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Wann hört dieser unsägliche Schmerz auf

T
Hallo,

mein Mann hat mich vor 6 Wochen nach 20-jähriger Beziehung (und 17-jähriger Ehe) verlassen. Nicht weil er eine Andere hat, sondern weil er offensichtlich krank ist und an Depressionen leidet. Er saß vor mir und sagte eines freitags, er könne nicht mehr und er empfinde schon seit 6 Monachen nichts mehr für mich und alles sei so schlimm.
2 Tage später zog er aus und ich weiß eigentlich gar nicht wohin. Wir haben zwar seitdem sehr oft über WA Kontakt, aber ich leide so fürchterlich. Es geht ihm offensichtlich sehr schlecht, weil es ihm auch leid tut, daß er mir solch einen Schmerz zufügt, aber er könne nicht anders. Wir haben vor 10 Jahren ein Haus gebaut, unsere Beziehung war eigentlich immer harmonisch und auf gleicher Ebene. Dieser Schmerz bei mir will einfach nicht aufhören. Tag und Nacht beschäftigt mich nur ein Gedanke, wie konnte das passieren. Ich rede mir ein, daß ich ihn an die Krankheit verloren habe und habe Hoffnung, daß er sich vielleicht wieder berappelt. Er macht sogar gerade eine Therapie, was er für sich nie für möglich gehalten hätte. Aber ich muß und will mich eigentlich mit dem Gedanken abfinden, daß es das war und ich kann es nicht. Ich weiß nicht was ich machen soll. Ich bin total verzweifelt. Wann hört das endlich auf. Versuch schon wieder so ein bißchen unter Leute zu gehen, aber das halte ich kaum aus. Kann mir auch gar nicht vorstellen, jemals wieder irgendwen in mein Leben zu lassen. Es soll einfach nur aufhören.

20.10.2016 14:57 • #1


H
...Es tut mir so leid. Ich kann fühlen was du empfindest und das ist furchtbar. Ich habe das Gleiche durch, damals ging mein Mann auch, angeblich aus gleichen Gründen wie deiner und später hat sich herausgestellt, dass er eine Grau kennengelernt hat, wegen der er mich und unseren Sohn zurückließ. Er hat lange gelogen und weigerte sich es zuzugeben. Deshalb glaube ich deinem Mann nicht. Warum will er dir nicht sagen wo er wohnt? Ich sende dir viel Kraft, diese schlimme Zeit zu überstehen. Mir haben Freundinnen geholfen obwohl ich mich immer nur zurückgezogen und verbarrikadiert hatte, haben sie nicht nachgelassen. Heute bin ich Ihnen dankbar. Alles Liebe für dich

20.10.2016 18:34 • #2


A


Wann hört dieser unsägliche Schmerz auf

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CSLOF
Liebe ToniToni,
ich kann Dich sehr gut verstehen. Mein Mann hat mich im Februar nach fast 36 Jahren Beziehung und 28 Jahren Ehe verlassen, weil er mich schon lange nicht mehr liebt. Er hat keine andere Frau (wahrscheinlich eher diverse andere). Er will alleine leben, um die Häuser ziehen, niemandem Rechenschaft schulden... Es geht ihm allerdings die ganze Zeit schlecht, er hat Schuldgefühle, seine Kinder fehlen ihm, seine Mutti ist gestorben, ich will nicht seine Freundin sein.... Ich habe meine Geschichte hier im Forum aufgeschrieben. Auch wir waren eine Bilderbuchfamilie. Unsere Ehe hatte auch Höhen und Tiefen, aber dass in ihm derartige Abgründe schlummern, hätte ich und auch sonst NIEMAND! für möglich gehalten. Er ist wie umgewandelt. Obwohl er mir in den vergangenen Monaten soviel unsägliche Dinge um die Ohren gehauen hat, sehne ich mir täglich mein Leben zurück. Mir ist aber auch klar, dass ich mit diesem Menschen nicht mehr leben könnte. Man gewinnt Abstand und sieht viele Dinge, die man vorher verdrängt hat, klarer. Auch Du hast eine lange Partnerschaft hinter Dir und kannst nicht einfach umschalten. Versuche Dich nicht damit zu trösten, dass er krank ist. Das habe ich auch lange Zeit getan und es hält Dich nur in der Warteschleife. Wenn er eine Depression hat, z.B. in Form einer Midlife Crisis, dann kann nur er sich daraus befreien. Du musst jetzt versuchen nur an Dich zu denken. Ich weiß, das hört sich an wie Hohn, das will man nicht hören, aber leider bleibt Dir nicht anderes übrig. Ich habe mir professionelle Hilfe gesucht, die mich bis heute begleitet, habe neue Bekanntschaften hier im Forum und in anderen Foren geschlossen, Initiative entwickelt, um in Gesellschaft zu kommen (Kochkurse, Volkshochschule, Weiterbildung....). Der Schmerz ist trotzdem mein fast ständiger Begleiter. Mir ist fast mein ganzes Leben weggebrochen, der Mensch, dem ich am meisten vertraute, hat mich enttäuscht, belogen, betrogen, ausgenutzt wie bisher kein anderer. Das muss man erst einmal verdauen und das dauert. Gib Dir mindestens ein Trauerjahr, möglicherweise auch deutlich mehr. Der Schmerz kommt in Wellen, mal denkt man es geht besser und dann kommt der Rückschlag, aber unbemerkt geht es immer Stück für Stück voran. Du musst wirklich seeeeehr viel Geduld haben. Geduld ist auch nicht meine Kernkompetenz, daher weiß ich wie schwer es ist. Ich habe viel Gelsen zum Thema verlassen werden und Trennung. z.B. Wenn der Partner geht von Doris Wolf. Doris Wolf und Robert Merkle bieten im Internet unter PAL Verlag eine tolle Lebenshilfe an. Auch das Forum Wege-durch-die Krise ist sehr empfehlenswert.
Ich habe eine extrem symbolische Beziehung gehabt, bin von zu Hause sofort mit meinem Partner zusammengezogen, war nie mit mir alleine, habe immer nur für diese Partnerschaft und die Familie gelebt. Jetzt weiß ich, das war falsch. Es ist sehr schwer mit 54 nochmal fast von vorne anzufangen, aber ich bin jetzt darauf angewiesen mit mir selbst vorlieb zu nehmen, ob ich will oder nicht. Ich versuche es als gute Übung zu sehen in Zukunft nieeee wieder emotional so abhängig und verletzlich neu sein.
Hoffentlich hast Du Menschen, die für Dich da sind!? Rede, rede, rede. Schreibe in den Foren, da findest Du viel Trost und lass Deinen Mann machen, Du erreichst ihn wahrscheinlich sowieso nicht.

Alles Liebe und ganz viel Kraft
CSLOF

20.10.2016 18:40 • x 6 #3


S
Hallo ToniToni,
mir tut es auch leid was du gerade durchmachen musst. Ich kenne diese Schmerzen nur zu gut. Bin in der gleichen Situation. Nach fast 17 Jahren Ehe hat sich meine Frau von mir getrennt. Ich kann dir nicht sagen wie du deinen Schmerz überwinden kannst aber hier sind viele liebe Menschen die dich verstehen und dich trösten können. Lese dich hier im Forum einfach mal durch und du wirst feststellen das du nicht alleine bist.

Ich wünsche dir viel Kraft dies zu überstehen, vielleicht kommt dein Mann ja auch über seine Krankheit hinweg und kommt in voller liebe wieder auf dich zu. Bleib dir treu und sei dir sicher... hier hört man dir zu

20.10.2016 18:53 • x 1 #4


encada
@ToniToni
Magst du dich hier nicht anmelden? Es wird einiges einfacher, z.B. kann man dann auch mal ne PN schreiben. Sollte es wirklich 'nur' diese Krankheit sein, laesst sich mit Medikamenten und Therapie daran etwas aendern und ihr könntet gemeinsam durch diese Krise gehen. Deshalb glaube ich, dass etwas anderes dahinter steckt. Entweder versteckt er hinter diesem Grund, den er vorgibt, dass er keine Gefuehle mehr hat oder er hat doch eine andere.
Es tut mir echt leid fuer dich. Den Grund zu kennen, halte ich aber durchaus fuer wichtig. Es hilft bei der Verarbeitung, sonst rotiert das Gedankenkarrussel endlos. Lass dich druecken. Du bist hiet nicht alleine.

20.10.2016 20:06 • x 1 #5


bleistift
@tonitoni,

ich denke auch er hat eine andere Frau kennengelernt.
Sage ihm bitte er soll Dir deine Fragen beantworten.
Kopf hoch, Mädl.

20.10.2016 20:54 • x 1 #6


T
Hallo an Alle,

vielen Dank für die netten Worte von Euch allen. Habe mich jetzt auch angemeldet und wurschtel mich hier so ein bißchen durch.
Ja diese Krankheit ist echt ein Sch...., aber er will und wollte meine Hilfe nicht. Er schreibt mir immer, er könne mich auch nicht sehen, weil er dann zusammenbrechen würde. ich habe schon ganz viele Erinnerungen vernichtet, ich möchte ihn gern aus meinem Kopf kriegen. Im Moment seh ich noch nicht, wie ich aus diesem Gedankenkarusell wieder rauskommen soll. SCHON 6 Wochen und der erste und der letzte Gedanken ist ER. Nie hätte ich gedacht, daß er mir so weh tun könnte. Angeblich tut ihm das auch alles so leid und er trauert auch ganz fürchterlich, aber er könne nicht anders. Aber was nützt mir das. Er macht zwar jetzt eine Therapie, aber ist das eine Hoffnung? Ich glaube es nicht und trotzdem lodert ein Flämmchen in mir. Verdammt.

21.10.2016 09:56 • #7


encada
@ToniToni
Schoen, dass du dich angemeldet hast. Ich selbst war auch sehr lange verheiratet und hatte selbst Depressionen. Es gibt bei dieser Krankheit unterschiedliche Formen und Grade. Bei mir war es eine Mischung von Therapie und Medikamenten, die mich wieder ins Lot gebracht haben. Sie waren aber nicht der Grund fuer die Trennung. Was du im Moment durchmachst ist echt ganz schlimm. Ich will dir dein Fuenkchen Hoffnung nicht nehmen, aber schwere Depressionen sind langwierig auch in ihrer Behandlung. Sie beeintraechtigen alle Gefuehle, weil man eigentlich nur noch auf sich selbst bezogen ist und einem so ziemlich alles egal ist, man fuehlt sich schwarz und tief traurig .Aussenstehende koennen das schlecht nachempfinden. Ich hoffe sehr fuer dich, dass ihm seine Therapie und die Medikamente helfen. Ich drueck dich mal ganz fest. Du bist nicht alleine und kannst dir hier alles von der Seele schreiben.

21.10.2016 10:16 • x 1 #8


Bukatcho
Hallo,
erst mal Danke für Deine Nachricht!
Was mich bei Deiner Geschichte wundert ist, dass er innerhalb von 2 Tagen auszieht und Du überhaupt nicht weißt wohin.
Hast Du ihn mal gefragt?
Ich empfinde diese Ungewissheit in der wir zurückgelassen werden, ist mit das Schlimmste an dem Ganzen Mist.

Kopf hoch!

21.10.2016 10:31 • x 1 #9


T
@encada
Danke für die netten Worte.
Ich weiß ja noch nicht mal ob er Medikamente nimmt, ich weiß das er eine Therapie macht, aber mehr auch nicht. Ich denke er wird noch nicht so richtig eingesehen haben, daß er krank ist. Er stand immer voll im Leben und hat sowas für sich kategorisch abgelehnt. Ihm passiert so was nie, haha.

@bukacho
Ich will gar nicht wissen wo er hin ist. Ich möchte ihn eigentlich nie wieder sehen, nur das wird wahrscheinlich nicht funktionieren. Haben ja noch Haus und Tiere zusammen, zum Glück keine Kinder, um die man sich noch kümmern müßte. Als ich ihm neulich geschrieben habe, daß wir uns ja irgendwann mal scheiden lassen müssen, da wollte davon nichts hören, das könne er sich nicht vorstellen usw. Er weiß eigentlich gar nicht was er will, aber ich auch nicht. Diese Unsicherheit und dieses Schwimmen ist gruselig. Zwischen Hoffnung und Tod

21.10.2016 11:24 • #10


encada
@ToniToni
Am besten fuer dich waere es jetzt erst einmal zu akzeptieren, was ist und nicht mit wenn und was waere...zu beschaeftigen. Nimm dir die Zeit jetzt fuer dich wie eine Art Auszeit. Schau nur heute und allenfalls bis morgen. Leb jeden Tag und von Tag zu Tag und versuche die schmerzlichen Bilder auszublenden. Ist nicht einfach, ich weiss - braucht etwas Uebung, kann dir aber helfen.

21.10.2016 12:45 • #11


T
Ach Mensch, gerade geht es mir mal wieder gar nicht gut. Vorhin ging es noch und jetzt ist wieder alles eingebrochen. Schaue ständig aufs Handy, ober er mir antwortet auf meine WA, tut er aber nicht. Dieses hin und her im Kopf macht mich noch wahnsinnig. Will auch nicht ständig meiner Familie oder den Freunden auf den Sack gehen, die sind bestimmt schon genervt, aber ich weiß nicht wie man 20 Jahre in 6 Wochen vergessen soll. Habe schon ganz viele Erinnerungen einfach vernichtet, er war bzw. ist sehr kreativ und hat mir ständig irgendetwas gebastelt oder geschrieben, ich habe alles aufgehoben und jetzt alles vernichtet. Das hat alles so weh getan. Will mich an gar nichts mehr erinnern, eine Spontandemenz wäre toll. Ich weiß gar nicht, wie ich ein Trauerjahr überstehen soll. Manchmal hasse ich ihn dafür was er mir angetan hat.

21.10.2016 13:21 • x 1 #12


M
@ToniToni
mir geht es ähnlich. Stündlich wechselt mein Gemüt.
Habe alles wieder aus meiner Sicht verschwinden lassen bzw. weggeworfen.
Traue mich auch nicht bei meiner Familie zu melden. Möchte auch keine Floskeln hören.
Ich schreibe tgl mit einer Frau die ich hier im Forum kennengelernt habe. Das hilft mir sehr. Auch meine Therapie.
Spontandemenz wäre toll.
Noch trauriger macht mich der Gedanke, dass ich nie wieder lieben werde bzw. geliebt werde. Ich weiß das das nicht sein muss. Aber dieser Gedanke macht mich k.o.
Letztendlich aber was ist ein Jahr?
LG

21.10.2016 13:30 • x 2 #13


T
Und jetzt ist wieder die nächste Nacht die man irgendwie überstehen muß. Ich hasse es nicht schlafen und nicht essen zu können. Alle sagen es wird besser, ist gerade eine schlimme Zeit, aber es wird wieder besser. Nur dieses Abwarten. Geduld ist überhaupt nicht meine Stärke und ich wünschte dieser Herz- und Bauchschmerz würde sofort aufhören

21.10.2016 22:16 • #14


encada
@ToniToni
Wenn du jemanden verlierst, ist das immer der gleiche Schmerz, die gleiche Trauer und der gleiche Zeitraum, bis es besser wird, egal aus welchem Grund du jemanden verloren hast. Ja, ich weiss, diesen Schmerz moechte man einfach nicht durchstehen muessen. Ich habe ihn leider schon oefter durchlebt,aber noch nie so intensiv wie im Moment. Und doch wird der Schmerz und das Weinen mit der Zeit weniger. Irgendwie gewoehnt man sich daran, mit der Luecke zu leben. Ich kann auch immer noch nicht wirklich gut schlafen, aber auch das wird wenigstens zeitweise besser. Wenn du nicht schlafen kannst, versuche zu lesen, fernzusehen oder hier zu schreiben, solange, bis dir die Augen doch noch zufallen. Du schaffst das. Du bist nicht alleine!

21.10.2016 23:23 • x 2 #15


A


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