Guten Tag allerseits,
kurz zu meiner Vorgeschichte. Ich bin fast 12 Jahre mit meiner letzten Beziehung zusammen gewesen. Seit knapp 3 Jahren bin ich getrennt, wobei wir uns schon die zwei letzten Jahre der Beziehung ziemlich auseinander entwickelt hatten, für mich kam das ganze also jetzt nicht plötzlich.
Frei gewesen für etwas Neues war ich also relativ schnell bereits. Mir gelingt es generell gut, mit Dingen, die nicht passen abzuschließen. .dachte ich jedenfalls.
Im März hatte meine Tante, die ein kleines Unternehmen führt, eine Feier. Ich war auch dort, wobei die Feier eigentlich nur für Mitarbeiter gedacht war. Die Frau, um die es geht, war auch dort. Sie hat bei meiner Tante gearbeitet. Sie ist 34 Jahre alt, ich bin 42.
Ich fand sie sofort sehr sympathisch und anziehend, von ihrer Art her, obwohl sie ganz und garnicht dem Ideal entsprach, das ich eigentlich immer dachte, was so mein Typ wäre. Wir kamen ins Gespräch, tauschten aber noch keine Nummern. Ich fuhr die Woche drauf nochmal in die Firma, um bei meiner Tante etwas abzugeben. Bei der Gelegenheit sprachen wir kurz und sie fragte, ob wir unser Gespräch nicht woanders fortführen wollten. Also tauschten wir Nummern.
Ich hatte an diesem Abend das Gefühl, hier entwickelt sich etwas sehr Schönes. Zuhause angekommen, ging das typische Geschreibe per WA los, nicht übermäßig, aber man tauschte sich eben so aus.
Was ich damals eher noch als sympathisch einstufte, leuchtet heute natürlich als große rote Glocke auf. Ich schlug vor, wir könnten an einem nahe gelegenen See spazieren gehen das Wochenende drauf. Ich ließ offen, an welchem Tag. Sie meinte, sie wäre leider die kommenden vier Wochen bereits komplett verplant. Das fand ich natürlich schade, dachte aber positiv, eine Frau, die aktiv ist, klingt erstmal nicht schlecht. Unter der Woche lehnte sie generell Treffen ab, das sei ihr zu stressig. Was ich heute weiß und damals nicht näher hinterfragte: Ja auch unter der Woche war sie mit Freunden viel unterwegs. Also die Zeit war generell schon da, nur die Prioritäten einfach anders gelagert würde ich aus heutiger Sicht sagen.
Um es kurz zu machen trafen wir uns nach fünf Wochen (!) das erst Mal und waren anschließend fast jede Woche im Zeitraum von knapp zwei Monaten unterwegs am Wochenende. Sie war aber immer terminiert, also wir hatten immer nur 2-3 Stunden Zeit. Aus damaliger Sicht fand ich die Zeit einfach kostbar, hoffte immer, dass es einfach mal mehr wird, aus heutiger Sicht: Große rote Alarmglocke.
Aus heutiger Sicht fiel mir auf, dass fast alle Vorschläge von mir umgeschmissen wurden. Schlug ich vor, spazieren zu gehen, wollte sie lieber was trinken, schlug ich vor dass wir zusammen mal weg fahren, wollte sie lieber irgendwas anderes mit mir machen. Ich machte das ja auch möglich. Aber was auch auffiel. wollten wir uns um 15 Uhr treffen, wurde es plötzlich 16 Uhr von ihrer Seite aus, oder sie wollte das Treffen vorziehen, um hinterher noch mit Freunden etwas zu machen.
Man muss dazu sagen, meine Dating Erfahrung und die damit auch oft genannten Red Flags, die ich erst im Nachgang gelesen habe, waren mir nach 12 Jahre Beziehung allesamt keine Begriffe. Aus heutiger Sicht hätte ich sicherlich viel früher Alarmglocken läuten hören.
Ich hatte damals die Vermutung, dass da noch jemand anderes im Spiel sein könnte oder irgendwas in diese Richtung. Der Sache entgegen stand allerdings, dass sie sich nahezu immer in der Öffentlichkeit mit mir traf, uns sahen auch viele Leute. Wir leben hier in einer 7000 Einwohner Gemeinde, da kennt man sich. Aus dem Grunde und weil ich das Thema natürlich auch mal ansprach, verflogen diese Bedenken schnell. Zudem wusste meine Tante, dass wir Kontakt haben, die Mitarbeiter dort auch, die quasi im Ort verstreut wohnen. Also das wäre sehr sehr komisch gewesen.
Nach allen Treffen schrieb sie mir jedesmal, wie toll sie mich fände, ich sei so der perfekte Mann, der ihr gut tue und sie mich gern näher kennenlernen wolle. In den Treffen selbst nahm ich sie allerdings als auffallend distanziert wahr. Es war, als schrieb mir da jemand und traf mich jemand anderes. Das Verhalten passte überhaupt nicht zu dem, was sie schrieb.
Es ergab sich dann endlich mal eine Situation, in der ich ihr sagte, was ich für sie empfinde und dass ich das ganze gern etwas verbindlicher hätte und sie gern auch richtig kennenlernen mag, nicht nur so alle 2-3 Wochen mal für ein paar Stunden etwas unternehmen. . . sie meinte zu mir, dass sie viel Zeit um Kennenlernen brauche und mich sehr gern habe, was für sie schon mal wichtige Voraussetzung sei. Aber das sei ihr alles noch zu früh derzeit. Ich akzeptierte das und für mich war das ok, sich erst mal nach ihren Regeln weiter zu treffen.
Mir fiel erst mal nichts auf, sie schrieb weiterhin jeden Tag und weiterhin unverändert. Das nächste Treffen allerdings sagte sie spontan ab, was für mich unglaubwürdig war. Angeblich sei eine Hochzeit schon länger geplant gewesen, hätte sie angeblich vergessen. Trotzdem spürte ich schon, dass sie sich jetzt aus der Sache irgendwie raus zog. Ich teilte mein Gefühl diesbezüglich auch mit. Von ihr kam dann lediglich, dass sie derzeit mit sich zu tun habe, mich weiterhin toll fände, also an mir läge das alles nicht, aber sich erst mal um sich kümmern müsse, ihr gehe es mental auch nicht so gut. Ich bot ihr an, dass ich für sie da bin, wenn etwas ist, meldete mich aber jetzt auch nicht ständig, zumal ich bei ihr ohnehin das Gefühl hatte, dass sie mir vieles nicht mitteilen wollte und je mehr ich mich melden würde, desto mehr ginge das nach hinten los.
Ich hakte das ab, da von ihr immer weniger kam, aber weiterhin bestand durchaus konstanter Kontakt per WA. Ich konzentrierte mich im August wieder auf mich und das gelang mir auch wirklich gut. Meine Hobbys, Freunde, rückten wieder nach vorn.
Sie meldete sich schlagartig eines Tages dann garnicht mehr bei mir. Auf meine Nachfrage, ob alles ok sei zwei Wochen nach Funkstille, kam wieder, dass es nicht an mir läge und sie sich wieder melde, wenn sie wieder stabil sei.
Dabei blieb es. Es kam nichts mehr. Anfangs starrte ich täglich, stündlich aufs Telefon und erhoffte mir eine Nachricht, aber es kam einfach nichts mehr. Blockiert war ich nicht, ich sah regelmäßig ihren WA Status.
Ich hatte die nachfolgenden Wochen das Gefühl, dass ich sie vergessen hatte. Im Oktober dann aber hatte ich zwei Wochen Seminar und war in einem Hotel. In der Zeit erwischte ich mich, wie ich ständig abends, als ich allein war, plötzlich über sie, ihr undurchsichtiges Verhalten mir gegenüber nachdachte und es kam alles hoch. Wieso fand sie mich so toll und brach dann den Kontakt zu mir ab. Wieso so plötzlich ohne Grund.
Hinzu kam, dass ich auf ihrem Instagram Konto sah, wie sie Urlaubsbilder hochgeladen hatte, die mussten neu gewesen sein. Die Bilder waren teils so zugeschnitten, dass man nicht erkennen konnte mit wem sie im Urlaub war, aber jedenfalls sah sie mir nicht danach aus, als ob sie jetzt wahnsinnig viele Probleme verarbeiten musste. Natürlich hat das eine mit dem anderen nicht zwangsläufig etwas zu tun, aber meiner Interpretation nach sah das eher nach Party aus. Müsste irgendwo auf Mallorca gewesen sein, denke ich.
Mit dem Zeitpunkt war mir klar, sollte sie sich noch mal melden, was ich nicht völlig ausschließe, jedenfalls ist das Risiko sich zu begegnen äußerst hoch, sie arbeitet nach wie vor bei meiner Tante. . .werde ich nicht mehr darauf eingehen, weil mir die Person nicht gut tut. Das zeigt sich jetzt.
Mit den Bildern kamen auch alte Gedanken wieder hoch, unsere vielen tollen Gespräche. Und das Vertraute. Auf der anderen Seite aber diese völlig verschiedenen Gesichter. Das merkwürdige Verhalten, das Unverbindliche. Wieso hat sie nicht einfach klar gesagt, kein Interesse zu haben, wieso dieses Warmhalten und dann doch nicht mehr melden.
Ich wusste schon, dass sie mir sehr viel mehr bedeutet hat als ich ihr. Aber ich dachte eigentlich auch, das längst durch sachliches Nachdenken verarbeitet zu haben.
Ich merke seit meinem Seminar, wie stark mich das doch beschäftigt. Ich merke auch, dass ich so tief drinnen bin in den Gedanken, dass ich garnicht merken würde, wenn mir jemand über den Weg laufen würde und sich neue Chancen ergeben würden.
Bei diesem ganzen hin und her und natürlich auch der klaren Sichtweise, dass wir überhaupt nicht zusammen gepasst hätten, überlege ich gerade. . wieso ich dieser Begegnung so nachtrauere, wieso ich so zweifel - auch an mir.
Fehlt mir die Dating Erfahrung? War ich wirklich so verknallt? War es die Ablehnung an sich und garnicht so sehr die Person?
Ich weiß es nicht, vielleicht hat jemand nach dem vielen Text noch ein paar Gedanken oder Anregungen für mich.
17.11.2023 14:55 •
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