ich bin von meinem Freund sechs Monate betrogen worden, ahnte NIX, war vorher unterdurchschnittlich eifersüchtig und voller Vertrauen in den Mann, wir hatten Zukunftspläne, die ganze lange Strecke zusammen zu gehen usw
plötzlich und für mich im Voraus, wie ich glaubte, unerkennbar , also tatsächlich von heute auf morgen distanzierte er sich von mir und gab mir die Schuld an dem scheitern unserer Beziehung, in vollem umfang.
ich war wie vor den Kopf geschlagen, es traf mich wie ein Blitz. von der anderen Frau im Hintergrund ahnte ich NULL.
ich kämpfte noch drei Monate um ihn, reflektierte die Beziehung sehr, sehr schonungslos und eben mein Zutun.
ich erkannte meine Verantwortung, was ich beigetragen hatte, um ihn an diesen Punkt zu bringen, aber diese massiven Vorwürfe, die von ihm kamen, die wirklich die gesamte Schuld auf meinen Schultern abluden, zwangen mich in die Knie. ich verlor den Mann, den ich liebte, ich verlor den besten Freund und dann noch mein Zuhause, weil ich nach den drei Monaten , in denen ich vergeblich um ihn kämpfte, ausziehen musste
ich weiß ehrlich nicht, wo ich heute wäre. die Schuldgefühle, die Liebe meines Lebens aus eigener Schuld vertrieben zu haben, machten mich ganz ehrlich gesagt einfach komplett fertig, so etwas habe ich zuvor nie erlebt.
es war grausam.
nach drei Tagen, als ich ausgezogen war (und-ja, Umzüge sind teuer, lach) stand er vor mir und beichtete mir, dass er mich schon seit sechs Monaten betrog, auch noch mit meiner bis dahin engsten
Mitarbeiterin. kotzwürgspei
jedenfalls war mit einem Schlag mein Schuldgefühl WEG, mir wurde klar, dass ich gar nicht schuld an allem war! was für eine Erleichterung. ich sage es ungern, aber diese Schuldgefühle haben mich an den Rand meiner Existenz gebracht.
jedenfalls hat er mir freiwillig gebeichtet, und das zu einem Zeitpunkt, als der Weg ja praktisch frei war zu der neuen Frau.wir haben von dem Tag an - definitiv deutlich zu spät, aber besser spät als nie - sehr offen und aufrichtig miteinander über alles gesprochen. ich habe wahnsinnig viele Fragen gehabt, die er mir alle ehrlich beantwortet hat. zt Details, bei denen ich innerlich hätte abk*** mögen!
wir haben den Weg wieder aufeinander zu genommen.
verstehen kann ich ihn sehr gut! für mich entstehen Affären, Fremdgehen etc genau DANN, wenn die Kernbeziehung auf längere Sicht nicht (mehr) den eigenen Bedürfnissen gerecht wird, also ein Defizit entsteht (wo auch immer das liegen mag: Aufmerksamkeit, s., Zärtlichkeit, reden, Aktivitäten, Unbeschwertheit etc) UND darüber nicht adäquat geredet wird IN der Beziehung, man vielleicht denkt, das wird schon irgendwie wieder..... UND sich dann von außen Gelegenheiten ergeben. die können sehr, sehr vielfältig sein und überall!
man ist glaube ich nur stark gegen diese Gelegenheiten von außen, wenn man in der eigenen Beziehung wirklich kongruenz hat zwischen den eigenen Bedürfnissen und der Kommunikation darüber.
stand heute: ich bin wieder zurückgezogen, zu meinem Freund.
verzeihen ist nicht einfach, ich bekomme heute (4 Monate nach der Beichte) noch immer mal ein Gefühl von Ohnmacht und wut im Bauch, hopplahopp, ich kann euch sagen, krass! aber , lieber TE, es wird seltener. anfangs habe ich jeden Tag mehrfach an alles gedacht und war wütend und verletzt und alles zugleich.
mein grundvertrauen, was ich vorher so unglaublich stark hatte, war schlichtweg pulverisiert!
ich habe mich dann bewusst ENTSCHIEDEN, ihm wieder zu vertrauen. ich habe abgewogen, und für mich bilanziert: es lohnt sich, ihm erneut zu vertrauen und ihm zu verzeihen. jeder macht Fehler, ich ebenfalls. wir haben beide aus den schlimmen Fehlern, die wir gemacht haben, gelernt.
ich habe mich also bewusst entschieden, zu verzeihen, nach vorn zu schauen und erneut zu vertrauen. das kommt nicht auf Knopfdruck. das muss erst wieder wachsen. vielleicht wie ein haarschopf nach einer kahlrasur. aber es kommt. es wächst wieder.
und wesentlich ist die Offenheit miteinander.
als ein Beispiel: mein Freund und ich haben eine Art Monatsrückblick eingeführt, wo wir uns hinsetzen und die vergangenen Wochen Revue passieren lassen. das hilft, Dinge anzusprechen, die vielleicht auf lange Sicht in einem Verdrängungsprozess wieder totgeschwiegen und irgendwann in einem ähnlichen katastrophalen Verhalten wieder münden könnten.
verdrängen und mangelhafte Kommunikation war bei uns die Hauptursache, warum es so kam. Feigheit auch, keine Frage. ich finde das auch nicht lustig. es war furchtbar.
aber wie gesagt, wir sind alles Menschen, und Menschen machen Fehler!
es lohnt sich, finde ich, hinzuschauen, ob ein gemeinsamer weg möglich ist.
und- die Beziehung ist hinterher nicht mehr so, wie vorher. logisch!
das ist aber nichts schlechtes.
in meinem Fall kann ich sagen: sie ist reifer.
19.07.2016 10:12 •
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