Ich versuche das mal von einer anderen Seite zu beleuchten, dir ein paar Denkanstöße zu geben. Vorab möchte ich aber sagen: Es geht nicht um schuld, sondern um Anteile. Versuche es ein wenig aus der Vogelperspektive zu sehen, was ich dir jetzt schreibe.
Zitat von Tomte: Umarmungen gingen fast ausschließlich von mir aus. Sind dadurch natürlich auch weniger geworden denn ich wollte mich nicht an biedern. Dachte das ist der Alltag, gib ihm seinen Raum. Lagen wir auf dem Sofa legte er seinen Kopf an meine Schulter. Habe ich gesagt ich möchte gerne mal wieder richtig kuscheln weil es mir fehlt legte er zwar den Arm um mich aber das wars. Es war gegen Ende kaum auszuhalten. Habe ich ihm gesagt ich spüre dass da was ist hat er gesagt das würde überhaupt nicht stimmen. Also hab ich gedacht gut, mein verrückter Kopf der gerade eh erst dabei ist zu lernen sich voll und ganz einlassen zu können spielt verrückt. Mittlerweile weiß ich gar nicht mehr was ich glauben soll.
Ich habe wirklich versucht seine Sprache der Liebe zu verstehen und zu sprechen hab ihm das auch klar kommuniziert und ihm auch gesagt was ich brauche. Eigentlich brauche ich Worte. Da er das nicht kann habe ich gesagt es reicht mir wenn du mir hin und wieder sagst wenn du einen Abend mit mir schön findest oder mir ab und zu sagen kannst dass du froh bist mich zu haben. Er hat immer gesagt er weiß auch nicht warum es ihm so schwer fällt und er versteht mich voll und ganz und will es ändern...passiert ist nichts..Am Ende habe ich gesagt dass er dann doch wenigstens mal Blumen kaufen kann...ich habe nie welche bekommen.
Das wird er als Druck wahrgenommen haben. Du kommunizierst deine Bedürfnisse und er ist nicht bereit diese anzunehmen und sieht sie als Forderungen - da bin ich ziemlich sicher. Wie so oft: Einer investiert und der Andere lernt, dass er/sie nichts investieren muss weil die andere Seite ja auch ohne eigenen Invest performed. Du bist zum Bittsteller degradiert worden, weil er sich nicht klar positionieren wollte (zu dem KANN NICHT komme ich noch). Und ja, sich mit seiner eigen Gefühlswelt, dem Verlust seines Vaters und seinen/euren Perspektiven und Vorstellungen einer Partnerschaft auseinanderzusetzen ist auch ein Invest in eure Partnerschaft. Das ist eben nicht nur, für den anderen was zu tun, sondern sich auch mit sich selbst auseinanderzusetzen.
Natürlich kann man das so machen, komplette emotionale Isolation auch vor sich selbst, aber dann ist er eben nicht fähig und er sollte dann auch keine Partnerschaft führen.
Bei dir scheint ein Verhaltensmuster zu greifen, was ich bei einigen Frauen wahrnehme: Ich muss leisten, damit ich geliebt werde. Lies mal hier im Forum quer, wie oft das vorkommt. Liebe und Zuneigung sind nicht Gewinne die man durch Leistung erarbeitet. Sie ist ein Geschenk und wie es mit Geschenken so ist, so zeigt man dem Partner/Partnerin wie man mit diesem Geschenk umgeht. Zudem ist sie eine Entscheidung - schenke ich sie? Nehme ich sie an? Versuch das vielleicht mal so zu sehen.
Zitat von Tomte: emotional kam da einfach nicht viel rüber. Er kann das einfach nicht.
KANN nicht... aha. Das ist wieder die Verantwortungsabschiebung in Reinkultur. Er KANN aber wohlgemerkt deine Aufmerksamkeit genießen, deine Zuneigung, deinen Invest in euer Zusammenleben. Weißt du, die meisten Menschen sagen: KANN NICHT, wenn sie WILL NICHT sagen wollen.
Ich war mal wirklich an meinen Grenzen in meinem Leben und dachte, das sind die ultimativen Grenzen, mehr geht nicht, ICH KANN NICHT mehr... War Schwachsinn. Der Weg über diese Grenzen hinaus ging noch so viel weiter.
Der Mensch kann so viel mehr, weit über seine eigenen Grenzen hinaus, was aber die meisten Menschen nicht wissen, weil sie nie darüber hinaus gehen (mussten). Damals habe ich gelernt: Ein KANN NICHT ist in den allerseltensten Fällen wirklich die Wahrheit.
Er kann! Er KANN zu einem Therapeuten gehen und seine Trauer aufarbeiten, Zugang zu seinen Gefühlen erlangen. Er KANN mit dir über seine Gedanken sprechen (zumindest du, Emotionen sind noch was anderes). Er KANN sagen, was er sich wünscht. All das KANN er.
Er WILL es aber nicht. Warum? Weil er ja nicht wirklich was in ein Euch investieren muss. Du machst ja. Auch hier wie so oft: Er steckt in seiner Comfort-Zone und muss doch nichts machen. DU bringst doch den Energieaufwand für eure Partnerschaft größtenteils ein. Warum sollte er sich mit sich selbst auseinandersetzen? Warum sollte er sich mit dir und eurer Partnerschaft beschäftigen?
Wohlgemerkt: Ich unterstelle ihm keine böse Absicht und dir mache ich keinen Vorwurf. Ihr habt das beide in euer Partnerschaft so kultiviert.
Zitat von Tomte: Die Antwort ist immer ich weiß es nicht auch wenn man fragt was er braucht oder wie er sich fühlt..
Auch das ist für ihn vermutlich Druck - er müsste sich ja mit seinen Gedanken und Emotionen auseinandersetzen, damit er dir etwas kommunizieren kann.
Zitat von Tomte: Er wird nicht zum Arzt gehen. Tut er nie. Er sagt er kann sich nicht mehr richtig auf Dinge einlassen ist emotional abgestumpft und sein Lieblingssatz ich weiß es nicht
Siehst du - ein Ich WILL NICHT. Woher will er das wissen, wenn er sich nicht mit einer Heilung seiner Probleme beschäftigt hat?
Er sagt dir aber damit auch klar: Komme mit dem klar, was ich dir gebe oder eben nicht. Da zieht er für sich eine Grenze, die zwar nicht schön ist, aber wenn er nicht will, dann wirst du das akzeptieren müssen.
Ganz deutlich: Derzeit ist ihm eure Partnerschaft nicht so viel wert, um sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. Ich würde sogar soweit gehen, dass ich sage: er ist es sich selbst nicht wert, seine Probleme anzugehen. Damit wirst du immer mehr zu seiner Mutti, Therapeutin und Bittstellerin. Was immer mehr deinen Leistungsgedanken nach Liebe befeuern wird. Sowas nennt sich dann Toxische Partnerschaft. Leider wird der Begriff hier im Forum inflationär genutzt und oftmals stimmt es einfach nicht, was hier unter Toxizität verstanden wird.
Zitat von Tomte: er klingt durch meine Beschreibungen jetzt ganz furchtbar
Nein. Er klingt bequem und faul. Aber nicht boshaft oder vorsätzlich handelnd.
Zitat von Tomte: ich bin ich hab angst vorm alleine sein.
DAS ist dein Problem.
Zitat von Tomte: Glaube nicht dass ich wieder glücklich sein kann alleine. Zufrieden irgendwann bestimmt. Aber glücklich?
Das ist ein Trugschluß, der gerne in den Köpfen vieler Menschen beheimatet ist. Zufriedenheit ist das angestrebte Ziel der Menschen, nicht Glück. Stell dir mal eine flache Linie eines EKG vor - die Mittellinie ist sozusagen die Baseline, die Zufriedenheit. Die Peaks nach oben sind das Glück - die wir auch nur als Glück empfinden können, weil sie Ausschläge nach oben sind - kurz und heftig. Wie auch die Peaks nach unten - das Unglück (Schmerz, Trauer, Wut,...)
Unser Körper kann mit Glück gar nicht permanent umgehen. Die Hormone würden unser Hirn zerbröseln. Glück bedeutet für den Körper auch Stress - das vergessen viele. Zufriedenheit ist Balance und der angestrebte Zustand, der allgemein mit glücklich benannt wird.
Ich mag den Film Vanilla Sky. Dort sagt der befreundete Schriftsteller von Tom Cruise: Denn ohne das Bittere, Baby, ist das Süße nicht so so süß Genau das passt auf diese Baseline mit seinen Peaks.
Zitat von Tomte: Als würde man mir die Luft zum atmen nehmen so groß ist die Angst vor dem alleine sein.
Und darum hälst du an etwas fest, was dir ein wenig Sicherheit bietet, aber verbaust dir damit natürlich auch die Möglichkeit etwas neues, etwas besseres zu leben. Ich weiss, dass das Angst macht. Auch gibt es keine Garantien dafür, dass man eine tolle und erfüllende Partnerschaft findet. Allerdings glaube ich auch, dass du für dich diese Baseline anstreben solltest - ohne die ganzen derzeitgen Peaks nach unten, die immer häufiger werden aber gleichzeitig die Peaks nach oben immer seltener - all das durch die Ablehnung deiner Person und deiner Liebe.
Zitat von Tomte: Dachte Liebe ist auch immer eine Entscheidung.
Ist sie. Aber er entscheidet sich nicht für dich und für ein Euch. Hier braucht er Klarheit und auch du. Darum ist der Abstand sehr gut und auch dass ihr den Kontakt unterlasst. Hier geht es nicht um Bestrafung oder ähnlich manipulative Sachen. Hier geht es um Distanz um einen Schritt zurück zu machen und mit Abstand auf euch zu schauen.
Wichtig für ihn auch: Er sollte mal einen Schritt zurück machen, vielleicht zwei und auch auf SICH schauen. Das sehe ich bei dir nicht so sehr. Du weißt, was du brauchst und möchtest.
Was dir aber helfen kann: Aus der emotionalen Abhängigkeit rauszukommen, deine Lebensträume an ihn zu koppeln, deine Angst vor dem alleine sein zu betrachten. Was bist du bereit hinzunehmen, wie weit willst du gehen ohne dich selbst zu verlieren?
Zitat von Tomte: Und nun fühle ich mich so dumm.
Ich sehe nicht, dass du etwas falsches getan hast. Ganz im Gegenteil. Ich halte dich für klug, reflektiert und kommunikativ. Du hast das in deiner Macht stehende gut gemacht! Sei stolz auf dich, du bist für dich eingestanden!
Zitat von Tomte: Und ich fühle mich verraten, weil er direkt hin schmeißt und nicht bereit ist für mich an einem uns zu arbeiten.
Dann weißt du aber, welchen Stellenwert du für ihn einnimmst. Noch kann er ja zur Besinnung kommen mit dem Abstand, den ihr euch nun gönnt. Sieh es vielmehr als Möglichkeit, wieder zueinander zu finden, statt als Vorstufe zur Trennung. DU hast da WIEDER etwas richtiges getan für ein WIR. Du schöpfst alle Möglichkeiten aus. Nochmals: Sei stolz auf dich.
Zitat von Tomte: Er ist der Vernünftige der geht wenn er unglücklich ist
Und das ist vernünftig, dich so völlig im Regen stehen zu lassen? Dich fast schon betteln zu lassen? Dich die Beziehungsarbeit machen zu lassen?
Das nenne ich nicht vernünftig, das nenne ich KALT.