Hallo,
danke für die Aufmerksamkeit und die Zeit, die Du Dir nimmst, um dieses Thema näher zu betrachten.
Ich (M, 20) habe mich vor kurzem von meiner fast vierjährigen Freundin (auch 20) getrennt und kann mir keine Antwort auf die Frage geben, ob es die richtige Entscheidung war.
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Im Grunde genommen hatten wir eine nahezu unbeschwertes Verhältnis zueinander. Das sage ich befreit von rosaroter Brille, möchte ich behaupten. Wir konnten über alles sprechen, blind aufeinander vertrauen, jeden Moment miteinander teilen, haben uns gegenseitig in schwierigen Zeiten immer die Hand gereicht, waren immer füreinander da, hatten keine Geheimnisse und es gab keine Eifersucht. In der gesamten Zeit haben wir uns vielleicht zwei Mal ernsthaft gestritten und immer Verständnis für den Standpunkt des anderen gehabt und entsprechend schnell wieder zueinander gefunden. Wir waren alles für den jeweils anderen, kein Mensch stand einem von uns jemals so nah. Wir waren förmlich Seelenverwandte. Wir sind beide unheimlich an dieser Beziehung gewachsen und Erwachsen geworden (sofern man mit 20 Jahren von Erwachsen-sein sprechen möchte, jedenfalls empfinde ich so). Ich bin mir sicher, dass wir beide es niemals dort hingeschafft hätten wo wir jetzt sind, wenn wir uns nicht so unterstützt hätten.
Aber wieso habe ich mich entschieden diese Beziehung zu beenden?
Abseits von all dem war das Thema S. eine riesige Schwierigkeit für uns. Wir haben beide miteinander unsere S. erst kennengelernt (ca. vor 3 1/4 Jahren). Wir hatten keine Scham voreinander *beep* zu sein, obwohl wir beide, insbesondere ich, nicht zu 100% mit dem eigenen Körper zufrieden sind, aber das hat keine Rolle gespielt. Ich meine, ich besuche bis heute nur äußerst ungern ein Schwimmbad und entziehe mich dem so gut ich nur kann, doch mit ihr war es mir egal. Jedenfalls stellte ich bei der Entdeckung meiner S. fest, dass ich gerne S. mit ihr habe. Dieses Gefühl lies bei ihr bis zuletzt auf sich warten.
Wir hatten in den fast vier Jahren insgesamt drei Gespräche, in zweien erklärte sie, dass sie dabei nichts tolles empfindet, sie es aber gerne weiter probiert, denn man müsse als Frau erst lernen S. toll zu finden, sagte sie. Zwei Jahre war das zweite von insgesamt drei Gesprächen her und es schien als wäre alles gut. Wir hatten regelmäßig S. und es schien ihr zu gefallen. Sie sagte mir was ihr gefällt, nicht gefällt und ob sie einen Höhepunkt hatte oder nicht. Wir sprachen regelmäßig über dieses Thema und ich glaubte es abgeschlossen.
Doch an dem Tag als wir uns entschieden uns zu trennen, da platzte alles aus ihr raus. Sie versuchte S. toll zu finden, probierte sich selbst zu befriedigen und nahm seit einiger Zeit sogar Lust fördernde Wirkstoffe zu sich. Diese Stoffe nahm sie heimlich und das alles ohne Erfolg. Sie brach in Tränen aus und sagte, dass sie nicht mehr länger kann, dass sie sich seit Ewigkeiten dazu nötigt mit mir zu schlafen, weil sie einfach keine S. Anziehung empfindet. Sie entschuldigte sich, das nicht schon vorher angesprochen zu haben. Sie hatte die Hoffnung nicht aufgegeben und Angst gehabt, dass unsere Wege sich trennen, wenn wir in diesem Punkt nicht auf einen gemeinsamen Nenner kommen. Und diese Angst die hatte ich auch, besonders bei unserem zweiten Gespräch, nach dem alles perfekt schien. Jedenfalls empfindet sie diese Anziehung auch gegenüber keinem anderen Mann, sie hat herausgefunden, dass sie geschlechtslos ist.
Ich habe ihr nie Druck gemacht oder sie dazu gedrängt. Nur bei diesen Gesprächen habe ich erklärt, welchen Wert unser S. für mich hat und das es für mich das intimste aller Gefühle ist. Sie entschuldigte sich aufrichtig, das bloß gespielt zu haben, sie habe versucht es sich selbst schön zu reden. Und das war wie ein Schlag ins Gesicht, mein Herz rutschte förmlich in die Hose. Ich fühle mich in diesem Belangen nicht hintergangen, ich meine, ich verstehe, wieso sie das getan hat. Trotzdem war ich zutiefst enttäuscht.
Sie hat in unserem letzten Gespräch sogar eine offene Beziehung vorgeschlagen, in der ich ruhig mit anderen Frauen schlafen solle, nur bitte ohne das sie es mitbekommt. Aber das ist für mich keine Lösung, nein das ist das Letzte was für mich in Frage kommt. Ich möchte keinen S. mit irgendwelchen Frauen, ich will das mit keinem Menschen außer ihr erleben. Kurzgesagt möchte ich keinen S. ohne Liebe und keine Liebe ohne S.. Denn genau das ist S. für mich, eine Form zu lieben, auf die ich mir nicht vorstellen kann zu verzichten.
Das erklärte ich ihr in unserem letzten Gespräch und sie erwiderte, dass sie keinen S. möchte, gar keinen, nicht einmal irgendeine S. Handlung. Als ich unsere Unterhaltung dann in die Richtung gelenkt habe, Schluss zu machen schlug sie vor, ob wir nicht lieber eine Woche warten, um einen Kompromiss zu finden. Das habe ich abgelehnt. Eigentlich kannte ich sie so gut, dass ich jede mini Lüge von Wahrheit unterscheiden konnte und sie ohne Worte verstand. Dasselbe gilt für sie bei mir. Trotzdem habe ich die ganzen Jahre nicht gemerkt, dass sie die Freude an unserem S. nur gespielt hat. Aus der Angst, das sie vorschlägt, so weiter zu machen wie bisher. Aus der Angst, das ich mich darauf einlasse und wieder nicht erkenne, ob es echt ist oder nicht und sie sich immer wieder zwingt und sich selbst quält, habe ich ihr gesagt, das ich das nicht nochmal zulasse.
Ich vertraue ihr blind, nur bei diesem Thema nicht mehr. Ich möchte nicht, dass sie sich zwingt, auch wenn ich es nicht merken würde. Das ist nicht gesund, ich will nicht, dass sie innerlich daran kaputt geht. Denn ich habe Angst, dass sie genau das tun würde. Und deswegen habe ich mich von ihr / wir uns voneinander getrennt. Schon als ich ihr erklärte, dass ich genau das Verhalten von ihr befürchte, sofern wir einen Kompromiss finden, konnte sie das nicht glaubwürdig verneinen.
Das wollte ich einfach teilen.
Ich weiß nicht, ob es richtig war, dass wir uns getrennt haben. Wir hatten Pläne bald zusammenzuziehen und abseits von dem Thema S., hatte ich keinen Zweifel daran, dass ich wahrscheinlich mein Leben mit dieser Frau verbringe.
Ich habe an eine chemische Kastration gedacht. Irgendwas das vielleicht hilft, dass wir dieses Problem lösen. Ich würde glaube ich alles für diesen Menschen tun. Doch der bloße Verzicht auf diese Intimität mit ihr, das kann ich mir nicht vorstellen. Sie sagte zwar schon, dass auch das für sie keine Lösung ist, aber ich sehe keine andere.
Jedenfalls habe ich irgendwo Angst, diese Beziehung zu versuchen nochmal aufzunehmen mit dem Ergebnis, dass es nicht funktioniert. Ich weiß nicht, ob ich das schaffen würde.
Ich denke immerzu an sie, an all die schönen Erinnerungen und Momente. An all das was wir füreinander waren. Sie fehlt mir fast jede Minute. Ich weiß einfach nicht was ich tun soll. Ich fange mitten am Tag an zu weinen. Ich glaube ihr geht es genauso, weiß es aber nicht, da wir seitdem keinen Kontakt mehr hatten.
Was sind Eure Gedanken dazu? Habt Ihr vielleicht irgendwelche Ratschläge? Ich weiß einfach nicht weiter.
27.09.2021 15:28 •
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