Hallo zusammen,
ich (33) bin gerade von meinem Partner (35) verlassen worden. Da es mir darüber sehr schlecht geht und ich Antworten/eine Außensicht suche, um alles gut betrachten zu können, möchte ich hier mal meine Geschichte aufschreiben und gern Außenmeinungen zu den Fragen:
1) War das eine toxische Beziehung?
2) Was soll ich jetzt tun? Ich liebe ihn noch immer.
Weiterhin ist mir klar, dass ich auch eigene, deutlich ängstliche Anteile in der Beziehung habe, die ich gern reflektieren möchte.
Wir beide haben uns in 2020 online kennen gelernt und gleich viele Gemeinsamkeiten entdeckt - u.a. arbeitete er in derselben Branche wie ich und hat mich hier viel bewundert, da ich sehr erfolgreich bin und war in meiner Arbeit. Zu Anfang kamen jeden Tag sehr viele Nachrichten, die auch gleich sehr nah waren. Innerhalb der ersten zwei Monate wurde von einer gemeinsamen Wohnung und Heirat gesprochen, da hatten wir uns erst ein paar Mal gesehen. Ich war noch skeptisch und deswegen zurückhaltend, habe ihm das einmal auch gesagt. Daraufhin hat er mir deutlich gemacht, dass er eine stabile Beziehung möchte, ich in mich gehen und prüfen soll, was ich will. Daraufhin 2 Wochen kein Kontakt. Der erste Kontakt ging wieder von ihm aus mit neuer Telefonnummer. Ich hatte ihn in der Zeit vermisst, komme aber eigentlich mit Kontaktabbrüchen nicht gut klar und war deswegen auch wütend. Ihn schien die Zeit nicht irritiert zu haben. Wir fanden danach langsam wieder zusammen - und bald startete wieder der Turbo. Es wurden Wohnungen in einer anderen Stadt angeschaut, obwohl es gar nicht sinnvoll wäre, dorthin zu ziehen (z.B. Pendelei). Es wurde dann wieder von Heirat und Kindern gesprochen. Diesmal war ich nicht so vorsichtig, sondern fand das schmeichelhaft und dachte, er sei sich wirklich sicher mit mir. Es gab allerdings auch wieder Phasen, insbesondere, wenn ich einige Tage bei ihm war, da wurde er distanzierter und genervter. Insbesondere nervte ihn, wenn ich emotional wurde, das hieß vor allem, wenn ich über das schnelle Tempo und eigene Unsicherheiten sprechen wollte. Ich tendiere hierzu in Beziehungen und bin auch eine emotionale Person, die auch Stimmungsschwankungen hat. Sicher ist das für jemanden, der komplett anders tickt, schwierig auszuhalten - ich kann es aber nur bedingt ändern und es ist mir auch wichtig, mich meinem Partner gegenüber verletztlich zeigen zu können.
Im letzten Herbst gab es dann einen Schicksalsschlag in meiner Familie, ein plötzlicher Tod; ich habe denjenigen aufgefunden. In dieser Zeit war mein Partner nicht für mich da, meldete sich immer weniger bei mir, fragte auch kaum, was los sei. Ich habe darauf sehr ängstlich reagiert und konnte kaum mehr abschalten. Gleichzeitig war es ihm wichtig, meine Eltern kennenzulernen, wir fuhren dann dahin, stritten uns dort aber erneut wegen einer Banalität (aus meiner Sicht) - ich hatte ihn in der Nacht angesprochen und aufgrund seiner Schlafstörungen reagierte er sehr ungehalten. Am nächsten Tag wollte er deswegen sofort wieder fahren; ich konnte ihn jedoch zum Bleiben bewegen. Die Zeit danach verlief ähnlich - weniger Melden seinerseits, mehr Angst bei mir. Letztlich konnte ich es nicht mehr aushalten und machte damals eine Szene, verließ die Wohnung. Wir trennten uns, ich bereute schnell, aber er wollte nicht mehr. Nach einigem Hin und Her dann Funkstille. Mir ging es schlecht, aber ich rappelte mich wieder hoch. Ca. 4 Monate später kamen dann vermehrt Nachrichten, dass er mich vermisse. Er hörte sich in seinen Nachrichten recht reflektiert zu seinen Anteilen der Beziehung an. Auch ich hatte reflektiert. Deswegen gaben wir dem eine neue Chance.
Nun zum aktuellen Verlauf: es war wieder ein Turbo - ich wurde zu Anfang wieder wochenlang mit Nachrichten überhäuft, es gab Geschenke, teure Urlaube. Ich zog berufsbedingt mehr in seine Nähe und bei ihm ein. Ihm war wichtig, dass das nun unsere Wohnung war, wenn ich bspw. aus Versehen mein und dein sagte, verletzte ihn das. Auf dem neuen Job hatte ich verschiedene Herausforderungen, die ich schwierig fand, sodass es mir emotional schlechter ging. Das nahm er persönlich - ich hätte ja keine Probleme, was könne er besser machen, damit es uns besser geht. Wir hatten zwischendrin auch sehr gute, stabile Zeiten. Meist hatten wir ca. einmal im Monat eine Auseinandersetzung, die etwas doller war. Für mich sind Auseinandersetzungen per se kein Problem, für ihn schon - Hintergrund: Scheidungskind, Eltern wohnten lange für ihn zusammen, er kennt eigentlich keine guten Konfliktlösungen. Meine Idee ist, dass er in diesen Momenten sehr ängstlich wird und darüber wütend reagiert.
Unsere Streitigkeiten liefen meist so ab, dass er sehr ruhig und kalt zu mir war, und in den nächsten Tagen deutlich zurückgezogen war und mir gegenüber mauerte. Ich habe nichts gegen Cool Off nach Streit, aber diese Zeiten waren für mich die Hölle. Ich kam nicht an ihn ran, er meinte zu mir, er würde dann Ruhe brauchen und von selbst kommen. Das schaffte ich in der Zeit immer besser - ihn in Ruhe lassen und von selbst kommen zu lassen. Hier lernten wir beide im Verlauf viel dazu. Auch bei mir gab es schwierige Situationen, die ich auslöste. Aufgrund meiner Vorgeschichte mit Betrügen in Beziehungen reagierte ich sensibel auf bestimmte Situationen - z.B., als er in der Sauna mit Frauen zusammen rauchte, nachdem wir jeder 1 h unser Ding gemacht hatten. Ich war dann getriggered, weil es ähnliche Situationen in meiner Vergangenheit gab, und musste mich zurückziehen, war sehr grantig zu ihm. Das war für ihn sicher auch nicht einfach, solche Situationen zu handlen, aber auch hier konnten wir gut sprechen und einen Weg finden, wir haben letztlich im positiven Sinne sogar Witze über diese Situation gemacht.
Die aktuelle Abwärtsspirale begann im Dezember mit kleineren Auseinandersetzungen und Reibereien. Er hat mir u.a. Dinge vorenthalten. Gleichzeitig war bei ihm und mir auf der Arbeit großer Stress. Er hat das aber lang verleugnet. Wir hatten einen Urlaub, in dem ich dann abends häufig mit ihm über die Beziehung sprechen wollte. Im Nachhinein sehe ich, dass das nicht gut war - er hasst das, weil er dann abends nicht einschlafen kann. So waren wir beide nach dem Urlaub, der zusätzlich stark durch Familienprogramm geprägt war, völlig fertig. Zur Vorbereitung eines sehr wichtigen Gesprächs auf der Arbeit zog ich dann erstmal 1 Woche in meine alte Wohnung, wo ich mich besser konzentrieren konnte. Nach dieser einen Woche und dem erfolgreichen Gespräch war er wieder offen, überschüttete mich mit Liebesbekundungen. Ich kam dann zu ihm, wir waren ganz warm miteinander, wie wir es immer in guten Zeiten sind. Es ergaben sich aber viele Neuerungen bei mir auf Arbeit, u.a. eine interessante Beförderung woandershin. Ich fragte mehrmals, ob er das mitmachen würde, was er bejahte. Mich belasteten diese vielen Wechsel auf der Arbeitsebene aber und ich wurde ungehaltener. In einem Streit, kaum eine Woche später, sagte ich zu im im Affekt Warum verhältst du dich manchmal wie ein Ar.?. Daraufhin wies er mir die Tür und ging, ohne Erklärung oder Versöhnung, mitten in der Nacht ohne Sachen zu einem Freund. Er meldete sich 3 Tage nicht, das war die Hölle für mich. Als er wiederkam, sagte er mir, dass er nun in unterschiedlichen Wohnungen leben wolle. Wir besprachen das nochmal und entschieden uns dafür, dass wir es doch noch mit dem Gemeinsamwohnen versuchen wollten. Zwei Tage danach schrieb er mir auf einmal wieder, wie sehr er uns vermisst, kam zu mir, wir schliefen miteinander. Drei Tage danach wiederrum war ich nach einem langen Tag sehr unausgeglichen und wollte ihm das sagen. Gleichzeitig war mir die vorherige Zeit noch in den Knochen gesessen und ich fragte mich, ob er meine emotionale Art überhaupt annehmen kann. Ohne, dass ich das wollte, entglitt dieses Gespräch in eine zwei-dreistündige Auseinandersetzung bis tief in die Nacht. Mehrmals fragte ich, dass wir bitte aufhören, bis wir uns besser fühlen. Er warf mir jedoch vor, überhaupt nicht dankbar zu sein, sagte mir, die Beziehung sei Gift für ihn, und er wollte jetzt allein in der Wohnung bleiben.
Am nächsten Tag hatte er Langdienst, sodass wir nichts besprechen konnten. Ich wollte zumindest noch einmal die Chance geben, diese Entscheidung gut zu besprechen, und habe ihm Frühstück gemacht. Wir haben ein bisschen hin- und hergeredet über andere Sachen und sind danach ins Kino. Währenddessen keine Berührung, kein Kuss, kein Gespräch. Ich habe ihn aber erstmal so gelassen - wir schliefen in getrennten Zimmern. Am nächsten Tag verließ er die Wohnung ganz früh, verwehrte mir den Kuss beim Abschied. Dann schrieb ich, ob ich ihn besser allein lassen und die Wohnung verlassen soll, was er gerade von mir braucht. Er meinte dann, er sei total geschlossen und kühl mir gegenüber, er wüsste es nicht. Nach einem längeren Textdialog entschied ich dann, am nächsten Tag in meine eigene Wohnung zu fahren. Er meldete sich noch sporadisch bei mir.
Es ging dann zuletzt darum, dass meine Eltern uns beiden einen Urlaub geschenkt hatten. Deswegen meldete ich mich bei ihm. Er schlug diesen Urlaub begründungslos aus. Nach einem Tag erfuhr ich durch Zufall, dass seine Oma eine schwere Diagnose bekommen hatte, und er (da professionell hier versiert) bei ihrer Versorgung mithelfen müsste. Hintergrund: mein Partner kommt aus einem anderen Land mit schlechter Versorgung, und da hat er sich sicher familiär verpflichtet gefühlt. Das hat er mir aber recht spät kommuniziert, sodass ich schlecht vor meinen Eltern dastand. Diese waren außer sich. Letztlich habe ich ihm geraten, das offen meinen Eltern zu kommunizieren, was er auch getan hat. Überdies hatte er keinen Kontakt mit mir, außer sporadisch zum Zustand der Oma. Über den gesamten Urlaub (7 Tage) hat er sich nicht bei mir gemeldet, obwohl er die ganze Zeit online ist. Ich habe ihm einmal ein Ultimatum gesetzt, dass ich gern nach dem Urlaub mit ihm konstruktiv sprechen möchte, oder meine Sachen nehme und gehe. Darauf keine Antwort. Auf eine weitere Nachricht meinerseits 4 Tage später nur eine nette kurze. Als ich gelandet war, wollte ich nun wissen, ob wir uns am kommenden Tag für das Gespräch sehen. Er sagte, er habe die Nachricht bekommen, komme aber erst 4 Tage später zurück. Da war ich außer mir und fragte, ob wir uns denn noch sehen und konstruktiv miteinander sein können. Da sagte er, er sei nicht der Meinung, wir könnten etwas Konstruktives erreichen - wir seien sehr verschieden, das führe zu Erschöpfung. Er habe mich lieb und denke, wir werden uns wiederbegegnen. Das wertete ich als Trennung und sagte, ich werde dann meine Sachen holen - dazu sagte er nichts mehr.
Ich danke allen, die bis hierher gekommen sind!
Wie seht ihr das Ganze? Was soll ich nun tun? Ich bin unsicher, ob ich am Wochenende wirklich meine Sachen holen soll. Ich habe das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben. Wie steht ihr zu den Fragen oben? Ich danke euch für jegliche Außensicht, mein Kopf ist sehr chaotisch im Moment.
25.02.2022 11:13 •
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