Liebes Forum,
der Text ist etwas länger geworden, aber ich hoffe, es gibt den ein oder anderen, der bis zum Ende durchhält und vielleicht ein paar Tipps, Kommentare oder tröstende Worte hat.
Vor drei Tagen wurde ich verlassen. Ich habe mir hier schon einige Artikel durchgelesen und mich dazu entschieden, dass es mir vielleicht auch helfen wird, mir alles von der Seele zu schreiben und ein paar neutrale Meinungen von euch zu bekommen. Hier zu meiner Geschichte:
Mein Freund und ich waren seit 6 Jahren zusammen, seit 1,5 Jahren wohnen wir auch zusammen. Bis vor kurzem dachte ich noch, alles wäre super. Ich habe habe ihn immer bedingungslos unterstützt, auch in Phasen seines Lebens, in denen es nicht grade leicht mit ihm auszuhalten war (er war unzufrieden mit sich selbst aufgrund von Problemen in Uni/Arbeit ect.) und mir viele Leute immer gesagt haben wie hälts du es noch mit ihm aus? wieso hast du ihm nicht schon längst ein Ultimatum gestellt? etc. Dergleichen habe ich nie gemacht. Ich habe ihn geliebt und für mich bedeutet Liebe und Partnerschaft, den anderen zu unterstützen, egal in welcher schwiergen Phase er sich befindet. Ich habe über vieles hinweg gesehen weil ich ihn liebe und für mich war klar, dass eine lange, glückliche Partnerschaft auch Arbeit bedeutet und bedeutet, die Macken des anderen zu akzeptieren und wenn es wirklich größere Probleme gibt, auch daran zu arbeiten. Er hat seinen Uni-Abschluss lange vor sich hin geschoben gehabt, lange bei seinen Eltern gewohnt (bis Ende 20), kein Geld verdient. Ich habe immer zurück gesteckt, ihm alle Zeit gelassen, sich zu finden und herauszufinden, was er will. Habe akzeptiert, dass wir uns keine Urlaube leisten können (obwohl ich es gekonnt hätte), habe ihn nie unter Druck gesetzt. Und dann wurde auch alles besser, er hat nun einen Job, wurde viel Glücklicher und entspannter, alles lief sehr gut.
Vor ungefähr zwei Monaten dann (im Laufe des Jahres haben einige seiner Freunde geheiratet) habe ich mitbekommen, dass er rum erzählt, dass es bei uns auch bald so weit sei mit einer Hochzeit. Manche haben mich darauf angesprochen und gesagt, dass ich bestimmt bald einen Antrag bekomme. Ich habe mich gefreut, denn für mich Stand fest, dass ich mit diesem Mann alt werden will. In den vergangenen Jahren haben wir uns beide eine gemeinsame Zukunft ausgemalt und uns darauf gefreut und die gemeinsame, liebevoll eingerichtete Wohnung war dann die Krönung unserer bis dahin wirklich super Beziehung. Ich dachte also, alles läuft perfekt.
Dann vor ein paar Wochen hat er sich ziemlich schlagartig verändert. Er war ständig gereizt, hat wenig mit mir gesprochen, es gab keine Zärtlichkeiten und keine liebevollen Gesten mehr. Ich habe ihn mehrmals darauf angesprochen und das Gespräch gesucht, aber er sagte immer, es sei alles okay und hat das Thema gewechselt. Dann waren wir sogar noch im Urlaub, in dem es eigentlich lief wie immer und der sehr schön war. Doch danach war es wie zuvor, wieder sehr unterkühlt.
Dann, vor drei Tagen, kam es alles ganz plötzlich. Nach einem Abend bei Freunden kam er heim und hat wohl den Mut gefasst, mit mir zu sprechen. Er sagte mir, dass er so nicht mehr weiter machen könne. Er könne diese Monotonie nicht mehr aushalten. Auf die Frage, ob er mich nicht mehr liebe, sagte er nur das kann ich so auch nicht ganz sagen. Er sagte, unser Alltag wäre nur noch monoton und langweilig, er könne einfach nicht mehr so weiter machen und bevor wir in einer tristen Ehe versinken, lieber jetzt als später. Ich war natürlich geschockt. Und dann sagt er mir auch noch allen Ernstes, im Moment der Trennung: Echt komisch, vor zwei Monaten war ich mir noch ganz sicher und wollte dir einen Antrag machen und war noch ganz anderer Meinung. Doch dann hab ich mal drüber nach gedacht und es geht einfach nicht mehr. Sowas will man natürlich in so einem Moment echt nicht hören.
Er ist ein guter Kerl - es hat ihm furchtbar leid getan, er hat gesagt er weiß, wie viel ich für ihn getan habe und er will mir nicht weh tun etc. Er sagt auch ich kann alles aus der Wohnung mitnehmen, was ich will, solange bleiben wie ich etc. Aber ich habe mich gefühlt, als ob mir das Herz stehen bleibt. Letzte Woche war mein Leben noch super - Meine Zukunft war rosig, ich dachte ich werde diesen Mann heiraten, Kinder bekommen, ein Haus bauen. Und von jetzt auf gleich lag alles in Scherben und ich stand vor dem Nichts. Ich habe ihn nicht angeschrien, habe natürlich sehr geweint, aber bin ihm gegenüber noch recht gefasst geblieben.
Ich konnte natürlich keine Sekunde länger mehr in der Wohnung bleiben, die wir uns gemeinsam so liebevoll eingerichtet hatten und die ich über alles liebe. Ich habe das Nötigste zusammen gepackt und bin zurück zu meinen Eltern, in mein altes Kinderzimmer. Es ist einfach nur furchtbar. Ich habe schlagartig meinen Lebensmittelpunkt verloren. Er war der Mensch, mit dem ich am liebsten meine Zeit verbracht habe. Die Vorstellung, dass es ihm nicht so ging, ist furchtbar.
Und ich kann einfach nicht verstehen, was passiert ist. Meine Gedanken kreisen. Ich habe unseren Alltag genossen, für mich war das keine Monotonie, sondern eine tiefe Liebe und Vertrautheit. Ich habe es genossen, abends mit ihm auf der Couch zu sitzen und zu entspannen. Gleichzeitig habe ich ihn nie abgehalten, Freunde einzuladen oder etwas selbst zu unternehmen, was er ja auch immer getan hat. Noch vor ein paar Monaten hat er selbst gesagt, wie schön die Abende an den Wochenenden sind, die wir einfach zu zweit gemütlich auf der Couch verbringen. Und es ist ja nicht so, das wir sonst nichts unternommen hätten. Wir haben beide unsere Freundeskreise, und grade seine Freunde haben immer sehr viel unternommen, wo wir dabei waren.
Meine Gedanken kreisen immer um diese Frage: Wie kann vor 2 Monaten noch alles so super gewesen sein? Er hat mich geliebt und wollte mich heiraten. Wie kann ihm dann plötzlich auffallen, dass er mich doch nicht mehr liebt und ihn unser Alltag plötzlich anödet? Was sucht er denn? Langzeitbeziehungen sind eben auch Arbeit und Alltag, ist doch klar, dass es nicht alles wie in der ersten Verliebtheitsphase sein kann. Liegt es daran, dass er jetzt durch seinen neuen Job die große weite Welt kennenlernt, auf Networking-Events ist, viele neue Leute kennenlernt? Hat er das Gefühl, mit mir etwas zu verpassen?
Was mich vor allem stört sind zwei Dinge: Dieser plötzliche Sinneswandel zum einen und dann die Tatsache, dass er vorher nie mit mir darüber gesprochen hat, dass er nicht mehr ganz so zufrieden ist. Wenn ich in den vergangenen Jahren nicht ganz zufrieden war, habe ich es angesprochen oder daran gearbeitet. Ich habe ihn in schwierigen Phasen unterstützt, weil ich ihn geliebt habe und mir klar war, dass wenn man ein Leben lang zusammen sein will auch über Dinge sprechen muss und arbeiten muss. Ich finde es nicht fair, dass er mich nach 6 Jahren innerhalb kürzester Zeit vor vollendete Tatsachen stellt und uns keine Chance gegeben hat, etwas zu ändern. Wenn er vor zwei Monaten noch den Rest seines Lebens mit mir verbringen wollte, dann sollte man doch meinen, dass ihm noch was an der Beziehung gelegen hat. Das verstehe ich einfach nicht. War das Torschlusspanik? Hat er mich schon Jahre lang nicht mehr geliebt und tatsächlich erst jetzt gemerkt? Wird er erst merken, was er hatte, wenn es vorbei ist oder er in einer neuen Partnerschaft merkt, dass der Beziehungsalltag eben irgendwann überall eintritt? Alles Fragen, die mir ständig im Kopf herum kreisen. Und ich finde es einfach nicht fair. Ich habe immer zurück gesteckt und viel für ihn getan. Und jetzt das.
Und jetzt stehe ich hier vor dem Trümmerhaufen meiner Zukunft und weiß nicht weiter. Ich bekomme viel Unterstützung von meiner Familie und meinen Freunden, aber es ist wirklich hart, das kennt ihr ja sicherlich alle. Ich habe noch nie alleine gewohnt und habe Angst davor, einsam zu sein, wenn ich mir demnächst meine erste eigene Wohnung alleine suche. Seit ich 20 bin, bin ich mit ihm zusammen. Mir fehlt unser Alltag und das Gefühl, dass da immer jemand ist, der an einen denkt, der Abends zuhause auf einen wartet, dem man alles erzählen kann. Wenn etwas passiert ist, ist er der erste, dem ich es erzählen möchte. Er war für mich das wichtigste im Leben, mein Mittelpunkt. Und jetzt hab ich das Gefühl, ich weiß nicht wer ich bin. Wie soll ich jemals jemanden anderen finden? Ich gehe nicht gerne in Clubs, bin eher schüchtern, habe zwar Freunde mit denen ich etwas unternehme, aber wüsste nicht, wo ich jemanden kennen lernen soll, der so zu mir passt, wie er es getan hat. Ich bin nun fast 27 und bei dem Gedanken, jetzt nochmal von Vorne anfangen zu müssen, wo ich mir doch schon meine Zukunft mit Hochzeit und Kindern ausgemalt hatte, ist grauenhaft.
Meine Familie und Freunde sagen zwar, dass er es bald bitter bereuen wird wenn er merkt, was er verloren hat und dass ich ein Sechser im Lotto für ihn war und viele sagen mir jetzt, dass sie sowieso nie verstehen konnten, was ich mit ihm will und was er für ein Glück hatte. nur das hilft mir auch nicht weiter, sondern schürt nur die Hoffnung, dass er zurück kommt. Andererseits weiß ich auch, dass es nie wieder funktionieren könnte, weil ich mich immer fragen würde, ob ich heute wieder zu langweilig für ihn wäre. Viele Leute sagen mir, dass ich die Chance nutzen soll, jetzt könne ich machen, was ich will, muss mich nach keinem mehr richten. Aber das war grade das, was mir gefallen hat. Ich bin gerne in einer Beziehung, habe mich gern nach ihm gerichtet und mein Leben mit ihm geplant.
Ich bin leider jemand, der nicht gut im Alleinsein ist. Der zwar Freunde hat, aber nicht so viele und leider sind alle in festen, langjährigen Beziehungen, keine Singles, die jetzt was mit mir unternehmen würden, was Singles tun. Ich war glücklich, wie es war und mir wird das alles so unendlich fehlen, dass es mir fast das Herz zerreist. Ich werde seine Freunde vermissen und unsere Wohnung. Den Mann, der er mal war, der mich geliebt hat und zärtlich war. Ich bin ein sehr logischer, rationaler Mensch, der alles bis ins Kleinste durchdenkt und im Grunde ist mir klar, dass ich darüber hinwegkommen werde und dass es vielleicht am Ende besser so ist. Aber ich kann nichts dagegen tun, dass ich mir vorkomme, als würde eine Hälfte von mir fehlen. Als ob alles, was ich mir gewünscht habe und was zum Greifen nah war plötzlich verschwunden ist.
Ich hoffe, ihr habt bis hier hin durchgehalten und der ein oder andere hat vielleicht ein paar tröstende Worte für mich oder hat Ähnliches erlebt. Vielleicht hat ja auch jemand Ideen dazu, wie jemand seine Meinung innerhalb von zwei Monaten von ich will dich heiraten zu ich bin unzufrieden und kann nicht mehr ändern kann. Habt ihr Tipps, wie ich diese Gedanken loswerde, dass er vielleicht doch zurück kommt und alles bitter bereut und alles wird wie früher? Ich weiß, dass es nie mehr so werden kann, aber ich kann einfach nicht loslassen und hoffe insgeheim noch immer.
Danke euch schon mal und ganz liebe Grüße
13.11.2017 12:50 •
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