Hallo liebes Forum,
nun bin ich hier. Vor 2,5 Wochen hat mich mein erster, richtiger Freund nach 1,5 Jahren Beziehung verlassen. Ich weiß, es ist sehr frisch. Aber ich bin durch Google auf dieses Forum gestoßen und hier still mitzulesen, hat mir in manchen Situationen geholfen, auf dem Boden zu bleiben. Nun habe ich mich überwunden, mich zu registrieren und meine Geschichte aufzuschreiben.
Wir lernten uns 2016 als Kollegen kennen. Er gefiel mir von Sekunde 1. Ihm schien es ähnlich zu gehen, denn wir flirteten des Öfteren. In einem Gespräch erfuhr ich, dass er in einer Beziehung ist. Von da an habe ich das flirten unterlassen. Er ließ mich jedoch nicht in Ruhe und ich war 21 und unerfahren, hatte noch nie zuvor eine richtige Beziehung und wünschte mir Nähe. So kam es also, kurzum, dazu, dass wir etwas miteinander hatten. Einmal, zweimal, dreimal - ich wollte es mir nicht eingestehen, doch ich war verliebt. Habe es weggeschoben, weil ich wusste, er ist vergeben. Er erzählte mir, in der Beziehung liefe nichts mehr und er wäre nicht glücklich. Doch dann erfuhr ich, dass seine Freundin schwanger war. Ich war am Boden zerstört. Brach jeden Kontakt ab, wechselte sogar meine Nummer und habe mich monatelang dafür gelyncht, dass ich etwas mit einen vergebenen Mann hatte. Ich weiß heute, dass es falsch war. Und vielleicht ist meine restliche Geschichte das Karma dafür. Irgendwann, nach einer Weile, habe ich nicht mehr an ihn gedacht. Über WhatsApp Status nur noch herausgefunden, dass er sie sogar geheiratet hat.
Zwei Jahre ohne Kontakt vergingen.
Doch irgendwann verleitete mich mein Herz dazu, ihm doch noch meine neue Telefonnummer zu geben. Ich hatte ja auch noch seine.
Also schrieb ich ihm und erfuhr, seine Ehe sei in die Brüche gegangen. Sie hat ihn mit seinem besten Freund betrogen. Wir trafen uns. Er sah aus wie die Hölle. Er war total komisch drauf. Erzählte mir, wie er sie gefilmt hatte, um Beweise zu sammeln. Wie er ihr nachgefahren ist, um zu sehen, ob er bei ihr ist. Wir hatten wieder etwas miteinander. Ich bekam jedoch Angst vor ihm und meldete mich nicht mehr.
Im Sommer, ein halbes Jahr später, meldete er sich dann bei mir. Er sah besser aus, kam wieder klar. Er erzählte mir, dass sie ihn mehrfach angezeigt habe wegen seiner Machenschaften. Wir trafen uns mehrmals, weil ich ihm das Gefühl geben wollte, er könne mit mir reden. Doch bei mir kamen die Gefühle wieder zum Vorschein. Mehrfach hatten wir etwas miteinander. In der einen Nacht brachte er mich plötzlich zum Reden. Wir haben über alles gesprochen, was passiert war. Meine Gefühle für ihn und dass er auch Gefühle hatte, aber ich hätte ja nie etwas gesagt. Wir trafen uns mehrfach und kamen dann zusammen. Trotz meiner Bedenken habe ich mich von meinen Gefühlen leiten lassen, weil ich dachte: wer weiß? Vielleicht werdet ihr ja richtig glücklich?
Ich ignorierte die Tatsache, dass er gerade aus einer gescheiterten Ehe kam. Dass er mit ihr ein gemeinsames Kind hat. Dass er augenscheinlich Probleme hat. Ich sah nur ihn und so, wie ich ihn idealisiert habe.
Die erste Zeit der Beziehung verlief wunderschön. Wir kochten gemeinsam, unternahmen viel und alles war typisch rosarot. Ich sah nur noch ihn, vernachlässigte meine Freundschaften und schleppte ihn überall mit hin. Nach einer Weile begann er dann, eifersüchtig zu werden. Mich immer zu fragen, mit wem ich denn schreiben würde und was ich denn gerade mache. Es missfiel mir, doch ich glaubte an die Liebe und sagte mir, es sei dem Vertrauensbruch seiner Ex geschuldet, dass er jetzt alles wissen will. Ich sagte ihm alles. Er las sogar seinen Router aus, um herauszufinden, was für Daten ich auf meinem Handy empfange. Er unterstellte mir unterschwellig, ich habe was mit einem Kollegen. Dies war der erste tiefe Einschnitt, an dem ich überlegte, es zu beenden. Doch ich tat es nicht, weil ich daran glaubte, das Vertrauen würde sich mit der Zeit festigen. Er ist generell ziemlich oft wütend geworden. Weshalb ich nach einiger Zeit oft einfach nichts mehr gesagt habe, um ihn nicht wütend zu machen. Sobald wir stritten, zog er sich zurück und ignorierte mich, manchmal stundenlang. Ich bin eine Person, die gerne über die Dinge spricht und es ausdiskutiert, aber er strafte mich mit Stille. Ich wusste, dass es mir wehtut und ich habe trotzdem weitergemacht, weil ich die Hoffnung nie verloren habe.
Ich möchte keinesfalls hier die ganzen positiven Momente außer acht lassen, doch gerade kommen mir eher die negativen in den Sinn. Letzten Sommer hatten wir noch einen Vorfall, da scannte er meinen WhatsApp Web Code, damit er von seinem PC aus mitlesen konnte. Selbst da ignorierte ich alles und blieb weiterhin mit ihm.
Das letzte halbe Jahr verlief dann wieder völlig normal, wir waren glücklich. Ich habe über die schlechten Dinge hinweggesehen, weil ich an die Liebe geglaubt habe. Dass Liebe das Allheilmittel ist und man miteinander alles übersteht. Habe sogar mir gewünscht, dass wir zusammenziehen irgendwann, obwohl er mehrfach betont hatte, er wolle das in naher Zukunft erst mal nicht. Über die Zeit hatten sich finanzielle Probleme bei ihm angehäuft und außerdem die Streitfrage um das Kind, sowie den Umgang. Ich stand ihm bei allem zur Seite, habe alle Umstände angenommen und ihn immer unterstützt. Sogar bei mir schlafen durfte er anfangs, weil er zu dem Zeitpunkt noch keine Wohnung gefunden hatte. Die Wohnung, in der er jetzt lebt, hat meine Mutter ihm durch Kontakte vermittelt. Ich lieh ihm sogar mein Auto, da er seines aufgrund des Geldmangels verkaufte. Als er in Psychosomatischer Reha war, besuchte ich ihn.
Vor 3 Wochen fing er dann plötzlich an, mich zu ignorieren. Sagte, er sei unzufrieden mit allem. Mit uns, mit seinem Leben, sogar mit seiner kleinen Tochter. ich machte mir Sorgen. Hatte Angst, dass er sich etwas tut. Als ich ihn anrief, ging er nicht ran. Meckerte mich noch an, wieso ich ihn beim schlafen stören würde. Eine Woche hielt er mich hin, wollte mich nicht sehen, nicht richtig sprechen, nichts. Ich ahnte, er würde sich trennen, hielt jedoch an der Hoffnung fest. Ich sagte ihm am Telefon, so könne es nicht weitergehen. Ich lasse mich nicht behandeln wie ein Stück Sch. Ich lasse mich nicht wegschubsen, wenn er alleine sein will und einfach keinen Bock mehr hat. Und dass er allein endet, wenn er so weitermacht. Und dann trafen wir uns und er trennte sich. Seine Probleme seien zu schwerwiegend aktuell, seine finanzielle Lage habe sich noch verschlimmert und er wüsste nicht, wie es weitergehen soll. Er wolle, dass ich glücklich werde und er könne mir dies nicht geben. Natürlich habe ich gebettelt. das bereue ich schon jetzt. Ich sagte ihm wir haben schon so viel überstanden und jetzt schmeißt er es einfach so weg. Dass er mich noch liebt hat er auch gesagt, aber es sei einfach am besten so. Weil er allein sein möchte und erst einmal alles bewältigen will. Am nächsten Morgen schrieb er mir, wie es mir geht. Wieso schreibt er mir, dachte ich? HOFFNUNG. Ich schrieb ihm einen langen Text, wieso er sich noch einmal alles überlegen sollte. Bettelte erneut. Ich schäme mich so dafür. Von ihm kam keine Reaktion mehr.
Ich litt wie ein Hund. Weinen, schreien, nichts essen, nicht schlafen. Zwang mich zur Arbeit, lenkte mich etwas ab.
Heute vor einer Woche trafen wir uns dann. Er hat eine Garage bei uns am Haus gemietet und er wollte etwas herausräumen. Ich dachte, er seie da, weil er reden wolle und es sich anders überlegt hatte. HOFFNUNG.
Ich hatte tausende Fragen im Kopf. Ich stellte sie ihm und bekam antworten:
Wenn du mich doch liebst, wieso trennst du dich? Plötzlich wusste er nicht mehr, ob er mich noch liebt
Darf ich mir noch Hoffnungen machen? Nein, in unmittelbarer Zukunft solle ich mir keine Hoffnungen machen.
Dass er dachte, wir bleiben für immer zusammen, hat er auch noch gesagt.
Und jetzt der Oberhammer: ihm wurde es "too much" - mit den Rechenschaften und dass ich immer gerne wissen wollte, ob er gut bei der Arbeit angekommen ist und so weiter. Dass ich manchmal gefragt habe, mit wem er schreibt. Weil ich mir Sorgen gemacht habe, er könne mich betrügen, so wie er es schon damals mit der anderen Frau getan hat. Und ich habe ihn immer gefragt und berichtet, um seine Eifersucht in Schach zu halten. Und dann sagt ER, es wäre ihm too much?! Das war wie ein Schlag ins Gesicht.
Jedenfalls hat mich das Treffen nach einer Woche wieder an den Anfang zurück katapultiert.
Deshalb sehe ich es auch eher so, als sei ich erst seit einer Woche verlassen worden. Es tut weh. Ich konnte wieder kaum essen, doch langsam geht es wieder. Ich wache nachts auf und kann nicht mehr einschlafen. Ich habe Angst, dass er zu seiner Exfrau zurückkehrt. Ich habe tausende Gedanken im Kopf und versuche sie zu ordnen, aber ihr merkt ja sicher selbst, dass ich hier etwas wirr spreche.
Ich weiß nicht einmal, ob jemand diesen Beitrag bis zum Ende lesen wird.
Ich mache mir selbst Vorwürfe, dass ich mich überhaupt auf so jemanden eingelassen habe.
Aber am meisten ärgere ich mich über meine Blindheit. Dass ich blindlings in mein eigenes Verderben gerannt bin, wohl wissend, was es am Ende bedeuten könnte. Und jetzt habe ich den Salat. Und weine, bin verletzt und es schmerzt SO unglaublich. Auch, wenn vieles falsch gelaufen ist, so war er doch meine erste große Liebe. Und es ist so schmerzlich zu erkennen, dass man selbst so viel investiert hat und nichts dabei rausgekommen ist. Dass man sich selbst verloren hat, weil man an etwas festgehalten hat, was eigentlich keine Liebe war.
27.02.2021 13:02 •
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