Bis vor 3 Jahren war ich fast nur mit Männern befreundet, tlw. über Jahrzehnte. Ich lebte da noch in einer anderen Stadt und wir sahen uns fast wöchentlich. Es waren drei und mit 2 von ihnen trafen wir uns zu dritt regelmäßig. Der eine hat seit 5 Jahren eine Fernbeziehung und ab da aufgehört der Freundschaft Raum zu geben. Ich hab schon vor meinem Umzug ihm gesagt, dass ich für eine Freundschaft mehr gemeinsame Zeit brauche. Das hat er nicht ernst genommen und jetzt vergesse ich ihn zunehmend. Allerdings habe ich sehr lange darunter gelitten, dass er unserer Freundschaft zu wenig Zeit gewidmet hat. Der zweite in unserem Dreier-Team hatte außer mir kaum Freunde. Zu ihm habe ich den Kontakt nach 15 Jahren abgebrochen, weil wir uns in sehr wichtigen Themen völlig unterscheiden, die für mich in einer Freundschaft jedoch wichtig sind. Wir haben tatsächlich die Freundschaft in einem Gespräch beendet. Der dritte hat nun auch eine Freundin seit mehreren Jahren und pflegt die Freundschaft ebenfalls kaum. Da ich wenig Handlungsspielraum in der Freundschaftpflege mit dem ersten und dem dritten habe, bin ich dazu übergegangen, hier auch deutlich weniger zu investieren. Anfangs war ich sehr traurig, mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt. Manchmal vermisse ich den Austausch, aber es sind neue Menschen in mein Leben getreten. Ich lebe seit circa drei Jahren in einer neuen Stadt Und ich konnte schon ein paar engere Freundschaften schließen. Trotzdem fühle ich mich öfters mal einsam und alleine, insbesondere dann, wenn ich keine Planungen für das Wochenende habe oder niemand Zeit hat. Mir ist Verbindung in Gesprächen wichtig, deshalb unterhalte ich mich intensiv mit Menschen. In meiner neuen Stadt bin ich tatsächlich mehr mit Frauen befreundet und auch auf ganz unterschiedlichen Ebenen. Ich thematisiere das Thema Freundschaft auch, um herauszufinden, wie mein Umfeld mit Freundschaften umgeht – das würde ich hier gerne jedem raten, denn es ist (für mich) sehr interessant und ich lerne viel. Die ersten Beiträge in diesem Thread erschrecken mich, wie kann es sein, dass so viele Menschen keine intensiven Freundschaften pflegen können. Allerdings weiß ich auch, dass Menschen Kraft aufbringen müssen, um Freundschaften zu pflegen. Das kostet Ressourcen und Zeit, Geduld und Achtsamkeit. Meistens haben die Menschen hier schon Freundschaften, sind in der Familie eingebunden, haben eigene Familie, haben Hobbys einen anstrengenden Beruf und anderes. Ich drücke das in meiner neuen Stadt immer mit den Worten aus „Auf mich hat hier keiner gewartet!“
Das ist für mich zwar blöd, macht es aber leichter, mit der Situation umzugehen.
Auch bei der Pflege von Hobbys ergeben sich Freundschaften nicht unbedingt.
Zitat von Felinchen: Ich als Zuhörer würde jetzt darauf eingehen, evtl Fragen stellen, dem Erzähler Empathie entgegenbringen, je nach Sachverhalt.
Aber die meisten so: hören es sich an, gehen gar nicht drauf ein oder erzählen eine Story von sich, wie in meinem Beispiel vielleicht vom eigenen Arzttermin, Blabla
Ich erlebe diese Situationen auch. Manchmal sage ich auch, dass ich es mag, wenn jemand nachfragt. Die meisten Menschen sind jedoch zu sehr mit sich selber beschäftigt – und dadurch eben auch bedürftig und wollen selbst erzählen. Ich versuche es nicht persönlich zu nehmen, wenn ich so etwas erlebe und/oder weise darauf hin. Ich hab die Erfahrung gemacht, dass es Menschen gibt, die nachfragen und mir damit das Gefühl vermitteln sie interessieren sich für mich, und es gibt die, die nicht nachfragen. Bei Letzteren habe ich herausgefunden, dass sie nicht nachfragen, weil sie mich oft nicht bedrängen möchten und mir Freiraum geben wollen. Sie sagen, sie interessieren sich für mich und wollen meinen inneren Prozess nicht beeinflussen Durch nachfragen. Darf ich deren Interesse jetzt infrage stellen nur, weil ich mich nicht so aufgehoben fühle?
Ich finde es wichtig, es zu thematisieren wenn ich erstmal mein Thema besprechen möchte, bevor der andere das Gespräch schnell auf sich lenkt. Geht er mehrfach darauf nicht ein in der Zukunft, dann ist er nicht die geeignete Person. Aber vielleicht ja für ein Spaziergang oder eine Sportart. Ich darf für mich einen Weg finden, mit diesen Menschen umzugehen - der kann auch Rückzug sein. Womit ich noch nicht gut bin, ist, wenn langjährige Freunde auf einmal kaum Zeit und Ressourcen in unsere Freundschaft investieren wie bei den beiden Herren oben beschrieben.
Deshalb meine Bitte an all die, die kaum Freundschaften haben - geht raus und versucht, so viele Menschen wie möglich kennen zu lernen, bleibt neugierig Und horcht in euch hinein mit wem ihr euch wie wohl fühlt und was ihr wem gerne erzählt und wem ihr gerne zuhört. Findet heraus, was möchtet ihr in eine Freundschaft investieren, welche Werte vertretet ihr, Wo sind eure Grenzen und wie kommuniziert ihr mit einer potentiellen Freundin oder potentiellem Freund?
Ich lebe seit drei Jahren in dieser Stadt und habe mit den Menschen, mit denen ich am Anfang zu tun hatte, jetzt keinen oder kaum Kontakt. Nur mal so als Anhaltspunkt wie schnell Menschen kommen und gehen.