Hallo!
@ Blümchen
Ich glaube, das Problem ist nicht, daß man auch zwei Jahre nach der Trennung noch liebt, das Problem ist auch nicht, daß man sich überhaupt verliebt hat, sondern das Problem ist dieser nagende Kummer. Denn dieser blockiert ja alles andere in Deinem Leben, so daß Du auch das Gefühl hast, es kommt gar nichts so wirklich bei Dir an, auch wenn Du etwas Schönes erlebst. Du bist, scheint mir, ganz ausgefüllt von diesem Kummer, und dieser malt Dir alles, was immer Du auch erlebst, in der gleichen grauen Farbe an.
Es ist ja immer von loslassen die Rede, und meist wird das so verstanden, daß man alles loslassen und am besten die die ganze Beziehung vergessen müsse, mit allen Mitteln, und seien es die krampfhaftesten und lächerlichsten (wie das nachträgliche Schlechtmachen). Aber dem ist durchaus nicht so. Man braucht die Liebe nicht loszulassen, sondern all die wehmütigen, Kummer verursachenden Gedanken daran. Nur weil eine Sonne versunken ist, braucht man sie sich nicht im Nachhinein dunkel zu denken; das macht einen nur selber finster. Gerade das nämlich läßt einen nicht loskommen und macht einem alles zunichte. Es ist, als würde man sich in diesem Kummer verankern - vielleicht, weil man meint, damit zumindest eine Art von melancholischem Abglanz dieser Liebe behalten zu können; wenn man schon ihre Tagseite nicht hat, dann wenigstens ihre Nachtseite. Aber gerade diese tut einem nicht gut, nicht auf Dauer.
Versuche einmal, in Liebe an die Liebe zu denken - das weckt Dich auf wie aus einem bitteren Dornröschenschlaf. Ich sage nicht, daß Du dann keine Tränen mehr weinst. Aber es werden ganz andere sein.
Die Liebe, auch die, die man erlebt hat, die vergangen ist, kann immer nur eine glückliche Emotion sein. Nur muß man sie von all den schmerzlichen, leidvollen Emotionen, die nach einer Trennung zwangsläufig auftauchen und über sie herfallen, oft ganz massiv, nach und nach wieder befreien. All diese Wut, die Trauer, die Verzweiflung, oft auch eigene Schuldgefühle müssen sozusagen weggeschaufelt werden wie die Trümmer eines eingestürzten Schlosses. Das ist mühsam. Aber das, was man darunter findet, kann nur das sein, was es erbaut hat, kann nur die Liebe sein.
Vielleicht erwartest Du auch zu viel von äußeren Aktivitäten (weil Du sagst, Du machst viel Sport, gehst viel unter Leute usw.). Das kann zwar der Ablenkung dienen, anfangs, aber befreit Dich nicht innerlich. Im Inneren bleibst Du am selben Fleck stehen, auch wenn sich die Welt noch so toll dreht um Dich herum oder Du sogar mittanzt mit ihr. Du solltest vielmehr versuchen, zu fühlen, mit allem, was Du hast. Dann wirst Du am Ende wieder die Liebe fühlen, was immer auch geschehen ist, und nur das kann Dich auch wieder ganz zum Leben erwecken. Mit Enttäuschungen kann man leben, auch mit schweren, die einen nahezu vernichten. Aber ohne Träume kann man nicht leben. Und die Träume, die guten, schönen, hoffnungsfrohen, kommen erst dann wieder hervor, wenn man sich von diesen Dunkelheiten befreit hat, wenn man wieder heraustritt daraus.
Ja, die Beziehung ist gescheitert, leider. Aber nicht die Liebe ist gescheitert, auch Du bist nicht gescheitert. Manchmal weiß man einfach nicht, woran es eigentlich gelegen ist, und wird es auch nie wissen. Aber alle Gründe, die man sich nur ausdenken kann, helfen ohnehin nichts. Die drücken einen mehr nieder als daß sie einem auf die Beine helfen. Vielmehr müßte es Dir gelingen, wieder ins Fühlen zu kommen, Dich sozusagen aus dieser Beklemmung und Erstarrung herauszufühlen und mit allem Gescheitert Deinen Frieden zu machen. Es liegt nichts an einem Scheitern - das Leben ist sooo weit. Da macht es nichts, wenn man einmal in einer tiefen Senke landet und trauert. Nur sollte man sich irgendwann auch wieder auf den Weg machen (und der ist ein innerer), um über den Rand der Senke hinauszublicken - und wieder zu sehen, wie weit das Leben ist.
Ich wünsche Dir alles Gute!
Liebe Grüße
10.05.2016 01:33 •
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