Guten Abend,
da ich Semesterferien habe und mein Kopf wieder voll ist, versuche ich mich bis zum Termin bei meiner Psychologin hier etwas auszulassen. Ich möchte also mit etwas Geschichte beginnen und abschließend erklären, was mich kaputt macht.
Wie der Titel schon sagt, wurde ich in meiner Jugend betrogen. Damals war ich 14 Jahre alt.
Jung und naiv, vorallem aber verliebt.
Ich erinnere mich noch an den Abend. Es war der Abend bevor ich erfahren sollte, dass ich betrogen wurde.
Es war 20 oder 21 Uhr, ich weiß nicht wie viel Zeit vergangen ist, jedenfalls war ich krank vor Sorge, da ich lange nichts von ihr gehört habe.
Ich habe sogar ihre damals beste Freundin gefragt, ob sie weiß wo sie ist - sie wusste es nicht.
Irgendwann dann bekam ich eine SMS. Sie war Fahrrad fahren und hatte keinen Empfang.
Am nächsten Tag waren wir verabredet. Sie sagte mir, sie war mit ihrer damaligen großen Liebe unterwegs und wenn sie mir das sagen würde, würde ich mich sofort trennen. Ich wollte wissen, was los ist. Sie haben sich geküsst.
Kurze Pause: Mit 14 war S. noch keine so präsente Sache wie es jetzt der Fall ist, aber dazu im weiteren Verlauf mehr.
Es war wie Schlag ins Gesicht, um mich herum wurde es schwarz. Als das schwarze verblasste, fing ich an zu weinen.
Ich war wütent, aber vorallem verletzt und am Boden zerstört.
Ich verließ den Raum, ging ins Bad und habe mich erstmal eingeschlossen.
Was darauf folgte war eher geheule und der Fakt, dass ich ihr verziehen habe.
Bis heute habe ich ihr nicht verziehen was passiert ist. Für diesen Menschen empfinde ich nur noch Abscheu.
Darauf folgten 2 Trennungen, in der Zeit wollte sie es mit 2 anderen Kerlen versuchen. Auch von denen trennte sie sich und danach habe ich sie immer wieder zurück genommen, weil ich so dumm und naiv war.
Die 3. Trennung war der Schlussstrich, diesmal habe ich es aber beendet, weil ich die Nase voll hatte.
Andauernd irgendwelche Ar., die die Beziehung nicht respektierten. Darunter auch ein damals guter Freund.
Er hat sich an sie rangemacht und ihr eindeutige Nachrichten mit zweideutigem Hintergrund geschrieben.
Nach der Trennung vergingen 2,3 oder 4 Jahre, ich bin mir leider nicht mehr sicher. Da lernte ich dann meine nächste Freundin kennen. In der Beziehung ging es auch drunter und drüber. Nachwehen aus der 1. Beziehung.
Mein Vertrauen war zerstört, die Angst von jemanden anderem ersetzt werden zu können war riesig.
Etwas, was diese ganzen Sachen noch positiv unterstütz hat: Sie wurde auch betrogen und wir haben uns gegenseitig sehr eingeschränkt, da wir beide nicht verletzt werden wollten. Wir haben uns den Umgang mit anderen verboten und waren glücklich damit. Auch diese Freundin hat mich angelogen und war nicht immer ehrlich zu mir.
Nach ein paar Monaten in der Beziehung bin ich in eine Depression gerutscht. Diese hat neben unseren kaputten Persönlichkeiten auch noch Druck auf die Beziehung ausgeübt. Es vergingen einige Monate und ich gelang an einen Platz bei meiner jetzigen Psychologin. Damals war ich in einer Ausbildung, wurde aus dem ersten Betrieb geworfen und konnte schnell Fuß in einem anderen fassen. Dort schilderte ich auch meiner Chefin was los ist, aus Angst die Ausbildung zu verlieren.
An der Stelle bin ich ihr wirklich sehr dankbar, weil ich oft zu ihr kommen konnte und mit ihr reden konnte. Natürlich diente es damals nur zur Überbrückung, bis ich dann wirklich die Therapie bei meiner Psychologin begonnen habe.
Es verging ein gutes Jahr und ich habe mich sehr oft über Eigenschaften beschwert, die von meiner damaligen Freundin ausgegangen sind. Komisch war, dass ich ein ganz anderes Problem hatte.(Mir ist es unangenehm darüber zu sprechen, darum bitte ich vielmals um Entschuldigung, dass ich es nicht ausführen werde)
Nach einigen Sitzungen und Monaten habe ich mich von meiner damaligen Freundin getrennt. Ich bin mit Gefühlen aus der Beziehung gegangen. Hab' versucht Trost bei einer anderen zu finden und es schnell abgebrochen, da ich mich nicht mehr wohl gefühlt habe.
An der Stelle verging viel Zeit, ich habe meine Ausbildung abgeschlossen, ein Fachabitur auch und mit dem Studium begonnen.
Vor einigen Monaten habe ich meine jetzige Partnerin kennengelernt.
Wir haben uns quasi in einem Facebook-Forum kennengelernt und haben uns dort zum Online-Spiel spielen verabredet.
Wir stellten dann eigentlich recht zeitig fest, dass wir gut harmonieren und haben die Nummern ausgetauscht.
Problem an der Stelle war: Sie ist seit längerer Zeit mit einem jungen Mann zusammen und hat sich auch eine Wohnung mit diesem geteilt.
Wir haben uns dennoch sehr viel geschrieben und es kam raus, dass sie nicht mehr glücklich ist, aber keinen Grund gesehen hat sich aus der Beziehung zu lösen.
Es vergingen einige Wochen und sie hat mich wirklich schüchtern, aber sehr niedlich gefragt, ob wir uns nicht treffen wollen.
Ich willigte ein, da es auch unverbindlich.
Wir haben über das Wochenende im Hotel geschlafen, waren in einem Pub, besuchten den Zoo, etc. Es war ein lustiges und schönes Wochenende.
Ich muss dazu sagen, dass wir in einem Bett geschlafen haben.(Ihr Partner wusste vom treffen und auch davon, dass wir uns ein Bett geteilt haben)
Wir haben uns unterhalten, sie mir einmal meinen Rücken gekrauelt und ich ihr die innenseite vom Unterarm.
Am Montag haben wir uns verabschiedet, ich ging zur Uni und sie fuhr zurück nach Bayern.
In der Uni hat sie mir geschrieben, dass sie hin- und hergerissen ist, den Kontak erstmal für 2 Tage ruhen lassen möchte, weil ihre Gefühle verrückt gespielt haben.
Bevor sie mir das gesagt hat, haben wir uns darüber unterhalten, wie sich eine Beziehung wohl zwischen uns anfühlen würde.
Jedenfalls kam ich ihrer bitte nach, erhielt am nächsten Tag dann die Nachricht 18h müssen reichen
Sie hatte sich wohl beruhigt und meinte, dass der Verstand siegen wird und nicht das Herz. Da wusste sie aber noch nicht, dass sie falsch gelegen hat.
Es vergingen einige Tage und wir haben uns erneut getroffen, diesmal bei mir und auch hier haben wir uns ein Bett geteilt.
Diesmal wurde es etwas intimer, wir haben halbnackt gekuschelt, da wir uns geschrieben haben, wie schön es wohl wäre, wenn wir kuscheln würden. Aus dem kuscheln wurde dann ein und mehrere innige Küsse.
Mir war nicht wohl bei der Sache, da ich nicht wusste, wo es uns hinführen wird und sie ja vergeben ist.
Nachdem das Wochenende rum war und wir uns wieder verabschiedet haben, haben wir über Discord gesprochen.
Natürlich durfte ich kläglich mithören, wie sie ihrem vorherigen Partner Gute Nacht gesagt hat und einen Kuss gegeben hat.
Ich habe dann - meinte sie - mit erhobener Stimme gesagt, was das für ein Geräusch war. Sie wurde sich in diesem Moment aber auch klar, dass ich es ernst meinen würde.
Neben der Tatsache, dass wir uns nun näher gekommen sind, hatte sie auch noch andere Sachen, die sie gestört haben.
Ich war also quasi ein Faktor, der es ihr ermöglicht hat, sich aus der Beziehung zu lösen. Sozusagen der Tropfen Wasser, der das Fass zum überlaufen gebracht hat.
Am Anfang der Beziehung lief alles ausgesprochen gut und es war sehr harmonisch. Nun komme ich aber wieder auf das zurück, um was es in diesem Beitrag eigentlich wirklich geht.
Ich habe mir gedacht, es läuft super, meine Probleme von damals holen mich nicht ein. Vor kurzer Zeit haben sie mich eingeholt und überrollt. Die Depression in der ICH steckte ist ein Witz dagegen.
Ich kann gar nicht sagen, wann mich die Angst und Panik eingeholt hat, dass ich auf die gleiche Art verletzt werden könnte, wie es damals auch war - es passierte aber.
Vor ca. 2 Wochen stand das Problem in voller Blüte. Meine Partnerin hat sich gegen die Wand gedrückt gefühlt, da sie nicht wusste, was sie machen soll.
Als wir uns dann daraufhin getroffen haben, hat sie mir gesagt, dass sie dadurch schon überlegt hat die Beziehung zu beenden, es war einfach zu viel. Verständlich. Ich habe sie mit Fragen bombardiert, wollte Dinge hören, auf die sie keine Antwort hatte.
Sie hat soviel Verständnis, dass ich zu ihr kommen konnte, habe es aber mit Füßen getreten und es überstrapaziert.
Mir wurde dann geschildert, dass die Fragen zuviel waren. Sie fühlte sich hilflos.
Es war mir unangenehm in der Situation, ich wollte sie niemals wissentlich in diese Situation bringen.
Ich sagte: Wenn es möglich wäre, würde ich auch lieber glücklich sein. und begann zu weinen.
Nun ist es wohl erstmal wichtig, was ich mache, was ich denke und was für fragen ich mir jeden Tag stelle, ohne dass ich es wirklich will. Dazu kommt noch, dass ich Dinge wirklich sehr sensibel auffasse und auch überbewerte.
Es ist wichtig an der Stelle zu sagen, dass sie mich nie angelogen, mich nie betrogen hat oder unrecht behandelt hat. Alles was jetzt folgt liegt daran, dass ich vor 9 Jahren von einem Menschen betrogen wurde, den ich gern hatte.
Wo fange ich an? Es geht los beim schreiben. Wenn mir irgendwas komisch vorkommt, frage ich mich, was los ist. Was für Gründe könnte es haben, dass sie ausgerechnet sowas schreibt. Liegt es daran, dass ich ihr auf die Nerven gehe? Liegt es an einen anderem Mann?
Vor einigen Wochen habe ich sie gefragt, was das heißen soll, wieso sie sowas schreibt, etc.
Auch hat sie gefragt, was solche Fragen in meinem Kopf triggert. Weil ich mich auch selbst für all das schäme war ich eventuell nicht ganz ehrlich zu ihr. Es liegt aber tatsächlich daran, wenn ich nach langer Zeit keine Antwort erhalten habe, dass ich mich dann verrückt mache und mir Fragen stelle wie: Was macht sie? Geht es ihr gut? Wird sie angemacht? Was macht sie?
Die extremste Frage ist: Betrügt sie mich?
In diesem Moment spielen sich dann auch Bilder in meinem Kopf ab, wie sie von jemanden liebkost wird und es genießt.
Es ist einfach die reinste Folter solche Bilder im Kopf zu haben. Mein ganzer Körper steht dann unter Strom.
Ich nenne jetzt mal Beispiel Nr.1:
Sie war mal auf einer Hochzeit und dort gab es Abends natürlich Alk.. Ich habe lange nichts von ihr gehört und habe solche Bilder im Kopf gehabt. Ich habe gedacht, wieso meldet sie sich nicht? Will sie vermeiden, gefragt zu werden, dass sie einen Partner hat?
Und nach 3 oder 4h hat sie gesagt, sie wollte nicht unhöflich sein und hat mit den Leuten dort geredet.
Beispiel Nr.2:
Sie war über das Wochenende mit ihrem Ex-Partner und 2 anderen auf der Rennstrecke. Ich durfte auch feststellen, dass ich eine Prüfung nicht bestanden habe.
Ich habe es ihr natürlich gesagt und mir sofort gedacht, was wenn sie dort jemanden kennenlernen wird, der nicht so faul ist?
Wird sie mich dann für jemanden verlassen?
Auf der Rückfahrt war sie komisch und abweisend, es hat mich verletzt, da ich nicht wusste an was es liegt.
Sie sagte dann, dass sie kaputt und müde ist. Das habe ich verstanden.
Ihr Exfreund hat sie mit hin- und zurückgenommen, da sich beide im guten getrennt haben.
Als sie dann Zuhause war, hat sie mir auf ein Mal mehr geschrieben.
Ich mir habe mir natürlich direkt wieder Gedanken gemacht.
Hat sie mir jetzt nicht geschrieben, weil ihr Ex dabei ist?
Naja und die üblichen Gedanken, dass sie mich betrügt.
Sie ist mir wirklich unfassbar viel Wert und ich würde soweit gehen und sagen, dass ich Gefühle für sie hege, die so stark sind, dass sie der Definition von Liebe am nächsten kommt.
Und diese Gefühle haben mich schnell erkennen lassen, dass meine Gedanken nicht normal sind, zumal sie ein liebevoller und ehrlicher Mensch ist.
Die jungen Frauen vor ihr waren mir nicht ansatzweise so wichtig. Ich will ihr der beste Partner sein und scheitere daran, weil ich mir diese Fragen stelle und Gedanken mache.
Sie hat mir bis jetzt immer versucht den Rücken zu stärken, auch bei diesem Problem, obwohl ich ihr indirekt unterstelle, dass sie mich betrügt.
Es tut mir selbst in der Seele weh, dass ich ihr sowas unterstelle, da es nicht wahr ist.
Ich bin seit Wochen einfach nur mürbe, bin unruhig, bin traurig, versinke oft in Gedanken.
Glücklich mit mir selbst kann ich auch nicht sein, da ich es einfach nur peinlich finde und mich dafür schäme, was ich bin.
Für alle die sich durch diese kolossale Ansammlung an Wörter gelesen haben: Danke, dass ihr euch die Mühe gemacht habt.
An die, die sich in einigen Sachen wiederfinden können: Ihr seid nicht alleine.
Zum Schluss würde ich noch gerne etwas sagen.
Als ich letzte Woche mit der Bahn gefahren bin, habe ich mir Gedanken darüber gemacht, wieso ich mich so fühle, als hätte ich einen Krieg gekämpft.
Dann fiel mir ein, dass Soldaten an PTBS leiden können und habe folgendes gefunden:
Tatsächlich leiden Menschen, die von ihrem Partner betrogen wurden, unter ähnlichen Symptomen wie bei einer Posttraumatischen Belastungsstörung, die etwa durch Misshandlung oder grauenvolle Kriegserlebnisse ausgelöst werden kann.
Nun dann, ich freue mich auf Fragen, falls ihr welche habt!
Mit freundlichen Grüßen
Julian
12.08.2019 01:34 •
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