Ich bin vor einigen Wochen auf das Forum hier gestoßen und hab hier jeden Tag Trost und Anregungen gefunden.
Gestern haben meine Ex ich uns kurz eine SMS geschrieben und mich wirft das wieder so zurück, ich halt diesen Kummer kaum aus.
Meine Freundin und ich (31,32) waren 4 Jahre lang zusammen und ich hab sie wirklich sehr geliebt. Wir sind beide als Kreative viel unterwegs haben große Schnittmengen was unsere Jobs angeht, konnten reden, zusammen kochen, haben wunderschöne Reisen gemacht, konnten Quatsch machen, auch unser S.leben war meistens erfüllend.
Ich hab sie immer sehr bewundert wie sie ihren künsterischen Weg ging und hab sie unterstützt wo ich konnte, ich hab uns -und andere haben uns immer auf Augenhöhe wahrgenommen.
Wir führten eine Fernbeziehung zwischen zwei Städten, was am Anfang auch okay war, so hatte jeder seinen Freiraum und wir waren beide auch in beiden Städten beruflich unterwegs, hatten also sozusagen zwei Wohnungen.
Wir haben uns eigentlich jede Woche gesehen, meist übers Wochenende, ansonsten haben wir viel telefoniert. Sehr viel, dutzende Male am Tag haben wir uns ausgetauscht, manchmal wenn der eine einkaufen war oder im Auto oder gerade irgendwas vorgefallen war.
Das kommt mir jetzt während ich das schreibe fast etwas absurd vor, aber es war eben unsere Art unsere Nähe aufrechtzuerhalten, manchmal gab es auch Phasen wo ich sagte, dass wir uns da vielleicht ein bißchen beschränken sollten, das hat sie schnell verletzt. Aber manchmal hatte ich das Gefühl wir telefonierten als Übersprungshandlung.
Man hat sofort den anderen angerufen, anstatt Momente auch für sich selbst auszuhalten.
Es gab auch eine Phase, da war es ihr sehr wichtig, dass ich mein Handy nachts anhabe, für den Fall dass mal irgendwas ist, sie hatte große Angst, mich nicht erreichen zu können. Ich fühlte mich da innerlich zwar etwas bedrängt, aber hab es auch nachvollziehen können und es gerne gemacht.
Wir haben uns in dem was man so Alltag nennen kann eigentlich kaum gestritten, zumindest nicht wegen irgendwelcher Kleinigkeiten. Da waren wir wirklich ein Team. Jobmäßig genauso, wir konnten über alles reden, haben uns den Rücken freigehalten und Mut gemacht, gelacht, geärgert, immer auch gemeinsame Erholungstage gemacht.
Aber wenn wir uns gestritten haben, dann gab es immer ein Muster, was wir in den 4 Jahren nicht wegbekommen haben.
Meist wenn wir unter Leuten waren, wurde sie manchmal ganz still und zog sich zurück. Sie wirkte dann sehr distanziert und ich hab sie oft zur Seite genommen und gefragt ob alles okay ist, weil ich weiß ja wie ausgelassen und auch locker sie sein kann. Oft kam von ihr nur ein: es ist nichts, was mich irgendwann auf die Palme gebracht hat, weil es so offensichtlich war.
Auch hinterher konnten wir das nicht immer klären, manchmal hatte ich fast das Gefühl als wisse sie selbst nicht genau was eigentlich los war. Sie sagte gerne, man könne eben nicht immer gut drauf sein etc. Mich hat das wahnsinnig verletzt, weil ich schnell das Gefühl hatte, irgendwie Schuld daran zu sein, ich spürte so einen Vorwurf im Raum und später nach der Trennung sagte sie mir, sie habe in diesen Momenten einfach oft das Gefühl gehabt, sie stünde bei mir nicht an erster Stelle. War eifersüchtig oder einfach unsicher. Ich bin vom Typ her sehr offen, kommunikativ und gehe auf Menschen und auch auf Frauen sehr offen und locker zu, sie empfand das oft als flirty, ich hab ihr immer gesagt, dass ich klare Grenzen ziehe und sie mich auch so kennengelernt hat, mein bester Freund bzw. Freundin ist weiblich (das war am Anfang auch nicht so leicht für sie). Es stand für mich außer Frage, nicht ehrlich und aufrichtig in einer Beziehung zu sein und meine beste Freundin ist für mich wie eine Schwester keinesfalls eine s.uelle Spielerei und ich habe nie irgendwie versucht bewusst irgendwelche Eifersüchteleien zu provozieren, Treue und Aufrichtigkeit sind mir ganz wichtig. Das hab ich auch immer klar gesagt und mit der Zeit ging es für sie besser. So richtig aufgemacht hat sie sich meinen Freunden gegenüber nie, da hatte sie innerlich oft die Handbremse angezogen aus Angst irgendwie abgelehnt zu werden, dieser Schutz war mal stärker, manchmal auch gar nicht da, dann war sie einfach wunderbar, witzig, leicht und voller Liebe.
Aber dieses Streitmuster haben wir nur selten im Griff gehabt- Sie zieht sich unerwartet zurück, das irritiert mich, ich will es ansprechen, sie kann das nicht sofort reflektieren, ich schütze mich vor den vermeintlichen inneren Schuldgefühlen mit Wut, die Wut bestätigt ihr wiederum ihren Glaubenssatz, dass ich sie nicht lieben würde, daraufhin zieht sie sich noch mehr zurück und so weiter.
Bisher konnten wir das dann aber nach ein paar Stunden klären, je nachdem auch mal schneller oder langsamer und für mich war es dann auch vergessen. Für sie nicht. Sie kämpfte oft noch Tage später mit Dingen die ich ihr gesagt habe, oft völlig aus dem Zusammenhang gerissen und quälte sich damit.
Dabei vergaß sie völlig den Kontext.
Mir war nicht klar wie sehr und wie lange sie sich mit manchen Dingen quält, das hat sie vor mir verborgen. Sie sagte manchmal, dass wir uns nicht nochmal so streiten dürften, dass sei zu heftig für sie, ich konnte das gar nicht einordnen. Für mich waren das keine schlimmen Streitereien, klar bleiben Verletzungen nicht immer aus, aber es waren eben emotionale Knöpfe, die ja in erster Linie was mit einem selber zu tun haben und solange man hinterher drüber reden kann und auch zugeben kann ein Hitzkopf gewesen zu sein, finde ich ich muss auch Streit möglich sein. Auch wenn er mal nicht konstruktiv ist. Das ist auch nicht meine erste Beziehung, ich fand unsere Auseinandersetzungen völlig im Rahmen. Aber mir war wie gesagt auch nicht klar, wie sehr sie diese Streitereien (von denen es in 4 Jahren vielleicht 10 dieser Art gab!) mitgenommen haben. In ihrer einzigen allerdings langjährigen Beziehung davor war es wohl sehr harmonisch, Streit kam da wohl nicht vor, zumindest nicht in der Form. Ihr Ex konnte sie nicht wirklich verletzen, sie fühlte sich immer sicher und geborgen. Am Ende war sie es aber die die Beziehung beendete weil sie keine Gefühle mehr für ihren Ex hatte, denn vieles ist ihm eben auch nie aufgefallen, vieles hat er nie angesprochen, er hat scheinbar alles so akzeptiert wie es war.
Mir ist klar dass wir in solchen Streitmomenten selten als Erwachsene streiten. Mein inneres Kind ist völlig verwirrt wegen dem plötzlichen Liebesentzug ihrerseits und fühlt sich für ihre Stimmung verantwortlich und schuldig. Ihr Kind fühlt sich von mir abgelehnt und ungeliebt. Der Unterschied ist glaube ich nur, dass mir diese Prozesse mittlerweile sehr viel bewusster sind als ihr, da gibt es ein Ungleichgewicht. Sie glaubt oft Andere seien für ihre Gefühle verantwortlich und sie habe da kaum Einfluss drauf.
Dann kam das Thema Kinder auf. Ihre Schwester hatte Zwillinge bekommen und plötzlich war sie völlig vernarrt in den Wunsch Kinder zu haben, ich möchte gerne eine Familie, gerne Kinder haben, aber konnte diese plötzliche Begeisterung nicht ganz teilen oder nachvollziehen. Bislang haben wir uns eigentlich sehr unseren Jobs und unserer Freiheit gewidmet, da veränderte sie sich stark, klar sie ist 31 und das ist jetzt eben auch Thema für sie, verstehe ich alles.
Aber auch da kam sie eines Tages und setzte mir gefühlt die Pistole auf die Brust und meinte, ich hab das Gefühl du willst gar keine Kinder mit mir. Ich fühlte mich so ein bißchen in die Ecke gedrängt und meinte, ganz ehrlich das ist doch der zweite Schritt vorm ersten, wir sollten erst mal zusammen ziehen und schauen wie das funktioniert und dass das für mich gerade total plötzlich kommt und dann ging es immer so weiter. Ich würde das nicht wollen bla bla bla und ob ich sie überhaupt als Mutter sähe?
Ich sagte ihr, ehrlich gesagt- nein ich sehe sie gerade nicht als Mutter. Für mich ist das eine ganz neue Seite und bisher hatte ich sie nicht wirklich als Familienmenschen kennen gelernt, es ging bislang primär um sie als Künsterlin.
Wir haben beide etwas schwierige Familienverhältnisse, so habe ich ihre Mutter bis heute nie kennen gelernt. Auch kam sie selten mit, wenn ich zu meiner Familie gefahren bin.
All das trug jedenfalls nicht dazu bei dass ich sie als Familienmenschen gesehen habe- was nicht heißt dass das nicht werden kann und auch wird, sie wird bestimmt eine liebevolle Mutter sein, nur im Moment habe ich das nicht gesehen.
Das hat sie sehr verletzt- ich versuchte zu erklären was ich meine: XY z.B ist für mich eher jemand den ich als Mutter sehe, passt viel auf ihre Neffen auf, macht viel mit der Familie, hat immer gesagt, sie wolle Kinder, hat andere Prioritäten.
Sie wiederum hörte nur, aha die siehst du so, aber mich nicht: du liebst mich nicht, willst mich nicht, hast mich nie gewollt.
So wie ihr seht sprechen in den Momenten nicht dieselbe Sprache.
Nach diesem Disput war erstmal 6 Wochen Kälte ihrerseits kein S. mehr und dann kam ziemlich schnell der Schlussstrich, das ist ca. 3 Monate her. Sie wollte Zeit zum nachdenken, ich wollte dass wir an uns arbeiten, hab sie gefragt ob wir eine Paartherapie probieren wollen, denn diese Streitmomente waren selten und das Muster zwar tief, aber doch auch ziemlich deutlich und klar.
Sie wollte dass nicht. Sagte dass andere auch nicht immer an sich arbeiten müssten, sondern sich so akzeptieren wie sie sind.
Ich konnte das nicht glauben, nach 4 Jahren? Einfach alles hinwerfen?
Sie sagte sie könne diese Selbstzweifel nicht mehr aushalten, sie wolle sich nicht ständig klein fühlen, sich nicht immer hinterfragen oder zweifeln und habe sich nun so zu gemacht, dass sie sich nicht mehr aufbekommt. Mit jedem Streit sei ein Stück in ihr gestorben.
Aber sie wolle am liebsten ein Pause ein Jahr und dann gucken was passiert, sie fühle sich gerade nur gut alleine.
Ich bin aus allen Wolken gefallen. Ich meine, ja jetzt wo ich weiß wie es in ihr manchmal aussah glaube ich auch, dass das keine gute Basis für eine Familie ist, aber ich bin trotzdem traurig, dass wir es nicht hinbekommen. Sie sagt dass sie im Moment nur die negativen Dinge in unserer Beziehung sieht, was für mich kaum zu glauben ist, ich sehe das so anders, aber ich habe auch emotional nicht so gelitten wie sie offenbar gelitten haben muss- nur dann hatte sie ja kaum Vertrauen zu mir, auch nach den 4 Jahren nicht. Es ist so schwer zu verstehen, dass zwei Menschen eine Beziehung so anders erleben können und sie sich zurückzieht, weil sie mich wie sie sagt, viel zu sehr geliebt hat und die Ängste und Zweifel nicht mehr aushält.
Es gab nach der Trennung noch 2 Treffen, wo wir geredet und geweint haben (letzteres eher ich) aber es nichts zu machen. Ihre Tür ist zu und ich habe so viel geweint, bin in den letzten Wochen innerlich so oft gestorben. Dass ich an den Menschen, der mir so nah war nicht mehr herankomme, dass ihre Wohnung nicht mehr auch mein zu Hause ist, dass sie Silvester irgendwo anders ist und ihr Leben ohne mich plant, das alles ist an manchen Tagen einfach zu viel. Nach dem letzten Treffen ist die Botschaft bei mir angekommen, vorher hatte ich noch Hoffnung, die ist zum Glück nicht mehr so stark. Habe sie dann überall geblockt und nach der Empfehlung hier eine Kontaktsperre begonnen, jetzt seit drei Wochen.
Aber manchmal überkommt mich meine Sehnsucht nach ihr wie ein plötzlicher Anfall von Übelkeit, plötzlich steigt es so stark in mir auf, dass es mir fast den Atem nimmt. Und ich gehe in meine Wohnung und habe die sch*** Hoffnung dass sie da ist.
Aber sie ist nicht da. Ich versuche mein Leben irgendwie zu leben, aber alles was ich tue oder nicht tue ist allein dadurch mit ihr verbunden da ich es tue um von ihr bzw. meinem Schmerz loszukommen. Und es gab auch schon Momente wo ich glücklich war, trotz allem, wo ich dankbar bin für unsere Zeit und ihren Entschluss sogar kurz akzeptieren und verstehen kann. Aber das sind Momentaufnahmen, der Rest ist steinig und ein täglicher Kampf.
Gestern habe ich lange mit mir gerungen ob ich ihr eine SMS zu Silvester schicken soll, ich dachte das verdient unsere Beziehung schon, hab ihr alles Liebe gewünscht und dass ihre Träume in Erfüllung gehen mögen. Von ihr kam ähnliches zurück, aber eben auch so unpersönlich: bleib so wie du bist. Heute ist wieder schlimm, ich möchte zu ihr fahren, möchte reden, mich erklären, ihr sagen dass ich sie immer geliebt habe. es ist zum verzweifeln.
(entschuldigt die Länge!)
01.01.2018 20:14 •
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