicht nur toll usw. Auf Scherbenhaufen und unfairem Verhalten ein neues Glück aufbauen zu wollen, funktionier meist nicht.
Aber das sind Hypothesen
Sie hatte einen Vorsprung. Ihr neues emotionales Nest stand bereit und sie hat über Euch entschieden. Was Dich so schmerzt, ist auch die Ohnmachtsrolle, in die Du gedrängt wurdest.
Du kannst nichts bewegen, Du musst es schlucken.
Das blockiert natürlich auch. Stell Dir vor, dass Du nun über Wochen auf einem alten Stück Fleisch rumkaust. Das sorgt nicht für Wohlbefinden.
Aber vergegenwärtige Dir bitte auch, dass sie es nicht wert ist, dass allein sie über Dein Wohl und Wehe entscheidet. Sie ist es auch nicht wert, jetzt in Depressionen zu versinken.
Aktiviere Deinen Stolz und hole dir Deine Würde zurück. Du hast sie nicht verloren, sie wurde nur getreten und zog sich beleidigt und geprügelt zurück.
Daher Selbstmitleid möglichst vermeiden. Sie hatte ihre Gründe, die Dich nicht zu interessieren brauchen, denn Du hast nur Ausschnitte kennengelernt und sie konnte sich trennen, so schwer das auch ist.
Also gib nicht auf. Dein Leben geht weiter. Und denke immer daran, das Leben schafft Ausgleich. Es kommen glückliche Zeiten für Dich während sie dann vielleicht gerade leidet. Das half mir damals, denn auch für sie wird nicht nur die Sonne scheinen.
Hol Dir ein wenig Sonnenschein für Dich zurück. Und immer den Kopf hoch tragen. Vergiss nicht, Du hast eine Krone. Setz sie auf und trage sie mit Würde. Übe das.
Deine Körperhaltung wirkt auch auf die seelische Empfindung zurück. Es hängt alles zusammen. Je mehr Du Dich um Dich kümmerst, desto besser für Dich. Lass sie ihr Leben leben, spioniere nicht hinterher. Sie hat nur eines getan: Sich von dir zu trennen, aber das bringt Dich nicht um. Es kommen bessere Zeiten für Dich.
Wenn Du sie jetzt hassen solltest und ihr wünscht, dass sie die Krätze kriegt, mit dem Auto verunglückt und im Rollstuhl sitzen soll, dann lass die Gefühle zu. Sie sind auch ein Baustein in dem Prozess, der vor Dir liegt.
Google mal über Trauerphasen, da kannst Du nachlesen, wie das normalerweise abläuft.
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