Liebe ToniToni,
ich kann Dich sehr gut verstehen. Mein Mann hat mich im Februar nach fast 36 Jahren Beziehung und 28 Jahren Ehe verlassen, weil er mich schon lange nicht mehr liebt. Er hat keine andere Frau (wahrscheinlich eher diverse andere). Er will alleine leben, um die Häuser ziehen, niemandem Rechenschaft schulden... Es geht ihm allerdings die ganze Zeit schlecht, er hat Schuldgefühle, seine Kinder fehlen ihm, seine Mutti ist gestorben, ich will nicht seine Freundin sein.... Ich habe meine Geschichte hier im Forum aufgeschrieben. Auch wir waren eine Bilderbuchfamilie. Unsere Ehe hatte auch Höhen und Tiefen, aber dass in ihm derartige Abgründe schlummern, hätte ich und auch sonst NIEMAND! für möglich gehalten. Er ist wie umgewandelt. Obwohl er mir in den vergangenen Monaten soviel unsägliche Dinge um die Ohren gehauen hat, sehne ich mir täglich mein Leben zurück. Mir ist aber auch klar, dass ich mit diesem Menschen nicht mehr leben könnte. Man gewinnt Abstand und sieht viele Dinge, die man vorher verdrängt hat, klarer. Auch Du hast eine lange Partnerschaft hinter Dir und kannst nicht einfach umschalten. Versuche Dich nicht damit zu trösten, dass er krank ist. Das habe ich auch lange Zeit getan und es hält Dich nur in der Warteschleife. Wenn er eine Depression hat, z.B. in Form einer Midlife Crisis, dann kann nur er sich daraus befreien. Du musst jetzt versuchen nur an Dich zu denken. Ich weiß, das hört sich an wie Hohn, das will man nicht hören, aber leider bleibt Dir nicht anderes übrig. Ich habe mir professionelle Hilfe gesucht, die mich bis heute begleitet, habe neue Bekanntschaften hier im Forum und in anderen Foren geschlossen, Initiative entwickelt, um in Gesellschaft zu kommen (Kochkurse, Volkshochschule, Weiterbildung....). Der Schmerz ist trotzdem mein fast ständiger Begleiter. Mir ist fast mein ganzes Leben weggebrochen, der Mensch, dem ich am meisten vertraute, hat mich enttäuscht, belogen, betrogen, ausgenutzt wie bisher kein anderer. Das muss man erst einmal verdauen und das dauert. Gib Dir mindestens ein Trauerjahr, möglicherweise auch deutlich mehr. Der Schmerz kommt in Wellen, mal denkt man es geht besser und dann kommt der Rückschlag, aber unbemerkt geht es immer Stück für Stück voran. Du musst wirklich seeeeehr viel Geduld haben. Geduld ist auch nicht meine Kernkompetenz, daher weiß ich wie schwer es ist. Ich habe viel Gelsen zum Thema verlassen werden und Trennung. z.B. Wenn der Partner geht von Doris Wolf. Doris Wolf und Robert Merkle bieten im Internet unter PAL Verlag eine tolle Lebenshilfe an. Auch das Forum Wege-durch-die Krise ist sehr empfehlenswert.
Ich habe eine extrem symbolische Beziehung gehabt, bin von zu Hause sofort mit meinem Partner zusammengezogen, war nie mit mir alleine, habe immer nur für diese Partnerschaft und die Familie gelebt. Jetzt weiß ich, das war falsch. Es ist sehr schwer mit 54 nochmal fast von vorne anzufangen, aber ich bin jetzt darauf angewiesen mit mir selbst vorlieb zu nehmen, ob ich will oder nicht. Ich versuche es als gute Übung zu sehen in Zukunft nieeee wieder emotional so abhängig und verletzlich neu sein.
Hoffentlich hast Du Menschen, die für Dich da sind!? Rede, rede, rede. Schreibe in den Foren, da findest Du viel Trost und lass Deinen Mann machen, Du erreichst ihn wahrscheinlich sowieso nicht.
Alles Liebe und ganz viel Kraft
CSLOF
20.10.2016 18:40 •
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